Möve: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Januar 2020, 19:25 Uhr
- bis 8.3.1947 SAG Präzisionsmaschinenbau Walther & Co., Mühlhausen
- ab 8.3.1947 LEB Maschinen- und Fahrradfabrik Walter & Co."
- danach 1947 Möve-Werk vorm. Walther & Co., Landeseigener Betrieb, Mühlhausen
- ab 1948 VEB Möve-Werk Mühlhausen, Mühlhausen, Langensalzaer Straße 1
- um 1952 VEB Möve-Werk Mühlhausen VVB IFA, Mühlhausen (Thür), Langensalzaer Straße 1
- ab 1970 VEB BARKAS-Werke, IFA-Kombinat für Kraftfahrzeugteile, Möve-Werk Mühlhausen, 57 Mühlhausen/Thür, Langensalzaer Straße 1
- ab 1972 VEB Möve-Werk Mühlhausen, Betrieb des IFA-Kombinats für Kraftfahrzeugteile, 57 Mühlhausen (Thür), Langensalzaer Straße 1
- ab 1978 VEB Möve-Werk Mühlhausen, Betrieb des IFA-Kombinat Nutzkraftwagen, 57 Mühlhausen (Thür), Langensalzaer Straße 1
Für Informationen zu den einzelnen Modellen siehe Modelle Möve / Modelle Orion
Zur Baujahrbestimmung von Möve-Fahrrädern siehe Datierung Möve Fahrräder / Datierung Orion Fahrräder
Geschichte
1894 bis 1945 (Walter & Co.)
Die Firma Gustav Walter & Co. wurde am 21. April 1894 in Mühlhausen/Thür. durch die Herren Walter, Verges und Schulze gegründet. Letztere beiden waren zuvor bei Claess & Flentje beschäftigt und sorgten für den raschen Ausbau des Exports vorallem in die Niederlande. Die Hauptprodukte waren zunächst (Hand-)Strickmaschinen, ähnlich wie bei Diamant. Das Unternehmen begann 1896 unter der technischen Leitung des Schweizer Radrennfahrers Liebrecht mit der Fertigung von Fahrrädern der Marke Möve, später ergänzt durch Orion und Walter. 1902 wurde die Gesellschaft wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten - die Aktionäre stellten wegen schlechter Erträge kein weiteres Geld zur Verfügung - aufgelöst, das Unternehmen von Otto Walter gekauft und der Firmenname in Thüringische Maschinen- und Fahrradfabrik Walter & Co. geändert. Ein Jahr später gründet er die "Thüringische Maschinen- und Fahrradfabrik Walter & Co. GmbH". Während des Ersten Weltkrieges produzierte man unter anderem Militärfahrräder und Granatwerfer. Der Betrieb erholte sich gerade wieder von weiteren wirtschaftlichen Problemen, infolge dessen er zeitweise unter 100 Beschäftigte aufwies, als er ab 1936 abermals einen Teil der Kapazitäten für die Rüstungsproduktion freigab. Planungen dazu gab es schon drei Jahre zuvor. Die Firma expandierte wieder - 1937 wurde das 500.000ste Fahrrad hergestellt - und erreichte 1938 eine Jahresproduktion von 25.000 Fahrrädern. Zu den weiteren Produkten aus der Vorkriegszeit zählten in geringem Umfang Motorräder mit 200ccm und 350ccm Villers-Motoren (1904, 1929-1931) sowie ab 1939 Leichtmotorräder mit Sachs-Motoren und Motorräder. 1941 wurde die Produktion von Fahrrädern gänzlich eingestellt, nun wurden neben Granatwerfern auch Teile für Panzerabwehrgeschütze gefertigt.
1945 bis 1950 (Verstaatlichung)
Nach kurzer Besetzung und Stilllegung durch amerikanische Truppen ab dem 4. April 1945 wurde die Herstellung von Äxten, landwirtschaftlichen Geräten und Krückestöcken schon ab Anfang Mai wieder aufgenommen. Nach Übernahme durch die SMAD wurde die Firma Walter & Co. anschließend in eine Sowjetische Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Produktion von Fahrrädern mithilfe gelagerter Kriegsteile lief unter der Leitung eines sowjetischen Offizierskommandos und dem trauhänderischen Leiter Alfred Stuhl im November 1945 mit einer Serie von 100 Fahrrädern wieder an. Man produzierte in den folgenden Jahren Fahrräder hauptsächlich für Reparationsleistungen. Am 8. März 1947 wurde der Betrieb Eigentum des Landes Thüringen (LEB Thüringen), ein Jahr später, am 1. Juli 1948, erfolgte die Eingliederung in den IFA. Der Betrieb trug seitdem den Namen VEB Möve-Werk Mühlhausen.
Laut einer Notiz in der Berliner Zeitung vom 02. November 1949 wurde beim VEB Möve Ende der 1940er Jahre "an der Konstruktion eines Leichtmetallfahrrades [gearbeitet], das - so viel kann schon verraten werden - alle bisherigen Versuche, die auf diesem Gebiet gestartet wurden, in den Schatten stellen wird." Weitere Informationen dazu wie auch mögliche Exemplare dieses Fahrrades sind bislang nicht bekannt.
Neben Fahrrädern, die etwa 50 Prozent des Gesamt-Produktionsvolumens ausmachten, stellte man zu dieser Zeit auch Strickmaschinen, Schlösser und Beschläge für den Waggonbau und Werkzeugmaschinen her.
1950 bis 1990
Ab etwa 1950 waren Möve-Fahrräder frei in der DDR erhältlich, vorher mussten fast alle produzierten Räder als Reparationsleistung an die UdSSR geliefert werden. Im Laufe der Jahre 1951 bis 1954 wurden die bisherigen Modelle durch eine neue, noch umfangreichere Produktpalette ersetzt. Aufgrund der geringen Stückzahlen von Sport-, Export-, Gepäck- und Hallensporträdern stand der Name Möve weiterhin eher für preiswerte Tourenfahrräder. Schon 1952 war das Möve-Werk der größte Betrieb der Stadt Mühlhausen. 1955 wurde das einmillionste Fahrrad hergestellt. Neben Möve-Fahrrädern wurden bis mindestens 1957/58 in geringem Umfang auch Fahrräder der Marke Orion produziert. Daneben fertigte das Möve-Werk auch Fahrradbstandteile wie Lenker, Lenkervorbauten, Sattelverleger (zur Montage von Kindersätteln an Fahrradrahmen), Luftpumpenhalter und Reflektoren. Fahrradsättel wurde seit 1952 produziert, ab 1972 war Möve schließlich alleiniger Hersteller von Fahrradsattelgestellen. Satteldecken waren von Beginn an Zulieferteile anderer Hersteller.
Notiz im Neuen Deutschland vom 4. September 1953 über Möve-Fahrräder auf der Leipziger Herbstmesse.
"Am 1. Oktober 1955 verließ das Millionste Fahrrad das volkseigene Möwewerk in Mühlhausen. Wer ist der Käufer des Möwe-Fahrrades mit dem Garantieschein-Nummer "1 Million", diese Frage beschäftigt die Kollegen des Betriebes, die ihre Produktion gegenüber der jährlichen Vorkriegsproduktion um 170% steigern konnte." Hier: Bandkontrolle der montierten Fahrräder. (Dezember 1955)
1959 wurde im VEB Möve das Moped "Perle" entickelt, kam jedoch über die Prototypenfertigung nicht hinaus. Im NEUEN DEUTSCHLAND vom 29. April 1959 wurde berichtet, dass "[i]m Fahrradwerk Crinitz [...] in Kooperation mit dem Fahrradwerk 'Möwe' [sic!] in Mühlhausen und dem Karl-Marx-Werk in Magdeburg ein qualitativ gutes Moped [entstand]." Weitere Informationen zu dieser Kooperation existieren bislang nicht. Das Moped wurde mit einem MAW-Motor angetrieben; insgesamt sind Ähnlichkeiten zum Simson-Moped SR1 zu erkennen.
Aufgrund der Sortimentsbereinigung 1959/1960 wurde die Vielfalt der Fahrradmodelle entscheidend verkleinert: Damenräder wurden nicht mehr produziert, der Schwerpunkt lag nun in der Produktion des 28"-Herrenrades Typ 35 101. Für Jugend- und Spezialfahrräderder sah der Plan ab 1960 nur begrenzte Stückzahlen vor. Im Herbst 1961 wurde die Sparte Fahrradfertigung trotz Widerstands der Belegschaft aufgelöst und an den VEB Mifa-Werk Sangerhausen übertragen.
Bis 1990 wurden am VEB Möve-Werk Mühlhausen, der schon vor 1961 ein wichtiger Zulieferer der DDR-Fahrzeugindustrie war, u.a. Fahrzeugsitze für Motorrad und LKW, Lenkgestänge und Bremsschläuche hergestellt. Von der traditionsreichen Fahrrad(teile)fertigung blieb lediglich die Produktion von Fahrradsätteln, die bis 1990 fortgeführt wurde.
Möve-Werbung
Produkte
- Fahrräder der Marken Möve (belegt für 1945 bis 1961) und Orion (belegt für 1957, 1958)
- Fahrradrahmen
- Vorderradgabeln
- Felgen (belegt für 1958)
- Fahrradsättel (belegt für 1952 bis 1990)
- Kindersättel (belegt für 1963, 1964, 1967)
- Lenker (belegt für 1956, 1957, 1958)
- Lenkervorbauten (belegt für 1958)
- Sattelverleger (belegt für 1963, 1964, 1966, 1967, 1976)
- Luftpumpenhalter (belegt für 1961, 1963, 1964, 1967)
- Reflektoren (belegt für 1954, 1955)
- Fahrradwerkzeug (belegt für 1964, 1966)
Links
- Geschichte des Hersteller Walther & Co. / Möve-Werk: http://www.fahrradsammler.de/index.php?article_id=135