Modelle Brandenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Mai 2011, 15:36 Uhr

"Brandenburg" ist die Marke eines ehemals in Crinitz/Niederlausitz ansässigen Fahrradherstellers, der eher schlichte Räder in vergleichsweise geringer Stückzahl fertigte. Nicht zu verwechseln mit Rädern verschiedener westdeutscher Hersteller bzw. Konfektionäre, die ebenfalls Räder der Marke "Brandenburg" produzierten.

Geschichte

Firma gegründet durch Otto Herkner, Bruder eines Keramikfabrikanten - das Gründungsjahr ist bislang unbekannt. Bis 1945 Fahrradproduktion der Marke "Herkona". 1946 Demotage der meisten Maschinen. In den folgenden Jahren Herstellung kleinerer Metallwaren für Landwirtschaft und Haushalt.

1951 Enteigung, Umwandlung in den "VEB Fahrradwerk Crinitz N/L". Beginn der Produktion von Fahrrädern der Marke "Brandenburg". Anfang der 1960er Jahre Einstellung der Fahrradproduktion. Nachfolgebetrieb war der "Landmaschinenbau Torgau", der um 1970 im "Kombinat impulsa" (Landmaschinenbau) aufging. Dieses Kombinat ging wiederum 1978 im "Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau" auf. Am ehemaligen Produktionsstandort in Crinitz befindet sich heute ein Betrieb für Maschinenbau.

Gebaut wurden in Crinitz nur Rahmen und Gabeln, alle anderen Teile waren DDR-Standard-Fahrradteile und wurden zugekauft. Ein Teil der Produktion gelangte als Rahmensets (Rahmen, Gabel, Glockengetriebe, Sattelstütze) in den Handel; diese Rahmen wurden dann von Fahrradhändlern (möglicherweise nach Kundenwunsch) komplettiert. Ebenfalls in Crinitz hergestellt wurden Fahrradlenker, für die es eine eigene Galvanik in der Fabrik gab. Im DHZ-Katalog "Fahrräder, Ersatz- und Zubehörteile" von 1956 wurden "Vorbaulenker "Crinitz", verchromt, mit Innenklemme" angeboten (Preis: 14,74 DM).

Fahrräder - Ausstattung und Modelle

Linierung, Steuerkopfschilder und Abziehbilder

Die Räder der Marke "Brandenburg" waren in den ersten Jahren an Rahmen, Schutzblechen und Felgen liniert. Es gab zudem Ringlinierungen an den lackierten Bandverzierungen. Ab etwa 1954 fielen die Linierungen weg. Bei schwarzen Rädern nach 1954 sind allerdings auch weiß linierte Schutzbleche bekannt.

Bis etwa 1954 besaßen Brandenburg-Fahrräder noch kein Steuerkopfschild, sondern Abziehbilder in der Farbkombination Gelb-Silber-Rot auf dem Steuerkopf. Ab etwa 1954 gab es ein Steuerkopfschild aus Alu - bekannt ist die Farbkombination Gelb-Blau. Dieses Schild war, verglichen mit Steuerkopfschildern anderer DDR-Fahrräder dieser Zeit, modern gestaltet.


Von 1951 bis etwa 1954 hatten alle Crinitzer Fahrräder auf dem Unterrohr ein obenliegendes Abziehbild mit dem Schriftzug "Brandenburg". Die Fahrräder ab 1954 hatten dann zwei seitlich auf dem Unterrohr angebrachte Abziehbilder mit neuem Layout. Dazu gab es Olympiaringe (ähnlich denen von Mifa), die die Abziehbilder am Unterrohr sowie das Abziehbild am Sattelrohr einfassten. Das kleine Abziehbild unterhalb der Sattelmuffe, das das Gütezeichen sowie eine (Hersteller?-)Nummer zeigte, fiel vrmtl. 1954 weg


Lackierung

Farben:

  • Schwarz
  • Rot
  • Blau
  • Grün
  • Türkis-Fischsilber
  • Pink-Fischsilber

Die Lackierung ist im DHZ-Katalog von 1956 als "vollständig bunte Emaillierung" beschrieben (obwohl farbige Rahmen aber nicht im klassischen Sinne emailliert, sondern lackiert wurden). Keine Grundierung des Rahmens, aber Klarlack als Überzug. Bei Modellen bis etwa Mitte der 1950er Jahre silberne Ringverzierungen an Unter- und Sattelrohr sowie an der Vorderradgabel. Ab Mitte der 1950er Jahre bis zur Einstellung der Produktion Anfang der 1960er wurden Rahmen nur noch einfarbig, ohne weitere lackierte oder linierte Verzierungen produziert.


Ausstattung

Da viele Räder vermutlich nur als Rahmenset an Händler ausgeliefert wurden, lässt sich schwer ermitteln, welche Ausstattung(en) (etwa Anbauteile aus Stahl oder Alu, Lenker und Bremse, Beleuchtung, Sattel etc.) als "original" angesehen werden können. Grundsätzlich möglich ist daher die Ausstattung mit Anbauteilen, die im Produktionsjahr des jeweiligen Rahmens verfügbar waren.

Bekannte Ausstattungen:

Mögliche Ausstattung:

  • silberne Stahlfelgen, -schutzbleche und -gepäckträger


Es gab vermutlich auch Rahmen, die mit Sportradkomponenten ausgestattet wurden (z.B. Keiltretlager, Vorbaulenker)

Tretlager, Beleuchtung, Sattel, Werkzeugtasche, Griffe etc. waren Standardteile, wie sie zum Baujahr der Rahmen hergestellt und verfügbar waren. Bei einer Montage von Brandenburg-Rädern durch Händler ist anzunehmen, dass auch ältere Anbauteile genutzt wurden.

Brandenburg-Fahrräder haben eine Sattelstütze mit 25 mm Durchmesser.

Rahmengeometrie

Durch die Rahmengeometrie (kürzerer Radstand als bei anderen DDR-Tourenrädern der 1950er Jahre, höhere Lage des Tretlagers und des Oberrohres sowie eine schmalere Hinterradgabel) können nur Schutzbleche bis zu einer Breite von 57 mm verbaut werden, deren oben gelegenes Befestigungsloch im Gegensatz zu Schutzblechen für Diamant oder Mifa zudem weiter in Richtung Rahmen liegt. Die spezielle Rahmengeometrie macht sich auch im Fahrverhalten bemerkbar, das bereits in Richtung Sportrad tendiert.

Modelle

"Brandenburg"-Fahrräder gab es als Herren- und Damenradmodelle, Kinderräder gab es nicht. Die Damenräder hatten einen sportlichen Rahmen mit geraden Rohren, die Rahmenform glich der von Diamant-, Mifa- und IFA-Touring-Fahrrädern der 1980er Jahre.

Aufgrund fehlender Katalogabbildungen bzw. Kataloge, Prospekte oder Werksphotos des VEB Fahrradwerk Crinitz kann (derzeit) keine Aussage über unterschiedliche Modellvarianten, -bezeichnungen etc. gemacht werden. Generell ist fraglich, inwiefern veröffentlichtes Bildmaterial seitens des Herstellers überhaupt existiert hat. Nach Umstrukturierung bzw. Auflösung der Nachfolgebetriebe sind vermutlich viele, auch firmeninterne, Unterlagen zu "Brandenburg"-Fahrrädern verloren gegangen.

Offizielle Hinweise finden sich bislang nur im DHZ-Katalog (1956), wo "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 26" kpl., bunt emailliert 60,20 DM" und "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 28" kpl., bunt emailliert 67,20 DM", jedoch keine Damenrad-Rahmen angeboten wurden.