Hilfsmotoren: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Juli 2013, 23:42 Uhr

Fahrräder mit Hilfsmotoren

Eine eher kurzfristige Erscheinung im Straßenverkehr der 1950er Jahre waren die Fahrräder mit Hilfsmotoren. Sie waren konstruktiv noch unterhalb der für die 1930er Jahren typischen Motorfahrräder (mit 98 cm³-Motor) angesiedelt. Die Hilfsmotoren konnten an handelsübliche Fahrräder montiert werden und waren zur Ergänzung des Moped- und Motorradangebotes gedacht. Doch schon nach wenigen Jahren war die Phase der Hilfsmotoren vorbei. Wenn sich schon das HMW-Motorfahrrad kaum gegen die leistungsstärkeren Mopeds und Motorräder von MZ und Simson durchsetzen konnte, so galt dies umso mehr für die verschiedenen Hilfsmotoren. Sowohl Käufer als auch Konstrukteure mussten zudem einsehen, dass ein handelsübliches Fahrrad selbst mit dem nur etwa 1 PS leistenden Hilfsmotor überfordert war. Bedingt durch die eher unkultiviert laufenden Zweitakter kam es häufig zu Speichenbrüchen, selbst Rahmenschäden waren im Dauerbetrieb nichts Ungewöhnliches. Daher verschwanden die Hilfsmotoren nach 1960 auch recht schnell wieder aus dem Straßenbild.


MAW

MAW-Logo

Das wohl erfolgreichste Produkt des VEB Meßgeräte und Armaturenwerk "Karl Marx" (MAW) war ein Anbaumotor, der in verschiedenen Varianten z.B. als Hilfsmotor für Fahrräder, aber auch für Boote konzipiert war. Er wurde von Rudolf Bauer konstruiert und kostete anfangs 485 Mark, ab 1956 dann 285 Mark. Optisch und konstruktiv ähnelt der Motor sehr stark dem Hilfsmotor der Westberliner AMO Motoren GmbH Berlin-Schöneberg (1950 bis 1953 gebaut). Ob es sich beim MAW-Hilfsmotor um eine Kopie des AMO-Motors handelt, oder ob er auf legalem Wege nachgebaut wurde, scheint noch nicht geklärt.

Im Buch "Kleinkraftfahrzeuge" von Ingenieur Utz Rochel wird der MAW-Anbaumotor mit "Brummer" betitelt. Dieser Name konnte sich bei den Nutzern des Motors (bis heute) offensichtlich nicht durchsetzen. Es blieb im Allgemeinen bei der Bezeichnung MAW.

Der Motor war ausschließlich als Zubehörteil erhältlich und wurde mit Schellen an das linke hintere Rahmenteil bei Herren- und auch Damenfahrräder angebaut. Durch eine Spreizkupplung und eine kurze Kette wurde die Kraft auf das Hinterrad übertragen. Wegen der wirkenden Kräfte waren die Hinterräder mit stärkeren Speichen ausgestattet und der Anbau war an allen handelsüblichen Fahrrädern möglich. Die Tanks für den notwendigen Benzinvorrat waren unterhalb des Sattels angebracht, am Lenker befand sich ein Dekompressionshebel zum Ausschalten des Motors. Die Höchstgeschwindigkeit war offiziell mit 35 km/h angegeben; von Nutzern dieser Fortbewegungsart sind aber auch Geschwindigkeiten von über 50 km/h überliefert. Mit der erzielten Serienreife 1956/1957 war aber die Blütezeit eines Anbaumotors durch die Simson-Mopeds SR1 und SR2 längst überholt. Diese Art des Fahrradantriebes verschwand deshalb recht schnell vom Straßenbild.

Die Motoren-Produktion begann 1954, vrmtl. im August oder September. Noch im ersten Jahr wurden nach offiziellen Angaben 9.500 Motoren hergestellt, davon allein 500 Stück für die Werksangehörigen. Verkaufsstart war vrmtl. erst im Jahr 1955. Bis 1961 wurden insgesamt rund 170.000 MAW-Motoren gebaut.

Auf Basis des MAW-Triebwerks entstanden auch Krankenfahrstühle, der Seitenbordmotor "Pfeil", Rasenmäher, Kleinstmotorroller (u.a. der Typ "Klein Mego") sowie ein Motorfahrrad der Firma Alfred Hammer.



Hersteller

  • VEB Messgeräte und Armaturenwerk "Karl Marx" (Umbenennung 1960 in VEB Magdeburger Armaturenwerke)

Technische Daten MAW

  • Hubraum: 49,5 ccm
  • Leistung: 1,3 PS
  • Gewicht des Motors: 6 kg
  • Tankinhalt: 2,3 Liter


Steppke

Steppke-Logo
Abziehbild auf dem Tank

Markenname für einen Fahrradhilfsmotor, der von 1954 bis 1956 vom VEB Werkzeugmaschinenfabrik Treptow (Berlin) produziert wurde. Hergestellt wurden ca. 30.000 Motoren - nach dem MAW-Hilfsmotor war der "Steppke" somit der am zweithäufigsten produzierte Fahrrad-Anbaumotor in der DDR.

Montiert wurde der Motor unter dem Tretlager. Die Kraft wurde durch eine Reibrolle, die mit einem Gestänge betätigt wurde, auf das Hinterrad übertragen.

Hersteller

  • VEB Werkzeugmaschinenfabrik Treptow

Technische Daten Steppke

  • Motor: 1-Zylinder-Zweitakt
  • Leistung: 0,8 PS
  • Hubraum: 38,5 cm³
  • Hub: 40 mm
  • Bohrung: 35 mm
  • Verdichtung: 6:1
  • Kühlung: Luftkühlung (Fahrtwind)
  • Kraftübertragung: sechsfach verstellbare Reibrolle auf das Hinterrad wirkend
  • Leergewicht: 6,6 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h



Haza 25 D

HAZA-Logo

Eine Sonderstellung unter den DDR-Hilfsmotoren nimmt der vom Dresdner Unternehmer Gottlieb Haza und dem Konstrukteur Max Rietscher entwickelte und 1954 vorgestellte Haza 25 D ein. Nicht nur weil es der einzige von einem Privatunternehmen in Serie gebaute Hilfsmotor war, sondern auch weil dessen Zweitakt-Selbstzünder-Prinzip ("Diesel") von keinem anderen DDR-Hersteller genutzt wurde. Als Vorbild diente stattdessen der westdeutsche Lohmann-Motor. Wie dieser verfügte der Haza 25 D über einen variablen Brennraum, mit dem die Kompression über einen Drehgriff am Lenker eingestellt und der Motor so gesteuert werden konnte. Dass auch der Start nur bei der richtigen Wahl der Kompression möglich war, überforderte die meisten Kunden und sorgte neben verschiedenen anderen Problemen für zahlreiche Reklamationen. Die technischen Probleme, aber vor allem der Preisverfall durch die Konkurrenz der anderen Motoren-Hersteller und die staatliche Regulierung zwangen Gottlieb Haza letztlich die verlustreiche Motorenproduktion 1958 nach etwa 1.500 Stück einzustellen.

Hersteller

  • Zentrifugen- und Motorenbau G. Haza, Dresden N 13, Radeburger Straße

Technische Daten Haza

  • Motor: 1-Zylinder
  • Leistung: 0,9 PS
  • Hubraum:
  • Hub:
  • Bohrung:
  • Verdichtung: variabel
  • Kühlung: Luftkühlung (Fahrtwind)
  • Kraftübertragung: Reibrolle auf das Hinterrad wirkend
  • Leergewicht:
  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 30 km/h



Hilfsmotor des VEB Mähdrescherwerk Weimar

Im VEB Mähdrescherwerk Weimar (ab 1964 VEB Weimar-Werk, ab 1978 zum Kombinat Fortschritt Landmaschinen) wurde Mitte der 1950er Jahre offenbar ein Fahrradhilfsmotor im Rahmen der Konsumgüterproduktion entwickelt. Nach offiziellen Angaben besaß der "Zweitaktmotor 50 ccm Hubraum, er wiegt 5 kg, die Drehzahl beträgt etwa 4.000 Umdrehungen in der Minute, die Leistung 1 PS." (Quelle: Zentralbild, Foto: Wittig, 19.11.1954). Ob es zu einer Serienproduktion kam ist nicht bekannt. Weitere Informationen zu diesem Motor existieren bislang nicht.



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