Reifen
Beim Wiederaufbau der Fahrradindustrie in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) stellte die Verfügbarkeit der Fahrradbereifung eines der drängendsten Probleme dar, da die meisten Reifenhersteller in den Industriezentren im Westen Deutschlands angesiedelt waren. Bis mindestens September 1946 konnten in der SBZ keine Fahrradreifen von den (noch) vorhandenen Reifen-/Gummiwerken hergestellt werden; und noch Ende der 40er Jahre wurden von verschiedenen Firmen Reifen aus regeneriertem Gummi angeboten, um den großen Bedarf zu decken. Auf Grund des Mangels wurden z.B. Fahrräder, die als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben wurden, ohne Bereifung geliefert. Im Interzonenhandel waren (Fahrrad-)Reifen neben zahlreichen Rohstoffen begehrte Handelsware, die aus den westlichen Besatzungszonen geliefert wurden.
Zeitungsnotiz (Neues Deutschland, 12. März 1950) über die neu entwickelte und nur kurzzeitig hergestellte Fahrradbereifung "Krepp-Decelith" aus dem Kunststoff Decelith Weich des VEB Eilenburger Celluloidwerk, vorgestellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1950.
Erst nach und nach gelang es, die Kapazitäten der vorhandenen gummiverarbeitenden Betriebe soweit auszubauen, dass eine sichere Versorgung gewährleistet war. Der damit verbundene Zeitdruck brachte allerdings teils erhebliche Qualitätsmängel mit sich, die die Produktion der Fahrradwerke hemmten. Noch 1954/55 wurde bei Überprüfungen der volkseigenen Fahrradwerke durch die Zentrale Kommission für Staatliche Kontrollen "die schlechte Qualität der Reifen vom VEB Thür. Schlauch- und Gummiwerk Waltershausen und VEB Reifen- und Gummiwerk Heidenau" festgestellt. Die Reifen waren "häufig deformiert und [hatten] Höhen- und Seiteschläge. [...] An Waltershausen wurden von den Fahrradwerken im Jahre 1954 durchschnittlich 4 % Ausschußreifen zurückgesandt". Diesem Umstand begegnete man zeitweise mit Importen von Reifenfabrikaten aus den sozialistischen Bruderstaaten.
Hersteller
Hersteller von Fahrradbereifung waren seit etwa 1950 hauptsächlich der VEB Reifenwerk Heidenau und dar VEB Thüringer Schlauch- und Gummiwerk Waltershausen, die unter verschiedenen Markennamen Reifen und Schläuche herstellten. Im Zuge der wirtschaftlichen Umstrukturierungen und Kombinatsbildungen kam ab 1961 sämtliche Fahrradbereifung aus dem VEB Gummikombinat Thüringen.
- DEKA VEB Reifenwerke
- Barum
- Heidenau
- Kowalit
- Pneumant
- SAO VANG
- TSG
- VEB DEGUFA Deutsche Gummiwaren-Fabrik, Berlin-Weißensee (nur Fahrradschläuche)
- Wilhelm Kux Gummiwarenfabrik GmbH, Halberstadt (nur Fahrradschläuche, 1947)
- Gummiwarenfabrik und Regenerierungswerk Zipsendorf, Zipsendorf (vrmtl. nur Regenerierung von Reifen, 1948)
- Gerhard Lenicker, Leipzig (Ersatzbereifung aus Altmaterial, 1948)
- Vulkanisieranstalt und Maschinenfabrik Fleming & Co., Inhaber E. Pohl, Berlin (Ersatzbereifung aus Altmaterial, 1946)
- VEB Eilenburger Celluloidwerk ("Krepp-Decelith-Fahrradreifen", 1950)
Ausführungen
Drahtreifen besitzen in die Reifenflanken (blau) einvulkanisierte Drahtringe, die kleiner sind als der Außen-Ø der Felge (grau). Zusammen mit dem Luftdruck des Schlauchs (rot) sichern sie den Reifen in der Felge. Der Schlauch wird durch ein Felgenband aus Gummi (orange) vor den Speichennippeln im Felgenbett geschützt.Drahtreifen
Drahtreifen waren in der DDR die Standardbereifung für alle Touren-, Tourensport-, Sport-, Jugend- und Kinderräder. Wulstreifen besitzen an den Reifenflanken umlaufende Wülste (blau), die in das Felgenbett (grau) eingehakt und durch den Luftdruck des Schlauchs (rot) gesichert werden. Ein Felgenband ist nicht nötig, da der Schlauch vollständig umschlossen ist. Unmontiert sind Wulstreifen ein flacher weicher Gummiring, der kompakt zusammengefaltet werden kann.Wulstreifen
Wulstreifen (sowie die entsprechenden Wulstfelgen) wurden in der DDR noch bis mind. 1956 als Ersatzteil für Vorkriegsräder angeboten.Bei Schlauchreifen ist der Schlauch (rot) in den Mantel (blau) eingenäht und bildet mit diesem praktisch eine Einheit. Schlauchreifen werden mit speziellen Klebstoffen (grün) auf der Felge (grau) befestigt. (Details siehe Schlauchreifen). Typischerweise ist dieser Reifentyp an Renn-, Bahn- und Saalsporträdern zu finden.
Reifengrößen
Drahtreifen
Reifenabmessungen (zöllig) Reifenaußen-Ø × Breite (× Höhe) |
Reifenabmessungen (in Millimetern, nach ETRTO) Reifenaußenbreite – Reifeninnen-Ø |
Verwendung |
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20 × 1,75 | 47 – 406 | |
20 × 2,25 | 62 – 406 |
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20 × 1 3/8 | 37 – 460 |
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24 × 1 1/2 | 40 – 540 |
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26 × 1,75 (× 2) | 47 – 559 |
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26 × 1 1/2 | 40 – 584 |
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26 × 1 5/8 × 1 1/2 | 44 – 584 |
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28 × 1 1/4 × 1 3/4 | 32 – 622 |
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28 × 1 3/8 × 1 5/8 | 37 – 622 |
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28 × 1,75 | 47 – 622 |
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28 × 1 1/2 | 40 – 635 |
Wulstreifen
Reifenabmessungen (in Zoll) Reifenaußen-Ø × Breite (× Höhe) |
Reifenabmessungen (in Millimetern, nach ETRTO) Reifenaußenbreite – Reifeninnen-Ø |
Verwendung |
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20 × 1 1/2 | keine Normung |
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26 × 1,70 × 1 1/2 | keine Normung |
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28 × 1 1/2 | 40 – 635 |
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28 × 1,70 × 1 1/2 | keine Normung |
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Schlauchreifen
Siehe Hauptartikel Schlauchreifen.