Bremsen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 1. August 2011, 17:38 Uhr
Mit Ausnahme der Bahn-Rennräder sowie der Saalsporträder waren alle in der DDR handelsüblichen Fahrradmodelle mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsen ausgestattet, die auf das Vorderrad und das Hinterrad wirkten. Das Hinterrad wurde bei den meisten Fahrrädern mit Hilfe einer Rücktrittbremse verzögert. Daneben war die Verwendung von Felgenbremsen oder Stempelbremsen in verschiedenen Ausführungen üblich.
Stempelbremsen
- Stempelbremsen mit Gestänge
Bei dieser sehr einfachen Bremse wird mit Hilfe eines Hebels und einer senkrecht angebrachten Bremsstange der Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Diese Konstruktion führt jedoch zu einem hohen Reifenverschleiß. Zudem ist ihr Wirkungsgrad nur gering. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich die Bremshebel nur bedingt mit verschiedenen Lenkerformen kombinieren lassen. Wurden anfangs noch zahlreiche Tourenräder, Tourensporträder sowie Kinder- und Jugendräder mit einer solchen Bremse über dem Vorderrad ausgerüstet, so ging deren Verbreitung seit Anfang der 1960er Jahre zurück. Noch bis etwa 1970 wurden die 28"-Tourenräder von Mifa damit ausgestattet.
- Gestängebremse.JPG
Stempelbremse mit Gestänge
Zeitraum: 1945 - ca. 1970
Verwendung: Tourenräder aller Hersteller sowie frühe Sporträder von Mifa und frühe Tourensporträder von Diamant
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Verbindung zwischen Griff und Bremsstange gesteckt, hergestellt u.a von Mifa
- Stempelbremsen mit Seilzug
Seilzugstempelbremsen werden durch Bowdenzüge bedient. Auch hier wird ein Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Gegenüber der Betätigung mittels Gestänge ergibt sich so der Vorteil, unterschiedliche Lenkerformen verwenden zu können. Der Hauptnachteil besteht auch hier in der geringen Bremswirkung und dem hohen Reifenverschleiß. Zudem sind Stempelbremsen mit Bowdenzugbetätigung alles andere als wartungsfreundlich. Dennoch wurden noch bis 1990 zahlreiche Tourensport- und Klappräder mit dieser Vorderradbremse ausgerüstet.
Stempelbremse von Optima
Zeitraum: 195? - 195?
Verwendung: ?
Material: Stahl
Bemerkungen:Stempelbremse mit Seilzug
Zeitraum: 195? - 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1957)
Verwendung: Sporträder von Mifa
Material: Stahl
Bemerkungen:Stempelbremse mit Seilzug
Zeitraum: 195? - 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1954)
Verwendung: Sporträder von Mifa
Material: Stahl
Bemerkungen:Stempelbremse mit Seilzug
Zeitraum: 19?? - ca. 1970
Verwendung: u.a. Tourensporträder von Diamant
Material: Stahl
Bemerkungen:Stempelbremse mit Seilzug
Zeitraum: ca. 1970 - 1990
Verwendung: Tourenräder (Mifa), Tourensporträder (Diamant, IFA Touring, Mifa), Klappräder
Material: Stahl, Kunststoff
Bemerkungen: Kunststoff bis ca. 1980 grau, später schwarzBremsgriff für Stempelbremse
Zeitraum: ca. 1970 - 1990
Verwendung: Tourenräder (Mifa), Tourensporträder (Diamant, IFA Touring, Mifa), Klappräder
Material: Stahl, Kunststoff
Bemerkungen: Kunststoff bis ca. 1980 grau, später schwarz
Felgenbremsen
Bei einer Felgenbremse wird der Bremsschuh seitlich gegen die Felge gedrückt. Dies erfordert ein Felgenprofil mit geraden Seitenflächen. Felgenbremsen werden stets mit Bowdenzügen bedient. Sie können sowohl als Vorderrad- als auch als Hinterradbremse eingesetzt werden. Der Wirkungsgrad von Felgenbremsen ist deutlich größer als bei Stempelbremsen, er hängt jedoch auch stark vom Zusammenspiel zwischen Bremsbelag und Felge ab. In der DDR verwendete man Seiten- und Mittelzugfelgenbremsen. Während die Bremsarme einer Seitenzugfelgenbremse einen gemeinsamen Drehpunkt haben, bewegen sich die Bremsarme der Mittelzugfelgenbremse jeweils um einen gesonderten Drehpunkt. Bei Verwendung von Mittelzugfelgenbremsen sind außerdem Gegenhalter erforderlich, die üblicherweise am Steuersatz und am Sattelklemmbolzen befestigt wurden.
- Bremsgriffe für Sporträder
Bremsgriff von Optima (geprägt), Baujahr 1956, verbaut an: Diamant-Sporträdern von 195? bis 1957, Material: Aluminium, diese Hebel gab es auch ungeprägt - Hersteller wahrscheinlich auch Optima oder Alda
Bremshebel von Alda (geprägt), Baujahr 1957, verbaut an: Sporträdern von Diamant von 1956 bis 1958, Material: Aluminium
Bremshebel von MILA, erste Version mit der Klemmschraube unterhalb des Lenkers, Baujahr ca. 1960, verbaut an: Sporträdern von 1958 bis mind. 1974, Material: Aluminium
- Bremshebel.JPG
Bremshebel von MILA, erste Version mit der Klemmschraube unterhalb des Lenkers, Baujahr ca. 1960, verbaut an: Sporträdern von 1958 bis mind. 1974, Material: Aluminium
Bremshebel von MILA, zweite Version mit der Klemmschraube in Ebene des Lenkers, Verwendung bis 1990, Material: Aluminium
- Bremsgriffe für Rennräder
- Bild25 079.jpg
Rennrad-Bremshebel in früher Ausführung; Material: Aluminium; verwendet zwischen 195? und 196?
- Bremsgriffe Rennrad schwarz.jpeg
Variante mit schwarzer Kunststoffbeschichtung
- Felgenbremsschenkel
- Optimabremse.JPG
Bremse von Optima, breitere Ausführung, Baujahr 1956, verbaut an: Diamant-Sporträdern von 195? bis 1957, Material: Aluminium
Bremse von Rasant, breitere Ausführung, Baujahr 196?, verbaut an Diamant-Sporträdern von 1965 bis 19??, Material: Aluminium
Bremse von Rasant, Type 300; verbaut an Diamant-Tourensporträdern der Mitte/End 60er; Material: Aluminium
Bremse von Rasant, Type 300; Schriftzug eckig, schwach geprägt geprägt, Type 300 auf unteren Schenkel geprägt; an Diamant Rädern, ca Ende 70er oder Anfang 80er Material: Aluminium
- 100 3170.JPG
Bremse von Rasant, Type 300; Schriftzug eckig, stark geprägt, hinterlegt; auf Rückseite Schriftzug: Fortschritt, Feder gerade verbaut an Diamant und Mifa Rädern, ca 1986-ca 1991 Material: Aluminium
- BremsschenkelVerchromt.JPG
Bremse von Rasant aus verchromtem Aluminium, verbaut an ?? von 19?? bis 19??, Material: Aluminium
Felgenbremsen mit Gestänge
Eine Sonderstellung im DDR-Fahrradbau nahmen die in den 1950er Jahren produzierten Tourenräder in sogenannter "englischer Ausführung" ein. Sie besaßen unter anderem Felgenbremsen mit Gestängebetätigung. Bei den entsprechenden Modellen von Diamant wurde bis etwa 1958 wurde die Gestängeumlenkung in Nähe der Steuerkopfmuffe mit einer Schelle befestigt, danach in eine angelötete Hülse geschraubt. Noch bis 1961 wurden derartige Bremsen bei den letzten Exporträdern von Möve verwendet.
Bremsbeläge
Für Stempel- und Felgenbremsen dienen Gummiklötze als Bremsbeläge. Beläge für Stempelbremsen wurden quasi unverändert seit den 40er Jahren bis 1990 hergestellt. In den 50er Jahren gab es unterschiedlich große Varianten, etwa für Stempelbremsen an Mifa-Sporträdern, die für einen etwas kleineren Bremsklötze ausgelegt war. Bremsbeläge für Felgenbremsen wurden seit der Einführung der Diamant-Sporträder im Jahr 1954 unverändert bis 1990 produziert. Im Gegensatz zu modernen Bremsbelägen hatten sie keine Rillen, Vertiefungen o.ä.. Bremsbeläge für Exporträder in englischer Ausführung (mit Gestänge-Felgenbremsen) hatten wiederum eigene Maße und Aussehen.
- BremsklotzExport.jpg
Bremsbelag mit Halterung für Exporträder in englischer Ausführung. Bremsbeläge und Halterung werden in dieser Art auch heute noch hergestellt (für indische und chinesische Fahräder mit Gestängefelgenbremsen).