Gangschaltung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Juni 2011, 17:29 Uhr
Eine Gangschaltung ist eine Vorrichtung zur Änderung des Übersetzungsverhältnisses des Antriebs eines Fahrrades. Damit wird eine größere Flexibilität erreicht, da es so zum Beispiel möglich ist, den Kraftaufwand an Steigungen durch ein kleineres Übersetzungsverhältnis zu reduzieren oder auch um beim sportlichen Fahren mit einem größeren Übersetzungsverhältnis höhere Geschwindigkeiten zu erreichen.
In der Fahrradindustrie der DDR wurden zu diesem Zwecke ausschließlich Kettenschaltungen entwickelt und hergestellt, die aber nur an den teureren Fahrradmodellen werksseitig verbaut wurden. Allerdings waren die Schaltungskomponenten so gestaltet, dass sie an den meisten Fahrrädern nachgerüstet werden konnten. Eine Übersicht der dabei verwendeten Komponenten findet sich unten.
Anfang der 80er Jahre wurden im kleineren Umfang Sachs-Dreigang-Naben importiert, die an für den Export vorgesehenen Fahrradmodellen verbaut wurden, um damit dem Standard der Zielländer gerecht zu werden.
FuS- / Renak-Komponenten
FuS- / Renak-Dreigang-Schaltwerke
Die ersten Schaltwerke in den 50er Jahren ähnelten sehr stark der in den 30er Jahren von Fichtel & Sachs patentierten Dreigang-Kettenschaltung und konnten mit Freilaufnaben und starren Naben mit Leerlaufritzel kombiniert werden. Diese Schaltwerke wurden mit dem Namen "FuS-Optima" geprägt und waren im Gegensatz zum "Original" von F&S mit einer Kettenlaufrolle samt Leitblechen und einem Schalthebel ohne Index ausgestattet.
Ab ca. 1955 wurde dieses Schaltwerk ohne technische Änderungen mit der "Renak"-Prägung versehen.
Zeitraum: 195? - 196?
Bemerkungen: Zubehör für die Dreigang-Kettenschaltung: Schalthebel und -zug; starres Dreigangritzel; Kettenleitbolzen; Kettenfänger (nur für Rücktrittnaben erforderlich)
Renak-Viergang-Schaltwerke
Ab Ende der 50er Jahre stellte Renak auch Viergang-Schaltwerke her, die die aufwendig produzierten Optima-Schaltwerke ablösten und um 1960 technisch leicht variiert wurden. Mit Beendigung der Luxus-Sportrad-Produktion von Diamant im Jahr 1967 stellte Renak die Produktion der Viergang-Schaltwerke ein.
Zeitraum: 1958 - 195?
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: baugleich mit Optima-Schaltwerk; Schriftzug als PrägungZeitraum: 195? - 19??
Verwendung: Zubehörteil
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Spezialausführung für horizontale Gabelenden; Schriftzug als PrägungZeitraum: 195? - 1960
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Schriftzug als Abziehbild (darunter meist undeutliche Prägung)- RenakSW62.jpg
Zeitraum: 1960 - 1967
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Schriftzug als rot ausgelegte Prägung mit großer Schrift; Verstellrad der Kettenvorspannung nun aus Alu-Guss und Vereinfachung der Konstruktion
Renak-Fünfgang-Schaltwerk
Ende 1960 begann bei Renak die Serienproduktion der Teile für die neuentwickelte Fünfgang-Kettenschaltung. Diese wurde ausschließlich an Diamant Rennrädern verbaut, wobei sie in Kombination mit einem Umwerfer theoretisch zehn verschiedene Gänge möglich machte. Dabei blieb das gesamte Schaltwerk nahezu baugleich mit der Viergang-Variante, denn lediglich die Führungsbüchse wurde verkürzt, um das zusätzliche Ritzel erreichen zu können (siehe Vergleich unten). Ende der 60er Jahre wurde die Produktion des Renak-Fünfgang-Schaltwerks eingestellt. Stattdessen wurde nun die importierte Favorit-Schaltung (Model PWB) verbaut; die Fünffach-Ritzel kamen weiterhin von Renak.
Zeitraum: 1961 - 1967
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Schriftzug als rot ausgelegte Prägung mit großer SchriftVergleich der Führungsbüchsen des Viergang- (oben) und Fünfgang-Schaltwerks (unten)
Durch präzises Kürzen der 4-fach-Büchse kann jedes Renak-Viergang-Schaltwerk auch 5 Gänge schalten. Da sich der Betätigungsweg nach innen hin nicht verändert, ist am Schaltwerk kein anderes Schaltkettchen notwendig. Der Schalthebel muss hingegen entsprechend angepasst werden.
FuS- / Renak-Schalthebel
Optima-Komponenten
Die ersten in der DDR hergestellten Schaltungskomponenten wurden ab Mitte der 50er Jahre vom Optima Büromaschinenwerk Erfurt produziert und zunächst am neuentwickelten Diamant-Rennrad Modell 167 verbaut. Allen Optima-Komponenten ist gemein, dass sie sehr exakt, aufwendig und letztlich hochwertig verarbeitet wurden; so wurden zum Beispiel die gestanzten Kanten sorgfältig entgratet und verschliffen. Dabei wurde selbst bei dem französischen Vorbild von Huret auf diesen Schritt verzichtet.
Optima-Schaltwerke
Zeitraum: 1954 - 1957
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: erste Version; für 3/32"- und 1/8"-KetteZeitraum: 1957 - 1958
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: zweite Version; für 3/32"- und 1/8"-Kette; weiterproduziert von Renak
Optima-Umwerfer
Zeitraum: 1954 - 1957
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (matt verchromt)
Bemerkungen:
Optima-Schalthebel
Zeitraum: 1954 - 1957
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Aluminium, Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Spezielle Halteschraube und Schaltzugaufnahme; Montage direkt am Rahmen oder mittels SchelleZeitraum: 1957 - 1959
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Aluminium, Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Flügelschraube aus verchromtem Stahl; Montage direkt am Rahmen oder mittels SchelleZeitraum: 195? - 196?
Verwendung: Diamant Rennräder, Diamant Luxus-Sporträder
Material: Aluminium, Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Flügelschraube aus Aluminium; Montage direkt am Rahmen oder mittels Schelle
Elgersburg-Umwerfer
Alda-Umwerfer
Zeitraum: 1959 - 196?
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt), Aluminium
Bemerkungen: baugleich zum Elgersburg-Umwerfer- Alda-Umwerfer-2.jpg
Zeitraum: 196? - 196?
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt), Aluminium
Bemerkungen: weiterentwickeltes Kettenleitblech - Alda-Rasant-Umwerfer.jpg
Zeitraum: 196? - 196?
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt), Aluminium
Bemerkungen: letzte Version; weiterproduziert von Otto Schmidt KG
Rasant-Umwerfer
- Rasant-umwerfer.jpg
Zeitraum: 196? - 1990
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt bzw. verzinkt), Aluminium
Bemerkungen: baugleich mit der letzten Alda-Version
Favorit-Komponenten
Ab Ende der 60er Jahre wurden alle Rennrad-Modelle mit aus der Tschechoslowakei importierten Kettenschaltung von Favorit ausgerüstet, da die pull-chain-Technik der Renak-Schaltwerke mittlerweile als überholt galt. Das solide gefertigte Favorit-Schaltwerk Model PWB (Friedensfahrtroute Prag-Warschau-Berlin) galt hingegen als modern, weil es bereits nach dem bis heute üblichen Parallelogramm-Prinzip arbeitete. Da die ebenfalls importierten Schalthebel mittels einer Schelle am Rahmen befestigt wurden, waren die angelöteten Schaltsockel der Diamant-Rahmen mit der Umstellung überflüssig und wurden nicht mehr verbaut.
Bei Tourensport- und Sporträdern konnte die Schaltung einfach nachgerüstet werden. Ab Anfang der 80er Jahre wurden einige Tourensport- und Sportradmodelle serienmäßig mit einer Favorit-Kettenschaltung ausgestattet.
Favorit-Schaltwerke
Favorit-Umwerfer
Favorit-Schalthebel
Tectoron-Komponenten
In den 80er Jahren begann man in der DDR wieder mit der Produktion einer neuentwickeltenen Kettenschaltung, die unter der Bezeichnung "tectoron" KS-01 vertrieben wurde. Das Schaltwerk erinnert optisch sehr stark an die älteren Campagnolo-Modelle. Hersteller war der VEB Polygraph Druckmaschinenwerke Leipzig und mit 95 Mark war das Komplettset vergleichsweise teuer.
Tectoron-Schaltwerke
Zeitraum: 198? - 198?
Verwendung: Zubehörteil
Material: Aluminium, Kunststoff
Bemerkungen:Originale Verpackung mit Schaltwerk, Schalthebeln und Bowdenzügen