Diamant Modell 35 715 "Rubin": Unterschied zwischen den Versionen

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===Zeitliche Einordnung===


Schon vor Beginn der politischen Wende im Jahre 1989 begann man bei Diamant nach Jahren der Stagnation mit der Entwicklung eines neuen Rennrad-Modells, das wieder international konkurrenzfähig sein sollte und das inzwischen längst veraltete Modell 35 707 ersetzen sollte.
Kurz vor Beginn der politischen Wende begann man am 15.03.1988 bei [[Diamant]] nach Jahren der Stagnation mit der Fertigung eines neuen Rennrad-Modells, das wieder international konkurrenzfähig sein sollte und das inzwischen längst veraltete [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] ersetzen sollte. Dafür wurde das bis dahin nur in Kleinstserien produzierte [[Diamant Modell 35 711|Modell 35 711]] weiterentwickelt und die Modellbezeichnung wie üblich um vier Zähler erhöht. Somit lautete die interne Bezeichnung dieses Rennrades ''"Modell 35 715"''. Dies änderte sich spätestens 1990, als man in der neuen Marktsituation einen eingängigeren Namen für das Topmodell benötigte. Im ersten Nachwende-Katalog trägt das Rennrad deshalb die Bezeichnung ''"Rubin"'', die alte Modellnummer findet sich aber dennoch in der zugehörigen Beschreibung.


Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen werden. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung.<br>
===Rahmen und Ausstattung===
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des Rahmens, dessen Geometrie noch vom Modell 167 stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die Muffen von einem Zulieferbetrieb aus dem [[IFA]]-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen Rahmens zum Modell 35 707 an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.<br>
So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen [[Ausfallenden]] ausgestattet war, die geschmiedet waren und zudem ein Schaltauge besaßen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim Modell 167 bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim Modell 35 707 die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das Rücklicht verschwand ersatzlos.<br>
Am vorderen Teil des Rahmens wurden wieder [[Anlötteile]] zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für Flaschenhalter und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.<br>
Neben dem Rahmen wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der [[Rundscheidengabel]] treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte.<br>
Bei der Verbindung von Rahmen und Gabel verabschiedete man sich vom Renak-[[Steuersatz]] und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen Steuersatz von Gipiemme mit international üblichen Maßen.


Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des [[Fahrradrahmen|Rahmen]]s, dessen Geometrie noch vom [[Diamant Modell 167|Modell 167]] stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die [[Rahmenmuffen|Muffen]] von einem Zulieferbetrieb aus dem [[IFA]]-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen [[Fahrradrahmen|Rahmen]]s zum [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.<br>So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen [[Gabelenden#Ausfallenden|Ausfallenden]] ausgestattet war. Diese waren geschmiedet und mit einem Schaltauge versehen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim [[Diamant Modell 167|Modell 167]] bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das [[Rücklichter|Rücklicht]] verschwand ersatzlos.<br>Am vorderen Teil des [[Fahrradrahmen|Rahmen]]s wurden wieder [[Anlötteile]] zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für [[Trinkflaschen#Trinkflaschenkörbe|Flaschenhalter]] und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.<br>
Neben dem [[Fahrradrahmen|Rahmen]] wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der [[Rundscheidengabel]] treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte. Bei der Verbindung von [[Fahrradrahmen|Rahmen]] und Gabel verabschiedete man sich vom [[RENAK]]-[[Steuersätze|Steuersatz]] und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen [[Steuersätze|Steuersatz]] von Gipiemme mit international üblichen Maßen.
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Neben dem Steuersatz kamen aber auch die meisten der anderen Komponenten nicht mehr aus der DDR, sondern es fanden Teile der Marken ''Campagnolo'', ''Gipiemme'', ''Shimano'' und ''Sachs'' Verwendung, die jeweils der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind. Eine einheitliche Ausstattungslinie gab es dabei nicht; ob die Varianten von der Verfügbarkeit der Teile oder Kundenwünschen abhängig waren, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass verbaut wurde, was vorhanden war und dabei zum Teil auch auf hochwertige bzw. bewährte Rennradteile aus DDR-Produktion zurückgegriffen wurde. Beispiele hierfür sind der leichte und charakteristische Diamant-[[Lenker#Lenker für Rennräder|Rennlenker]], die den Campagnolo-[[Bremsen]] nachempfundenen [[Rasant]]-Type-700-[[Bremsen]] samt der ebenfalls kopierten [[Bremsen#Bremshebel für Fahrräder mit Felgenbremsen|Bremshebel]] sowie die bekannten und auch im Ausland geschätzten [[Kowalit]]/[[Pneumant]]-[[Schlauchreifen]].


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===Bedeutung innerhalb der Modellpalette===
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989.JPG|Modell Rubin (Baujahr Ende 1989) mit weitgehend originaler Ausstattung
 
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Sitzmuffe.JPG|Sitzmuffe wie beim Modell 35 707, aber mit modernem Klemmbolzen von Campagnolo; elegante Abschlussspitzen der Sitzstreben und rechts im Bild der nun oben auf dem Oberrohr verlegte Bremszug;<br>die Einschnürung des Sitzrohrs und der Sattelstützendurch- messer von 24mm blieben wegen der alten Muffe erhalten
Bedingt durch die äußeren politischen und vor allem wirtschaftlichen Umstände kam nur eine bescheidene Serienfertigung des Modell ''Rubin'' zustande. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden deshalb bis zum 21.05.1991 nur höchstens 574 Rahmen mit den oben beschriebenen Merkmalen (DDR-Muffen usw.) gefertigt. Genau lässt sich diese Zahl nicht bestimmen, da auch das [[Diamant Modell 35 710|Kinderrennrad Modell 35 710]] mit der Bezeichnung ''"715"'' in den Werkslisten geführt wurde.<br>
Nach 1991 blieb das Modell zwar noch in den Katalogen erhalten, wurde allerdings mit komplett überarbeiteten Rahmen angeboten, die kaum noch eine Verbindung zur DDR-Vergangenheit erkennen ließen. Zudem änderten sich die Modellbezeichnungen in ''35 716'', ''35 717'' und ''35 718'', wobei sich die Varianten jeweils noch in Rahmenbau und Ausstattung unterschieden.
 
===Galerie===
 
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Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989.JPG|Modell Rubin (Baujahr Ende 1989)<br>mit vrmtl. veränderter Ausstattung:<br>Shimano 600 [[Bremsen]] und [[Gangschaltung|Schaltung]]<br>Shimano-[[Laufradsatz]]<br>Gipiemme Kurbelset und [[Pedale]] (vrmtl. original)<br>3ttt-[[Vorbauten|Vorbau]] und -[[Lenker]]
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Sitzmuffe.JPG|Sitzmuffe wie beim [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]], aber mit modernem Klemmbolzen von Campagnolo; elegante Abschlussspitzen der Sitzstreben und rechts im Bild der nun oben auf dem Oberrohr verlegte Bremszug;<br>die Einschnürung des Sitzrohrs und der Sattelstützen-von 24mm blieben wegen der alten Muffe erhalten
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Quersteg.JPG|moderner Quersteg aus Vollmaterial gedreht und tiefer eingesetzt um das Bremsmaß zu verkleinern
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Quersteg.JPG|moderner Quersteg aus Vollmaterial gedreht und tiefer eingesetzt um das Bremsmaß zu verkleinern
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Umwerfer.JPG|am Sitzrohr verlötete Lasche zur Montage des Umwerfers
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Umwerfer.JPG|am Sitzrohr verlötete Lasche zur Montage des Umwerfers
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Ausfallenden.JPG|neue, einstellbare Ausfallenden; meist verchromt
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1989-Ausfallenden.JPG|neue, einstellbare Ausfallenden; meist verchromt
Datei:Diamant-Rubin-1990-a.jpg|Modell Rubin (Baujahr 1990) mit vollständiger Originalausstattung ([[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhe]]: 61,5cm)<br>[https://www.flickr.com/photos/46002115@N05/albums/72157660983655081 Detailansichten]
Datei:Diamant-Rubin-1990-b.jpg|<u>Ausstattung:</u> ''3ttt''-[[Vorbauten|Vorbau]], ''[[Rasant]] TYPE 700'' [[Bremsen]] und [[Bremsen#Bremshebel für Fahrräder mit Felgenbremsen|Bremshebel]], ''Campagnolo'' [[Gangschaltung|Umwerfer]], ''Campagnolo Omega'' [[Felgen]] mit ''[[Pneumant]] Course de la Paix'' [[Schlauchreifen]] ...
Datei:Diamant-Rubin-1990-c.jpg|''Gipiemme Exploit'' [[Gangschaltung|Schaltwerk]], ''Gipiemme Crono Special'' Kurbelset, ''Gipiemme'' [[Pedale]], ''Gipiemme'' [[Steuersätze|Steuersatz]] (25,4&#x202f;x&#x202f;24F"), ''Gipiemme Sprint'' [[Naben]]
Datei:Diamant-Rubin-1990-d.jpg|Das Dekor am Sitzrohr trägt den neuen [[Diamant]]-Schriftzug (Blockbuchstaben), der in den Folgejahren den klassischen Schriftzug verdrängte.
Datei:Diamant-Rubin-1990-w-a.jpg|Modell Rubin (Baujahr 1990) mit vollständiger Originalausstattung ([[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhe]]: 61,5cm)
Datei:Diamant-Rubin-1990-w-b.jpg|Ausstattung wie beim vorangegangenen Exemplar
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1991.jpg|Modell Rubin (Baujahr 1991) mit vollständiger Originalausstattung im ladenneuen Zustand.
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1991-Dekor.jpg|Am Rahmen findet sich eine eindeutige Kennzeichnung des Rohrmaterials (Columbus Cromor), sowie das Wappen und die Landesflagge Sachsens.
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1991-Antrieb.jpg|Die [[:Kategorie:Antrieb|Antriebsteile]] stammen allesamt von Gipiemme und werden durch einen hochwertigen Campagnolo-Omega-[[Laufradsatz]] vervollständigt.
Datei:Diamant-Modell-Rubin-1991-Front.jpg|Der [[Lenker]] ([[Diamant]]), die [[Bremsen]] samt [[Bremsen#Bremsgriffe für Rennräder|Bremsgriffen]] ([[Rasant]] Type 700) sowie die [[Schlauchreifen]] ([[Pneumant]]) wurden vermutlich aus Altbeständen genommen.
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===Technische Merkmale===


 
{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #f8f8f8; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
*'''Technische Merkmale'''
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  - handgelöteter Rahmen aus Chrommolybdän-Stahlrohr (Columbus Cromor Rohrsatz) mit [[Rahmenmuffen|Außenmuffen]]
* handgelöteter Rahmen aus Chrommolybdän-Stahlrohr (Columbus Cromor Rohrsatz) mit [[Rahmenmuffen|Außenmuffen]]
  - gerader Hinterbau; geschmiedete, schräge [[Ausfallenden]]  
* gerader Hinterbau; geschmiedete, schräge [[Gabelenden#Ausfallenden|Ausfallenden]]  
  - Sockel (nach ISO-Standard) für Schalthebel am Unterrohr angelötet; Schaltzugführung unter dem Tretlager
* Sockel (nach ISO-Standard) für Schalthebel am Unterrohr angelötet; Schaltzugführung unter dem Tretlager
<!--
* modernes [[Tretlager]] mit [[Kettenblätter|Doppelkettenblatt]]
  - [[Tretlager|Keiltretlager]] BSA-Ausführung mit hohlgebohrter Welle, [[Kettenblätter|Doppelkettenblatt]] mit 52/49 Zähnen
* [[Felgen|Aluminiumfelgen]] von Campagnolo (27" für [[Schlauchreifen]])
  - polierte [[Felgen|Aluminiumfelgen]] 27" für Schlauchreifen, Schnellspannverschlüsse
* [[Reifen|Schlauchreifen]] 27" (meist Pneumant 'Course de la Paix')
  - [[Reifen|Schlauchreifen]] 27"
* [[Naben]] mit [[Schnellspanner]]n
  - vorn und hinten Seiten- bzw. [[Bremsen|Mittelzugfelgenbremse]]  
* vorn und hinten [[Bremsen|Seitenzugfelgenbremse]]  
  - [[Ritzel|Fünffach-Leerlaufzahnkranz]] mit 24/20/18/16/13 Zähnen
* 12-Gang-Schaltung mit Schalthebeln am Unterrohr (zum Teil mit Index)
  - Vorderrad- und Hinterradnabe aus Leichtmetall
* Leichtmetall-[[Lenker#Lenker für Rennräder|Rennlenker]] mit Leichtmetall-[[Vorbauten|Vorbau]]
  - [[Gangschaltung|Werfereinrichtung]] für Kettenblätter
* Zubehör: [[Trinkflaschen#Trinkflaschenkörbe|Flaschenhalter]]
-->
|}
  - Leichtmetall-[[Lenker|Rennlenker]] mit Leichtmetall-[[Vorbauten|Vorbau]]
  - Zubehör: Trinkflaschenhalter
 
 
[[Kategorie:Modelle Diamant]]
[[Kategorie:Modelle Diamant]]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2022, 21:26 Uhr

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Zeitliche Einordnung

Kurz vor Beginn der politischen Wende begann man am 15.03.1988 bei Diamant nach Jahren der Stagnation mit der Fertigung eines neuen Rennrad-Modells, das wieder international konkurrenzfähig sein sollte und das inzwischen längst veraltete Modell 35 707 ersetzen sollte. Dafür wurde das bis dahin nur in Kleinstserien produzierte Modell 35 711 weiterentwickelt und die Modellbezeichnung wie üblich um vier Zähler erhöht. Somit lautete die interne Bezeichnung dieses Rennrades "Modell 35 715". Dies änderte sich spätestens 1990, als man in der neuen Marktsituation einen eingängigeren Namen für das Topmodell benötigte. Im ersten Nachwende-Katalog trägt das Rennrad deshalb die Bezeichnung "Rubin", die alte Modellnummer findet sich aber dennoch in der zugehörigen Beschreibung.

Rahmen und Ausstattung

Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des Rahmens, dessen Geometrie noch vom Modell 167 stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die Muffen von einem Zulieferbetrieb aus dem IFA-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen Rahmens zum Modell 35 707 an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.
So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen Ausfallenden ausgestattet war. Diese waren geschmiedet und mit einem Schaltauge versehen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim Modell 167 bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim Modell 35 707 die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das Rücklicht verschwand ersatzlos.
Am vorderen Teil des Rahmens wurden wieder Anlötteile zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für Flaschenhalter und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.
Neben dem Rahmen wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der Rundscheidengabel treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte. Bei der Verbindung von Rahmen und Gabel verabschiedete man sich vom RENAK-Steuersatz und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen Steuersatz von Gipiemme mit international üblichen Maßen.
Neben dem Steuersatz kamen aber auch die meisten der anderen Komponenten nicht mehr aus der DDR, sondern es fanden Teile der Marken Campagnolo, Gipiemme, Shimano und Sachs Verwendung, die jeweils der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind. Eine einheitliche Ausstattungslinie gab es dabei nicht; ob die Varianten von der Verfügbarkeit der Teile oder Kundenwünschen abhängig waren, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass verbaut wurde, was vorhanden war und dabei zum Teil auch auf hochwertige bzw. bewährte Rennradteile aus DDR-Produktion zurückgegriffen wurde. Beispiele hierfür sind der leichte und charakteristische Diamant-Rennlenker, die den Campagnolo-Bremsen nachempfundenen Rasant-Type-700-Bremsen samt der ebenfalls kopierten Bremshebel sowie die bekannten und auch im Ausland geschätzten Kowalit/Pneumant-Schlauchreifen.

Bedeutung innerhalb der Modellpalette

Bedingt durch die äußeren politischen und vor allem wirtschaftlichen Umstände kam nur eine bescheidene Serienfertigung des Modell Rubin zustande. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden deshalb bis zum 21.05.1991 nur höchstens 574 Rahmen mit den oben beschriebenen Merkmalen (DDR-Muffen usw.) gefertigt. Genau lässt sich diese Zahl nicht bestimmen, da auch das Kinderrennrad Modell 35 710 mit der Bezeichnung "715" in den Werkslisten geführt wurde.
Nach 1991 blieb das Modell zwar noch in den Katalogen erhalten, wurde allerdings mit komplett überarbeiteten Rahmen angeboten, die kaum noch eine Verbindung zur DDR-Vergangenheit erkennen ließen. Zudem änderten sich die Modellbezeichnungen in 35 716, 35 717 und 35 718, wobei sich die Varianten jeweils noch in Rahmenbau und Ausstattung unterschieden.

Galerie

Technische Merkmale