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|<div style="float:left">Für Informationen zu den einzelnen Fahrradmodellen aus dem Betriebsteil Neukirch siehe [[Modelle Fortschritt]]
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[[Datei:Logo Fortschritt.jpg|170px|thumb|right|<center>'''Logo des Kombinat Fortschritt Landmaschinen'''</center>]]
''Kombinat Fortschritt Landmaschinen''
''Kombinat Fortschritt Landmaschinen''


Das ''Kombinat Fortschritt Landmaschinen'' galt seit den 1960er Jahren als der größte Hersteller von Landtechnik in der DDR. Ab 1978 waren in diesem Kombinat alle Herstellungsbetriebe von Landmaschinen zusammengefasst.  
Das ''Kombinat Fortschritt Landmaschinen'' war seit den 1960er Jahren der größte Hersteller von Landtechnik in der DDR. Ab 1978 waren in diesem Kombinat alle Herstellungsbetriebe von Landmaschinen zusammengefasst. Einzelne Betriebe des Kombinates fertigten Fahrräder und auch Fahrrad(zubehör-)teile.
Einzelne Betriebe des Kombinates fertigten Fahrräder und auch Fahrrad(zubehör-)teile


==Betriebe und deren Produkte==


== Produkte ==
{| class="wikitable unsortable"
*Jugendfahrräder der Marken Fortschritt, Pionier und Junior
! Betrieb/Betriebsteil !! Produkte !! Produktion<br>von ... bis ...
*Befestigungsstangen für [[Sättel|Kindersättel]] an [[Rahmen|Fahrradrahmen]]
|-
*[[Beleuchtungskabel]]
|VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda, Betriebsteil Neukirch, <br>ab 1984: VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz, Betriebsteil Neukirch
 
|Jugendfahrräder der Marken [[Mifa]] (ab spätestens 1974),<br> ''Fortschritt'' (Anfang der 1980er Jahre), ''Pionier'' (ab spätestens 1984) und ''Junior'' (ab 1984)
 
|1974 bis 1990
== Jugendräder aus dem "Kombinat Fortschritt Landmaschinen" ==
|-
 
|Betrieb IV Bischofswerda
 
|[[Schutzbleche]], [[Felgen]], [[Lenker]], [[Gepäckträger]], [[Kettenschützer]]
Im Zuge der [http://de.wikipedia.org/wiki/Konsumg%C3%BCterproduktion Konsumgüterproduktion] übernahm das Kombinat die Produktion von [[Modelle Mifa#Mifa Jugendräder|Jugendrädern]] mit einer Laufradgröße von 24" und 26". Die Fertigung erfolgte seit 1974 im Betriebsteil Neukirch des '''VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda''' (ab 1984: '''VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz'''). Die 24"-Fahrräder waren bisher bei [[Mifa]] produziert worden. Zunächst behielt man das Mifa-Rahmendekor bei, ab ca. 1980 wurden sie unter der Marke "Fortschritt" angeboten, später dann mit der Bezeichnung "Pionier". Der gleiche Betrieb stellte seit spätestens 1984 auch Jugendfahrräder mit einer Laufradgröße von 26" her (Marke "Junior").<br>Aufgrund der komplexen Verflechtung der einzelnen Betriebe des Kombinats Fortschritt Landmaschinen änderte sich die Zugehörigkeit und die Bezeichnung des Betriebsteils in Neukirch offenbar mehrfach. In einem Mifa-Katalog aus dem Zeitraum 1979/80 tauchen die Modelle 305 und 355 nach längerer Unterbrechung noch einmal auf. Dort wurde als Hersteller der Jugendfahrräder der "VEB Kombinat Fortschritt Neustadt/Sa." genannt, und sie sind noch mit "Mifa"-Rahmendekor abgebildet. Als Modelle '''305 L''' bzw. '''355 L''' werden dort auch erstmals Ausstattungsvarianten mit dem [[Lenker|Hochlenker]] des [[Mifa Klapprad|Klapprads]] aufgeführt.
|ab 1974/75
 
 
=== Jugendräder Marke "Fortschritt" ===
 
 
Offizielle Kataloge oder Prospekte scheint es danach nicht gegeben zu haben, was einen genaueren Überblick über die Entwicklung erschwert. In der ersten Hälfte der 1980er Jahre wurden die 24"-Jugendräder unter der Marke "Fortschritt" verkauft. Wie bisher gab es die Jugendräder wahlweise mit lackierten [[Schutzbleche|Stahlschutzblechen]] oder Leichtmetallschutzblechen. Der [[Gepäckträger]] und der [[Kettenschutz]] waren offenbar immer in Rahmenfarbe lackiert. Weitere Ausstattungsdetails waren z.B. ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung) und eine Stempelbremse mit Bowdenzug. Die Rahmen waren einfarbig lackiert und besaßen ein sehr einfaches Rahmendekor aus Chromfolienaufklebern. Am Unterrohr war nun der Schriftzug "Fortschritt" zu finden. Die Modellbezeichnungen blieben unverändert (Modelle '''305''', '''355''', '''305 L''' und '''355 L'''). Die Broschüre "[[Mein Fahrrad]]" von Eberhard Jennrich (Ausgabe 1985) nennt darüber hinaus noch das Modell '''305 S'''. Dieses wird jedoch nur als "Rennsportausführung" beschrieben, ohne dass nähere Details genannt werden. Bislang ist nur ein einziges Belegexemplar unbekannten Baujahres bekannt geworden. Dieses Fahrrad besaß einen schmalen Rennlenker, vorn und hinten Felgenbremsen sowie [[Pedale|Rennpedale]]. Unklar bleibt auch, ob das Modell 305 S mit dem [[Diamant Modell 35 710|Kinder-Rennrad]] von Diamant identisch ist (Rahmenhöhe ebenfalls 44 cm).
 
Der Markenname "Fortschritt" wurde mindestens bis 1984 beibehalten. Heute sind diese Fahrräder nur noch selten zu finden. Ein gut erhaltenes Jugendfahrrad von 1983 erlaubt einige Rückschlüsse über weitere Veränderungen am Rahmen und an der Ausstattung. So wurde die Dynamohalterung spätestens ab diesem Jahr am Hinterbau angebracht statt wie bisher an der Vorderradgabel. Zudem wurde das [[Beleuchtungskabel]] nun im Rahmen verlegt. Hinzugekommen war eine Ausstattungsvariante mit verbessertem [[Kettenschutz]] (scheinbar nur in Kombination mit Aluminiumschutzblechen). Diese Ausführung trug vermutlich die Modellbezeichnung '''305/3''' bzw. '''355/3''', zumindest ist sie für spätere Jahre belegt und bezieht sich auf die bessere Ausstattungsvariante.
 
 
<gallery widths="300" heights="300" perrow="3">
Datei:Mifa-Fortschritt1.jpg|Dieses Jugendrad wurde bereits im Kombinat Fortschritt hergestellt, besitzt jedoch noch ein "Mifa"-Dekor. Das genaue Baujahr ist unbekannt, doch die Ausstattung deutet auf den Zeitraum 1979/1980 hin. Zu dieser Zeit war das Modell 355 auf Wunsch auch mit dem abgebildeten Hochlenker lieferbar (dann als Modell 355 L bezeichnet).
Datei:Mifa-Fortschritt2.jpg|Beim gezeigten Jugendrad deutet lediglich ein kleiner Aufkleber am Sattelrohr auf den eigentlichen Hersteller hin (VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt).
Datei:Fortschritt Kinderrad 24er.jpeg|Dieses 24"-Jugendrad mit "Fortschritt"-Rahmendekor besitzt bereits eine am Hinterbau angebrachte Dynamohalterung.
</gallery>
 
=== Jugendräder Marke "Pionier" ===
 
 
Offenbar im Zusammenhang mit der Einführung der 26"-Jugendräder "Junior" im Jahr 1984 wählte man auch für die 24"-Modelle bald einen neuen Markennamen. Sie wurden nun als "Pionier" angeboten. Diese Annahme findet weitere Unterstützung dadurch, dass das Rahmendekor der "Junior"- und der "Pionier"-Fahrräder sehr große Ähnlichkeiten aufweist. Die Fahrräder selbst blieben zunächst unverändert, doch wurde die Ausstattung schon bald um ein [[Fahrradschlösser|Speichenschloss]] erweitert, das an einer am Hinterbau befindlichen Halterung angebracht wurde. Auch die "Junior"-Fahrräder verfügten über dieses Detail.<br>Folgende Typenbezeichnungen sind für die Jugendräder bekannt:
 
* Modell '''305''' bzw. '''355''': Flachlenker, einfacher Kettenschutz, lackierte Stahlschutzbleche oder Aluminiumschutzbleche
* Modell '''305 S''': Rennsportausführung
* Modell '''305 L''' und '''355 L''': Hochlenker, einfacher Kettenschutz, lackierte Stahlschutzbleche oder Aluminiumschutzbleche
* Modell '''305/3''' und '''355/3''': Hochlenker, verbesserter Kettenschutz, Aluminiumschutzbleche
 
In der Broschüre "[[Mein Fahrrad]]" (4. Auflage, 1989), die hier insgesamt etwas widersprüchliche Angaben enthält, findet sich für die besser ausgestattete Variante die Bezeichnung '''305/3''' und '''355/3''', während die einfacheren Ausführungen dort als Modelle '''305''' bzw. '''355''' ("mit reduziertem Ausrüstungsgrad") beschrieben werden. Zumindest der besser ausgestatteten Variante scheint man in den letzten Jahren auch eine [[Bremsen|Felgenbremse]] spendiert zu haben. Unklar ist jedoch, ob alle Modelle bis 1990 angeboten wurden, da die 24"-Jugendräder heute nur noch selten zu finden sind.
 
Die Rahmen waren einfarbig lackiert und besaßen ein sehr einfaches Rahmendekor aus Chromfolienaufklebern. Am Unterrohr war dabei der Schriftzug "Pionier" zu finden. Der Aufkleber am Sattelrohr wies auf den Hersteller der Fahrräder hin (nunmehr VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz). Am Steuerkopf befand sich ein weiterer Aufkleber mit [[IFA]]-Raute und Angabe der Laufradgröße (24").
 
 
'''Gemeinsame Merkmale der 24"-Jugendfahrräder "Fortschritt" und "Junior"'''
 
*'''[[Anlötteile]] am Rahmen'''
{| class="wikitable"
|-
|-
! Verwendungszweck !! Bemerkungen
|VEB Traktorenwerk Schönebeck/VEB Traktoren- und Dieselmotorenwerk Schönebeck, Betrieb des VEB Kombinat Fortschritt
|[[Sattelstützen|Sattelverleger]]
|1970er/1980er Jahre
|-
|-
| Halterung für Luftpumpe
|VEB Landmaschinen Freiberg, Betrieb XVIII des VEB Kombinat Fortschritt
| am Sattelrohr
|[[Beleuchtungskabel]]
|ab 19xx
|-
|-
| Halterung für Dynamo
|?
| an der Vorderradgabel, ab spät. 1983 am Hinterbau
|Bremsschenkel für [[Bremsen#Felgenbremsen|Felgenbremsen]]
|ab Anfang der 1980er Jahre
|-
|-
| Befestigungspunkte für Kettenschutz
|VEB Anlagenbau Impulsa Elsterwerda
| nicht bei Modellen 305/3 und 355/3
|[[Bremsen#Felgenbremsen|Felgenbremsen]]
|nach 1978
|-
|-
| Halterung für Speichenschloss
|Siroko-Gerätewerk Neubrandenburg
| an der linken Sitzstrebe; ab 198?
|[[Fahrradschlösser]]
|spätestens ab Juni 1984 bis mind. Ende 1987
|-
|-
|}
|}


*'''Technische Merkmale'''
==Jugendräder aus dem Kombinat Fortschritt Landmaschinen==
  - Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Oberrohr gebogen, Unterrohr gerade, Rahmenhöhe 44 cm
[[Datei:Prospekt Mifa-Fortschritt-Jugendräder 70er.jpg|220px|thumb|right|<center>'''Werbeprospekt für Mifa-Jugendräder'''<br>Als Hersteller wird bereits das Kombinat Fortschritt angegeben (undatiert, vrmtl. Mitte der 70er Jahre)]]
  - gerade Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, schräge Ausfallenden nach vorn 
 
  - Keiltretlager Thompson-Ausführung, Kettenblatt mit 40 Zähnen
Im Zuge der [http://de.wikipedia.org/wiki/Konsumg%C3%BCterproduktion Konsumgüterproduktion] übernahm das Kombinat die Produktion von [[Modelle Mifa#Mifa Jugendräder|Jugendrädern]] mit einer Laufradgröße von 24" (später auch 26"). Die 24"-Fahrräder waren bisher bei [[Mifa]] produziert worden. Die Fertigung erfolgte seit 1974 im Betriebsteil Neukirch des VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda (ab 1984: VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz). Bis in die erste Hälfte der 1980er Jahre hinein wurden die von Mifa bekannten Modelle nahezu unverändert weiterproduziert. Selbst das "Mifa"-Rahmendekor überdauerte in diesem Zeitraum. Spätestens ab 1983 erfolgte jedoch eine Überarbeitung der Jugendfahrräder, die nun offenbar kurzzeitig unter der Marke "Fortschritt", ab ca. 1984 dann mit der Bezeichnung "Pionier" angeboten wurden. Der gleiche Betrieb stellte seit 1984 auch Jugendfahrräder mit einer Laufradgröße von 26" her (Marke "Junior"). Nach 1990 erfolgte die Umwandlung zur "Sachsen Zweirad GmbH".
  - polierte Aluminiumfelgen 24", Flügelmuttern
 
  - Bereifung 24" x 1 3/4"
  - Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen
  - Jugendlenker bzw. Hochlenker ohne Vorbau
  - polierte Leichtmetallschutzbleche oder farbig lackierte und weiß linierte Stahlschutzbleche,
  - Zubehör: Kettenschutz, Luftpumpe, Werkzeugtasche, Kleidernetz (nur Mädchenausführungen)


=== Jugendräder Marke "Junior" ===




Noch seltener sind die 26"-Jugendräder mit dem Markennamen '''Junior'''. Bislang sind nur sehr wenige Exemplare bekannt geworden, auch in den Katalogen finden sich kaum Hinweise auf diese Fahrräder. Wie die 24"-Jugendräder wurden auch sie vom VEB Erntemaschinen Bischofswerda (ab 1984: VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz) hergestellt.


Angaben zur Ausstattung können nur auf der Basis eines Prospektblattes von 1985 gemacht werden. Die Rahmen der 26"-Ausführungen sind mit denen der 24"-Jugendräder weitgehend identisch, die Rahmenhöhe beträgt jedoch 47 cm. Die "Junior"-Fahrräder gab es in zwei verschiedenen Grundmodellen sowie jeweils für Mädchen (Modelle 358 und 359) und Jungen (Modelle 308 und 309). Grundsätzlich besaßen alle Versionen ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), Aluminiumfelgen für Bereifung der Größe 26" x 1 3/4", Aluminiumschutzbleche, einen Hochlenker, Kettenschutz, Seitenständer sowie vorn eine Felgenbremse. Während die Modelle 309 und 359 eine Freilaufnabe mit Rücktritt besaßen, verfügten die Modelle 308 und 358 über eine Dreigang-Kettenschaltung sowie eine Felgenbremse hinten. Allen Modellen gemeinsam ist das an der linken Sitzstrebe befestigte Speichenschloss. 


==Fahrradstudie für den VEB Kombinat Fortschritt==
In der Zeitschrift ''form+zweck'', Ausgabe 3/1984 wurde ein Fahrrad vorgestellt, "das der VEB Kombinat Fortschritt, Landmaschinen, im Rahmen seiner Konsumgüterproduktion in Auftrag gab. [...]". Der Entwurf stammt von Ines Bruhn, die dieses Fahrrad 1983 als Diplomarbeit an der Kunsthochschule Berlin entwickelte. Es ist anzunehmen, dass der Auftraggeber der VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda, Betriebsteil Neukirch war, der auch Jugendfahrräder baute. Zu einer Produktion dieses Fahrrad-Baukastensystems kam es nicht.
Ines Bruhn schrieb in der ''form+zweck'' zu ihrem Entwurf: "[...] Natürlich ist das Fahrrad längst erfunden, was aber nicht heißt, daß es kein Gegenstand der Gestaltung mehr sein kann. Erstens sind seine Nutzungsmöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft, zweitens haben sich die Produktionsbedingungen geändert und drittens weisen medizinische Erkenntnisse auf bestimmte Vor- und Nachteile hin, auf die durch eine entsprechende Gestaltung Einfluß genommen werden kann. Bei der Gestaltung des vorgestellten Fahrrades wurden folgende Kriterien für wichtig gehalten:<br>
- Betonung des Sicherheitsfaktors im Straßenverkehr (Spurbreite),<br>
- einfacher und bequemer Gebrauch,<br>
- angemessener Kraftaufwand, Nutzung durch möglichst viele Altersgruppen (alte Leute! Personen mit leichten körperlichen Behinderungen),<br>
- Transportmöglichkeit für Kinder und für Lasten,<br>
- keine Orientierung an Parametern des Leistungssports (Geschwindigkeit, Rekordstrecken...),<br>
- Möglichkeit der individuellen Veränderungen durch den Nutzer,<br>
- Einsatz hauptsächlich im Nahbereich.<br>
Das Fahrrad kann  als bequemes Spazierrad genutzt werden, kann durch einfachste Montage von Zusatzelementen umgebaut werden zum praktischen Lastenfahrrad, mit dem Kinder kutschiert und Einkäufe transportiert werden können, das aber auch geeignet ist, Werkzeuge und Pakete aufzunehmen, was eine Benutzung durch Reparaturhandwerker, Schornsteinfeger, Postboten etc. anregen soll.<br>
Folgende Aspekte tragen dazu bei, seinen Charakter als Straßenverkehrsmittel zu betonen:<br>
- eine gwisse Auffälligkeit, besonders infolge der Spurweite des Dreirades,<br>
- Robustheit der Konstruktion,<br>
- Erhöhung des Fahrkomforts durch Hinterradfederung,<br>
- neue Sattelform und neue Anordnung der Bremshebel.<br>
Das Fahrrad kann je nach der gewünschten Nutzung mit drei unterschiedlichen Vorderradkomplexen ausgerüstet werden.<br>
Sein Erscheinungsbild wird maßgeblich von der Rahmenform bestimmt, die aus zwei um eine Achse drehbaren Winkeln besteht. die Kombination der einfachen geometrischen Formen Kreis und Gerade bestimmen das ästhetische Gestaltprinzip. Der Drehpunkt des geteilten Rahmens wird besonders hervorgehoben. Hier sind auch die für die Lösung wichtigen neuen technischen Details integriert: Die Hinterradfederung wird über eine Torsionsfeder gewährleistet, die um die Drehachse angeordnet ist und deren Verspannung den unterschiedlichen Belastungsfällen entsprechend verstellt werden kann.<br>
Der Drehpunkt ist die Koppelstelle für beide Rahmenteile. Diese werden mittels einfacher Handgriffe ineinandergehakt und gesichert. Damit ergibt sich die Möglichkeit, das Fahrrad in drei Teile zu zerlegen:<br>
- Vorderradkomplex mit Lenkung,<br>
- Hauptrahmenteil mit Sattel,<br>
- Hinterradkomplex mit Federelement und Antrieb.<br>
Das ist besonders für die Transportierbarkeit des Rades im Pkw von Bedetung.<br>
Mit der Verwendung von Blechprägeteilen für die Rahmenkonstruktion wird den technologischen Möglichkeiten des Herstellers nachgekommen. Zugleich werden damit für ein Fahrrad neue Gestaltungsmerkmale bewirkt, die sich als firmentypisch einprägen und durchsetzen und demzufolge zur ästhetischen Eigenständigkeit des Rades beitragen sollen.<br>
Die Ausgangsvariante bildet ein Spazierfahrrad mit zwei 24" Rädern, das mit allen üblichen Zusatzelementen komplettiert werden kann. Die zweite Variante besitz ein 20"-Vorderrad und erweiterte Transportmöglichkeiten, wobei die Behälter bzw. Körbe beliebig abgenommen oder ausgetauscht werden können.<br>
Die Variante drei, das Dreirad für den Gütertransport im Nahbereich, hat zwei lenkbare 14"-Vorderräder. Dazwischen ist genügend Raum, um größere Behälter anzubringen, die ebenfalls beliebig austauschbar sind. Da das Rahmenprinzip für alle drei Lösungsvarianten Gültigkeit besitzt und der Vorderradkomplex durch ein einfaches Montageprinzip ausgetauscht werden kann, ist ein Angebot als Nutzerbaukasten genauso möglich wie als Herstellerbaukasten."<br>
(Bruhn, Ines: Fahrrad, in: form+zweck, Nr. 3, 1984, Seite 31 ff.)


<gallery widths="300" heights="300" perrow="3">
Datei:Junior1.jpeg|Nur sehr selten findet man die 26"-Jugendräder. Die Rahmen scheinen mit denen der 24"-Ausführungen weitgehend identisch zu sein.
Datei:Junior2.jpeg|Das gezeigte Fahrrad (Modell 358) trägt die Bezeichnung ''Junior Luxus'' und verfügt über eine Dreigang-Kettenschaltung.
Datei:Junior3.jpeg|Der Aufkleber am Sattelrohr nennt als Hersteller den VEB Erntemaschinen Bischofswerda. Das gezeigte Jugendrad müsste daher spätestens 1984 gebaut worden sein, da in jenem Jahr eine Umbenennung des Herstellerbetriebes erfolgte.
Datei:Junior4.jpeg|Markante Details der Ausstattung sind die Kettenschaltung sowie der Kettenschutz. Der Rahmen dieses Fahrrads besitzt die für die Gangschaltung sowie die hintere Felgenbremse notwendigen [[Anlötteile]].
Datei:Junior5.jpeg|Ähnlich wie die 24"-Jugendräder besitzt auch dieses Fahrrad gekröpfte Kettenstreben. Auffällig ist die zusätzliche Halterung für das Speichenschloss. 
Datei:JuniorFahrrad.jpg|Katalogbild eines Junior-Fahrrades von 1985. Das Modell wurde als "sportliches Fahrrad mit verlängerter Nutzungsdauer" beschrieben.
</gallery>


<gallery widths="220" heights="220" perrow="4">
Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 1.jpg|"''Baukasten: Der Drehpunkt ist die Koppelstelle für beide Rahmenteile.''"


*'''[[Anlötteile]] am Rahmen'''
Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 2-5.jpg|"''Erprobung: das Prinzip der lenkbaren Vorderräder.''"


Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 6.jpg|"''Variante mit kleinem Vorderrad.''" (1)


{| class="wikitable"
Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 9.jpg|"''Variante mit kleinem Vorderrad.''" (2)
|-
! Verwendungszweck !! Bemerkungen
|-
| Halterung für Luftpumpe
| am Sattelrohr
|-
| Halterung für Dynamo
| am Hinterbau
|-
| Zugführung für hintere Felgenbremse
|
|-
| Zugführung für Kettenschaltung
|
|-
| Halterung für Speichenschloss
| an der linken Sitzstrebe
|-
|}


Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 7.jpg|"''Variante mit zwei lenkbaren Vorderrädern.''" (1)


*'''Technische Merkmale Modell 309'''
Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 8.jpg|"''Variante mit zwei lenkbaren Vorderrädern.''" (2)
  - Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Rahmenhöhe 47 cm
  - gerade Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, schräge Ausfallenden nach vorn 
  - Keiltretlager Thompson-Ausführung, Kettenblatt mit 40 Zähnen
  - polierte Aluminiumfelgen 26", Flügelmuttern
  - Bereifung 26" x 1 3/4"
  - Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 18 Zähnen
  - Hochlenker mit Vorbau
  - polierte Leichtmetallschutzbleche 
  - Zubehör: Kettenschutz, Luftpumpe, Werkzeugtasche, Kleidernetz (nur Mädchenausführungen)


* Modell 359: wie Modell 309, jedoch mit gebogenem Oberrohr und Kleidernetz
Datei:Fahrradstudie Ines Bruhn 10.jpg|"''Ausgangsvariante''"
* Modell 308/358: wie Modelle 309/359, jedoch mit Dreifach-Leerlaufzahnkranz (20/18/16 Zähne) und Kettenschaltung; Felgenbremse hinten
</gallery>


==Links==
==Links==
http://de.wikipedia.org/wiki/Fortschritt_Landmaschinen
http://de.wikipedia.org/wiki/Fortschritt_Landmaschinen<br>
http://heimatmuseum.neukirch-lausitz.de/geschichte-sachsenzweirad.htm


http://heimatmuseum.neukirch-lausitz.de/geschichte-sachsenzweirad.htm
[[Kategorie:Hersteller]]
[[Kategorie:Hersteller]]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2022, 19:15 Uhr

Für Informationen zu den einzelnen Fahrradmodellen aus dem Betriebsteil Neukirch siehe Modelle Fortschritt
Logo des Kombinat Fortschritt Landmaschinen

Kombinat Fortschritt Landmaschinen

Das Kombinat Fortschritt Landmaschinen war seit den 1960er Jahren der größte Hersteller von Landtechnik in der DDR. Ab 1978 waren in diesem Kombinat alle Herstellungsbetriebe von Landmaschinen zusammengefasst. Einzelne Betriebe des Kombinates fertigten Fahrräder und auch Fahrrad(zubehör-)teile.

Betriebe und deren Produkte

Betrieb/Betriebsteil Produkte Produktion
von ... bis ...
VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda, Betriebsteil Neukirch,
ab 1984: VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz, Betriebsteil Neukirch
Jugendfahrräder der Marken Mifa (ab spätestens 1974),
Fortschritt (Anfang der 1980er Jahre), Pionier (ab spätestens 1984) und Junior (ab 1984)
1974 bis 1990
Betrieb IV Bischofswerda Schutzbleche, Felgen, Lenker, Gepäckträger, Kettenschützer ab 1974/75
VEB Traktorenwerk Schönebeck/VEB Traktoren- und Dieselmotorenwerk Schönebeck, Betrieb des VEB Kombinat Fortschritt Sattelverleger 1970er/1980er Jahre
VEB Landmaschinen Freiberg, Betrieb XVIII des VEB Kombinat Fortschritt Beleuchtungskabel ab 19xx
? Bremsschenkel für Felgenbremsen ab Anfang der 1980er Jahre
VEB Anlagenbau Impulsa Elsterwerda Felgenbremsen nach 1978
Siroko-Gerätewerk Neubrandenburg Fahrradschlösser spätestens ab Juni 1984 bis mind. Ende 1987

Jugendräder aus dem Kombinat Fortschritt Landmaschinen

Werbeprospekt für Mifa-Jugendräder
Als Hersteller wird bereits das Kombinat Fortschritt angegeben (undatiert, vrmtl. Mitte der 70er Jahre)

Im Zuge der Konsumgüterproduktion übernahm das Kombinat die Produktion von Jugendrädern mit einer Laufradgröße von 24" (später auch 26"). Die 24"-Fahrräder waren bisher bei Mifa produziert worden. Die Fertigung erfolgte seit 1974 im Betriebsteil Neukirch des VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda (ab 1984: VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz). Bis in die erste Hälfte der 1980er Jahre hinein wurden die von Mifa bekannten Modelle nahezu unverändert weiterproduziert. Selbst das "Mifa"-Rahmendekor überdauerte in diesem Zeitraum. Spätestens ab 1983 erfolgte jedoch eine Überarbeitung der Jugendfahrräder, die nun offenbar kurzzeitig unter der Marke "Fortschritt", ab ca. 1984 dann mit der Bezeichnung "Pionier" angeboten wurden. Der gleiche Betrieb stellte seit 1984 auch Jugendfahrräder mit einer Laufradgröße von 26" her (Marke "Junior"). Nach 1990 erfolgte die Umwandlung zur "Sachsen Zweirad GmbH".




Fahrradstudie für den VEB Kombinat Fortschritt

In der Zeitschrift form+zweck, Ausgabe 3/1984 wurde ein Fahrrad vorgestellt, "das der VEB Kombinat Fortschritt, Landmaschinen, im Rahmen seiner Konsumgüterproduktion in Auftrag gab. [...]". Der Entwurf stammt von Ines Bruhn, die dieses Fahrrad 1983 als Diplomarbeit an der Kunsthochschule Berlin entwickelte. Es ist anzunehmen, dass der Auftraggeber der VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda, Betriebsteil Neukirch war, der auch Jugendfahrräder baute. Zu einer Produktion dieses Fahrrad-Baukastensystems kam es nicht.

Ines Bruhn schrieb in der form+zweck zu ihrem Entwurf: "[...] Natürlich ist das Fahrrad längst erfunden, was aber nicht heißt, daß es kein Gegenstand der Gestaltung mehr sein kann. Erstens sind seine Nutzungsmöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft, zweitens haben sich die Produktionsbedingungen geändert und drittens weisen medizinische Erkenntnisse auf bestimmte Vor- und Nachteile hin, auf die durch eine entsprechende Gestaltung Einfluß genommen werden kann. Bei der Gestaltung des vorgestellten Fahrrades wurden folgende Kriterien für wichtig gehalten:
- Betonung des Sicherheitsfaktors im Straßenverkehr (Spurbreite),
- einfacher und bequemer Gebrauch,
- angemessener Kraftaufwand, Nutzung durch möglichst viele Altersgruppen (alte Leute! Personen mit leichten körperlichen Behinderungen),
- Transportmöglichkeit für Kinder und für Lasten,
- keine Orientierung an Parametern des Leistungssports (Geschwindigkeit, Rekordstrecken...),
- Möglichkeit der individuellen Veränderungen durch den Nutzer,
- Einsatz hauptsächlich im Nahbereich.
Das Fahrrad kann als bequemes Spazierrad genutzt werden, kann durch einfachste Montage von Zusatzelementen umgebaut werden zum praktischen Lastenfahrrad, mit dem Kinder kutschiert und Einkäufe transportiert werden können, das aber auch geeignet ist, Werkzeuge und Pakete aufzunehmen, was eine Benutzung durch Reparaturhandwerker, Schornsteinfeger, Postboten etc. anregen soll.
Folgende Aspekte tragen dazu bei, seinen Charakter als Straßenverkehrsmittel zu betonen:
- eine gwisse Auffälligkeit, besonders infolge der Spurweite des Dreirades,
- Robustheit der Konstruktion,
- Erhöhung des Fahrkomforts durch Hinterradfederung,
- neue Sattelform und neue Anordnung der Bremshebel.
Das Fahrrad kann je nach der gewünschten Nutzung mit drei unterschiedlichen Vorderradkomplexen ausgerüstet werden.
Sein Erscheinungsbild wird maßgeblich von der Rahmenform bestimmt, die aus zwei um eine Achse drehbaren Winkeln besteht. die Kombination der einfachen geometrischen Formen Kreis und Gerade bestimmen das ästhetische Gestaltprinzip. Der Drehpunkt des geteilten Rahmens wird besonders hervorgehoben. Hier sind auch die für die Lösung wichtigen neuen technischen Details integriert: Die Hinterradfederung wird über eine Torsionsfeder gewährleistet, die um die Drehachse angeordnet ist und deren Verspannung den unterschiedlichen Belastungsfällen entsprechend verstellt werden kann.
Der Drehpunkt ist die Koppelstelle für beide Rahmenteile. Diese werden mittels einfacher Handgriffe ineinandergehakt und gesichert. Damit ergibt sich die Möglichkeit, das Fahrrad in drei Teile zu zerlegen:
- Vorderradkomplex mit Lenkung,
- Hauptrahmenteil mit Sattel,
- Hinterradkomplex mit Federelement und Antrieb.
Das ist besonders für die Transportierbarkeit des Rades im Pkw von Bedetung.
Mit der Verwendung von Blechprägeteilen für die Rahmenkonstruktion wird den technologischen Möglichkeiten des Herstellers nachgekommen. Zugleich werden damit für ein Fahrrad neue Gestaltungsmerkmale bewirkt, die sich als firmentypisch einprägen und durchsetzen und demzufolge zur ästhetischen Eigenständigkeit des Rades beitragen sollen.
Die Ausgangsvariante bildet ein Spazierfahrrad mit zwei 24" Rädern, das mit allen üblichen Zusatzelementen komplettiert werden kann. Die zweite Variante besitz ein 20"-Vorderrad und erweiterte Transportmöglichkeiten, wobei die Behälter bzw. Körbe beliebig abgenommen oder ausgetauscht werden können.
Die Variante drei, das Dreirad für den Gütertransport im Nahbereich, hat zwei lenkbare 14"-Vorderräder. Dazwischen ist genügend Raum, um größere Behälter anzubringen, die ebenfalls beliebig austauschbar sind. Da das Rahmenprinzip für alle drei Lösungsvarianten Gültigkeit besitzt und der Vorderradkomplex durch ein einfaches Montageprinzip ausgetauscht werden kann, ist ein Angebot als Nutzerbaukasten genauso möglich wie als Herstellerbaukasten."
(Bruhn, Ines: Fahrrad, in: form+zweck, Nr. 3, 1984, Seite 31 ff.)


Links

http://de.wikipedia.org/wiki/Fortschritt_Landmaschinen
http://heimatmuseum.neukirch-lausitz.de/geschichte-sachsenzweirad.htm