Mifa Modell 257: Unterschied zwischen den Versionen

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===Einordnung in die Modellpalette===


Das Modell 257 von [[Mifa]] trug die Zusatzbezeichnung "Sprint". Diese Version besaß eine Fünfgang-Kettenschaltung und stellte das am besten ausgestattete Sportrad dar. Die entsprechende Herrenausführung von Mifa trug die Modellnummer [[Mifa Modell 207|207]].  
Seit Mitte der 1980er Jahre war man bei [[Mifa]] bestrebt, eine größere Anzahl sportlicher Fahrradmodelle herzustellen als bisher. In diesem Zusammenhang wurde die Produktion von Tourensporträdern und Klapprädern zugunsten der Sporträder gedrosselt. Dies war nicht nur vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungstendenzen notwendig geworden, sondern vor allem aufgrund des erhöhten Bedarfs an solchen Fahrradtypen in der DDR. Den sich verändernden Käuferwünschen stand jedoch nur eine sehr schmale Sortimentspalette gegenüber. Die markanten Wandlungen des Angebots auf westlichen Märkten während der 1970er und 1980er Jahre hatten sich in der DDR nur ansatzweise vollzogen. Noch Anfang der 1980er Jahre wurden Sporträder nur in vergleichsweise geringer Anzahl und grundsätzlich ohne Gangschaltung verkauft. Der nachträgliche Anbau einer Kettenschaltung an Sporträdern gestaltete sich zwar unproblematisch, doch waren damit nur drei Übersetzungen (Dreigang-Kettenschaltung) möglich. Im Zuge einer Erweiterung des Segments der Sport- und Rennsporträder wurde 1987 das 28"-Damensportrad '''Modell 257''', das die Zusatzbezeichnung "Sprint" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Fünfgang-Kettenschaltung sowie eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es jedoch weitgehend auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Die entsprechende Herren-Variante trug die Modellnummer [[Mifa Modell 207|207]].  


Das 1987 vorgestellte Fahrrad besaß vor allem eine luxuriösere Ausstattung, der Rahmen war weitgehend mit dem der einfachen Mifa-Sporträder ohne Gangschaltung identisch. So besaß auch das Modell 257 zusätzliche [[Anlötteile|Ösen]] für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse und eine an der Vorderradgabel angebrachte Halterung für den [[Dynamo]]. Die Luftpumpenhalterung befand sich bei diesem Modell jedoch am Unterrohr. Darüber hinaus verfügte es über Zugführungsösen für den Bowdenzug der [[Gangschaltung|Kettenschaltung]]. Hinzugekommen war außerdem eine Halterung für das von nun an serienmäßige Speichenschloss. Diese Halterung war an der linken Sitzstrebe angelötet.
===Rahmen und Ausstattung===


Das Modell 257 besaß ein [[Tretlager|Keiltretlager]] (Thompson-Ausführung), zwei [[Bremsen|Felgenbremsen]] sowie schmale [[Felgen|Leichtmetallfelgen]] für [[Bereifung]] der Breite 1 3/8". [[Schutzbleche]] aus Leichtmetall, [[Sattel|Sportsattel]] sowie [[Gepäckträger|Sportgepäckträger]] waren weitere Ausstattungsmerkmale. Anders als die übrigen Sporträder von Mifa besaß das Modell 257 Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium.<br>Eine Neuentwicklung stellte der [[Lenker]] dar. Diese Version besaß einen Fünffach-[[Ritzel|Leerlaufzahnkranz]] sowie ein [[Gangschaltung|Schaltwerk]] von [[Favorit]]. Anstelle des sonst üblichen Kettenschutzes kam hier eine Kettenschutzscheibe aus Aluminium zum Einsatz, die am [[Kettenblatt]] angeschraubt wurde. Eine zusätzliche Speichenschutzscheibe am Hinterrad sollte verhindern, dass die Kette in den Raum zwischen Ritzel und Speichen gerät. Ein [[Fahrradschlösser|Speichenschloss]] sowie ein [[Fahrradständer|Seitenständer]] ergänzten die Ausstattung. Damit boten speziell die Sporträder der "Sprint"-Serie ein zeitgemäßes Äußeres sowie eine vergleichsweise luxuriöse Ausstattung. Die überarbeiteten Mifa-Sporträder und auch die neuen [[Diamant Rennsport-Modelle|Rennsporträder]] von [[Diamant]] deuten darauf hin, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl solcher Fahrräder anzubieten als bisher. Die verwendeten Komponenten waren solide, technische Fortschritte der jüngsten Vergangenheit wie Parallelogramm-Schaltwerke und keillose Tretlager wurden allerdings nicht nachvollzogen.  
Das Modell 257 besaß vor allem eine luxuriösere Ausstattung, der Rahmen war weitgehend mit dem der einfachen Mifa-Sporträder ohne Gangschaltung identisch. So besaß auch dieses Sportrad zusätzliche [[Anlötteile|Ösen]] für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse und eine an der Vorderradgabel angebrachte Halterung für den [[Dynamo]]. Die Luftpumpenhalterung befand sich bei diesem Modell jedoch am Unterrohr. Darüber hinaus verfügte es über Zugführungsösen für den Bowdenzug der [[Gangschaltung|Kettenschaltung]]. Hinzugekommen war außerdem eine Halterung für das von nun an serienmäßige Speichenschloss. Diese Halterung war an der linken Sitzstrebe angelötet.<br>Das Modell 257 besaß ein [[Tretlager|Keiltretlager]] (Thompson-Ausführung), zwei [[Bremsen|Felgenbremsen]] sowie schmale [[Felgen|Leichtmetallfelgen]] für [[Bereifung]] der Breite 1 <sup>3</sup>/<sub>8</sub>". Die offenbar erstmals bei diesem Fahrradtyp verwendeten Reifen waren eine Neuentwicklung aus dem [[TSG|VEB Gummikwerke Thüringen]] und besaßen einen verringerten Rollwiderstand. [[Schutzbleche]] aus Leichtmetall, [[Sattel|Sportsattel]] sowie [[Gepäckträger|Sportgepäckträger]] waren weitere Ausstattungsmerkmale. Eine Neuentwicklung stellte auch der [[Lenker]] dar. Anders als die übrigen Sporträder von Mifa besaß das Modell 257 Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium, auch der [[Vorbau]] bestand aus diesem Material. Das Fahrrad war mit einem Fünffach-[[Ritzel|Leerlaufzahnkranz]] sowie einem [[Gangschaltung|Schaltwerk]] von [[Favorit]] ausgestattet. Anstelle des sonst üblichen Kettenschutzes kam hier eine Kettenschutzscheibe aus Aluminium zum Einsatz, die am [[Kettenblatt]] angeschraubt wurde. Eine zusätzliche Speichenschutzscheibe am Hinterrad sollte verhindern, dass die Kette in den Raum zwischen Ritzel und Speichen gerät.<br>Ein [[Fahrradschlösser|Speichenschloss]] sowie ein [[Fahrradständer|Seitenständer]] ergänzten die Ausstattung. Statt der sonst bei Sporträdern üblichen Flügelmuttern kamen nun Hutmuttern zum Einsatz. Eine Neuheit waren die erstmals bei diesem Fahrrad verwendeten Halogen-[[Scheinwerfer]]. Ebenfalls neu war die serienmäßige Ausrüstung mit [[Reflektoren|Speichenreflektoren]]. Insgesamt boten die Sporträder der "Sprint"-Serie ein deutlich zeitgemäßeres Äußeres sowie eine vergleichsweise luxuriöse Ausstattung. Die überarbeiteten Mifa-Sporträder und auch die neuen [[Diamant Rennsport-Modelle|Rennsporträder]] von [[Diamant]] deuten darauf hin, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl solcher Fahrräder anzubieten als bisher. Dennoch wurden auch 1989 noch 64 % aller Sporträder ohne Gangschaltung verkauft, der Anteil derer mit einer Fünfgang-Schaltung lag bei 19 %, die übrigen 17 % entfielen auf jene mit einer Dreigang-Schaltung. Die verwendeten Komponenten waren zwar solide, Neuerungen der damaligen Zeit wie etwa keillose Tretlager oder die Verwendung von Aluminium im Bereich des [[Getriebe|Antriebs]] wurden allerdings nicht aufgegriffen.  


Mit den Modellen 207 und 257 führte Mifa bei den Sporträdern ein neues Rahmendekor ein, das mit dem der übrigen Fahrräder nicht mehr identisch war. Von den einfacheren Sporträdern (Modell 264 etc.) kann der Typ 257 auch anhand des Schriftzugs "Sprint" am Oberrohr unterschieden werden. Einige Sporträder der hier beschriebenen Ausführung besitzen zudem eine Zweifarb-Lackierung, wobei bisher nur solche in der Farbkombination rot/schwarz aufgetaucht sind. Offenbar blieb dieses Lackierungsschema den Sporträdern der "Sprint"-Serie vorbehalten. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.
===Änderungen während der Produktionszeit===


Nachdem Ende 1989 das Sportrad [[Mifa Modell 208|208]] "Exkurs" erschienen war, wurden einige der dort realisierten Überarbeitungen auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. So besaß das Modell 257 seit dem I. Quartal 1990 andere Schutzbleche. Diese waren wiederum aus Aluminium gefertigt, jedoch mittig mit einer breiten Sicke versehen. Aufgrund der veränderten Marktsituation bedingt durch die politische Wende wurde dieser Fahrradtyp im Laufe des Jahres 1990 weiteren Überarbeitungen unterzogen. Auffälligste Veränderung ist der im II. Quartal 1990 vollzogene Übergang zu einer [http://de.wikipedia.org/wiki/Pletscher_AG Pletscherplatte] zwischen den Sitzstreben. Eine weitere, zeitgleich eingeführte Neuerung stellte der Gepäckträger dar, der auch bei vielen anderen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden ist. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell [[Mifa Modell 208|208]] zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Trotz dieser Überarbeitungen wurde das Modell 257 noch 1990 Sortiment genommen. Im ersten Mifa-Katalog aus der Zeit nach der Umwandlung in eine GmbH fehlt es auch bereits, stattdessen sind dort neuentwickelte Sporträder zu finden.
===Lackierung und Rahmendekor===
Mit den Modellen 207 und 257 führte Mifa bei den Sporträdern ein neues Rahmendekor ein, das mit dem der übrigen Fahrräder nicht mehr identisch war. Von den einfacheren Sporträdern (Modell 261; 264 etc.) kann der Typ 257 auch anhand des Schriftzugs "Sprint" am Oberrohr unterschieden werden. Die Rahmen dieser Fahrräder waren meist einfarbig lackiert ([[Lackierung#Metallic-Lack ("Fischsilber-Lack")|Metallic-]] oder Uni-Lackierungen). Einige Sporträder der hier beschriebenen Ausführung besitzen jedoch eine Zweifarb-Lackierung, wobei bisher nur solche in der Farbkombination rot/schwarz und weiß/schwarz aufgetaucht sind. In dieser Form wurden die Fahrräder bis in das I. Quartal 1990 hinein ausgeliefert, dann wurde das Rahmendekor überarbeitet. Schon im II. Quartal kam wiederum eine neue Gestaltungsvariante zur Anwendung, möglicherweise wurden auch beide Dekore zeitgleich verwendet. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.
===Galerie===


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Datei:Mifa Modell 257 1989.jpg|In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre wurden sowohl bei Diamant als auch bei Mifa nahezu alle Modelle optisch aufgefrischt. Das Modell 257 verfügte darüber hinaus über eine vergleichsweise reichhaltige Ausstattung. Westliche Hersteller nutzten zu dieser Zeit jedoch oftmals schon keillose Tretlager und Kurbelgarnituren aus Aluminium.  
Datei:Mifa Modell 257 1989.jpg|In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre wurden sowohl bei Diamant als auch bei Mifa nahezu alle Modelle optisch aufgefrischt. Das Modell 257 verfügte darüber hinaus über eine vergleichsweise reichhaltige Ausstattung. Westliche Hersteller nutzten zu dieser Zeit jedoch oftmals schon keillose Tretlager und Kurbelgarnituren aus Aluminium.  
Datei:Mifa257Sprint.jpeg|Dieses Fahrrad (Baujahr Anfang 1990) befindet sich weitestgehend im Auslieferungszustand, lediglich der Sattel ist nicht original. Auffällig sind die Pedale aus westdeutscher Fertigung sowie die abgerundeten Enden der [[Bremsen|Bremshebel]].  
Datei:Mifa257Sprint.jpeg|Dieses Fahrrad (Baujahr Anfang 1990) befindet sich weitestgehend im Auslieferungszustand, lediglich der Sattel ist nicht original.  
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===[[Anlötteile]] am Rahmen===
{| class="wikitable"
|-
! Verwendungszweck !! Bemerkungen
|-
| Zugführung für hint. Felgenbremse
|
|-
| Zugführung für Kettenschaltung
|
|-
| Luftpumpenhalterung
| am Unterrohr
|-
| Halterung für Dynamo
| an der Vorderradgabel
|-
| Halterung für Speichenschloss
| an der linken Sitzstrebe
|}


*'''Technische Merkmale'''
===Technische Merkmale===
<poem style="border: 1px solid #d6d2c5; background-color: #f9f9f9; padding: 0;">
{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #f8f8f8; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
  - [[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 56 cm, Hinterbau starr ausgeführt
|
  - Ober- und Unterrohr gerade
* [[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 56 cm, Hinterbau starr ausgeführt
  - gerade Sitzstreben, gerade Kettenstreben, schräge [[Ausfallenden]] nach vorn   
* Ober- und Unterrohr gerade
  - Halterung für Dynamo an der Gabel angelötet  
* gerade Sitzstreben, gerade Kettenstreben, schräge [[Ausfallenden]] nach vorn   
  - am Unterrohr angelötete Halterung für die Luftpumpe  
* Halterung für Dynamo an der Gabel angelötet  
  - am Hinterbau angelötete Halterung für Speichenschloss
* am Unterrohr angelötete Halterung für die Luftpumpe  
  - [[Tretlager|Keiltretlager]] Thompson-Ausführung, [[Kettenblatt]] mit 48 Zähnen
* am Hinterbau angelötete Halterung für Speichenschloss
  - polierte [[Felgen|Aluminiumfelgen]] 28", Hutmuttern
* [[Tretlager|Keiltretlager]] Thompson-Ausführung, [[Kettenblatt]] mit 48 Zähnen
  - Bereifung 28"x1 3/8"
* polierte [[Felgen|Aluminiumfelgen]] 28", Hutmuttern
  - vorn und hinten [[Bremsen|Felgenbremse]]
* Bereifung 28" × 1 <sup>3</sup>/<sub>8</sub>" (neuentwickelte Leichtlaufbereifung)
  - [[Ritzel|Fünffach-Leerlaufzahnkranz]] mit 24/20/18/16/14 Zähnen
* vorn und hinten [[Bremsen|Felgenbremse]]
  - Vorderrad- und Hinterradnabe aus Aluminium
* [[Ritzel|Fünffach-Leerlaufzahnkranz]] mit 24/20/18/16/14 Zähnen
  - [[Lenker]] mit [[Vorbau]]
* Vorderrad- und Hinterradnabe aus Aluminium
  - Zubehör: [[Kettenschutz|Kettenschutzscheibe]] vorn, Speichenschutzscheibe hinten, [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]], [[Fahrradschlösser|Speichenschloss]], [[Fahrradständer|Seitenständer]],<br>Kleidernetz
* [[Lenker]] mit [[Vorbau]]
</poem>
* Zubehör: [[Kettenschutz|Kettenschutzscheibe]] vorn, Speichenschutzscheibe hinten, [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]], [[Fahrradschlösser|Speichenschloss]], [[Fahrradständer|Seitenständer]],<br>Kleidernetz
|}


[[Kategorie:Modelle Mifa]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]

Version vom 18. Juli 2015, 12:49 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Sporträder

Einordnung in die Modellpalette

Seit Mitte der 1980er Jahre war man bei Mifa bestrebt, eine größere Anzahl sportlicher Fahrradmodelle herzustellen als bisher. In diesem Zusammenhang wurde die Produktion von Tourensporträdern und Klapprädern zugunsten der Sporträder gedrosselt. Dies war nicht nur vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungstendenzen notwendig geworden, sondern vor allem aufgrund des erhöhten Bedarfs an solchen Fahrradtypen in der DDR. Den sich verändernden Käuferwünschen stand jedoch nur eine sehr schmale Sortimentspalette gegenüber. Die markanten Wandlungen des Angebots auf westlichen Märkten während der 1970er und 1980er Jahre hatten sich in der DDR nur ansatzweise vollzogen. Noch Anfang der 1980er Jahre wurden Sporträder nur in vergleichsweise geringer Anzahl und grundsätzlich ohne Gangschaltung verkauft. Der nachträgliche Anbau einer Kettenschaltung an Sporträdern gestaltete sich zwar unproblematisch, doch waren damit nur drei Übersetzungen (Dreigang-Kettenschaltung) möglich. Im Zuge einer Erweiterung des Segments der Sport- und Rennsporträder wurde 1987 das 28"-Damensportrad Modell 257, das die Zusatzbezeichnung "Sprint" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Fünfgang-Kettenschaltung sowie eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es jedoch weitgehend auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Die entsprechende Herren-Variante trug die Modellnummer 207.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 257 besaß vor allem eine luxuriösere Ausstattung, der Rahmen war weitgehend mit dem der einfachen Mifa-Sporträder ohne Gangschaltung identisch. So besaß auch dieses Sportrad zusätzliche Ösen für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse und eine an der Vorderradgabel angebrachte Halterung für den Dynamo. Die Luftpumpenhalterung befand sich bei diesem Modell jedoch am Unterrohr. Darüber hinaus verfügte es über Zugführungsösen für den Bowdenzug der Kettenschaltung. Hinzugekommen war außerdem eine Halterung für das von nun an serienmäßige Speichenschloss. Diese Halterung war an der linken Sitzstrebe angelötet.
Das Modell 257 besaß ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), zwei Felgenbremsen sowie schmale Leichtmetallfelgen für Bereifung der Breite 1 3/8". Die offenbar erstmals bei diesem Fahrradtyp verwendeten Reifen waren eine Neuentwicklung aus dem VEB Gummikwerke Thüringen und besaßen einen verringerten Rollwiderstand. Schutzbleche aus Leichtmetall, Sportsattel sowie Sportgepäckträger waren weitere Ausstattungsmerkmale. Eine Neuentwicklung stellte auch der Lenker dar. Anders als die übrigen Sporträder von Mifa besaß das Modell 257 Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium, auch der Vorbau bestand aus diesem Material. Das Fahrrad war mit einem Fünffach-Leerlaufzahnkranz sowie einem Schaltwerk von Favorit ausgestattet. Anstelle des sonst üblichen Kettenschutzes kam hier eine Kettenschutzscheibe aus Aluminium zum Einsatz, die am Kettenblatt angeschraubt wurde. Eine zusätzliche Speichenschutzscheibe am Hinterrad sollte verhindern, dass die Kette in den Raum zwischen Ritzel und Speichen gerät.
Ein Speichenschloss sowie ein Seitenständer ergänzten die Ausstattung. Statt der sonst bei Sporträdern üblichen Flügelmuttern kamen nun Hutmuttern zum Einsatz. Eine Neuheit waren die erstmals bei diesem Fahrrad verwendeten Halogen-Scheinwerfer. Ebenfalls neu war die serienmäßige Ausrüstung mit Speichenreflektoren. Insgesamt boten die Sporträder der "Sprint"-Serie ein deutlich zeitgemäßeres Äußeres sowie eine vergleichsweise luxuriöse Ausstattung. Die überarbeiteten Mifa-Sporträder und auch die neuen Rennsporträder von Diamant deuten darauf hin, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl solcher Fahrräder anzubieten als bisher. Dennoch wurden auch 1989 noch 64 % aller Sporträder ohne Gangschaltung verkauft, der Anteil derer mit einer Fünfgang-Schaltung lag bei 19 %, die übrigen 17 % entfielen auf jene mit einer Dreigang-Schaltung. Die verwendeten Komponenten waren zwar solide, Neuerungen der damaligen Zeit wie etwa keillose Tretlager oder die Verwendung von Aluminium im Bereich des Antriebs wurden allerdings nicht aufgegriffen.

Änderungen während der Produktionszeit

Nachdem Ende 1989 das Sportrad 208 "Exkurs" erschienen war, wurden einige der dort realisierten Überarbeitungen auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. So besaß das Modell 257 seit dem I. Quartal 1990 andere Schutzbleche. Diese waren wiederum aus Aluminium gefertigt, jedoch mittig mit einer breiten Sicke versehen. Aufgrund der veränderten Marktsituation bedingt durch die politische Wende wurde dieser Fahrradtyp im Laufe des Jahres 1990 weiteren Überarbeitungen unterzogen. Auffälligste Veränderung ist der im II. Quartal 1990 vollzogene Übergang zu einer Pletscherplatte zwischen den Sitzstreben. Eine weitere, zeitgleich eingeführte Neuerung stellte der Gepäckträger dar, der auch bei vielen anderen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden ist. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell 208 zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Trotz dieser Überarbeitungen wurde das Modell 257 noch 1990 Sortiment genommen. Im ersten Mifa-Katalog aus der Zeit nach der Umwandlung in eine GmbH fehlt es auch bereits, stattdessen sind dort neuentwickelte Sporträder zu finden.

Lackierung und Rahmendekor

Mit den Modellen 207 und 257 führte Mifa bei den Sporträdern ein neues Rahmendekor ein, das mit dem der übrigen Fahrräder nicht mehr identisch war. Von den einfacheren Sporträdern (Modell 261; 264 etc.) kann der Typ 257 auch anhand des Schriftzugs "Sprint" am Oberrohr unterschieden werden. Die Rahmen dieser Fahrräder waren meist einfarbig lackiert (Metallic- oder Uni-Lackierungen). Einige Sporträder der hier beschriebenen Ausführung besitzen jedoch eine Zweifarb-Lackierung, wobei bisher nur solche in der Farbkombination rot/schwarz und weiß/schwarz aufgetaucht sind. In dieser Form wurden die Fahrräder bis in das I. Quartal 1990 hinein ausgeliefert, dann wurde das Rahmendekor überarbeitet. Schon im II. Quartal kam wiederum eine neue Gestaltungsvariante zur Anwendung, möglicherweise wurden auch beide Dekore zeitgleich verwendet. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung
Luftpumpenhalterung am Unterrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Speichenschloss an der linken Sitzstrebe

Technische Merkmale