Sättel

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In der DDR wurden Fahrradsättel mit Leder-, Kunstleder-, Gummi- und PUR-Satteldecken hergestellt. Passend dazu wurden auch Werkzeugtaschen für Rahmen- und Sattelmontage angeboten. Herren- und Damensättel unterschieden sich durch ihre Länge. Zum Schutz vor Abnutzung und für bequemeres Sitzen wurden, vermutlich erst ab den 60er Jahren, Schutzbezüge für Satteldecken angeboten. Die Sattelgestelle waren anfangs verchromt oder schwarz lackiert, ab Ende der 1970er dann verzinkt.


Hersteller


Größter Hersteller von Fahrradsätteln war zunächst die VVB Leder- und Lederwarenfabrik Mühlhausen/Thür. ("LLM"), die ab 1955 dann als VEB Lederwarenfabrik Mühlhausen Th. ("LM") weiterproduziert wurden. Fahrradsättel wurden vrmtl. ab 1957 bis 1990 sämtlich vom VEB Möve (Mühlhausen/Th.) hergestellt.

In den 50er Jahren war auch die Erzgebirgische Lederwaren-Industrie Augustusburg ein weiterer, jedoch deutlich kleinerer Sattelproduzent, dessen Sättel mit "Burgsattel" gekennzeichnet wurden. Auch die Mühlhausener Sattelfabrik Stephan produzierte mindestens bis Ende der 40er Jahre Sättel.

Sattelschilder an "Simson"-Sätteln. Material (v. o. n. u.): Messing, Kunststoff, Messing(?), Aluminium, Kunststoff.

An Simson-Fahrrädern wurden ausschließlich Sättel verbaut, die mit Simson gekennzeichnet waren. Ledersättel waren an den Flanken entspechend geprägt. Alle "Simson"-Sättel besaßen zudem eine Marken-Plakette auf der Rückseite. Diese "Simson"-Sättel wurden jedoch nicht von Simson selbst hergestellt; der tatsächliche Hersteller ist noch nicht bekannt.
Zur genauen zeitlichen Einordung der Sättel können die verwendeten Marken-Plaketten zu Rate gezogen werden - hier zeigt sich bislang folgendes Verwendungsmuster:

  • Messing, Alu, Kunststoff (russ. beschrift.): Tourensättel von 1948-1952. Die russisch beschrifteten Schilder vrmtl. nur an Rädern, die in die Sowjetunion geliefert wurden.
  • Kunststoff ("Simson"): Tourensättel (mit Kunstleder- und Kernlederdecke), Regulierfedersättel (mit Kunstleder- und Kernlederdecke) und Sportsättel von 1952-1957






Gefederte Sättel

Mit Lederdecke

Sättel aus Leder und mit Federung wurden in den 50er Jahren vor allem von LLM, ab 1955 LM gefertigt. Es gab sie in einer Damen- und Herrenvariante sowohl mit schwarz lackiertem als auch auch mit verchromtem Gestell. Die Herrensättel hatten eine Länge von ca. 27 cm, Damensättel waren 2-3 cm kürzer. Ein Merkmal dieser Sättel ist, dass Sattelkloben generell nicht geprägt waren. Die Satteldecken waren mit dem Logo des Herstellers gepunzt. Diese Punzierung änderte sich mit der Umbenennung 1955, wobei der Übergang scheinbar fließend war. LM-Sättel gab es noch bis einschließlich 1957, danach sind keine Exemplare belegt. Die Decken gefederter Sättel waren ausnahmslos braun lackiert, wobei der Braunton über die Jahre variierte. Es gab auch separate Leder-Ersatzdecken zu kaufen. Ab den 70er Jahren produzierte auch Möve Tourenradsättel mit Lederdecke. Die Decken waren ungeprägt, die Gestelle verzinkt und hatten kleinere Druckfedern. Diese Sättel wurden bis in die 80er Jahre hergestellt und vrmtl. auch als Ersatzteil zu erwerben.




Mit Kunstlederdecke

Kunstledersättel gab es bereits vor dem Krieg. Offenbar wurden dann auch an frühen DDR-Fahrrädern sporadisch Kunstledersättel verbaut, stellten aber eher eine Ausnahme dar. Ab spätestens 1958 wurden vorerst alle Tourenräder der DDR nur noch mit Kunstledersätteln des VEB Möve-Werkes verbaut. Diese hatten nun, wie bei Möve üblich, geprägte Sattelkloben. Auch hier waren die Gestelle entweder schwarz lackiert oder verchromt. Es gab Sättel in verschiedenen Brauntönen, grau und schwarz (recht selten) und zudem in unterschiedlichen Oberflächenbeschaffenheiten (glatter, rauer). Kunstledersättel besaßen alle eine klassische Federung mit zwei großen Druckfedern. Tourenräder der späten 60er Jahre besaßen wieder einen Ledersattel, bevor Anfang der 70er Jahre die letzten Mifa-Tourenräder mit einem Federsattel mit Gummi- und auch Kunstlederdecke ausgestattet wurden.

An Diamant-Luxus-Sportädern wurden ab Ende der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre sogenannte Terry-Sättel verbaut. Diese Sättel besaßen ein gefedertes, verchromtes Gestell und eine Satteldecke aus Lefa (Lederfaserstoff), die mit einer dünnen Schaumgummischicht und dann mit braunem bzw. in späteren Jahren hauptsächlich mit grauem Kunstleder bezogen war. Ende der 1950er Jahre trugen diese Sättel die Bezeichnung "Einheitssattel 455 KG". Auch die Terry-Sättel, die ab 1967 bis ca. 1970 an Klapprädern verbaut wurden, hatten, wie Tourenradsättel, eine Federung mit zwei Druckfedern. Diese Sättel wurden außerdem aus zwei Teilen zusammengenäht.




Mit Gummidecke

Der erste Gummisattel in der DDR wurde in den frühen 50ern produziert, möglicherweise auch früher. Der Hersteller ist bislang unbekannt, am Sattel finden sich nur die nicht zuzuordnende Betriebsnummer und die Bezeichnung STABI. Bekannt sind Satteldecken in Verbindung mit Sattelgestellen in vielfältigen Formen und Typen, was auf die Verwendung als Zubehör- bzw. Ersatzteil für kaputte Satteldecken auf alten Fahrradsätteln schließen lässt.

Ab den 1970er Jahren wurden Tourensporträder auch mit Sätteln ausgestattet, deren Sitzflächen aus grauem Gummi bestanden und verchromte bzw. verzinkte Sattelgestelle mit Federn besaßen. Die verzinkten Gestelle lösten gegen Ende der 70er die verchromten ab. Es gab eine Herren- und Damenversion, die sich in der Länge unterscheiden. Produziert wurden sie von Möve. Es gab ab den 1970er Jahren auch Terry-Sättel, die vor allem an den Klapprädern Verwendung fanden. Die Satteldecke dieser Terry-Sättel wurde in einem Stück gegossen. Bekannt sind hier graue und schwarze Satteldecken. Produziert wurden diese Terry-Sättel bis 1991. Ab 1986 wurden diese nur noch als Zubehör-, beziehungsweise Ersatzteil angeboten.




Mit PUR-Decke

In den 1980er Jahren wurden an Tourensporträdern und Klapprädern auch Sättel aus PUR-Kunststoff verbaut. Die Sattelgestelle waren verzinkt. Produziert wurden auch diese Sättel von Möve.




Ungefederte Sättel

Sportsättel

Für Sporträder der Hersteller Mifa und Diamant wurden ab 1954 Sportledersättel von Möve produziert. Diese Sättel, die im Wesentlichen unverändert bis 1990 angeboten wurden, trugen in den späten 1950er Jahren die Bezeichnung "Sportsattel Nr. 421 VL". Die Satteldecken waren aus Kernleder, ab den 1960er Jahren bisweilen auch aus aus zwei dünnere Lederteilen, die zu einer Lederdecke zusammengeklebt wurden (vrmtl. Materialmangel oder schlechte Lederqualitäten). Bis in die 1970er Jahre wurden die Satteldecken braun lackiert, später jedoch nicht mehr eingefärbt. Bis Anfang der 1960er Jahre wurden Sportsättel hinten mit einer Herstellerplakette aus Messing oder Stahlblech ausgestattet. Die Sattelgestelle und Sattelklemmen waren verchromt, ab etwa Anfang der 1970er Jahre dann verzinkt.

Davor, um 1953, gab es bereits einen baugleichen Sattel von LLM. In den 1950er Jahren gab es zudem Sportsättel mit "Simson"-Punzierung an den Flanken. Der Hersteller dieser Sättel ist bislang unbekannt. Ob Simson-Fahrräder auch ab Werk damit ausgestattet wurden, lässt sich nicht einschätzen.




Rennsättel

Möve fertigte seit Beginn der Rennradherstellung durch Diamant auch Rennsättel. Diese Sättel, die im Wesentlichen unverändert bis 1990 angeboten wurden, trugen in den späten 1950er Jahren die Bezeichnung Rennsattel Nr. 466 VL. Die Satteldecken bestanden aus Kernleder und wurden sowohl mit unbehandelter (natur) oder durchgefärbter Lederdecke als auch mit lackierter Oberfläche (rotbraun, braun, schwarz) angeboten. Bis etwa Anfang der 60er Jahre trugen sie, wie die Sportsättel, eine Herstellerplakette aus Metall. Die Gestelle waren bis in die 70er Jahre verchromt, wurden danach aber nur noch verzinkt und ohne konstruktive Änderungen bis 1990 produziert.




Bis Ende der 50er Jahre wurden am Diamant-Bahnrad Modell 177 die gleichen Sättel wie am Straßenrennrad verwendet. Erst mit der Neustrukturierung der DDR-Fahrradindustrie nahm Möve einen Spezial-Sattel für Bahnräder in sein Fertigungsprogramm auf. Dieser trug die Bezeichnung Rennsattel Nr. 467 VL und war weitgehend baugleich mit der Straßenvariante. Allerdings war der Sattel im hinteren Teil schmaler ausgeführt und man verzichtete auf die bei Bahnrennen ohnehin überflüssigen Laschen zur Befestigung einer Werkzeugtasche.
Danach machten die Bahnrad-Sättel alle Entwicklungsschritte parallel zu den Straßen-Rennsätteln mit, weshalb auf die Auflistung der Variationen verzichtet werden soll.




Kindersättel

Für die Montage auf dem Oberrohr gab es seit den 1950er Jahren Kindersättel. Entweder waren diese eine verkleinerte Version der normalen Sportradsättel (mit vereinfachtem Gestell) oder bestanden aus einer Metallunterlage, die mit einer Gummisatteldecke bezogen war. Hersteller war Möve. Zur Montage eines Kindersattels am Damenfahrrad gab es einen speziellen Halter, der vorn an das oberere Rohr des Rahmens geschraubt wurde. Hersteller hierfür war (u.a.) Möve.

Als sehr einfache, aber nicht unschöne Variante der Kinderbeförderung gab es auch Sitze, die aus Rohr geflochten waren und vorn an den Lenker gehängt wurden. Ab wann und von welchem Hersteller diese Sitze produziert wurden, ist unklar. Offenbar wurden sie aber bis Ende der 80er Jahre hergestellt und genutzt.