Tretkurbeln: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. März 2020, 15:18 Uhr
Die Tretkurbeln dienen der Kraftübertragung von den Pedalen zum Kettenblatt und sind damit ein wesentlicher Bestandteil des Getriebes.
Tretkurbeln aus DDR-Produktion lassen sich in zwei Gruppen gliedern (rechteckiger Querschnitt, ovaler Querschnitt), wobei damit gleichzeitig die Hersteller, die Form des Querschnitts und die Zugehörigkeit zum Typ des Tretlagers zugeordnet werden können.
Hersteller
- IFA Tretlagerwerk Zella-Mehlis - für Glockengetriebe (belegt 1947 bis 1951)
- Fahrzeugteilewerk Zella-Mehlis - für Glockengetriebe (1952 bis 1954) und Keilgetriebe (1952 bis 1957)
- VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl (1958 und 1959 Werk III, vormals Justin Popp, ab 1960 WERK II, vormals Fahrzeugteilewerk Zella-Mehlis) - für Keilgetriebe (1958 bis 1990)
- Fichtel und Sachs - für Glockengetriebe (belegt für 1950 bis 1955)
- Renak (vormals Fichtel und Sachs) - für Glockengetriebe (belegt für 1955 bis 1990)
- Justin Popp - für Keilgetriebe (belegt für 1948 bis 1955)
- Hermann Weihrauch, Fahrradteile- und Metallwaren-Fabrik, Zella-Mehlis - für Glockengetriebe (belegt für 1945, 1946)
- Metall-Industrie Schönebeck AG, Schönebeck/Elbe - vrmtl. für Glockengetriebe (belegt für 1945)
Tretkurbeln mit rechteckigem Querschnitt
Tretkurbeln mit einem rechteckigen Querschnitt wurden in den 1950er Jahren hauptsächlich von FZTW produziert und nach der Eingliederung des Betriebs mit dem Simson-Logo gekennzeichnet. Sie waren ausschließlich für sogenannte Keilgetriebe ausgelegt und waren deshalb zumeist an sportlich ausgelegten Fahrradmodellen und Rennrädern zu finden.
Bis Anfang der 1960er Jahre waren die Kurbeln dieses sportlichen Typs mit abnehmbaren Kettenblättern ausgestattet, wobei die verschiedenen Varianten unten dargestellt sind. Ab 1962 wurden die Kettenblätter dann fest mit der rechten Tretkurbel verbunden, wodurch eine Einheit entstand, deren Varianten gesondert im Artikel Kettenblätter beschrieben werden.
Lediglich bei den Straßen- und Bahnrennrädern wurden bis 1990 noch Tretkurbeln verwendet, die einen leichten Austausch der Kettenblätter ermöglichten.
Zeitraum: 1954 bis 196xRennkurbeln, erste Ausführung
(Zwei-Arm-Kurbel)
Verwendung: Diamant Rennräder
Getriebe-Typ: 8020; 8035; 8036; 8045
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
3-Punkt-Befestigung
(117 mm Lochkreisdurchmesser)
Kurbellänge: 165 mm (Bahnrad); 170 mm (Rennrad)
Bemerkungen: glatte, ausgeprägte Nuten; Aussparung an der linken Kurbel Zeitraum: 196x bis 197xRennkurbeln, zweite Ausführung
(Zwei-Arm-Kurbel)
Verwendung: Diamant Rennräder
Getriebe-Typ: 8020; 8035; 8036; 8045
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
3-Punkt-Befestigung
(117 mm Lochkreisdurchmesser)
Kurbellänge: 165 mm (Bahnrad); 170 mm (Rennrad)
Bemerkungen: glatte, flache Nuten;
keine Aussparung an der linken Kurbel Zeitraum: 197x bis 1990Rennkurbeln, dritte Ausführung
(Zwei-Arm-Kurbel)
Verwendung: Diamant Rennräder
Getriebe-Typ: 8020; 8035; 8036; 8045
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
3-Punkt-Befestigung
(117 mm Lochkreisdurchmesser)
Kurbellänge: 165 mm (Bahnrad); 170 mm (Rennrad)
Bemerkungen: gekörnte Nuten Zeitraum: um 1955Sportkurbeln
(Ein-Arm-Kurbel)
Verwendung: Diamant (Luxus-)Sporträder
Getriebe-Typ: 8025
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
2-Punkt-Befestigung
Bemerkungen: Ausführung sehr ähnlich der frühen Rennkurbeln, aber mit nur einem weiteren Befestigungspunkt Zeitraum: 1954 bis 1957Sportkurbeln (Leichtmetall)
(Zwei-Arm-Kurbel)
Verwendung: Diamant (Luxus-)Sporträder
Getriebe-Typ: 8030
Material: Aluminium
Kettenblattaufnahme:
3-Punkt-Befestigung
(117 mm Lochkreisdurchmesser)
Bemerkungen: Nuten teilweise farbig ausgelegt (passend zur Rahmenfarbe) Zeitraum: 1957 bis 1963Sportkurbeln
(Drei-Arm-Kurbel)
Verwendung: Diamant (Luxus-)Sporträder
Getriebe-Typ: 8032
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
3-Punkt-Befestigung
(117 mm Lochkreisdurchmesser)
Bemerkungen: - Zeitraum: um 1950Sportkurbeln
(Fünf-Punkt-Kurbel; einteilig)
Verwendung: Diamant-Tourenräder
Getriebe-Typ:
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
5-Punkt-Befestigung
(50 mm Lochkreisdurchmesser)
Bemerkungen: rechte Kurbel aus einem Stück gefertigt Zeitraum: 1954 bis 1962Sportkurbeln
(Fünf-Punkt-Kurbel; mehrteilig)
Verwendung: Mifa Sporträder; Tourensport-Räder von Diamant, Möve und Simson
Getriebe-Typ: 8018; 8040; 8041
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
5-Punkt-Befestigung
(50 mm Lochkreisdurchmesser)
Kurbellänge: 150 mm (Jugendfahrrad); 170 mm (Tourensportrad)
Bemerkungen: Kettenblattaufnahme an rechter Kurbel angebördelt Zeitraum: 1949 bis 1990Saalsportkurbeln
(Fünf-Punkt-Kurbel; einteilig)
Verwendung: Möve- und Mifa-Saalsporträder
Getriebe-Typ: 8050; 8055
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
5-Punkt-Befestigung
(50 mm Lochkreisdurchmesser)
Kurbellänge: 135 mm (Kunst- und Reigenfahrrad); 170 mm (Radballrad)
Bemerkungen: besonders kräftige Ausführung
Tretkurbeln mit ovalem Querschnitt
Tretkurbeln mit einem ovalen Querschnitt wurden bis Mitte der 1950er unter dem Namen FuS produziert, danach wurden sie mit Renak geprägt. Es handelte sich dabei ausnahmslos um Tretkurbeln für Glockengetriebe, welche vor allem an Touren-, Klapp- und Kinderrädern zum Einsatz kamen. Äußerlich gut erkennbar sind die glockenförmigen Blechschalen, die fest mit der Kurbel verbunden sind.
Wie die Blechschalen waren auch die Kettenblätter fest mit der Tretkurbel verbunden, weshalb diese Einheit in ihren Varianten im Artikel Getriebe beschrieben wird.
Die Machart der Tretkurbeln veränderte sich während des Produktionszeitraums von vier Jahrzehnten praktisch nicht, lediglich die Qualität der Endbehandlung nahm immer weiter ab. So waren die Kurbeln in den 1950er Jahren sorgfältig verschliffen und hochglänzend poliert, während sie in den 1980er Jahren nur noch grob verrundet und vor dem Verchromen matt gebürstet wurden. Das einzige konstruktive Detail, das ab etwa Ende der 1950er Jahre (frühestens 1957) entfiel, war ein Feingewinde an der linken Kurbel im Bereich der Verbindungsstelle zur Tretlager. Dort konnte ein Abzieher angesetzt werden, mit dem sich die straff aufgepresste Kurbel zur Wartung des Tretlagers relativ leicht abnehmen ließ.
Zeitraum: 194x bis 1990Tretkurbel (rechts) mit ovalem Querschnitt
(Standardausführung)
Verwendung: Tourenfahrräder, Tourensporträder, Kinderräder, Klappräder
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme: Kettenblatt direkt und untrennbar an die Kurbel gebördelt
Kurbellänge: 124mm (Kinderfahrrad); 170mm (alle weiteren)
Bemerkungen: Blechglocke hinter dem Kettenblatt Zeitraum: 194x bis 1990Tretkurbel (rechts) mit ovalem Querschnitt
(mit abnehmbarem Kettenblatt)
Verwendung: Mifa Tourensporträder, Zubehörteil
Material: Stahl (verchromt)
Kettenblattaufnahme:
3-Punkt-Befestigung
(117mm Lochkreisdurchmesser)
Kurbellänge: 170mm
Bemerkungen: Blechglocke hinter der Kettenblattaufnahme Zeitraum: 194x bis 1990Tretkurbel (links) mit ovalem Querschnitt
Verwendung: Tourenfahrräder aller Marken; Mifa Klappfahrräder, Kinderfahrräder
Material: Stahl (verchromt)
Kurbellänge: 124mm (Kinderfahrrad); 170mm (alle weiteren)
Bemerkungen: erkennbar sind die Vierkantbefestigung und die "Glocke" aus Blech