Sättel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Oktober 2012, 19:52 Uhr
In der DDR wurde Fahrradsättel mit Leder-, Kunstleder-, Gummi- und PUR-Satteldecken hergestellt. Passend dazu wurden auch Werkzeugtaschen für Rahmen- und Sattelmontage angeboten. Herren- und Damensättel unterschieden sich durch ihre Länge. Zum Schutz vor Abnutzung und für bequemeres Sitzen wurden, vermutlich erst ab den 60er Jahren, Schutzbezüge für Satteldecken angeboten. Die Sattelgestelle waren anfangs verchromt oder schwarz lackiert, ab Ende der 1970er dann verzinkt.
Hersteller
- Stephan Lederwerke A.G. Mühlhausen
- VVB Leder- und Lederwarenfabrik Mühlhausen/Thür. ("LLM") - bis 1955
- VEB Lederwarenfabrik Mühlhausen Th. ("LM") - ab 1955
- Burgsattel (Augustusburg/Sa.)
- VEB Möve (Mühlhausen/Th.)
- VEB Simson Suhl
- MEWA
- IFA
- Gutsche
Gefederte Sättel
Mit Lederdecke
Sättel aus Leder und mit Federung wurden in den 50er Jahren vor allem von LLM, ab 1955 LM gefertigt. Es gab sie in einer Damen- und Herrenvariante sowohl mit schwarz lackiertem als auch auch mit verchromtem Gestell. Die Herrensättel hatten eine Länge von ca. 27 cm, Damensättel waren 2-3 cm kürzer. Ein Merkmal dieser Sättel ist, dass Sattelkloben generell nicht geprägt waren. Die Satteldecken waren mit dem Logo des Herstellers gepunzt. Diese Punzierung änderte sich mit der Umbenennung 1955, wobei der Übergang scheinbar fließend war. LM-Sättel gab es noch bis einschließlich 1957, danach sind keine Exemplare belegt. Die Decken gefederter Sättel waren ausnahmslos braun lackiert, wobei der Braunton über die Jahre variierte. Es gab auch separate Leder-Ersatzdecken zu kaufen. Ab den 70er Jahren produzierte auch Möve Tourenradsättel mit Lederdecke. Die Decken waren ungeprägt, die Gestelle verzinkt und hatten kleinere Druckfedern. Diese Sättel wurden bis in die 80er Jahre hergestellt und vrmtl. auch als Ersatzteil zu erwerben.
In den 50er Jahren war auch die Erzgebirgische Lederwaren-Industrie Augustusburg ein weiterer, jedoch deutlich kleinerer Sattelproduzent, dessen Sättel mit "Burgsattel" gekennzeichnet wurden. Auch die Mühlhausener Sattelfabrik Stephan produzierte mindestens bis Ende der 40er Jahre Sättel. Sättel für Simson-Fahrräder wurden von Simson selbst gefertigt.
- BurgsattelSeite.jpg
Zeitraum: 19?? bis 194?Tourensattel "Burgsattel"
Verwendung: vrmtl. Diamant-Fahrräder
Decke: Leder, lackiert
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: für Herrenräder, Regulierfedern, Herstellerplakette (Alu) hinten Zeitraum: 194? bis 195?Tourensattel "Burgsattel"
Verwendung: Diamant-Fahrräder
Decke: Leder, lackiert
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, abgebildeter Sattel von 1951 Zeitraum: 195? bis 1955Tourensattel von LLM
Verwendung:
Decke: Leder, lackiert
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, mit Regulierfedern, seltenes Modell Unterseite des links nebenstehenden Sattels.Tourensattel von LLM
Zeitraum: späte 70er bis Mitte 80er JahreTourensattel von Möve
Verwendung: Verbaut an Tourenrädern sowie ab und zu an Klapprädern. Häufig bei Mifa zu finden. Evtl Zubehörteil.
Decke: Leder, lackiert
Gestell: Stahl, verzinkt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder. Eine ältere Version mit verchromten Sattelgestell gab es ab den 60ern bis Mitte/Ende der 70er.
Mit Kunstlederdecke
Kunstledersättel gab es bereits vor dem Krieg. Offenbar wurden dann auch an frühen DDR-Fahrrädern sporadisch Kunstledersättel verbaut, stellten aber eher eine Ausnahme dar. Ab spätestens 1958 wurden vorerst alle Tourenräder der DDR nur noch mit Kunstledersätteln des VEB Möve-Werkes verbaut. Diese hatten nun, wie bei Möve üblich, geprägte Sattelkloben. Auch hier waren die Gestelle entweder schwarz lackiert oder verchromt. Es gab Sättel in verschiedenen Brauntönen, grau und schwarz (recht selten) und zudem in unterschiedlichen Oberflächenbeschaffenheiten (glatter, rauer). Kunstledersättel besaßen alle eine klassische Federung mit zwei großen Druckfedern. Tourenräder der späten 60er Jahre besaßen wieder einen Ledersattel, bevor Anfang der 70er Jahre die letzten Mifa-Tourenräder mit einem Federsattel mit Gummi- und auch Kunstlederdecke ausgestattet wurden.
An Diamant-Luxus-Sportädern wurden ab Ende der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre sogenannte Terry-Sättel verbaut. Diese Sportsättel besaßen ein gefedertes, verchromtes Gestell und eine Satteldecke aus Lefa (Lederfaserstoff), die mit einer dünnen Schaumgummischicht und dann mit braunem -bzw. in späteren Jahren hauptsächlich mit grauem- Kunstleder bezogen war. Auch die Terry-Sättel, die ab 1967 bis ca. 1970 an Klapprädern verbaut wurden, hatten, wie Tourenradsättel, eine Federung mit zwei Druckfedern. Diese Sättel wurden außerdem aus zwei Teilen zusammengenäht.
Zeitraum: 19?? bis 195?Tourensattel von Burgsattel
Verwendung: Diamant-Fahrräder
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, abgebildeter Sattel von 1950- KunstledersattelNeu1.JPG
Zeitraum: 1957 bis 1969Tourensattel von Möve
Verwendung: alle Fahrradmarken
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche, verschiedene Kunstlederoberflächen bekannt - KunstledersattelSchwarz.JPG
Zeitraum: 1957 bis 196?Tourensattel von Möve
Verwendung: alle Fahrradmarken, evtl. Zubehörteil?
'Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, Gestell hier nicht original - Sattel Tourenrad Damen Mifa 50er.jpg
Zeitraum: 195? bis 195?
Verwendung: verbaut Mitte der 50er Jahre an Tourenrädern von Mifa?
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche Zeitraum: Anfang 70er Jahre
Verwendung: u.a. Mifa
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche- Möve Terry Sattel.JPG
Zeitraum: 1956 bis 195?Terry-Sattel von Möve
Verwendung: Luxussporträder von Diamant
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Unisex-Ausführung für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche, mit Herstellerplakette, die, im Gegensatz zu Leder-Sport-Sätteln, an diesem Satteltyp nur bis 195? angebracht wurde. Zeitraum: 1956 bis mind. 1961Terry-Sattel von Möve
Verwendung: Luxussporträder von Diamant
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Unisex-Ausführung für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche, verschiedene Kunstlederoberflächen bekannt Zeitraum: 196? bis 19??Terry-Sattel von Möve
Verwendung: Luxussporträder von Diamant, vermtl. Klappräder der späten 60er Jahre
'Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Unisex-Ausführung für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche, zweifarbig Zeitraum: um 1970Terry-Sattel von Möve
Verwendung: u.a. an Diamant Modell 35 102 um 1970
Decke: Kunstleder
Gestell: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Unisex-Ausführung für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche, zweifarbig
Mit Gummidecke
Der erste Gummisattel in der DDR wurde in den frühen 50ern produziert, möglicherweise auch früher. Der Hersteller ist bislang unbekannt, am Sattel finden sich nur die nicht zuzuordnende Betriebsnummer und die Bezeichnung STABI. Bekannt sind Satteldecken in Verbindung mit Sattelgestellen in vielfältigen Formen und Typen, was auf die Verwendung als Zubehör- bzw. Ersatzteil für kaputte Satteldecken auf alten Fahrradsätteln schließen lässt.
Ab den 1970er Jahren wurden Tourensporträder auch mit Sätteln ausgestattet, deren Sitzflächen aus grauem Gummi bestanden und verchromte bzw. verzinkte Sattelgestelle mit Federn besaßen. Die verzinkten Gestelle lösten gegen Ende der 70er die verchromten ab. Es gab eine Herren- und Damenversion, die sich in der Länge unterscheiden. Produziert wurden sie von Möve. Es gab ab den 1970er Jahren auch Terry-Sättel, die vor allem an den Klapprädern Verwendung fanden. Die Satteldecke dieser Terry-Sättel wurde in einem Stück gegossen. Bekannt sind hier graue und schwarze Satteldecken. Produziert wurden diese Terry-Sättel bis 1991. Ab 1986 wurden diese nur noch als Zubehör-, beziehungsweise Ersatzteil angeboten.
Zeitraum: vrmtl. frühe 50er JahreSTABI-Tourensattel
Verwendung: Zubehörteil
Decke: Gummi
Gestell: Stahl
Bemerkungen: Spätere Ausführung mit glatter hinteren Kante. Ausführungen für Damen- und Herrenräder bekannt. Ersatzteil für alle damals typischen Tourensättel. Die abgebildete Satteldecke ist auf einem Vorkriegs-Sattelgestell der Firma Lepper montiert. Zeitraum: vrmtl. frühe 50er JahreMEWA-Tourensattel
Verwendung: Zubehörteil
Decke: Gummi mit Gewebeeinlage
Gestell: Stahl
Bemerkungen: hergestellt in Mühlhausen Zeitraum: vrmtl. frühe 50er JahreIFA-Tourensattel
Verwendung: Zubehörteil
Decke: Gummi mit Gewebeeinlage
Gestell: Stahl
Bemerkungen: laut (unvollstänig erhaltener) Prägung auf Unterseite hergestellt in Mühlhausen Zeitraum: spätestens 1972 bis 1991Tourensattel von Möve
Verwendung: Touren-, Tourensport- und Klappräder
Decke: Gummi
Gestell: Stahl, verchromt oder verzinkt
Bemerkungen: Ausführungen für Damen- und Herrenräder. Eine ältere Version mit verchromten Sattelgestell , mit Halter für Satteltasche Zeitraum: 1970 bis 1991Terrysattel von Möve
Verwendung: Klappräder
Decke: Gummi
Gestell: Stahl, verchromt oder verzinkt
Bemerkungen: mit Halter für Satteltasche
Mit PUR-Decke
In den 1980er Jahren wurden an Tourensporträdern und Klapprädern auch Sättel aus PUR-Kunststoff verbaut. Die Sattelgestelle waren verzinkt. Produziert wurden auch diese Sättel von Möve.
Zeitraum: spätestens 1985 - 1991Tourensattel von Möve
Verwendung: Touren- und Tourensporträder
Decke: PUR-Schaum
Gestell: Stahl, verzinkt
Bemerkungen: vrmtl. Unisex-Ausführung für Damen- und Herrenräder, mit Halter für Satteltasche
Ungefederte Sättel
Sportsättel
Für Sporträder der Hersteller Mifa und Diamant wurden ab 1954 Sportledersättel von Möve produziert. Davor, um 1953, gab es bereits einen baugleichen Sattel von LLM. Die Satteldecken waren aus Kernleder, ab den 1960er Jahren bisweilen auch aus aus zwei dünnere Lederteilen, die zu einer Lederdecke zusammengeklebt wurden (vrmtl. Materialmangel oder schlechte Lederqualitäten). Bis in die 1970er Jahre wurden die Satteldecken braun lackiert, später jedoch nicht mehr eingefärbt. Bis Anfang der 1960er Jahre wurden Sportsättel hinten mit einer Herstellerplakette aus Messing oder Stahlblech ausgestattet. Die Sattelgestelle und -klemmen waren verchromt, ab etwa Anfang der 1970er Jahre dann verzinkt.
Zeitraum: um 1953Sportsattel von LLM
Verwendung: frühe Mifa Sporträder
Lederdecke: ??
Gestell: verchromt
Bemerkungen: LLM-Punze an den Flanken, baugleich mit Möve-Sportsätteln Zeitraum: 1954 bis 1955Sportsattel von Möve
Verwendung: Diamant Sporträder und Mifa Sporträder
Lederdecke: schokoladenbraun lackiert
Gestell: verchromt
Bemerkungen: Plakette mit fliegender Möwe, geprägte Linie in den Flanken Zeitraum: um 1955Sportsattel von Möve
Verwendung: Diamant Sporträder und Mifa Sporträder
Lederdecke: rotbraun lackiert
Gestell: verchromt
Bemerkungen: Plakette mit fliegender Möwe, geprägte Linie in den Flanken- Sportsattel50er.JPG
Zeitraum: 1956 bis ca. 1960Sportsattel von Möve
Verwendung: Diamant Sporträder und Mifa Sporträder
Lederdecke: rotbraun lackiert
Gestell: verchromt
Bemerkungen: Plakette mit fliegender Möwe Zeitraum: Anfang 60er bis Anfang 70erSportsattel von Möve
Verwendung: Diamant Sporträder und Mifa Sporträder
Lederdecke: rotbraun lackiert
Gestell: verchromt
Bemerkungen: erste Ausführung ohne Plakette Zeitraum: Anfang 70erSportsattel von Möve
Verwendung: Mifa Sporträder
Lederdecke: hellbraun lackiert
Gestell: verzinkt
Bemerkungen: -
Rennsättel
Möve fertigte seit Beginn der Rennradherstellung durch Diamant auch Rennsättel. Die Satteldecken bestanden aus Kernleder und wurden sowohl mit unbehandelter (natur) oder durchgefärbter Lederdecke als auch mit lackierter Oberfläche (rotbraun, braun, schwarz) angeboten. Bis etwa Anfang der 60er Jahre trugen sie, wie die Sportsättel, eine Herstellerplakette aus Metall. Die Gestelle waren bis in die 70er Jahre verchromt, wurden danach aber nur noch verzinkt und ohne konstruktive Änderungen bis 1990 produziert.
Zeitraum: 1954 bis 1955Rennsattel von Möve
Lederdecke: schokoladenbraun lackiert
Gestell: verchromt
Bemerkungen: Plakette mit fliegender Möwe, geprägte Linie in den Flanken- Möve Rennsattel 50er.JPG
Zeitraum: 1955 bis 1956Rennsattel von Möve
Lederdecke: rotbraun lackiert
Gestell: verchromt
Bemerkungen: Plakette mit fliegender Möwe, geprägte Linie in den Flanken Zeitraum: um 1960Rennsattel von Möve
Lederdecke: braun durchgefärbt
Gestell: verchromt
Bemerkungen: mit MÖVE-WERK-Plakette (nur sehr kurz verwendet)- Bild25 023.jpg
Zeitraum: 60er und 70er JahreRennsattel von Möve
Lederdecke: braun durchgefärbt
Gestell: verchromt, später verzinkt
Bemerkungen: erste Version ohne Plakette
Kindersättel
Für die Montage auf dem Oberrohr gab es seit den 1950er Jahren Kindersättel. Entweder waren diese eine verkleinerte Version der normalen Sportradsättel (mit vereinfachtem Gestell) oder bestanden aus einer Metallunterlage, die mit einer Gummisatteldecke bezogen war. Hersteller war Möve. Zur Montage eines Kindersattels am Damenfahrrad gab es einen speziellen Halter, der vorn an das oberere Rohr des Rahmens geschraubt wurde. Hersteller hierfür war (u.a.) Möve.
Als sehr einfache, aber nicht unschöne Variante der Kinderbeförderung gab es auch Sitze, die aus Rohr geflochten waren und vorn an den Lenker gehängt wurden. Ab wann und von welchem Hersteller diese Sitze produziert wurden, ist unklar. Offenbar wurden sie aber bis Ende der 80er Jahre hergestellt und genutzt.
Zeitraum: 50er bis 80er JahreKindersattel von Möve
Verwendung: Kinderfahrzeuge aller Hersteller; Zubehörteil
Lederdecke: rotbraun lackiert
Gestell: schwarz lackiert
Bemerkungen:- Detail kindersitz.jpg
Montierter Kindersitz
Zeitraum: ??Kindersitz von Diamant
Verwendung: Zubehörteil
Gestell: schwarz oder olivgrün lackiert
Bemerkungen: eine passende Polster- einlage wurde nicht mitgeliefert- Kindersitz Korb.jpeg
Kindersitz aus Rohr geflochten, Hersteller unbekannt.