Mifa Modell 208: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. Mai 2016, 19:02 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Sporträder
Einordnung in die Modellpalette
Als letzte Neuentwicklung von Mifa in der DDR kann das Sportrad Modell 208, das die Zusatzbezeichnung "Exkurs" trug, gelten. Dabei handelte es sich um eine Weiterentwicklung des Sportrads Modell 207 "Sprint". Vorgestellt wurde das "Exkurs" auf der Leipziger Herbstmesse 1989. Eine entsprechende Damenausführung gab es nicht, jedoch weist eine Notiz in der Zeitschrift "Der deutsche Straßenverkehr" (Ausgabe Oktober 1989) darauf hin, dass das "Exkurs" "[...] in der Damenvariante - mit doppeltem Rahmenoberrohr - 'Mixte' heißt". Möglicherweise war diese Damenausführung des "Exkurs" also zumindest angedacht. Es wäre das erste Fahrrad vom in Westeuropa seit den späten 1970ern sehr populären Mixte-Typ geworden.
Bislang liegen zu diesem Fahrradtyp nur wenige Hintergrundinformationen vor. Einen Hinweis gibt eine Notiz in der Berliner Zeitung vom 8. September 1989, in der über ein neues Sportrad von Mifa berichtet wird: "Das erstmals vorgestellte Sportrad "Exkurs" besitzt eine 10-Gang-Kettenschaltung. Gegenüber früheren Erzeugnissen weist es in nahezu allen Details verbesserte Merkmale auf." Die o. g. Notiz in "Der deutsche Straßenverkehr" beschreibt das neue Modell mit "[g]eänderte[r] Rahmengeometrie, ein[em] unkonventionelle[n] Lenker mit ergonomischen Griffen und [einem] Rennsattel [...]. Geschlossener Bremsschuh und profilierter Bremsgummi fallen bei den Felgenbremsen auf, Seitenständer, Stahlstab-Gepäckträger mit erhöhter Tragfähigkeit, Sicherheitsrahmenpedale und Speichenrückstrahler sind Serienaussatttung. Übersetzungsbereich: 1,80 bis 3,57." Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der GENEX-Katalog für das Jahr 1990. Dort wurde das Sportrad unter der Modellnummer 208 angeboten.
Rahmen und Ausstattung
Der Rahmen des Mifa "Exkus" ging weitgehend auf den des Sportrads Modell 207 zurück, bei den Anlötteilen kam jedoch eine Zugführungsöse für den Bowdenzug des Umwerfers hinzu. Die angeblich "[g]eänderte Rahmengeometrie" lässt sich jedoch nicht erkennen. Eine wichtige Neuerung stellte die Pletscherplatte am Hinterbau dar. Damit orientierte man sich an einem vor allem bei westdeutschen Fahrrädern der unteren und mittleren Preiskategorie typischen Konstruktionsmerkmal. Im Verlauf des Jahres 1990 ersetzte die Pletscherplatte bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa den bisherigen Quersteg zwischen den Sitzstreben. Ein weiterer Unterschied zu den bisherigen Sportrad-Modellen bestand in der Form der Steuerkopfmuffen und der Sitzmuffe.
Hinsichtlich der Ausstattung gab es gegenüber den bisherigen Sporträdern von Mifa einige Veränderungen. Eher unüblich und optisch gewöhnungsbedüftig erscheint dabei das Glockentretlager in Kombination mit einem Doppelkettenblatt. Offenbar sollte damit auf die wegen nachlassender Materialqualität zunehmend störanfällige Keilbefestigung des Pedalarms auf möglichst einfache Weise verzichtet werden. Neu waren darüber hinaus der Lenker, die Schutzbleche sowie der Gepäckträger. Während der Lenker bislang nur vom hier beschriebenen Fahrrad bekannt ist, findet sich der Gepäckträger auch bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91. Dabei handelte es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Die Schutzbleche waren wiederum aus Aluminium gefertigt, jedoch mittig mit einer breiten Sicke versehen. Außerdem wurde eine neu entwickelte Gangschaltung von Tectoron verwendet, die jedoch nicht den neuesten Entwicklungstendenzen im internationalen Fahrradbau entsprach. Der Abbildung im Genex-Katalog 1990 nach zu urteilen, waren auch ein Sattel aus Kunststoff sowie neuartige Lenkergriffe Bestandteil der Ausstattung, offenbar wurden diese jedoch nicht in Serie verwendet, sie fehlen an den bisher bekannten Belegexemplaren.
Lackierung und Rahmendekor
Bisher sind nur zweifarbig lackierte Exemplare bekannt geworden (weiß/schwarz, hellblau/schwarz und rot/schwarz). Der Gabelkopf war in Rahmenfarbe lackiert. Auffällig ist das überarbeitete Rahmendekor, das 1990 (noch vor der Auflösung des VEB Mifa-Werk Sangerhausen) auch für alle übrigen Fahrradtypen übernommen wurde, sowie der Schriftzug "Exkurs" am Unterrohr. Dieser ist in zwei verschiedenen Ausführungen bekannt, wobei Exemplaren mit dem Radfahrer-Symbol im Schriftzug offenbar das Sattelrohrdekor fehlt. Ob es sich dabei möglicherweise um eine vom Genex-Modell abweichende Inland-Ausführung handelte, konnte bisher nicht geklärt werden.
Charakteristik des Fahrrades
Zwar gelang es durchaus, mit dem neuen Modell "Exkurs" dem vor allem auf westlichen Märkten erkennbaren Trend hin zum Trekkingbike zu folgen, doch die Beibehaltung der Zubehörteile aus DDR-Fertigung setzte dem Vorhaben, mit internationalen Entwicklungstendenzen Schritt zu halten, enge Grenzen. Die verwendeten Komponenten waren solide, der technische Fortschritt der damaligen Zeit wie Präzisions-Schaltwerke, Industrietretlager und verschraubte Pedalarme wurde jedoch nicht aufgegriffen. Dennoch kann nicht übersehen werden, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, nach jahrelanger Stagnation mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl sportlich ausgelegter Fahrräder anzubieten als bisher. Den sich verändernden Käuferwünschen stand bisher nur eine sehr schmale Sortimentspalette gegenüber, doch war Ende der 1980er Jahre zumindest in Ansätzen eine Neuausrichtung des Angebots zu beobachten. So entwickelte entwickelte Mifa zeitgleich auch einen Prototypen eines Mountainbikes.
Aufgrund der kurzen Bauzeit dürften nur noch wenige Fahrräder dieses Typs entstanden sein. Einige der beim Modell 208 eingeführten Neuerungen wurden ab Anfang 1990 auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen, so etwa die Schutzbleche, die neugestalteten Rahmenmuffen, der Gepäckträger und die Pletscherplatte am Hinterbau.
Galerie
Notiz über das auf der Leipziger Herbstmesse 1989 vorgestellte Mifa "Exkurs" und über das Mifa BMX-Fahrrad Modell 1002.
Fehlteile: Reflektor und Spannband des neuartigen Gepäckträgers, Mifa- Schriftzug am Sattelrohr, Luftpumpe und Werkzeugtasche.
Die Schutzbleche entsprechen einem neuen Typ, der ab 1990 auch an anderen Sporträdern verwendet wurde. Der neue Lenker ist hingegen nur bei diesem Modell belegt. Gut erkennbar sind hier die neugestalteten Steuerkopfmuffen.
Gangschaltung von Tectoron, Umwerfer von Rasant. Felgenbremsen Typ 200 von Rasant.
Zu sehen ist die ungewöhnliche Verwendung eines Glockentretlagers an einem sportlichen Fahrrad mit Kettenschaltung.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Zugführung für hint. Felgenbremse | |
Zugführung für Kettenschaltung | |
Zugführung für Umwerfer | |
Luftpumpenhalterung | am Unterrohr |
Halterung für Dynamo | an der Vorderradgabel |
Halterung für Speichenschloss | an der linken Sitzstrebe |
Technische Merkmale
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