Mifa Modell 207: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. September 2015, 20:26 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Sporträder
Einordnung in die Modellpalette
Seit Mitte der 1980er Jahre war man bei Mifa bestrebt, eine größere Anzahl sportlicher Fahrradmodelle zu produzieren als bisher. In diesem Zusammenhang wurde die Produktion von Tourensporträdern und Klapprädern zugunsten der Sporträder gedrosselt. Dies war nicht nur vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungstendenzen notwendig geworden, sondern vor allem aufgrund des erhöhten Bedarfs an solchen Fahrradtypen in der DDR. Den sich verändernden Käuferwünschen stand jedoch nur eine sehr schmale Sortimentspalette gegenüber. Die markanten Wandlungen des Angebots auf westlichen Märkten ab den 1980er Jahren hatten sich in der DDR nur ansatzweise vollzogen. Sporträder wurden nur in vergleichsweise geringer Anzahl und grundsätzlich ohne Gangschaltung verkauft. Der nachträgliche Anbau einer Kettenschaltung an Sporträdern gestaltete sich zwar unproblematisch, doch waren damit nur drei Übersetzungen (Dreigang-Kettenschaltung) möglich. Im Zuge einer Erweiterung des Segments der Sport- und Rennsporträder wurde 1987 das 28"-Herrensportrad Modell 207, das die Zusatzbezeichnung "Sprint" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Fünfgang-Kettenschaltung sowie eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es jedoch weitgehend auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Die entsprechende Damen-Variante trug die Modellnummer 257. Die neuen "Sprint"-Fahrradmodelle wurden vor ihrer Markteinführung ausgiebig getestet, u. a. auf der "6. MIFA Testfahrt 'Pamir-Tienschan 87'" im Sommer 1987. Ein Bericht und Bilder dieser Tour wurde in der Zeitschrift DER DEUTSCHE STRAßENVERKEHR (Ausgabe 5/1988) veröffentlicht:
Rahmen und Ausstattung
Das Modell 207 besaß vor allem eine luxuriösere Ausstattung, der Rahmen war weitgehend mit dem der einfachen Mifa-Sporträder ohne Gangschaltung identisch. So besaß auch dieses Sportrad zusätzliche Ösen für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse und eine an der Vorderradgabel angebrachte Halterung für den Dynamo. Die Luftpumpenhalterung befand sich bei diesem Modell jedoch am Unterrohr. Darüber hinaus verfügte es über Zugführungsösen für den Bowdenzug der Kettenschaltung. Hinzugekommen war außerdem eine Halterung für das von nun an serienmäßige Speichenschloss. Diese Halterung war an der linken Sitzstrebe angelötet.
Das Modell 207 besaß ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), zwei Felgenbremsen sowie schmale Leichtmetallfelgen für Bereifung der Breite 1 3/8". Die offenbar erstmals bei diesem Fahrradtyp verwendeten Reifen waren eine Neuentwicklung aus dem VEB Gummikwerke Thüringen und besaßen einen verringerten Rollwiderstand. Schutzbleche aus Leichtmetall, Sportsattel sowie Sportgepäckträger waren weitere Ausstattungsmerkmale. Eine Neuentwicklung stellte auch der Lenker dar. Anders als die übrigen Sporträder von Mifa besaß das Modell 207 Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium, auch der Vorbau bestand aus diesem Material. Das Fahrrad war mit einem Fünffach-Leerlaufzahnkranz sowie einem Schaltwerk von Favorit ausgestattet. Anstelle des sonst üblichen Kettenschutzes kam hier eine Kettenschutzscheibe aus Aluminium zum Einsatz, die am Kettenblatt angeschraubt wurde. Eine zusätzliche Speichenschutzscheibe am Hinterrad sollte verhindern, dass die Kette in den Raum zwischen Ritzel und Speichen gerät.
Ein Speichenschloss sowie ein Seitenständer ergänzten die Ausstattung. Statt der sonst bei Sporträdern üblichen Flügelmuttern kamen nun Hutmuttern zum Einsatz. Eine Neuheit waren die erstmals bei diesem Fahrrad verwendeten Halogen-Scheinwerfer. Ebenfalls neu war die serienmäßige Ausrüstung mit Speichenreflektoren. Insgesamt boten die Sporträder der "Sprint"-Serie ein deutlich zeitgemäßeres Äußeres sowie eine vergleichsweise luxuriöse Ausstattung. Die überarbeiteten Mifa-Sporträder und auch die neuen Rennsporträder von Diamant deuten darauf hin, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl solcher Fahrräder anzubieten als bisher. Dennoch wurden auch 1989 noch 64 % aller Sporträder ohne Gangschaltung verkauft, der Anteil derer mit einer Fünfgang-Schaltung lag bei 19 %, die übrigen 17 % entfielen auf jene mit einer Dreigang-Schaltung. Die verwendeten Komponenten waren zwar solide, Neuerungen der damaligen Zeit wie etwa keillose Tretlager oder die Verwendung von Aluminium im Bereich des Antriebs wurden allerdings nicht aufgegriffen. Mit einem Preis von etwa 580,- M war das Fahrrad relativ teuer: So kostete ein Sportrad ohne Gangschaltung wenige Jahre zuvor nur etwa 350,- M.
Änderungen während der Produktionszeit
Nachdem Ende 1989 das Sportrad 208 "Exkurs" erschienen war, wurden einige der dort realisierten Überarbeitungen auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. So besaß das Modell 207 seit dem I. Quartal 1990 andere Schutzbleche. Diese waren wiederum aus Aluminium gefertigt, jedoch mittig mit einer breiten Sicke versehen. Aufgrund der veränderten Marktsituation bedingt durch die politische Wende wurde dieser Fahrradtyp im Laufe des Jahres 1990 weiteren Überarbeitungen unterzogen. Auffälligste Veränderung ist der im II. Quartal 1990 vollzogene Übergang zu einer Pletscherplatte zwischen den Sitzstreben. Eine weitere, zeitgleich eingeführte Neuerung stellte der Gepäckträger dar, der auch bei vielen anderen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden ist. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell 208 zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Trotz dieser Überarbeitungen wurde das Modell 207 noch 1990 Sortiment genommen. Im ersten Mifa-Katalog aus der Zeit nach der Umwandlung in eine GmbH fehlt es auch bereits, stattdessen sind dort neuentwickelte Sporträder zu finden.
Lackierung und Rahmendekor
Mit den Modellen 207 und 257 führte Mifa bei den Sporträdern ein neues Rahmendekor ein, das mit dem der übrigen Fahrräder nicht mehr identisch war. Von den einfacheren Sporträdern (Modell 211; 214 etc.) kann der Typ 207 auch anhand des Schriftzugs "Sprint" am Oberrohr unterschieden werden. Die Rahmen dieser Fahrräder waren meist einfarbig lackiert (Metallic- oder Uni-Lackierungen). Einige Sporträder der hier beschriebenen Ausführung besitzen jedoch eine Zweifarb-Lackierung, wobei bisher nur solche in der Farbkombination rot/schwarz und weiß/schwarz aufgetaucht sind. In dieser Form wurden die Fahrräder bis in das I. Quartal 1990 hinein ausgeliefert, dann wurde das Rahmendekor überarbeitet. Schon im II. Quartal kam wiederum eine neue Gestaltungsvariante zur Anwendung, möglicherweise wurden auch beide Dekore zeitgleich verwendet. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Galerie
Das ab 1987 produzierte Modell 207 "Sprint" stellte die am besten ausgestattete Ausführung der Mifa-Sporträder dar. Der bei diesem Exemplar verbaute Stabbatteriebehälter gehörte nicht zur Werksausstattung. Auch der Tachometer ist ein nachträglich angebrachtes Zubehörteil.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Zugführung für hint. Felgenbremse | |
Zugführung für Kettenschaltung | |
Luftpumpenhalterung | am Unterrohr |
Halterung für Dynamo | an der Vorderradgabel |
Halterung für Speichenschloss | an der linken Sitzstrebe |
Technische Merkmale
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Weblinks
- Private Internetseite von Dr. Lutz Gebhardt, u. a. mit Tourberichten und Bildern mehrerer MIFA-Testfahrten: http://www.li.lu.free.fr/