Modelle Brandenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. November 2012, 00:08 Uhr

Brandenburg ist die Marke des ehemals in Crinitz/Niederlausitz ansässigen VEB Fahrradwerk Crinitz N/L, der eher schlichte Räder in vergleichsweise geringer Stückzahl fertigte. Diese Fahrräder sind nicht zu verwechseln mit Produkten verschiedener westdeutscher Hersteller bzw. Konfektionäre, die ebenfalls Fahrräder mit dem Namen Brandenburg produzierten.


Geschichte

1910 - 1945

Firma gegründet durch Otto Herkner sen., Bruder eines Dachziegelfabrikanten - das Gründungsjahr um 1910/11. 1928 ging die Firma in Konkurs, Inhaber waren zu dieser Zeit die Brüder Bernhard und Albert Herkner. 1929 wurde wurde die Firma wiedereröffnet, Eigentümer waren nun Johanna und Herta Herkner.

Um 1933 war die Firma weitesthegend bedeutungslos, nur wenige Arbeiter wurden beschäftigt. Dennoch wurde 1932 eine gefederte Fahrradgabel zum Patent angemeldet.

Neben der Marke Herkona wurde etwa Mitte der 30er Jahre auch die Marke Grangsport produziert. Es dürfte sich, wie es bei vielen anderen Fahrradherstellern üblich war, um eine im Niedrigpreissktor angesiedelte Tochter-Marke gehandelt haben.

Im Laufe der 30er Jahre wuchs die Firma wieder. Bereits vor dem 2. Weltkrieg wurde die Fahrradproduktion jedoch eingestellt und stattdessen Luftschutzpumpen produziert. Im Telefonbuch des Ortes von 1942 wurde der einstige Fahrradhersteller bereits nicht mehr aufgeführt. Die Unterlagen des Betriebes wurden durch Kriegseinwirkungen vernichtet.

1945 bis etwa 1962

1946 wurden die Maschinen des Betriebes demontiert, wurden jedoch offenbar nicht abtransportiert, sondern von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wieder freigegeben. In den folgenden Jahren Herstellung kleinerer Metallwaren für Landwirtschaft und Haushalt. Um etwa 1948 bis 1950 wurden Fahrräder unter dem Markennamen Fortuna produziert.

Um 1950 wurde der Betrieb enteignet und in den VEB Fahrradwerk Crinitz N/L umgewandelt. Etwa im selben Jahr Beginn der Produktion von Fahrrädern der Marke Brandenburg. Rahmen, Vorderradgabeln, Lenker ("NSU"-Lenker und sportliche Lenker) und Sattelstützen, für die es eine eigene Galvanik gab wurden im Betrieb selbst hergestellt. Die für den Rahmenbau notwendigen Muffen wurden zugekauft, ebenso alle anderen Teile, die zur Herstellung vollständiger Fahrräder nötig waren. Verkauft wurden dann vollständige Fahrräder sowie sog. Rahmensets, die aus (Rahmen, Gabel, Glockengetriebe oder Keilgetriebe und Sattelstütze) bestanden. Ebenfalls im Handel wurden "Vorbaulenker "Crinitz", verchromt, mit Innenklemme", Preis: 14,74 DM, angeboten (vgl. DHZ-Katalog "Fahrräder, Ersatz- und Zubehörteile" von 1956). Ob auch noch Exemplare der gefederten Fahrradgabel gebaut wurden, die Anfang der 30er Jahre entwickkelt worden war, ist nicht geklärt.

1955 flüchtete Otto Herkner nach Westdeutschland. Inwieweit er noch mit der Nachkriegs-Fahrradproduktion zu tun hatte, ist bislang nicht bekannt.

Vermutlich 1962 wurde die Fahrradproduktion in Crinitz eingestellt.

Nachfolgebetriebe ab etwa 1962

Nachfolgebetrieb des VEB Fahrradwerk Crinitz N/L war der VEB Landmaschinenbau Torgau, der um 1970 im Kombinat impulsa (Landmaschinenbau) aufging. Dieses Kombinat ging wiederum 1978 im Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau auf. Am ehemaligen Produktionsstandort in Crinitz befindet sich heute ein Betrieb für Maschinenbau.



Produkte


Fahrräder - Ausstattung, Varianten und Modelle

Aufgrund fehlender Katalogabbildungen bzw. Kataloge, Prospekte oder Werksphotos des VEB Fahrradwerk Crinitz können derzeit nur beschreibende Aussagen zu bislang bekannten Fahrrädern gemacht werden. Ob es offiziell verschiedene Modelle und/oder Ausstattungsvarianten und -bezeichnungen gegeben hat, ist nicht bekannt. Zudem ist generell fraglich, ob es seitens des Herstellers veröffentlichtes Bildmaterial existiert hat. Nach Umstrukturierung bzw. Auflösung der Nachfolgebetriebe sind vermutlich viele, auch firmeninterne, Unterlagen zu "Brandenburg"-Fahrrädern verloren gegangen.

Offizielle Hinweise finden sich bislang nur im DHZ-Katalog (1956), wo "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 26" kpl., bunt emailliert 60,20 DM" und "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 28" kpl., bunt emailliert 67,20 DM", jedoch keine Damenrad-Rahmen angeboten wurden.

"Brandenburg"-Fahrräder gab es als Herren- und Damenradmodelle, Kinderräder gab es nicht. Die Damenräder hatten anfangs die einfache Form mit geraden Rohren. Vrmtl. in der 3. Modellpalette ab etwa 1954 besaßen Damenräder dann Rahmen mit einem gekrümmten Oberrohr, die Rahmenform glich der von späteren Diamant-, Mifa- und IFA-Touring-Fahrrädern der 70er und 80er Jahre. Produziert wurden Fahrradrahmen für 26"- und 28"-Laufräder. Auch Sporträder wurden (vrmtl. nur in geringem Umfang) in Crinitz hergestellt.

Da viele Räder, vermutlich v. a. die der 2. und 3. Modellpalette, vermutlich nur als Rahmenset an Händler ausgeliefert wurden, lässt sich schwer ermitteln, welche Ausstattung(en) (etwa Anbauteile aus Stahl oder Alu, Lenker und Bremse, Beleuchtung, Sattel etc.) als "original" angesehen werden können. Grundsätzlich möglich ist daher die Ausstattung mit Anbauteilen, die im Produktionsjahr des jeweiligen Rahmens verfügbar waren.

Tretlager, Beleuchtung, Sattel, Werkzeugtasche, Griffe etc. waren Standardteile, wie sie zum Baujahr der Rahmen hergestellt und verfügbar waren. Bei einer Montage von Brandenburg-Rädern durch Händler ist anzunehmen, dass auch ältere Anbauteile genutzt wurden.

Es sind Räder bekannt, die mit Sportradkomponenten ausgestattet wurden (z.B. Keiltretlager, Vorbaulenker).

Brandenburg-Fahrräder haben eine Aufnahme für Sattelstützen mit 25 mm Durchmesser.


1. Modellpalette - etwa 1950 bis etwa 1952/1953

Produziert wurden Damen- und Herrentourenträder mit 28"-Laufrädern. Damenräder mit geraden Rohren.

Merkmale


Dekor: Blau-weiß lackierter Steuerkopf und Gabelkopf, weiß auslaufend. Steuerkopfmuffen weiß umrandet. Blau-weiße, mittig unterbrochene Bandverzierungen mit innenliegender roter Linierung. Weiß-blaue Kastenlinierung am Rahmen. Felgen und Schutzbleche ebenfalls blau-weiß liniert (auf Schutzblechen bekannt sind weiß-blaue Doppellinien sowie weiße Linien Außen mit dicker blauer Mittellinie). Abziehbilder auf Steuerkopf und Unterrohr.

Anbauteile: Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger in Rahmenfarbe lackiert.

Lackierung:

  • Schwarz


Fahrräder


2. Modellpalette - etwa 1952/1953 bis etwa 1954

Produziert wurden Damen- und Herrentourenträder mit 28"-Laufrädern.

Merkmale


Dekor: Steuerkopfmuffen weiß umrandet. Silberne, mittig unterbrochene Bandverzierungen mit innenliegender blauer Linierung. Abziehbilder auf Steuerkopf, Unterrohr sowie unterhalb der Sattelrohrmuffe.

Anbauteile: Felgen- und Schutzbleche sowie Gepäckträger bereits neutrale Zubehörteile.

Lackierung:

  • Weinrot


Fahrräder


3. Modellpalette - etwa 1954 bis etwa 1962

Produziert wurden Damen- und Herrentourenträder mit 26"- und 28"-Laufrädern. Damenräder mit gekrümmtem Oberrohr.

Merkmale


Dekor: Steuerkopfschild, Abziehbilder auf Unterrohr und Sattelrohr. Keine zusätzliche Rahmenverzierung.

Anbauteile: Felgen und Schutzbleche sowie Gepäckträger neutrale Zubehörteile. Bekannt sind: Alufelgen und Aluschutzbleche mit silbernem Stahlgepäckträger,
graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit Gepäckträger in Rahmenfarbe,
graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit grauem Gepäckträger. Bei rot und schwarz lackierten Rahmen sind auch in Rahmenfarbe lackierte und weiß linierte Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger belegt.

Mögliche Ausstattung: Silberne Stahlfelgen, -schutzbleche und -gepäckträger


Lackierung:

  • Schwarz
  • Rot
  • Hellblau
  • Mittelblau
  • Blass-Grün
  • Türkis-Metallic
  • Pink-Metallic

Im DHZ-Katalog von 1956 wird die Lackierung von angebotenen Touren-Rahmen als "vollständig bunte Emaillierung" beschrieben.


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Sporträder

Bislang nur in einem Exemplar bekannt ist ein "Brandenburg"-Sportrad. In welchem Umfang in Crinitz Sporträder gebaut wurden und ob das hier gezeigte Rad evtl. nur aus einer Klein(st)serie stammt, ist nicht bekannt. Das Rad ist kein aufgearbeitetes Modell eines anderen Herstellers (erkennbar erster Lack, 25 mm Sattelstützendurchmesser, originales Gabelrohr mit DDR-typischem Gewindemaß). Laufradgröße 28". Möglich wäre zudem, daß dieses Sportrad als "Feierabendarbeit" entstand - gesichert ist die Tatsache, daß sich Mitarbeiter auch für den Eigenbedarf Fahrradrahmen bauten.

Merkmale


Dekor: Steuerkopfschild, Abziehbilder auf Unterrohr und Sattelrohr. Keine zusätzliche Rahmenverzierung, Gabelkopf silbern lackiert.

Anbauteile: Felgen- und Schutzbleche sowie Gepäckträger neutrale Zubehörteile. Bekannt sind: -SportradAlufelgen und Sportrad-Aluschutzbleche mit silbernem Stahlgepäckträger in Schwedenform. Lenker, Bremsen und Tretlager sind Sportrad- bzw. Rennrad-Komponenten.

Lackierung:

  • "Diaphan-Blau" (blauer Lasurlack auf silbernem Grund)


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