Steuersätze: Unterschied zwischen den Versionen

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Als ''Steuersatz'' (auch ''Lenklager'', ''Steuerlager'') bezeichnet man jenes Lager, das die Gabel mit dem Rahmen verbindet. In der DDR-Fahrradindustrie wurde dieses Lager ausschließlich als Gewindesteuersatz ausgeführt und besteht zumeist aus folgenden Teilen (von oben):
Als ''Steuersatz'' (auch ''Lenkungslager'', ''Steuerlager'') bezeichnet man jenes Lager, das die Gabel mit dem Rahmen verbindet. In der DDR-Fahrradindustrie wurde dieses Lager ausschließlich als Gewindesteuersatz ausgeführt und besteht standardmäßig aus folgenden Teilen:
* Abschlussmutter / Kontermutter
* Nasenscheibe *)
* Schraubkonus
* Kugelring
* obere Lagerschale
* untere Lagerschale
* Kugelring
* Gabelkonus


<nowiki>*)</nowiki> Teilweise wurde die Funktion der Nasenscheibe auch durch andere Teile erfüllt (z.B. Gegenhalter bei [[Bremsen#Felgenbremsen|Mittelzugbremsen]] und spezielle [[AUFA Scheinwerfer|Scheinwerferhalter]]), die statt der Scheibe eingebaut wurden.
 
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Datei:Steuerkopflager Schema.jpg|Teilweise wurde die Funktion der Nasenscheibe auch durch andere Teile erfüllt (z.B. Gegenhalter bei [[Bremsen#Felgenbremsen|Mittelzugbremsen]] und spezielle [[AUFA Scheinwerfer|Scheinwerferhalter]]), die statt der Scheibe eingebaut wurden.
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== Maße ==
==Maße==
Im Zuge der Wiederaufnahme der Fahrradproduktion wurde in der DDR einer neuer Standard für das Lenklager eingeführt. Dabei wurden die zölligen Maße des weitverbreiteten 1"-Steuersatzes durch metrische Abmessungen ersetzt, die fast nur in der DDR Verwendung fanden:
Im Zuge der Wiederaufnahme der Fahrradproduktion wurde in der DDR einer neuer Standard für das Lenklager eingeführt. Dabei wurden die zölligen Maße des weitverbreiteten 1"-Steuersatzes durch metrische Abmessungen ersetzt, die fast nur in der DDR Verwendung fanden. Ausnahme bildeten die Steuersätze für Fahrräder der [[Hainsberger Metallwerke]], für die erst 1951/52 das neuen DDR-typische Maß übernommen wurde.


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*[[Thüringer Kugellagerfabrik]] (belegt für 1948, 1949, 1951)
*[[Thüringer Kugellagerfabrik]] (belegt für 1948, 1949, 1951)
*[[Justin Popp]] (belegt für 1946, 1948, 1949, 1953 bis 1957)
*[[Justin Popp]] (belegt für 1946, 1948, 1949, 1953 bis 1957)
*[[Fawelo|VEB Bremsenwerk Limbach-Oberfrohna]] (belegt für 1948 bis 1950, 1953 bis 1958, 1961 bis 1964
*[[Fawelo|VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna]] (belegt für 1948 bis 1950, 1953 bis 1958, 1961 bis 1964
*[[Renak]]
*[[Renak]]
*[[Diamant]]
*[[Diamant]]




==Ausführungen==
==Ausführungen des VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna / des VEB Renak==
===VEB Fahrzeugteilewerk Limbach-Oberfrohna / VEB Renak, WERK III===
Die Lenkungslager des VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna, ab etwa Mitte der 1960er Jahre dann als WERK III in das Kombinat [[Renak]] eingegliedert, waren die Standardsteuersätze in der DDR-Fahrradindustrie und wurden serienmäßig an nahezu allen Fahrradmodellen verbaut. Der Aufbau war einfach und funktional; auf besondere Abdichtungsmaßnahmen gegen Staub und Wasser wurde weitgehend verzichtet. Im Laufe der Jahre wurden nur geringe optische Veränderungen vorgenommen - neben leichten Variationen des oberen verstellbaren Konus (Riffelung) veränderte man mehrfach die Form der Abschlussmutter. Wie bei den meisten Fahrradkomponenten nahm auch bei den Renak-Steuersätzen die Qualität der Verarbeitung allgemein, speziell die der Oberflächenbehandlung (Verchromung) stark ab.
Der [[Renak]]-Steuersatz war der Standardsteuersatz in der DDR-Fahrradindustrie, der an nahezu allen Fahrradmodellen verbaut wurde. Sein Aufbau ist einfach und funktional; auf besondere Abdichtungsmaßnahmen gegen Staub und Wasser wurde weitgehend verzichtet. Die obere und untere Lagerschale waren an Ihrem Anschluss zunächst leicht unterschiedlich ausgeformt, ab den 60er Jahren dann vollständig identisch.<br>
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Hersteller war zunächst der [[Fawelo|''VEB Fahrzeugteilewerk Limbach-Oberfrohna'']] (später ''VEB Bremsenwerk Limbach-Oberfrohna''), der in den 60er Jahren als WERK III in das Kombinat [[Renak]] eingegliedert wurde.
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Datei:SK Lager komplett Bremsenwerk.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz des VEB Bremsenwerk Limbach-Oberfrohna'''</p></center> '''Zeitraum:''' hier: spätestens ab 1961 bis 1964<br>'''Material:''' Stahl, verchromt <br>'''Bemerkungen:'''
Datei:SK Lager komplett Renak 1.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz des VEB Renak'''</p></center> '''Zeitraum:''' hier: zwischen 1964 bis 1967<br>'''Material:''' Stahl, verchromt <br>'''Bemerkungen:''' Es fehlen unterer Konsu und Nasenscheibe.
Datei:SK Lager komplett Renak 2.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz des VEB Renak'''</p></center> '''Zeitraum:''' hier: ab 1981 bis 1990<br>'''Material:''' Stahl, verchromt <br>'''Bemerkungen:'''
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Die Ausführung der markanten Abschlussmutter wurde im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Bislang können jedoch nur ungefähre Angaben zu den Verwendungszeitraum gemacht werden.
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Datei:Renak-SS.jpg|Renak-Steuersatz
Datei:SK Mutter 7.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter A'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1940er/1950er Jahre, hier: 1951<br>'''Material:''' Stahl, verchromt<br>'''Bemerkungen:''' einteilig
Datei:VerpackungSteuerkopflager.JPG|Verpackung eines Renak-Steuersatzes, 80er Jahre
Datei:SK Mutter 1.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter B'''</p></center> '''Zeitraum:''' spätestens ab 1951 bis mind. 1958<br>'''Material:''' Stahl, verchromt<br>'''Bemerkungen:''' einteilig
Datei:SK Mutter 3.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter C'''</p></center> '''Zeitraum:''' spätestens ab 1951 bis mind. 1958<br>'''Material:''' Stahl, verchromt<br>'''Bemerkungen:''' einteilig
Datei:SK Mutter 4.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter D'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1960er Jahre, bis mind. 1967<br>'''Material:''' Stahl, verchromt<br>'''Bemerkungen:''' einteilig
Datei:SK Mutter 5.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter E'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1970er/1980er Jahre, spätestens ab 1975<br>'''Material:''' Stahl, verchromt, verzinkt<br>'''Bemerkungen:''' zweiteilig, verschromte Blechkappe auf Gewindering gepresst. Offenbar parallel zur nachstehenden Abschlussmutter produziert.
Datei:SK Mutter 6.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter F'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1980er Jahre, bis 1990<br>'''Material:''' Stahl, verchromt<br>'''Bemerkungen:''' einteilig
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==Ausführungen von Justin Popp==
In Aufbau und Form gleichen die Steuersätze der Firma [[Justin Popp]], prodziert bis 1957, im wesentlichen denen des VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna/VEB Renak.
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Datei:Platzhalter.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz von Justin Popp'''</p></center> '''Zeitraum:''' vrmtl. 1940er/frühe 1950er Jahre<br>'''Material:''' Stahl, vernickelt<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:SK Lager komplett Popp.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz von Justin Popp'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1950er Jahre, vrmtl. bis 1957<br>'''Material:''' Stahl, verchromt <br>'''Bemerkungen:'''
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Markant ist die Abschlussmutter aus verchromtem Stahl, deren Form im Laufe der Jahre mehrfach verändert wurde:
Der deutlichste Unterschied zu den Steuersätzen anderer Firmen besteht in der Abschlussmutter, die sechseckig ausgeführt ist.
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Datei:AbschlussSteuersatz250er.JPG|Erste Ausführung;<br>50er Jahre;<br>einteilig
Datei:SK Mutter Popp 1.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter A'''</p></center> '''Zeitraum:''' vrmtl. 1940er/frühe 1950er Jahre<br>'''Material:''' Stahl, vernickelt<br>'''Bemerkungen:''' einteilig, flachere Ausführung als nachstehende Abschlussmutter
Datei:AbschlussSteuersatz50er.JPG|Zweite Ausführung;<br>50er/60er Jahre;<br>einteilig
Datei:SK Mutter Popp 2.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Abschlussmutter B'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1950er Jahre, vrmtl. bis 1957<br>'''Material:''' Stahl, verchromt<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:AbschlussSteuersatz60er70er.JPG|Dritte Ausführung;<br>60er/70er Jahre;<br>einteilig
Datei:AbschlussStuersatz80er.JPG|Vierte Ausführung;<br>80er Jahre;<br>einteilig
Datei:AbschlussSteuersatzEnde80er.jpg|Fünfte Ausführung;<br> spätestens ab 1975 bis Ende der 80er Jahre, Verwendung parallel zur vierten Ausführung;<br>zweiteilig (Gewindering mit aufgepresstem Blechaufsatz)
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==Ausführung der Hainsberger Metallwerke(?)==
Bei diesem Steuersatz, der an Fahrrädern der [[Hainsberger Metallwerke]] verbaut wurde (Marken ''[[National]]'' und ''[[Primus]]''), ist noch nicht geklärt, ob er von den Hainsberger Metallwerken selbst produziert oder zugekauft wurde. Für eine Eigenproduktion spricht die Vernickelung des Steuersatzes, denn auch Sattelstützen, deren Klemmbolzen sowie die Gabelhauben aus Produktion der Hainsberger Metallwerke waren vernickelt. Möglich ist aber auch eine Produktion durch die [[Thüringer Kugellagerfabrik]], die nachweislich noch bis mindestens 1951 Steuersätze herstellte.


 
Zunächst besaß der hier vorgestellte Steuersatz das 1"-Gewinde. Erst bei den letzten Hainsberger Fahrrädern um 1951/52 wurde dann das neue Maß verwendet (Wechsel innerhalb der Rahmennummern 530.308 und 552.386).
===VEB Fahrradwerke Elite Diamant===
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Anfang bis Mitte der 60er Jahre stattete [[Diamant]] seine [[Diamant Rennrad-Modelle|Straßen-]] und [[Diamant Rennrad-Modelle|Bahnrennräder]] mit einem selbst entwickelten Steuersatz aus, der sich von den sonst üblichen Steuersätzen grundlegend unterschied. So waren die obere und untere Lagerschale unterschiedlich gestaltet und statt mit Kugelringen wurde dieser Steuersatz ausschließlich mit losen Kugeln bestückt.
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Auch wurde die Bauform geändert; statt den zwei Konuslagern (Schrägkugellager) besaß der Diamant Steuersatz zwei Axiallager, bei denen die Wälzkörper auf relativ schmalen Bahnen liefen.
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Datei:SK Lager Hainsberg.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz der Hainsberger Metallwerke (?)'''</p></center> '''Zeitraum:''' ab etwa 1948 bis Ende 1952<br>'''Material:''' Stahl, vernickelt<br>'''Bemerkungen:''' Abschlussmutter mit drei Nuten.
Technisch gesehen waren diese Steuersätze ein Fehlschlag, da die Axiallager nicht geeignet waren, um die im Fahrbetrieb entstehenden Querkräfte (Radialkräfte) aufzunehmen. Das führte besonders bei kleinen Rahmenhöhen und damit kurzen Steuerkopfrohren zu erhöhtem Verschleiß und schneller Rasterung der Lenkung. Deswegen ist dieser Steuersatz heute nur noch selten zu finden. Auch als Ersatzteil dürfte dieser Steuersatz kein großer Erfolg gewesen sein, denn mit 17,20 MDN kostete er viermal so viel wie der langlebigere [[Renak]]-Steuersatz.
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Bemerkenswert ist noch, dass die einzelnen Lagerteile gedreht wurden und sehr massiv ausgeführt waren. Vermutlich um das erhöhte Gewicht auszugleichen wurde die Abschlussmutter aus Aluminium gefertigt.
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==Ausführung des VEB Fahrradwerke Elite Diamant==
 
Anfang bis Mitte der 1960er Jahre stattete [[Diamant]] seine [[Diamant Rennrad-Modelle|Straßen-]] und [[Diamant Rennrad-Modelle|Bahnrennräder]] mit einem selbst entwickelten Steuersatz aus, der sich von den sonst üblichen Steuersätzen grundlegend unterschied. So waren die obere und untere Lagerschale unterschiedlich gestaltet und statt mit Kugelringen wurde dieser Steuersatz ausschließlich mit losen Kugeln bestückt. Auch wurde die Bauform geändert; statt den zwei Konuslagern (Schrägkugellager) besaß der Diamant Steuersatz zwei Axiallager, bei denen die Wälzkörper auf relativ schmalen Bahnen liefen.<br><br>
Technisch gesehen waren diese Steuersätze ein Fehlschlag, da die Axiallager nicht geeignet waren, um die im Fahrbetrieb entstehenden Querkräfte (Radialkräfte) aufzunehmen. Das führte besonders bei kleinen Rahmenhöhen und damit kurzen Steuerkopfrohren zu erhöhtem Verschleiß und schneller Rasterung der Lenkung. Deswegen ist dieser Steuersatz heute nur noch selten zu finden. Auch als Ersatzteil dürfte dieser Steuersatz kein großer Erfolg gewesen sein, denn mit 17,20 MDN kostete er viermal so viel wie der langlebigere [[Renak]]-Steuersatz.<br><br>Bemerkenswert ist außedem, dass die einzelnen Lagerteile gedreht wurden und sehr massiv ausgeführt waren. Vermutlich um das erhöhte Gewicht auszugleichen, wurde die Abschlussmutter aus Aluminium gefertigt.
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Datei:Diamant-SS.JPG|Diamant-Steuersatz (Ersatzteil in OVP).
Datei:Diamant-SS.JPG|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Steuersatz des VEB Fahrradwerke Elite Diamant'''</p></center> '''Zeitraum:''' Anfang bis Mitte der 1960er Jahre<br>'''Material:''' Stahl verchromt, Aluminium<br>'''Bemerkungen:''' Hier: Ersatzteil in OVP.
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[[Kategorie: Fahrradrahmen]]
[[Kategorie: Fahrradrahmen]]

Version vom 16. Mai 2014, 17:15 Uhr

Als Steuersatz (auch Lenkungslager, Steuerlager) bezeichnet man jenes Lager, das die Gabel mit dem Rahmen verbindet. In der DDR-Fahrradindustrie wurde dieses Lager ausschließlich als Gewindesteuersatz ausgeführt und besteht standardmäßig aus folgenden Teilen:



Maße

Im Zuge der Wiederaufnahme der Fahrradproduktion wurde in der DDR einer neuer Standard für das Lenklager eingeführt. Dabei wurden die zölligen Maße des weitverbreiteten 1"-Steuersatzes durch metrische Abmessungen ersetzt, die fast nur in der DDR Verwendung fanden. Ausnahme bildeten die Steuersätze für Fahrräder der Hainsberger Metallwerke, für die erst 1951/52 das neuen DDR-typische Maß übernommen wurde.

1" x 24 (EN/ISO) M26 x 1 (DDR)
Gewinde (Nennmaß) 1" = 25,4 mm 26 mm
Steigung
(turns per inch)
24 tpi 1 mm = 25,4 tpi
Gabelkonus 26,4 mm 26,8 mm
Lagerschale 30,2 mm 30,6 mm
Gabelschaft (innen) 7/8" = 22,2 mm 22 mm

Hersteller

Unter anderem:


Ausführungen des VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna / des VEB Renak

Die Lenkungslager des VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna, ab etwa Mitte der 1960er Jahre dann als WERK III in das Kombinat Renak eingegliedert, waren die Standardsteuersätze in der DDR-Fahrradindustrie und wurden serienmäßig an nahezu allen Fahrradmodellen verbaut. Der Aufbau war einfach und funktional; auf besondere Abdichtungsmaßnahmen gegen Staub und Wasser wurde weitgehend verzichtet. Im Laufe der Jahre wurden nur geringe optische Veränderungen vorgenommen - neben leichten Variationen des oberen verstellbaren Konus (Riffelung) veränderte man mehrfach die Form der Abschlussmutter. Wie bei den meisten Fahrradkomponenten nahm auch bei den Renak-Steuersätzen die Qualität der Verarbeitung allgemein, speziell die der Oberflächenbehandlung (Verchromung) stark ab.


Die Ausführung der markanten Abschlussmutter wurde im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Bislang können jedoch nur ungefähre Angaben zu den Verwendungszeitraum gemacht werden.



Ausführungen von Justin Popp

In Aufbau und Form gleichen die Steuersätze der Firma Justin Popp, prodziert bis 1957, im wesentlichen denen des VEB Fahrzeugteilewerk Oberfrohna/VEB Renak.


Der deutlichste Unterschied zu den Steuersätzen anderer Firmen besteht in der Abschlussmutter, die sechseckig ausgeführt ist.



Ausführung der Hainsberger Metallwerke(?)

Bei diesem Steuersatz, der an Fahrrädern der Hainsberger Metallwerke verbaut wurde (Marken National und Primus), ist noch nicht geklärt, ob er von den Hainsberger Metallwerken selbst produziert oder zugekauft wurde. Für eine Eigenproduktion spricht die Vernickelung des Steuersatzes, denn auch Sattelstützen, deren Klemmbolzen sowie die Gabelhauben aus Produktion der Hainsberger Metallwerke waren vernickelt. Möglich ist aber auch eine Produktion durch die Thüringer Kugellagerfabrik, die nachweislich noch bis mindestens 1951 Steuersätze herstellte.

Zunächst besaß der hier vorgestellte Steuersatz das 1"-Gewinde. Erst bei den letzten Hainsberger Fahrrädern um 1951/52 wurde dann das neue Maß verwendet (Wechsel innerhalb der Rahmennummern 530.308 und 552.386).



Ausführung des VEB Fahrradwerke Elite Diamant

Anfang bis Mitte der 1960er Jahre stattete Diamant seine Straßen- und Bahnrennräder mit einem selbst entwickelten Steuersatz aus, der sich von den sonst üblichen Steuersätzen grundlegend unterschied. So waren die obere und untere Lagerschale unterschiedlich gestaltet und statt mit Kugelringen wurde dieser Steuersatz ausschließlich mit losen Kugeln bestückt. Auch wurde die Bauform geändert; statt den zwei Konuslagern (Schrägkugellager) besaß der Diamant Steuersatz zwei Axiallager, bei denen die Wälzkörper auf relativ schmalen Bahnen liefen.

Technisch gesehen waren diese Steuersätze ein Fehlschlag, da die Axiallager nicht geeignet waren, um die im Fahrbetrieb entstehenden Querkräfte (Radialkräfte) aufzunehmen. Das führte besonders bei kleinen Rahmenhöhen und damit kurzen Steuerkopfrohren zu erhöhtem Verschleiß und schneller Rasterung der Lenkung. Deswegen ist dieser Steuersatz heute nur noch selten zu finden. Auch als Ersatzteil dürfte dieser Steuersatz kein großer Erfolg gewesen sein, denn mit 17,20 MDN kostete er viermal so viel wie der langlebigere Renak-Steuersatz.

Bemerkenswert ist außedem, dass die einzelnen Lagerteile gedreht wurden und sehr massiv ausgeführt waren. Vermutlich um das erhöhte Gewicht auszugleichen, wurde die Abschlussmutter aus Aluminium gefertigt.