Modelle Brandenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Datei:Herkona.jpg|Steuerkopfschild von Herkona, 30er Jahre
Datei:HerkonaWerbung.JPG|Werbung für ein vollgefedertes Herkona-Fahrad, 30er Jahre.  
Datei:HerkonaWerbung.JPG|Werbung für ein vollgefedertes Herkona-Fahrad, 30er Jahre.  
Datei:BrandenburgGefedert.JPG|Die in der Werbeanzeige beschriebene Federgabel verbaut an einem Brandenburg-Rad Mitte/Ende 50er.
Datei:BrandenburgGefedert.JPG|Die in der Werbeanzeige beschriebene Federgabel verbaut an einem Brandenburg-Rad Mitte/Ende 50er.

Version vom 27. September 2011, 19:57 Uhr

"Brandenburg" ist die Marke eines ehemals in Crinitz/Niederlausitz ansässigen Fahrradherstellers, der eher schlichte Räder in vergleichsweise geringer Stückzahl fertigte. Nicht zu verwechseln mit Rädern verschiedener westdeutscher Hersteller bzw. Konfektionäre, die ebenfalls Räder der Marke "Brandenburg" produzierten.


Geschichte

Firma gegründet durch Otto Herkner, Bruder eines Dachziegelfabrikanten - das Gründungsjahr 1910/11. Bis 1945 Fahrradproduktion der Marke "Herkona". 1946 Demontage der meisten Maschinen. In den folgenden Jahren Herstellung kleinerer Metallwaren für Landwirtschaft und Haushalt.

1951 Enteigung, Umwandlung in den "VEB Fahrradwerk Crinitz N/L". Beginn der Produktion von Fahrrädern der Marke "Brandenburg". Vermutlich 1961 Einstellung der Fahrradproduktion. Nachfolgebetrieb war der "Landmaschinenbau Torgau", der um 1970 im "Kombinat impulsa" (Landmaschinenbau) aufging. Dieses Kombinat ging wiederum 1978 im "Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau" auf. Am ehemaligen Produktionsstandort in Crinitz befindet sich heute ein Betrieb für Maschinenbau.

Gebaut wurden in Crinitz hauptsächlich Rahmen und Gabeln, andere Teile waren DDR-Standard-Fahrradteile und wurden zugekauft. Ein Teil der Produktion gelangte als Rahmensets (Rahmen, Gabel, Glockengetriebe, Sattelstütze) in den Handel; diese Rahmen wurden dann von Fahrradhändlern (möglicherweise nach Kundenwunsch) komplettiert. Ebenfalls in Crinitz hergestellt wurden Fahrradlenker, für die es eine eigene Galvanik in der Fabrik gab. Im DHZ-Katalog "Fahrräder, Ersatz- und Zubehörteile" von 1956 wurden "Vorbaulenker "Crinitz", verchromt, mit Innenklemme" angeboten (Preis: 14,74 DM).

In den 50er Jahren soll auch die unten abgebildete, in den 30er Jahren entwickelte Federgabel gebaut bzw. verbaut worden sein (möglicherweise aus Vorkriegsbeständen).

In den Crinitzer Fahrradwerken wurden auch Räder anderer Fabrikate im Stile der "Brandenburg"-Fahrräder neu lackiert und mit Abziehbildern und Steuerkopfschildern versehen. Inwieweit das Einzelfälle waren oder Aufarbeitungen in größerem Stil durchgeführt wurden, ist nicht bekannt.


Fahrräder - Ausstattung und Modelle

Linierung, Steuerkopfschilder und Abziehbilder

Die Räder der Marke "Brandenburg" waren in den ersten Jahren an Rahmen, Schutzblechen und Felgen liniert. Es gab zudem Ringlinierungen an den lackierten Bandverzierungen. Ab etwa 1954 fielen die Linierungen weg. Bei schwarz und rot lackierten Fahrrädern nach 1954 sind in Rahmenfarbe lackierte und weiß linierte Schutzbleche und Felgen belegt.

Bis etwa 1954 besaßen Brandenburg-Fahrräder noch kein Steuerkopfschild, sondern Abziehbilder in der Farbkombination Gelb-Silber-Rot auf dem Steuerkopf. Ab etwa 1954 bis zur Einstellung der Fahrradproduktion gab es ein Steuerkopfschild aus Alu - bekannt ist die Farbkombination Gelb-Blau. Dieses Schild war, verglichen mit Steuerkopfschildern anderer DDR-Fahrräder dieser Zeit, modern gestaltet.


Von 1951 bis etwa 1954 hatten alle Crinitzer Fahrräder auf dem Unterrohr ein obenliegendes Abziehbild mit dem Schriftzug "Brandenburg". Die Fahrräder ab 1954 hatten dann zwei seitlich auf dem Unterrohr angebrachte Abziehbilder mit neuem Layout. Dazu gab es Olympiaringe (ähnlich denen von Mifa), die die Abziehbilder am Unterrohr sowie das Abziehbild am Sattelrohr einfassten. Das kleine Abziehbild unterhalb der Sattelmuffe, das das Gütezeichen sowie eine (Hersteller?-)Nummer zeigte, fiel vrmtl. 1954 weg


Lackierung

Bekannte Farben:

  • Schwarz
  • Rot
  • Weinrot
  • Hellblau
  • Dunkelblau
  • Grün
  • Türkis-Fischsilber
  • Pink-Fischsilber

Die Lackierung ist im DHZ-Katalog von 1956 als "vollständig bunte Emaillierung" beschrieben (obwohl farbige Rahmen aber nicht im klassischen Sinne emailliert, sondern lackiert wurden). Keine Grundierung des Rahmens, aber Klarlack als Überzug. Bei Modellen bis etwa Mitte der 1950er Jahre silberne Ringverzierungen an Unter- und Sattelrohr sowie an der Vorderradgabel. Ab etwa 1954 bis zur Einstellung der Produktion um 1961 wurden Rahmen nur noch einfarbig, ohne jede lackierte oder linierte Verzierungen produziert.

Ausstattung

Da viele Räder vermutlich nur als Rahmenset an Händler ausgeliefert wurden, lässt sich schwer ermitteln, welche Ausstattung(en) (etwa Anbauteile aus Stahl oder Alu, Lenker und Bremse, Beleuchtung, Sattel etc.) als "original" angesehen werden können. Grundsätzlich möglich ist daher die Ausstattung mit Anbauteilen, die im Produktionsjahr des jeweiligen Rahmens verfügbar waren.

Bekannte Ausstattungen:

Mögliche Ausstattung:

  • silberne Stahlfelgen, -schutzbleche und -gepäckträger

Es gab vermutlich auch Rahmen, die mit Sportradkomponenten ausgestattet wurden (z.B. Keiltretlager, Vorbaulenker)

Tretlager, Beleuchtung, Sattel, Werkzeugtasche, Griffe etc. waren Standardteile, wie sie zum Baujahr der Rahmen hergestellt und verfügbar waren. Bei einer Montage von Brandenburg-Rädern durch Händler ist anzunehmen, dass auch ältere Anbauteile genutzt wurden.

Brandenburg-Fahrräder haben eine Sattelstütze mit 25 mm Durchmesser.

Rahmengeometrie

Durch die Rahmengeometrie (kürzerer Radstand als bei anderen DDR-Tourenrädern der 1950er Jahre, höhere Lage des Tretlagers und des Oberrohres sowie eine schmalere Hinterradgabel) können nur Schutzbleche bis zu einer Breite von 57 mm verbaut werden, deren oben gelegenes Befestigungsloch im Gegensatz zu Schutzblechen für Diamant oder Mifa zudem weiter in Richtung Rahmen liegt. Die spezielle Rahmengeometrie macht sich auch im Fahrverhalten bemerkbar, das bereits in Richtung Sportrad tendiert.

Modelle

"Brandenburg"-Fahrräder gab es als Herren- und Damenradmodelle, Kinderräder gab es nicht. Die Damenräder hatten einen sportlichen Rahmen mit geraden Rohren, die Rahmenform glich der von Diamant-, Mifa- und IFA-Touring-Fahrrädern der 1980er Jahre.

Aufgrund fehlender Katalogabbildungen bzw. Kataloge, Prospekte oder Werksphotos des VEB Fahrradwerk Crinitz kann (derzeit) keine Aussage über unterschiedliche Modellvarianten, -bezeichnungen etc. gemacht werden. Generell ist fraglich, inwiefern veröffentlichtes Bildmaterial seitens des Herstellers überhaupt existiert hat. Nach Umstrukturierung bzw. Auflösung der Nachfolgebetriebe sind vermutlich viele, auch firmeninterne, Unterlagen zu "Brandenburg"-Fahrrädern verloren gegangen.

Offizielle Hinweise finden sich bislang nur im DHZ-Katalog (1956), wo "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 26" kpl., bunt emailliert 60,20 DM" und "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 28" kpl., bunt emailliert 67,20 DM", jedoch keine Damenrad-Rahmen angeboten wurden.