Modelle Brandenburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Datei:Brandenburg1953-1956.jpg|"Brandenburg" - Rahmen um 1953, komplettiert Anfang 1956. | Datei:Brandenburg1953-1956.jpg|"Brandenburg" - Rahmen um 1953, zum Fahrrad komplettiert Anfang 1956. | ||
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Version vom 15. September 2012, 18:47 Uhr
Brandenburg ist die Marke des ehemals in Crinitz/Niederlausitz ansässigen VEB Fahrradwerk Crinitz N/L, der eher schlichte Räder in vergleichsweise geringer Stückzahl fertigte. Diese Fahrräder sind nicht zu verwechseln mit Produkten verschiedener westdeutscher Hersteller bzw. Konfektionäre, die ebenfalls Fahrräder mit dem Namen Brandenburg produzierten.
- Zur Baujahresbestimmung von Brandenburg-Fahrrädern siehe Datierung Brandenburg Fahrräder
Geschichte
Firma gegründet durch Otto Herkner, Bruder eines Dachziegelfabrikanten - das Gründungsjahr vrmtl. 1910/11. Bis vermtl. 1940/41 Bestand der Marke "Herkona" - im Telefonbuch des Ortes von 1942 wird der Fahrradhersteller nicht mehr aufgeführt. 1946 Demontage der meisten Maschinen. In den folgenden Jahren Herstellung kleinerer Metallwaren für Landwirtschaft und Haushalt.
Um 1950 Enteigung, Umwandlung in den VEB Fahrradwerk Crinitz N/L. Um 1950 Beginn der Produktion von Fahrrädern der Marke Brandenburg. Vermutlich 1961/1962 Einstellung der Fahrradproduktion. Nachfolgebetrieb war der VEB Landmaschinenbau Torgau, der um 1970 im Kombinat impulsa (Landmaschinenbau) aufging. Dieses Kombinat ging wiederum 1978 im Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau auf. Am ehemaligen Produktionsstandort in Crinitz befindet sich heute ein Betrieb für Maschinenbau.
Gebaut wurden in Crinitz hauptsächlich Rahmen und Gabeln, andere Teile waren DDR-Standard-Fahrradteile und wurden zugekauft. Ein Teil der Produktion gelangte als Rahmensets (Rahmen, Gabel, Glockengetriebe, Sattelstütze) in den Handel; diese Rahmen wurden dann von Fahrradhändlern (möglicherweise nach Kundenwunsch) komplettiert. Ebenfalls in Crinitz hergestellt wurden Fahrradlenker, für die es eine eigene Galvanik in der Fabrik gab. Im DHZ-Katalog "Fahrräder, Ersatz- und Zubehörteile" von 1956 wurden "Vorbaulenker "Crinitz", verchromt, mit Innenklemme" angeboten (Preis: 14,74 DM).
In den 50er Jahren soll auch die unten abgebildete, in den 30er Jahren entwickelte Federgabel gebaut bzw. verbaut worden sein (möglicherweise aus Vorkriegsbeständen).
- CrinitzMaschineSchild.jpg
Typenschild, wie es möglicherweise auf im Crinitzer Fahrradwerk selbstgebauten Maschinen angebracht wurde. Eventuell auch das Typenschild eines (Fahrrad-)Anhängers.
Fahrräder - Ausstattung und Modelle
Linierung, Steuerkopfschilder und Abziehbilder
Die Räder der Marke Brandenburg waren in den ersten Jahren an Rahmen, Schutzblechen und Felgen liniert. Es gab zudem Ringlinierungen an den lackierten Bandverzierungen. Ab etwa 1954 fielen die Linierungen weg. Bei schwarz und rot lackierten Fahrrädern sind auch nach 1954 in Rahmenfarbe lackierte und weiß linierte Schutzbleche und Felgen belegt.
Bis etwa 1954 besaßen Brandenburg-Fahrräder noch kein Steuerkopfschild, sondern Abziehbilder in der Farbkombination Gelb-Silber-Rot auf dem Steuerkopf. Ab etwa 1954 bis zur Einstellung der Fahrradproduktion gab es ein Steuerkopfschild aus Alu - bekannt ist die Farbkombination Gelb-Blau. Dieses Schild war, verglichen mit Steuerkopfschildern anderer DDR-Fahrräder dieser Zeit, verhältnismäßig modern gestaltet.
- Abziehbild Steuerkopf.jpg
Abziehbild auf dem Steuerkopf, von 1950 bis etwa 1954.
Von 1950 bis etwa 1954 hatten Crinitzer Fahrräder auf dem Unterrohr ein obenliegendes Abziehbild mit dem Schriftzug "Brandenburg". Die Fahrräder ab 1954 hatten dann zwei seitlich auf dem Unterrohr angebrachte Abziehbilder mit neuem Layout. Dazu gab es Olympiaringe (ähnlich denen von Mifa), die die Abziehbilder am Unterrohr sowie das Abziehbild am Sattelrohr einfassten. Das kleine Abziehbild unterhalb der Sattelrohrmuffe, das das Gütezeichen sowie eine Betriebsnummer zeigte, fiel ab etwa 1954 weg.
- BrandenburgGütezeichen.jpg
Gütezeichen, angebracht unter der Sattelrohrmuffe, bis etwa 1954.
Lackierung
Bekannte Farben:
- Schwarz
- Rot
- Weinrot
- Hellblau
- Dunkelblau
- "Diaphan-Blau" (blauer Lasurlack auf silbernem Grund)
- Grün
- Türkis-metallic
- Pink-metallic
Im DHZ-Katalog von 1956 wird die Lackierung von Touren-Rahmen als "vollständig bunte Emaillierung" beschrieben. Bei Modellen bis etwa Mitte der 1950er Jahre silberne Ringverzierungen an Unter- und Sattelrohr sowie an der Vorderradgabel. Ab etwa 1954 bis zur Einstellung der Produktion um 1961 wurden Rahmen nur noch einfarbig, ohne jede lackierte oder linierte Verzierungen produziert.
Ausstattung
Da viele Räder vermutlich nur als Rahmenset an Händler ausgeliefert wurden, lässt sich schwer ermitteln, welche Ausstattung(en) (etwa Anbauteile aus Stahl oder Alu, Lenker und Bremse, Beleuchtung, Sattel etc.) als "original" angesehen werden können. Grundsätzlich möglich ist daher die Ausstattung mit Anbauteilen, die im Produktionsjahr des jeweiligen Rahmens verfügbar waren.
Bekannte Ausstattungen:
- Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger in Rahmenfarbe
- Alufelgen und Aluschutzbleche mit silbernem Stahlgepäckträger
- graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit Gepäckträger in Rahmenfarbe
- graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit grauem Gepäckträger
Mögliche Ausstattung:
- silberne Stahlfelgen, -schutzbleche und -gepäckträger
Es gab vermutlich auch Rahmen, die mit Sportradkomponenten ausgestattet wurden (z.B. Keiltretlager, Vorbaulenker)
Tretlager, Beleuchtung, Sattel, Werkzeugtasche, Griffe etc. waren Standardteile, wie sie zum Baujahr der Rahmen hergestellt und verfügbar waren. Bei einer Montage von Brandenburg-Rädern durch Händler ist anzunehmen, dass auch ältere Anbauteile genutzt wurden.
Brandenburg-Fahrräder haben eine Aufnahme für Sattelstützen mit 25 mm Durchmesser.
Rahmengeometrie
Durch die Rahmengeometrie (kürzerer Radstand als bei anderen DDR-Tourenrädern der 1950er Jahre, höhere Lage des Tretlagers und des Oberrohres sowie eine schmalere Hinterradgabel) können nur Schutzbleche bis zu einer Breite von 57 mm verbaut werden, deren oben gelegenes Befestigungsloch im Gegensatz zu Schutzblechen für Diamant oder Mifa zudem weiter in Richtung Rahmen liegt. Die spezielle Rahmengeometrie macht sich auch im Fahrverhalten bemerkbar, das bereits in Richtung Sportrad tendiert.
Modelle
"Brandenburg"-Fahrräder gab es als Herren- und Damenradmodelle, Kinderräder gab es nicht. Die Damenräder hatten einen sportlichen Rahmen mit geraden Rohren, die Rahmenform glich der von Diamant-, Mifa- und IFA-Touring-Fahrrädern der 1980er Jahre. Produziert wurden Fahrradrahmen für 26"- und 28"-Laufräder. Auch Sporträder wurden (vrmtl. nur in geringem Umfang) in Crinitz hergestellt.
Aufgrund fehlender Katalogabbildungen bzw. Kataloge, Prospekte oder Werksphotos des VEB Fahrradwerk Crinitz kann (derzeit) keine Aussage über unterschiedliche Modellvarianten, -bezeichnungen etc. gemacht werden. Generell ist fraglich, inwiefern veröffentlichtes Bildmaterial seitens des Herstellers überhaupt existiert hat. Nach Umstrukturierung bzw. Auflösung der Nachfolgebetriebe sind vermutlich viele, auch firmeninterne, Unterlagen zu "Brandenburg"-Fahrrädern verloren gegangen.
Offizielle Hinweise finden sich bislang nur im DHZ-Katalog (1956), wo "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 26" kpl., bunt emailliert 60,20 DM" und "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 28" kpl., bunt emailliert 67,20 DM", jedoch keine Damenrad-Rahmen angeboten wurden.
Herrenräder
"Brandenburg" von 1958. Ursprüngliche Farbe des Rahmens Pink-Metallic, durch Lichteinfluß beinahe vollständig zu Grau verblichen. Rahmen ergänzt mit zeitgenössischen Anbauteilen. Zusätzlich ist eine seltene DDR-Schutzblechfigur auf dem vorderen Schutzblech angebracht.
Nebenstehendes Rad - Beleuchtungskomponenten von FEK, Sattel und Rahmentasche von Möve.
Damenräder
- BrandenburgDamenNeu.jpg
Unbenutzer Rahmen für Damenrad, von 1959.
Sporträder
Bislang nur in einem Exemplar bekannt ist ein "Brandenburg"-Sportrad. In welchem Umfang in Crinitz Sporträder gebaut wurden und ob das gezeigte Rad evtl. nur aus einer Klein(st)serie stammt, ist nicht bekannt. Das Rad ist kein aufgearbeitetes Modell eines anderen Herstellers (erkennbar erster Lack, 25 mm Sattelstützendurchmesser, originales Gabelrohr mit DDR-typischem Gewindemaß).