Fortschritt Jugendräder 24": Unterschied zwischen den Versionen

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(→‎Technische Angaben: https://www.ebay.de/itm/2x-Bedienungsanleitung-Klapprad-Jugendrad-VEB-Mifa-Werk-Sangerhausen-Fahrrad-DDR/402385131053?hash=item5db005d62d:g:PGsAAOSwvi9fIvCy)
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(kein Unterschied)

Version vom 22. Oktober 2020, 09:23 Uhr

Unter den Modellnummern 305 (Jugendrad für Knaben) und 355 (Jugendrad für Mädchen) wurden seit 1974 vom Kombinat Fortschritt verschiedene Varianten von Jugendrädern angeboten, die im Weiteren noch näher beschrieben werden. Die Produktion der bisher bei Mifa gefertigten Jugendräder wurde 1974 in den Betriebsteil Neukirch des Kombinats Fortschritt Landmaschinen verlegt und fand dort im Rahmen der Konsumgüterproduktion statt. Zunächst behielt man den Markennamen "Mifa" bei, ab der ersten Hälfte der 1980er Jahre wurden die Fahrräder unter der Marke "Fortschritt", ab ca. 1984 dann als "Pionier" und 1990 als "Twenter" verkauft.

Gemeinsame Merkmale der Jugendräder

Der Rahmen sowie die Details der Ausstattung entsprachen anfangs den bisher von Mifa bekannten Typen. Der Rahmen verfügte über Ausfallenden, die Rahmenhöhe betrug 44 cm. Abgesehen vom Modell 305 S besaßen alle Ausführungen entsprechende Anlötteile zur Befestigung des Dynamos und der Luftpumpe. Am Unterrohr und an der linken Kettenstrebe befanden sich Ösen zur Befestigung des Beleuchtungskabels. Die Ausstattung war durch Keiltretlager in Thompson-Ausführung, Leichtmetallfelgen, Terry-Sättel und Schutzbleche aus Leichtmetall bzw. Stahl (je nach Baujahr bzw. Modellvariante) gekennzeichnet.

Im Laufe der Produktionszeit wurden einige Details verändert: So wurde die Dynamohalterung spätestens ab 1983 am Hinterbau angebracht statt wie bisher an der Vorderradgabel. Zudem wurde das Beleuchtungskabel nun im Rahmen verlegt. Seit ca. 1980 wurden neue Gepäckträger verwendet. Zunächst besaßen die Schutzbleche (unabhängig davon, ob Stahl- oder Leichtmetallschutzbleche) vorn noch eine senkrechte Strebe. Mitte der 1980er Jahre wurde nicht nur die Form der Schutzbleche überarbeitet, sondern es entfiel auch die senkrechte Strebe am vorderen Schutzblech. Ab diesem Zeitpunkt wurden Kleidernetze für Schutzbleche der üblichen Löcherzahl verwendet. Bisher waren an den Mädchen-Jugendrädern ungwöhnlich vielstrahlige Kleidernetze verwendet worden, wie sie sonst nur bis Anfang der 1950er Jahre gebräuchlich waren. Bei den Jugendrädern aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre hatte man die Ausstattung um ein Speichenschloss erweitert, das an einer am Hinterbau befindlichen Halterung angebracht wurde. Zudem wurde in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre die Stempelbremse durch eine Felgenbremse ersetzt.

Zunächst wurde die Modellreihe 305/355 noch mit dem von Mifa bekannten Lackierungsschema und Rahmendekor ausgeliefert. Lediglich ein Aufkleber am Sattelrohr wies auf den eigentlichen Hersteller hin. Das von Mifa nur bis 1975 verwendete Rahmendekor überdauerte an den Jugendfahrrädern noch bis Anfang der 1980er Jahre. Vermutlich nur im Zeitraum 1982 bis 1984 wurden die Jugendräder unter der Marke "Fortschritt" angeboten. Die Rahmen waren jetzt nur noch einfarbig lackiert und besaßen ein sehr einfaches Rahmendekor aus Chromfolienaufklebern. Offenbar im Zusammenhang mit der Einführung der 26"-Jugendräder der Marke Junior, die spätestens ab 1984 angeboten wurden, wählte man auch für die 24"-Modelle einen neuen Markennamen. Sie wurden nun unter der Marke "Pionier" angeboten. Diese Annahme findet weitere Unterstützung dadurch, dass das Rahmendekor (Chromfolienaufkleber) der Junior- und der Pionier-Fahrräder sehr große Ähnlichkeiten aufweist. Ein markantes Detail waren schwarz lackierte Gabelhauben und Lenkerköpfe, wie sie ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre Verwendung fanden. 1990 wurde im Zusammenhang mit dem Markennamen "Twenter" erneut ein anderes Dekor eingeführt.

Ausstattungsvarianten und Modellbezeichnungen

Im Verlauf der recht langen Produktionszeit der Jugendräder wurden verschiedene Ausstattungsvarianten mit entsprechend differenzierten Modellbezeichnungen angeboten. Anhand der verfügbaren und teilweise widersprüchlichen Informationen ist eine genaue Abgrenzung jedoch schwierig.


Modelle 305 und 355

Zunächst entstanden im Kombinat Fortschritt nur diese beiden Modelle, die letztlich bis 1990 beibehalten wurden. Typisch für diese Fahrräder war der einfache Kettenschutz (einschließlich der dafür am Rahmen vorhandenen Anlötteile) sowie der Jugendlenker in flacher Form. Zunächst wurden die Modelle 305 und 355 überwiegend mit Leichtmetall-Schutzblechen ausgestattet und die Rahmen mit einer metallic-Lackierung versehen. Gelegentlich wurden aber auch graue Stahl-Schutzbleche und Uni-Lack verwendet. Seit Mitte der 1980er Jahre besaßen sie dann aber ausschließlich Stahl-Schutzbleche (in Rahmenfarbe lackiert, weiße Linierung) und Uni-Lack.

Modelle 305 L und 355 L

Seit Ende der 1970er Jahre wurden viele Jugendräder mit dem Hochlenker vom Klapprad ausgestattet. Modellübersichten von 1978 und 1980 führen für diese Ausstattungsvariante die Modellnummern 305 L und 355 L auf. Die übrige Ausstattung unterschied sich nicht. In einer Modellübersicht von 1985 sind diese Modellnummern bereits nicht mehr zu finden. Ohnehin wurden die Jugendräder fast nur noch mit dem Hochlenker ausgerüstet, was die Unterscheidung nach Lenkerform vermutlich obsolet machte.

Modelle 305-3 und 355-3

Seit spätestens 1984 wurden einige Jugendräder mit einem verbesserten Kettenschutz (durch den der obere und untere Kettenzug abgedeckt wird) ausgestattet. Bei diesen Modellen wurde aufgrund dessen anderer Befestigung auf die Anlötteile verzichtet. In einer Modellübersicht von 1985 werden sie als Modelle 305-3 und 355-3 vorgestellt, jedoch kaum gegenüber den einfacheren Typen 305 und 355 ("mit reduziertem Ausrüstungsgrad") abgegrenzt. Augenscheinlich besaßen sie immer einen Hochlenker und - in Abgrenzung zu den Basismodellen - ausschließlich Leichtmetall-Schutzbleche und metallic-Lackierung. Mit Felgenbremse wurde dieses Modell vermutlich auch erst in späteren Jahren ausgestattet (spätestens ab 1987). Für den Zeitraum 1987/88 ist auch die Bezeichnung als "305 Luxus" belegt (beim Typ 355 vermutlich analog verwendet). Produziert wurden diese Jugendfahrräder bis 1990.

Modell 305 S

In den bislang bekannten Modellübersichten taucht diese Variante nicht auf. Eine erste Erwähnung ist im Bezugsquellennachweis Wer liefert was? von 1975 zu finden, der als Erzeugnisse dieses Betriebs neben den bekannten Jugendfahrrädern für Knaben und Mädchen auch "Ausführungen mit rennsportlichem Charakter" nennt. Ein interner Bericht der Arbeiter-und-Bauern-Inspektion vom 21.08.1975 nennt den "Produktionsanlauf der Neuproduktion Jugendfahrräder mit rennsportlichem Charakter". Weiterhin findet sich ein Hinweis in einer Montageanleitung für Fahrradhändler von 1977, auch dort wird es lediglich als "Rennsportausführung" aufgeführt, ohne dass nähere Details genannt werden. Offenbar wurde das Modell 305 S nur kurzzeitig angeboten. Den bisher bekannten Belegexemplaren zufolge wurde es noch mindestens bis 1980 hergestellt. Die realisierten Stückzahlen dürften dabei vergleichsweise niedrig gewesen sein.
Konstruktiv und hinsichtlich der Ausstattung wich das Modell 305 S in manchen Details von den übrigen Jugendrädern ab: Für die Befestigung der Luftpumpe waren am Unterrohr entsprechende Anlötteile vorhanden. Am Oberrohr befanden sich Ösen zur Verlegung des Bowdenzugs der hinteren Felgenbremse. Ähnlich wie bei den Rennrädern von Diamant war am Hinterbau ein Winkel angebracht, an dem das Rücklicht befestigt werden konnte. Die Ausstattung war durch einen schmalen Rennlenker mit Vorbau sowie Felgenbremsen vorn und hinten charakterisiert. Ein Leerlaufzahnkranz, ein Dynamoscheinwerfer sowie Rennpedale waren weitere Merkmale. Beibehalten wurden die Aluminiumschutzbleche (vorn jedoch ohne Überlaufstrebe), das Keiltretlager, die Felgen und die Bereifung. Die Ausstattung erfolgte wahrscheinlich ohne Gepäckträger und mit einem Leder-Sportsattel.

Technische Angaben

Modelle 305
und 355
Modelle 305-3
und 355-3
Modell 305 S
Rahmen: Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau offen, Kettenstreben gekröpft/Sitzstreben gerade
Rahmenhöhe: 440 mm
Befestigungspunkte für Kettenschutz: An Sitz- und Unterrohr - -
Anlötteil für Dynamo: An der Vorderradgabel
(ab spät. 1983 am Hinterbau)
Am Hinterbau -
Haltespitzen für
Luftpumpe:
Am Sitzrohr Am Unterrohr
Zugführung für hintere Felgenbremse: - Am Oberrohr
Übersetzungs-
verhältnis:
40:20
Vorderradnabe: Dreiteilige Vorderradnabe (Stahl)
Hinterradnabe: Rücktrittnabe (Stahl) Starre Hinterradnabe (Stahl)
Bremsen: Vorn Stempelbremse mit Bowdenzug, hinten Rücktritt
(ab 198x: Vorn Felgenbremse)
Vorn und hinten Felgenbremse
Lenker: Jugendlenker ohne Vorbau
bzw. Hochlenker ohne Vorbau
(mit Hochlenker zeitw. als 305 L
bzw. 355 L bezeichnet)
Hochlenker ohne Vorbau Rennlenker mit Leichtmetall-Vorbau
Sattel: Terry-Sattel (Möve)
Felgen: Aluminiumfelgen
Bereifung: Drahtreifen 24" × 1 3/4" (47-507)
Schutzbleche: Leichtmetall- bzw. Stahlschutzbleche
mit senkr. Strebe
(ab 198x: Stahlschutzbleche ohne senkr. Strebe)
Leichtmetallschutzbleche mit senkr. Strebe
(ab 198x ohne senkr. Strebe)
Leichtmetallschutzbleche
Preis: 216,90 M (Modell 355, 1978)