Modelle Brandenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Januar 2011, 16:39 Uhr

"Brandenburg" war die Marke eines in Crinitz/Niederlausitz ansässigen Fahrradherstellers, der eher schlichte Räder in vergleichsweise geringer Stückzahl fertigte. Nicht zu verwechseln mit Rädern verschiedener westdeutscher Hersteller bzw. Konfektionäre, die ebenfalls Räder der Marke "Brandenburg" produzierten.

Geschichte


Firma gegründet durch Herrn Herkner, Bruder eines Keramikfabrikanten. Bis 1945 Fahrradproduktion der Marke "Herkona". In den folgenden Jahren Herstellung kleinerer Metallwaren für Landwirtschaft und Haushalt. 1951 Enteigung, danach "VEB Fahrradwerk Crinitz". Beginn der Produktion von Fahrrädern der Marke "Brandenburg". Einstellung der Fahrradproduktion Anfang der 1960er Jahre. Nachfolgebetrieb Landmaschinenbau Torga, danach impulsa Landmaschinen.

Gebaut wurden in Crinitz nur Rahmen und Gabeln, alle anderen Teile waren DDR-Standardteile und wurden zugekauft. Ein Teil der Produktion gelangte als Rahmensets (Rahmen, Gabel, Glockengetriebe, Sattelstütze) in den Handel; diese Rahmen wurden dann von Fahrradhändlern (möglicherweise nach Kundenwunsch) komplettiert. Ebenfalls in Crinitz hergestellt wurden Fahrradlenker, für die es eine eigene Galvanik in der Fabrik gab. Im DHZ-Katalog "Fahrräder, Ersatz- und Zubehörteile" von 1956 wurden "Vorbaulenker "Crinitz", verchromt, mit Innenklemme" angeboten (Preis: 14,74 DM).

Fahrräder - Ausstattung und Modelle


Linierung, Steuerkopfschilder und Abziehbilder

Die Räder der Marke "Brandenburg" waren anfangs an Rahmen, Schutzblechen und Felgen liniert. Es gab zudem Ringlinierungen an den lackierten Bandverzierungen. Später fielen die Linierungen weg. Bei schwarzen späten Rädern sind allerdings auch linierte Schutzbleche bekannt.

Die ersten Fahrräder besaßen noch kein Steuerkopfschild, sondern nur Abziehbilder in der Farbkombination Gelb-Silber-Rot. Etwa Mitte der 1950er Jahre kam dann ein Steuerkopfschild aus Alu. Bekannt ist die Farbkombination Gelb-Blau. Dieses Schild war vergleichsweise modern gestaltet.


Anfangs gab es auf dem Unterrohr ein obenliegendes Abziehbild mit dem Schriftzug "Brandenburg". Spätere Modelle hatten dann zwei seitlich auf dem Unterrohr angebrachte Abziehbilder mit verändertem Layout. Dazu gab es Olympiaringe, die die Abziehbilder am Unterrohr sowie das Abziehbild am Sattelrohr einfassten. Bis etwa Mitte der 1950er Jahre gab es direkt unterhalb der Sattelmuffe ein kleines Abziehbild, das das Gütesiegel ("1" in Dreieck) sowie eine (Hersteller?-)Nummer zeigte.


Lackierung

Bekannte Farben: Schwarz, Weinrot, Blau, Grün, Türkis-Fischsilber, Pink-Fischsilber.

Die Lackierung wurde im DHZ-Katalog von 1956 als "vollständig bunte Emaillierung" beschrieben - farbige Rahmen wurden aber nicht im klassischen Sinne emailliert, sondern lackiert. Keine Grundierung des Rahmens, aber Klarlack als Überzug. Bei Modellen bis etwa Mitte der 1950er Jahre silberne Ringverzierungen an Unter- und Sattelrohr sowie an der Vorderradgabel.


Ausstattung

Datei:Brandenburg1958.JPG
"Brandenburg" von 1958. Rahmen ergänzt mit zeitgenössischen Anbauteilen. Ursprüngliche Farbe Pink-Fischsilber, durch Lichteinfluß beinahe vollständig zu Grau verblichen.

Da viele Räder vermutlich nur als Rahmenset an Händler ausgeliefert wurden, lässt sich schwer ermitteln, welche Ausstattung (etwa Anbauteile aus Stahl oder Alu, Lenker und Bremse, Beleuchtung, Sattel etc.) "original" war. Möglich ist daher die Ausstattung mit Anbauteilen, die im Produktionsjahr des jeweiligen Rahmens verfügbar waren. Bekannt sind folgende Kombinationen: Alufelgen und Aluschutzbleche mit silbernem Stahlgepäckträger, graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit Gepäckträger in Rahmenfarbe, graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit grauem Gepäckträger. Möglich ist aufgrund der damals verfügbaren Anbauteile die Kombination: silberne Stahlfelgen, -schutzbleche und -gepäckträger. Es gab vermutlich auch Rahmen, die mit Sportradkomponenten ausgestattet wurden.

Besonderheit: Durch die Rahmengeometrie (kürzerer Radstand als bei anderen DDR-Tourenrädern der 1950er Jahre, höhere Lage des Tretlagers und des Oberrohres sowie eine schmalere Hinterradgabel) können nur Schutzbleche bis zu einer Breite von 57 mm verbaut werden, deren oben gelegenes Befestigungsloch im Gegensatz zu Schutzblechen für Diamant oder Mifa zudem weiter in Richtung Rahmen liegt.

Im DHZ-Katalog (1956) wurden "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 26" kpl., bunt emailliert 60,20 DM" und "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 28" kpl., bunt emailliert 67,20 DM" angeboten, jedoch keine Damenrad-Rahmen.


Modelle

Aufgrund (bislang) fehlender Katalogabbildungen bzw. eigener Kataloge, Prospekte oder Werksphotos des VEB Fahrradwerk Crinitz kann (derzeit) keine Aussage über unterschiedliche Modellvarianten, -bezeichnungen etc. getroffen werden. Generell ist fraglich, ob überhaupt veröffentlichtes Bildmaterial seitens des Herstellers existiert hat. Nach Schließung des Nachfolgebetriebes nach 1990 sind vermutlich viele, auch firmeninterne, Unterlagen zu "Brandenburg"-Fahrrädern verloren gegangen.