Optima

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VEB Optima Büromaschinenwerk Erfurt (vormals VEB Olympia Büromaschinenwerk Erfurt)

Die Geschichte des VEB Optima Büromaschinenwerk Erfurt geht zurück auf die Königlich Preußische Gewehrfabrik, die im Herbst 1862 von Saarn im Ruhrgebiet in geschützte Erfurt verlegt wurde. Als Standort wurde das Brühl ausgewählt, ein ehemaliges Gartenland mit mittelalterlicher Bebauung südlich der Zitadelle Petersberg und unmittelbar westlich des Dombergs. Die Fabrik entwickelte sich vor und während des Ersten Weltkrieges zum größten Rüstungsbetrieb des Deutschen Kaiserreichs. Es wurden diverse Modelle gefertigt, wobei das Gewehr G98 und das Maschinengewehr MG 08/15 zu bekanntesten zählen. Während des Ersten Weltkriegs lieferte das Erfurter Werk 80% der deutschen Handfeuerwaffen. Möglich war das nur durch einen Dreischichtbetrieb mit 20.000 Arbeitern, wobei ab 1917 die meisten Arbeiten von Frauen ausgeführt wurden, weil die männliche Belegschaft zu dieser Zeit an der Front im Einsatz war.

Mit der deutschen Niederlage und dem Versailler Vertrag endete die Rüstungsproduktion und die Fabrik wurde Teil der Deutsche Werke AG. Von da an produzierte man Kleinkaliber- und Sportwaffen, die jedoch zum Teil mit einfachen Mitteln zu vollwertigen Waffen umrüstbar waren. Um diese Umgehung der im Versailler Vertrag festgehaltenen Auflagen zu beenden, verboten alliierte Kontrollgremien die Waffenproduktion 1923 endgültig.

Dieses Verbot stellt damit einen Wendepunkt dar, denn daraufhin wurde die Produktion auf die Fertigung von Büromaschinen umgestellt. Damit erfolgte im gleichen Jahr die Umbenennung in Deutsche-Werke-Schreibmaschinengesellschaft mbH
Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) beteiligte sich zunächst mit 50% an der Gesellschaft und übernahm sie 1929 vollständig. Damit folgte 1930 der nächste Namenswechsel in Europa Schreibmaschinen AG. Als bekanntes Produkt aus dieser Zeit ist die Zeigerschreibmaschine "Mignon" zu nennen, aber es wurden auch diverse andere Modelle entwickelt und produziert.
Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 wurden Marke und Name des Werks in Olympia bzw. Olympia Büromaschinen AG geändert.

Mit Fortschreiten des Zweiten Weltkriegs begann man in Erfurt mit der Wiederaufnahme der Waffenproduktion und fertigte daneben auch feinmechanische Teile für Flugzeugmotoren. Die Produktion der Schreibmaschinen wurde zurückgefahren, aber nicht eingestellt und stattdessen um eine Ausführung der geheimen Chiffriermaschine "Enigma" ergänzt. Trotz dieser kriegswichtigen Produktion blieb das Werk weitgehend von den Auswirkungen des Bombenkriegs verschont. Erst kurz vor Kriegsende brannten im April 1945 große Teile der Produktions- und Verwaltungsanlagen durch mehrere Artillerietreffer aus.
Unter amerikanischer Besatzung begannen 800 Arbeiter unmittelbar danach mit Räumungs- und Instandsetzungsarbeiten. Als klar wurde, dass Thüringen und damit auch Erfurt unter sowjetische Verwaltung fallen würden, verließ Direktor Wussow zusammen mit mehreren Prokuristen und Ingenieuren das Werk und zog nach Bayern. Der in diesem Zuge angeordnete Abtransport der verbliebenen Maschinen und Konstruktionsunterlagen wurde durch die Belegschaft verhindert. Auch das gesamte Unternehmenskapital versuchte man aus Erfurt abzuziehen und auf ein AEG-Konto zu überweisen. Dabei kam es jedoch zu einem folgenschweren Fehler, sodass 1,8 Mio. Reichsmark (35% des Stammkapitals) zurücküberwiesen wurden und das Startkapital für die erneute Produktionsaufnahme bildeten.

Anders als andere Betriebe unter sowjetischer Führung wurde das nun in Olympia Büromaschinenwerke Sowjetische AG für Feinmechanik Erfurt umbenannte Werk trotz seiner Rüstungsvergangenheit nicht demontiert, sondern die Produktion der Vorkriegsmodelle wieder aufgenommen. Die produzierten Schreibmaschinen lieferte man zunächst als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Die Belegschaft wuchs bis Ende der 1940er Jahre kontinuierlich und der Vertrieb erfolgte auch in den westlichen Besatzungszonen unter dem Markennamen "Olympia". Daraus entstand bald ein Markenstreit mit den von geflohenen Angestellten gegründeten Orbis-Schreibmaschinen-Werken in Wilhelmshaven, die für sich die Rechtsnachfolge des alten Olympia-Werkes beanspruchten. Dieser Streit wurde durch Werbeanzeigen in verschiedenen Magazinen öffentlich geführt und 1949 letztlich gerichtlich entschieden. Demnach durfte nur noch die nun als Olympia Werke West GmbH Wilhelmshaven firmierende Firma die Marke "Olympia" verwenden.
In Erfurt beugte man sich dieser Entscheidung und wählte als neuen Markennamen "Optima", abgeleitet von der gleichnamigen Schriftklasse. Gleichzeitig wurde das Erfurter Werk in die Verwaltung der neugegründeten Deutschen Demokratischen Republik übergeben und nach einigen Variationen lautete der neue Werksname ab 1953 VEB Optima Büromaschinenwerk Erfurt.

Im gleichen Zeitraum begann man bei Optima mit der Entwicklung der für das Diamant Modell 167 benötigten Kettenschaltung. Namentlich bekannt sind die Entwickler Horst Roos (BSG Motor Optima - Sektion Tischtennis) und Walter Jakob (Bezirksliga-Mannschaft der BSG im Kegeln), die 1954 als Aktivisten des Fünfjahrplans ausgezeichnet wurden. Nachdem die neue Schaltung erfolgreich im Rennbetrieb getestet worden war, wurde Optima kurzzeitig zu einem der wichtigsten Zulieferer in der DDR-Fahrradindustrie, die der Betrieb neben den Kettenschaltungen auch mit Bremsen in verschiedensten Ausführungen belieferte (siehe Produkte). Dabei wurden bestimmte Komponenten auch innerhalb kurzer Zeit weiterentwickelt bzw. komplett neu gestaltet.
Aus bislang unbekannten Gründen endete dieses Engagement bereits 1957 wieder und führte dazu, dass die Fertigung der verschiedenen Fahrradteile wieder auf etliche andere Betriebe verteilt wurde. Renak übernahm dabei zum Beispiel die Produktion der Schaltwerke ohne technische Änderungen.


Im VEB Optima hingegen konzentrierte man sich danach wieder auf die Entwicklung und Fertigung von Büromaschinen, die rund um den Globus exportiert wurden und für stetes Wachstum des Betriebes sorgten. Mit der Eingliederung in das Kombinat Robotron begann die Entwicklung von elektronischen Schreibmaschinen, von deren Typ verschiedene Modelle im Laufe der 1980er Jahre entstanden.

Das abrupte Ende der Ära Optima kam 1989 durch die politische Wende und die im gleichen Zeitraum aufstrebende Konkurrenz durch Personal Computer. Im Zuge der Privatisierung wurde die Belegschaft dramatisch reduziert, doch letztlich fand sich kein zukunftsträchtiges Konzept für das Werk. Das zuletzt 22ha große Industriegelände inmitten der Stadt verkam zur Brache und wurde im Rahmen einer Flächensanierung weitgehend abgerissen. Heute befindet sich an dessen Stelle ein neues exklusives Stadtviertel, in dem noch eine Hand voll Gebäude aus der industriellen Vergangenheit zu finden sind. Beispielhaft sei dafür hier das ehemalige Heizhaus aus dem Jahr 1915 zu nennen, dessen repräsentativer Charakter durch die Sanierung und Umnutzung als Kulturzentrum neu gewürdigt wurde.


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