Infesto: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. Juli 2017, 21:13 Uhr

Infesto-Logo, spätestens ab Frühjahr 1960 bis Ende 1962
Infesto-Logo, ab Ende 1962 bis mind. 1972
HAFA-Logo, ab spätestens 1956 bis mind. Herbst 1960
  • bis 1946 Infesto-Werk Raßmann & Goedicke, Dresden
  • 1946 bis 1953 VEB Infesto-Werk Dresden VVB IFA, Dresden N 15, Industriegelände, Eingang H
  • ab 1953 VEB Kraftfahrzeug-Zubehörwerke Dresden, Dresden N 15, Industriegelände, Eingang H

Geschichte

Der Vorgängerbetrieb des späteren Dresdner Stammwerkes wurde 1883 von den Kaufleuten Klauber und Simon gegründet, produziert wurden verschiedene Metallwaren. Der Standort der Firma wechselte im Laufe der Jahre von der Zwickauer Straße über die Dippoldiswalder Gasse in das Industriegelände im Norden Dresdens.

1920 begann die Firma mit der Produktion von Kolbenringen für Verbrennungsmotoren, 1923 kam die Fertigung von Metallstopfbuchsen für Lokomotiven und Dampfmaschinen hinzu. Die Firmenbezeichnung lautete nun Infesto-Werk - "Infesto" stand für innen federnde Stopfbuchspackungen. Inhaber der Firma waren seit den 1920er Jahren Raßmann und Goedecke. Die Infesto-Werke waren Lieferant u.a. für die Deutsche Reichsbahn, die Österreichische Bundesbahn, die Niederländische Eisenbahn, die Fordwerke in Köln, Fichtel & Sachs, DKW und Maybach - so liefen etwa die Maybach-Motoren des Luftschiffes "Graf Zeppelin" (LZ 127) mit Infesto-Kolbenringen.

1934 pachteten die Inhaber des Infesto-Werkes die traditionsreiche Gießerei Berggießhübel, die auch noch nach 1945 zum VEB Kraftfahrzeug-Zubehörwerke Dresden sollte. Während des Zweiten Krieges war das Infesto-Werk Zulieferer von Kolbenringen u.a. für den Flugzeugbau. Nach Kriegsende wurde das Werk größtenteils demontiert; bereits 1946 wurde mit wenigen verbliebenen Maschinen die Bearbeitung von Kolbenringen wieder aufgenommen. Der Betrieb wurde zunächst treuhändisch geführt und noch 1946 auf Grundlage des Volksentscheides in Sachsen vom 30. Juni 1946 verstaatlicht und firmierte fortan als VEB Infesto-Werk Dresden.

1951 wurde das IFA Fahrradnabenwerk Dresden in den VEB Infesto-Werk eingegliedert und die Nabenproduktion noch bis 1953 fortgeführt. Die Naben wurden weiterhin mit dem Logo des Industrieverbands Fahrzeugbau (IFA) versehen, der Zusatz Centrix entfiel jedoch.

Nach Auflösung der VVB IFA 1953 wurde der Betrieb in VEB Kraftfahrzeugzubehörwerke Dresden umbenannt. Zwischen 1951 und 1966 wurden mehrere zuvor eigenständige Betrieb dem VEB Kraftfahrzeugzubehörwerke Dresden angegliedert, der sich so bis Mitte/Ende der 1960er Jahre auf sieben Produktionsstandorte vergrößerte.

Parallel zu dem bekannten Infesto-Schriftzug fand seit spätestens 1956 auch das oben abgebildete HAFA-Logo Verwendung. Dieses Logo verwies sehr deutlich auf den Hainsberger Betriebsteil, der mit Beginn des Jahres 1953 aus den zuvor eigenständigen Hainsberger Metallwerken entstanden war. Damit wurde dem VEB Infesto ein Hersteller angegliedert, der mit seinen zuverlässigen Erzeugnissen dem Namen Infesto zu internationalem Ansehen verhalf. Wurden in Hainsberg zuvor vor allem komplette Fahrräder der Marken National und Primus gebaut, konzentrierte man sich nach der Angliederung ganz auf die Produktion von Fahrradteilen wie Lenkern, Vorderradgabeln und Pedalen. Besonders die Pedale wurden zum Exportschlager, die bis nach Südamerika und Ostasien exportiert wurden. In den 1950er und 1960er Jahren war Infesto in der DDR ein wichtiger Produzent von Rennradpedalen, von denen die ab 1961 gebauten Infesto-Langstreckenpedale heute zweifellos zu den bekanntesten zählen.

Die Produktion von Fahrradpedalen lief bis einschließlich 1966. Danach wurde die Pedal-Fertigung offensichtlich vom der Firma Wilhelm Endter & Co (Rennpedale) und vom VEB Mifa-Werk Sangerhausen (Tourenpedale) übernommen. Dabei wurden auch die die Modell-Bezeichnungen (z.B. "Nr. 400", etc.) fortgeführt. Für Mifa-Pedale wurde sogar die Gestaltung der Infesto-Pedal-Verpackung im wesentlichen unverändert beibehalten.

Betriebsteile (Werke) und deren Produkte

Betriebsteil / Werk / Fertigungsbereich hervorgegangen aus Jahr der Eingliederung Produkte Bemerkungen
Werk Dresden-Industriegelände VEB Infesto-Werk Dresden Kolbenringe, Druckventile Stammwerk
Fertigungsbereich Gießerei Berggießhübel Werkzeugmaschinenfabrik Berggießhübel 1934 Kolbenringe
Dresden, Oppelstraße IFA Fahrradnabenwerk Dresden 1951 Fahrradnaben (1951 bis 1953); Düsenhalter, Druckventile (1950er Jahre) eingegliedert als Werk 3
Werk Radebeul VEB Zentrifugal Radebeul 1963 Regler
Fertigungsbereich Liebstadt VEB Feinmechanische Werkstatt Liebstadt 1951 Regler eingegliedert als Werk 4
Werk Mitte, Dresden, Zwickauer Straße Ventilspindeln, Kolbenringe
Werk Freital-Hainsberg VEB Fahrradwerk Hainsberg 1953 Pedale, Pedalhaken (bis 1966), Lenker (bis 1959), Schutzbleche (bis mind. 1957), Fahrradgabeln (bis 1959), Sattelstützen (bis mind. 1957), Sattelklemmbolzen (bis mind. 1957), Lenkerspindeln (bis mind. 1957), Klemmkonen für Lenkerspindeln (bis mind. 1964), Düsenhalter eingegliedert als Werk 5
Werk Gera 1966 Kolbenringe
Direktionsbereich Grundfondsökonomie, Dresden, Förstereistraße
Bereich Forschung und Entwicklung, Dresden, Rudolf-Leonhard-Straße R.-Leonhard-Straße war vormals Oppelstraße, deshalb vrmtl. gleicher Standort wie ehemaliges Werk 3


Produkte

  • Vorderradnaben und Freilaufnaben mit Rücktritt (Centrix-Prinzip) (belegt für 1952, 1953)
  • Pedale für Fahrräder und Mopeds (belegt für 1954 bis 1966)
  • Pedalhaken ("Rennhaken") für Rennradpedale (belegt für 1961, 1962)
  • Zugriemen für Pedalhaken (belegt für 1962)
  • Rückstrahler für Rennpedale (belegt für 1962)
  • Lenker ( belegt für 1954, 1955, 1957 bis 1959)
  • Sattelstützen (belegt für 1957)
  • Fahrradvordergabeln (belegt für 1954 bis 1959)
  • Schutzbleche (belegt für 1954 bis 1957)
  • Sattelklemmbolzen (belegt für 1957)
  • Lenkerspindeln (belegt für 1957)
  • Klemmkonen für Lenkerspindeln (belegt für 1957, 1963, 1964)