Sortimentsbereinigung
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In der Zentralverwaltungswirtschaft (Planwirtschaft) der DDR wurde auch die gesamte Fahrradindustrie von der Staatlichen Plankommission (SPK) koordiniert. Die SPK gab im Rahmen der Fünfjahrpläne die zu erreichenden Produktionszahlen für jeden Betrieb vor.
Bis Ende der 1950er Jahre hatte das noch keinen spürbaren Einfluss auf die Modellpaletten der einzelnen Hersteller, die alle verschiedenste Modellvarianten im Angebot hatten. Allerdings waren bei den Sortimenten auch schon Spezialisierungsrichtungen erkennbar: Diamant hatte an seine Vorkriegstradition angeknüpft und neue Renn- und Sporträder entwickelt, Mifa baute einfache Kinderräder und Möve war alleiniger Hersteller von Saalsportmaschinen. Andererseits bauten alle Hersteller auch nahezu identische Modelle (z.B. schwere 28"-Tourenräder im Vorkriegsstil), die sich äußerlich nur in der Lackierung unterschieden. Bedingt durch die staatlich vorgeschriebenen Festpreise brachten die "Konkurrenzmodelle" der verschiedenen Hersteller auch keinen Preisvorteil für den Verbraucher mit sich. So lag 1956 der Verbraucherendpreis (VEP) für ein einfaches 28"-Herren-Tourenrad bei 203,- DM, gleich aus welchem Fahrradwerk es stammte. Da dieses Nebeneinander von nahezu gleichen Fahrradmodellen nicht sinnvoll war, beschloss man eine grundlegende Neuorientierung der DDR-Fahrradindustrie.
Diese Reform fand im Jahr 1959 mit weitreichenden Konsequenzen ihre Umsetzung in einer umfassenden Standardisierung und Typisierung der Fahrradmodelle und den zugehörigen Komponenten.
Zunächst wurden die Zulieferteile standardisiert und teilweise vereinfacht, um die Produktionskapazitäten der Zulieferer besser auszulasten und die Versorgung der einzelnen Fahrradwerke zu verbessern.
In einem zweiten Schritt folgte eine gründliche Sortimentsbereinigung bei den zu dieser Zeit noch produzierenden Fahrradwerken Diamant, Mifa und Möve. Standen dem Verbraucher vor dieser Bereinigung noch 46 verschiedene Fahrradmodelle aus DDR-Produktion zur Verfügung, halbierte sich dieses Angebot nun auf 23 Modelle. Zwar sollte diese Ausdünnung keine negativen Folgen auf die Modellauswahl haben, doch in der Markenauswahl war man nun abhängig vom Fahrradtyp stark eingeschränkt.
Die neue (gemeinsame) Modellpalette ergab sich entsprechend der schon vorhandenen Spezialisierungen:
- VEB Fahrradwerk Elite-Diamant: Rennräder und (Luxus-) Sporträder
- VEB Mifa-Werk Sangerhausen: Damen-Tourenräder und Kinderräder
- VEB Möve-Werk Mühlhausen: Herren-Tourenräder, Jugendräder, Saalsportmaschinen und Gepäckräder
Alle nun verfügbaren Modelle erhielten auch neue Bezeichnungen, denen immer eine "35" vorangestellt war, was offenbar das Fahrradsortiment als ganzes zusammenfassen sollte.
Bei den meisten der weiterproduzierten Modelle hatte die Umbenennung zunächst keine technischen Änderungen zur Folge, aber schon kurz nach der Reform wurden einige Details verändert; u.a. weil durch die veränderte Produktion neue Verfahren entwickelt und eingesetzt wurden.
In zeitgenössischer Literatur wird die Richtigkeit der Sortimentsbereinigung mit den Produktionserfolgen der drei Fahrradwerke belegt und ein Produktionsvolumen von 2.000 Fahrrädern pro Tag angegeben.