Mifa Modell 208

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 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 Übersichtsartikel Mifa Sporträder ab 1969

Als letzte noch in der DDR umgesetzte Erweiterung des Segments der Sport- und Rennsporträder wurde 1989 das 28"-Herrensportrad Modell 208, das die Zusatzbezeichnung "Exkurs" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Zehngang-Kettenschaltung, eine überarbeitete Rahmengeometrie, sowie eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Eine entsprechende Damen-Variante wurde nicht mehr realisiert.

Der Rahmen des Mifa "Exkurs" erscheint jenem bisheriger Sporträder ähnlich, wurde jedoch komplett überarbeitet. Der Nachlauf wurde erheblich verringert. Rahmendreieck und Hinterbau wurden leicht gestrafft. Insgesamt verringerte sich dadurch der Radstand um gut 2 cm im Vergleich zu den bisherigen Sporträdern. Äußerlich erkennbar war die Überarbeitung vor allem an den neu geformten Steuerkopfmuffen und der Sitzmuffe. Bei den Anlötteilen kam eine Zugführungsöse für den Bowdenzug des Umwerfers hinzu. Eine weitere Neuerung stellte die Pletscherplatte am Hinterbau dar. Damit orientierte man sich an einem vor allem bei westdeutschen Fahrrädern der unteren und mittleren Preiskategorie typischen Konstruktionsmerkmal. Im Verlauf des Jahres 1990 ersetzte die Pletscherplatte bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa den bisherigen Quersteg zwischen den Sitzstreben.

Hinsichtlich der Ausstattung gab es gegenüber den bisherigen Sporträdern von Mifa zahlreiche Veränderungen. Mit 10 Gängen erfüllte Modell 208 durchaus Trekking-Ansprüche, zumal die Übersetzungsbreite durch Verwendung eines neuen Ritzelpakets erweitert worden war. Ferner wurde eine neu entwickelte Gangschaltung von Tectoron verwendet, die jedoch schon nicht mehr den damaligen internationalen Entwicklungsstand entsprach. Eher unüblich und optisch gewöhnungsbedüftig erscheint das Glockentretlager in Kombination mit einem Doppelkettenblatt. Offenbar sollte damit auf die Keilbefestigung der Tretkurbel auf möglichst einfache Weise verzichtet werden. Denn Keiltretlager galten schon damals als nicht mehr zeitgemäß und waren aufgrund nachlassender Materialqualität zunehmend störanfällig geworden. Die Felgenbremsen wurden durch geschlossene Bremsschuhe, profilierte Bremsgummis und Bügelöffner (Seilzugentlaster) verbessert. Neu waren darüber hinaus die Sportpedale, die im Unterschied zu den zuvorigen Modellen solide konstruiert waren. Bei dem Gepäckträger handelte es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Dieser findet sich auch bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91. Neu waren auch die Schutzbleche, sie waren wiederum aus Aluminium gefertigt, jedoch mittig mit einer breiten Sicke versehen. Ab Ende 1989 wurde außerdem ein neuer Lenker verwendet, der bisher nur für Modell 208 belegt ist. Die ersten Exemplare hatten noch den Lenker in "NSU"-Form. Der Abbildung im Genex-Katalog 1990 nach zu urteilen, waren ferner ein Sattel aus Kunststoff sowie neuartige Lenkergriffe Bestandteil der Ausstattung, offenbar wurden diese jedoch nicht in Serie verwendet, sie fehlen an den bisher bekannten Belegexemplaren. Der in den Gepäckträger integrierte Rückstrahler wurde offenbar erst ab 1990 angebaut. Auffällig ist das überarbeitete Rahmendekor, das 1990 (noch vor der Auflösung des VEB Mifa-Werk Sangerhausen) auch für alle übrigen Fahrradtypen übernommen wurde, sowie der Schriftzug "Exkurs" am Unterrohr. Dieser ist in zwei verschiedenen Ausführungen bekannt, wobei Exemplaren mit dem Radfahrer-Symbol im Schriftzug offenbar das Sattelrohrdekor fehlt. Ob es sich dabei möglicherweise um eine vom Genex-Modell abweichende, gegen Ostmark erhältliche Ausführung handelte, konnte bisher nicht geklärt werden.

Bislang liegen zu diesem Fahrradtyp nur wenige Hintergrundinformationen vor. Einen Hinweis gibt eine Notiz in der Berliner Zeitung vom 8. September 1989, in der über ein neues Sportrad von Mifa berichtet wird: "Das erstmals vorgestellte Sportrad "Exkurs" besitzt eine 10-Gang-Kettenschaltung. Gegenüber früheren Erzeugnissen weist es in nahezu allen Details verbesserte Merkmale auf." Die o. g. Notiz in "Der deutsche Straßenverkehr" beschreibt das neue Modell mit "[g]eänderte[r] Rahmengeometrie, ein[em] unkonventionelle[n] Lenker mit ergonomischen Griffen und [einem] Rennsattel [...]. Geschlossener Bremsschuh und profilierter Bremsgummi fallen bei den Felgenbremsen auf, Seitenständer, Stahlstab-Gepäckträger mit erhöhter Tragfähigkeit, Sicherheitsrahmenpedale und Speichenrückstrahler sind Serienaussatttung. Übersetzungsbereich: 1,80 bis 3,57." Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der GENEX-Katalog für das Jahr 1990. Dort wurde das Sportrad unter der Modellnummer 208 angeboten.

Weitere Informationen sind im Übersichtsartikel Mifa Sporträder ab 1969 aufgeführt.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung
Zugführung für Umwerfer
Luftpumpenhalterung am Unterrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Speichenschloss an der linken Sitzstrebe

Technische Merkmale