Mifa Modell 257

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Sporträder

Einordnung in die Modellpalette

Seit Mitte der 1980er Jahre war man bei Mifa bestrebt, eine größere Anzahl sportlicher Fahrradmodelle herzustellen als bisher. In diesem Zusammenhang wurde die Produktion von Tourensporträdern und Klapprädern zugunsten der Sporträder gedrosselt. Dies war nicht nur vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungstendenzen notwendig geworden, sondern vor allem aufgrund des erhöhten Bedarfs an solchen Fahrradtypen in der DDR. Den sich verändernden Käuferwünschen stand jedoch nur eine sehr schmale Sortimentspalette gegenüber. Die markante Wandlung des Angebots auf westlichen Märkten ab den 1980er Jahren hatte sich in der DDR nur ansatzweise vollzogen. Sporträder wurden nur in vergleichsweise geringer Anzahl und grundsätzlich ohne Gangschaltung verkauft. Der nachträgliche Anbau einer Kettenschaltung an Sporträdern gestaltete sich zwar unproblematisch, doch waren damit nur drei Übersetzungen (Dreigang-Kettenschaltung) möglich. Im Zuge einer Erweiterung des Segments der Sport- und Rennsporträder wurde 1987 das 28"-Damensportrad Modell 257, das die Zusatzbezeichnung "Sprint" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Fünfgang-Kettenschaltung sowie eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es jedoch weitgehend auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Die entsprechende Herren-Variante trug die Modellnummer 207.

Die überarbeiteten Mifa-Sporträder und auch die neuen Rennsporträder von Diamant deuten darauf hin, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl solcher Fahrräder anzubieten als bisher. Laut einer Marktforschungsstudie von 1990, wurden auch 1989 noch 64 % aller Sporträder ohne Gangschaltung verkauft, der Anteil derer mit einer Fünfgang-Schaltung lag bei 19 %, die übrigen 17 % entfielen auf jene mit einer Dreigang-Schaltung. Ob diese Zahlen tatsächlich zutreffend sind, muss allerdings angezweifelt werden, da aus dem Jahr 1989 oder 1990 bisher kein Belegexemplar eines Sportrads ohne Gangschaltung bekannt geworden ist, während Sporträder mit Gangschaltung aus dieser Zeit regelmäßig beobachtet werden können.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 257 besaß vor allem eine luxuriösere Ausstattung, der Rahmen war weitgehend mit dem der einfachen Mifa-Sporträder ohne Gangschaltung identisch. So besaß auch dieses Sportrad zusätzliche Ösen für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse und eine an der Vorderradgabel angebrachte Halterung für den Dynamo. Die Luftpumpenhalterung befand sich bei diesem Modell jedoch am Unterrohr. Darüber hinaus verfügte es über Zugführungsösen für den Bowdenzug der Kettenschaltung. Hinzugekommen war außerdem eine Halterung für das von nun an serienmäßige Speichenschloss. Diese Halterung war an der linken Sitzstrebe angelötet.
Das Modell 257 besaß ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), zwei Felgenbremsen sowie Leichtmetallfelgen der Einheitsbreite, kombiniert mit Bereifung der Breite 1 3/8". Die offenbar erstmals bei diesem Fahrradtyp verwendeten Reifen waren eine Neuentwicklung aus dem VEB Gummikwerke Thüringen und besaßen einen verringerten Rollwiderstand. Schutzbleche aus Leichtmetall, Sportsattel, Sportgepäckträger sowie ein Kleidernetz waren weitere Ausstattungsmerkmale. Eine Neuentwicklung stellte auch der Lenker dar. Anders als die übrigen Sporträder von Mifa besaß das Modell 257 Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium, auch der Vorbau bestand aus diesem Material. Das Fahrrad war mit einem Fünffach-Leerlaufzahnkranz sowie einem Schaltwerk von Favorit ausgestattet. Anstelle des sonst üblichen Kettenschutzes kam hier eine Kettenschutzscheibe aus Aluminium zum Einsatz, die am Kettenblatt angeschraubt wurde. Eine zusätzliche Speichenschutzscheibe am Hinterrad sollte verhindern, dass die Kette in den Raum zwischen Ritzel und Speichen gerät.
Die folgende Tabelle erlaubt eine Übersicht hinsichtlich der wichtigsten Unterschiede, wie sie bei den Mifa-Sporträdern zwischen 1987 und 1990 bestanden:

Ausstattungsdetail Modell 211/212
Modell 261/262
Modell 214/264 Modell 207/257 Modell 208
Anzahl der Gänge 1 3 5 10
Lenker Sportlenker NSU-Form NSU-Form Flachlenker
Vorbau nur Modelle 211/212 ja ja ja
Naben Stahl Stahl Aluminium Aluminium

Ein Speichenschloss sowie ein Seitenständer ergänzten die Ausstattung. Statt der sonst bei Sporträdern üblichen Flügelmuttern kamen nun Hutmuttern zum Einsatz. Eine Neuheit waren die erstmals bei diesem Fahrrad verwendeten Halogen-Scheinwerfer. Ebenfalls neu war die serienmäßige Ausrüstung mit Speichenreflektoren. Insgesamt boten die Sporträder der "Sprint"-Serie ein deutlich zeitgemäßeres Äußeres sowie eine vergleichsweise luxuriöse Ausstattung. Die verwendeten Komponenten waren zwar solide, Neuerungen der damaligen Zeit wie etwa keillose Tretlager oder die Verwendung von Aluminium im Bereich des Antriebs wurden allerdings nicht aufgegriffen.

Änderungen während der Produktionszeit

Nachdem Ende 1989 das Sportrad 208 "Exkurs" erschienen war, wurden einige der dort realisierten Überarbeitungen auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. So besaß das Modell 207 seit dem I. Quartal 1990 andere Schutzbleche. Diese waren wiederum aus Aluminium gefertigt, jedoch mittig mit einer breiten Sicke versehen. Auch die erstmals beim Modell 208 verwendeten neuen Rahmenmuffen (Steuerkopfmuffen und Sitzmuffe) wurden ab dem I. Quartal 1990 bei den übrigen Mifa-Sporträdern verwendet. Auffälligste Veränderung ist der im II. Quartal 1990 vollzogene Übergang zu einer Pletscherplatte zwischen den Sitzstreben. Eine weitere, zeitgleich eingeführte Neuerung stellte der Gepäckträger dar, der auch bei vielen anderen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden ist. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell 208 zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde.
Trotz dieser Überarbeitungen wurde das Modell 207 noch 1990 aus dem Sortiment genommen. Im ersten Mifa-Katalog aus der Zeit nach der Umwandlung in eine GmbH fehlt es auch bereits, stattdessen sind dort neuentwickelte Sporträder zu finden. Zumindest im III. Quartal 1990 wurden die bisherigen Sporträder in ihrer Grundkonstruktion jedoch noch beibehalten. Diese sehr späten Exemplare besitzen wieder eine am Hinterbau angebrachte Dynamohalterung, zudem fehlt hier das Speichenschloss nebst Halterung. Diese Fahrräder wurden jedoch hinsichtlich der Ausstattung bereits stark modifizert (so besitzen sie u. a. keillose Tretlager und eine Nabenschaltung) und es ist unklar, unter welcher Modellbezeichnung sie angeboten wurden. Ob die für das III. Quartal 1990 genannten Veränderungen am Rahmen auch am Modell 207 umgesetzt wurden, lässt sich derzeit nicht nahcvollziehen.

Lackierung und Rahmendekor

Mit den Modellen 207 und 257 führte Mifa bei den Sporträdern ein neues Rahmendekor ein, das mit dem der übrigen Fahrräder nicht mehr identisch war. Von den einfacheren Sporträdern (Modell 261; 264 etc.) kann der Typ 257 auch anhand des Schriftzugs "Sprint" am Oberrohr unterschieden werden. Die Rahmen dieser Fahrräder waren anfangs meist einfarbig lackiert (Metallic- oder Uni-Lackierungen). Später dominierten Zweifarb-Lackierungen. Der Gabelkopf war in Rahmenfarbe lackiert. In dieser Form wurden die Fahrräder bis in das I. Quartal 1990 hinein ausgeliefert, dann wurde das Rahmendekor überarbeitet. Schon im II. Quartal kam wiederum eine neue Gestaltungsvariante zur Anwendung, möglicherweise wurden auch beide Dekore zeitgleich verwendet. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung
Luftpumpenhalterung am Unterrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Speichenschloss an der linken Sitzstrebe

Technische Merkmale