Aufgearbeitete Fahrräder: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Nachkriegszeit war es mitunter recht schwierig ein neues Fahrrad zu kaufen, wobei die Gründe dafür sehr vielschichtig waren. Zum einen deckten die produzierten Stückzahlen noch nicht den eigentlichen Bedarf, auch weil wegen der Planvorgaben nicht kurzfristig auf Marktwünsche nach bestimmten Modellen reagiert werden konnte. Hinzu kam, dass ein Teil der Produktion als Reparationsleistung exportiert wurden musste und die Preise nicht an das neue Lohnniveau angepasst waren.<br> | |||
Diesen Mangel spürten natürlich auch die Fahrradhändler, die ihrer Kundschaft mitunter keine (bezahlbaren) Fahrräder bieten konnten, obwohl das Fahrrad vor allem in den 50er Jahren noch eines der wichtigsten Verkehrsmittel war. Um dem zu begegnen, begannen sehr viele Händler und Werkstätten mit der Aufarbeitung älterer, gebrauchter Fahrradmodelle. Üblicherweise wurde deren Rahmen sowie die noch brauchbaren Anbauteile (Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger) neu lackiert und dann mit meist neuen Fahrradteilen aufgebaut. Allerdings handhabte das beinahe jeder Betrieb anders, sodass auch Fahrräder ganz unterschiedlicher Qualität entstanden. Um den Fahrräder ein ansehnliches Erscheinungsbild zu geben, wurden sie zum Teil sehr aufwendig und in Handarbeit verziert, woraus sich häufig spezifische Stile aus Linierungen, Farbverläufen und Schriftzügen entwickelten. Nicht selten wurden auch markenspezifische Merkmale (Diamant-Strahlenkopf) nachgeahmt. Einige Werkstätten beschränken sich aber nicht nur auf die Neulackierung alter Rahmen, sondern bauten diese auch um. So sind zahlreiche Damenfahrräder bekannt, die mit einem umgelöteten Herrenrahmen aufgebaut wurden oder die durch neue Anlötteile auf den neuesten technischen Stand gebracht wurden.<br> | |||
Neben der Fertigung von Fahrrädern für den Verkauf ließen einige Kunden aber auch ihre eigenen gebrauchten Fahrräder bzw. Rahmen aufarbeiten, was vor allem bei den teuren Renn- und Sporträdern beliebt war. | |||
Aufgrund der Vielzahl von Betrieben, die Fahrräder auf ganz unterschiedliche aufarbeiteten, ist es schwierig allgemeine Merkmale für diese Arbeiten zu beschreiben, doch lässt sich zusammenfassen, dass sie im Allgemeinen an den fehlenden Markenschriftzügen erkennbar sind. Ein weiterhin häufig sichtbares Merkmal sind überlackierte Anbauteile, die vor der Lackierung nicht entfernt wurden. Beispiele hierfür sind Lagerschalen an Steuersatz und Innenlager, Steuerkopfschilder, Lenkerfeststeller und Sattelklemmbolzen. | |||
==Firmen, die Fahrräder professionell aufarbeiteten== | ==Firmen, die Fahrräder professionell aufarbeiteten== | ||
Unter anderem: | Unter anderem: | ||
* | *Spritzlackierei Bressler (Chemnitz) | ||
*[[Edelgard]] | *[[Edelgard]] | ||
*[[Elsner]] | *[[Elsner]] | ||
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*Lackiererei Lindenkreuz (Dresden Friedrichstadt) | |||
*[[Lukas]] | *[[Lukas]] | ||
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==Beispiele aufgearbeiteter Fahrräder== | ==Beispiele aufgearbeiteter Fahrräder== | ||
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Datei:BrandenburgNeuLackiert.jpg| | Datei:BrandenburgNeuLackiert.jpg|Lackiert von Lackiererei Lindenkreuz; charakteristisch sind der blaue Metallic-Lack, die weiße Kastenlinierung, das silberne Ringdekor am Sitzrohr sowie der orange eingefasste Strahlenkopf mit silbernem Farbverlauf. | ||
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Version vom 10. Oktober 2012, 23:21 Uhr
In der Nachkriegszeit war es mitunter recht schwierig ein neues Fahrrad zu kaufen, wobei die Gründe dafür sehr vielschichtig waren. Zum einen deckten die produzierten Stückzahlen noch nicht den eigentlichen Bedarf, auch weil wegen der Planvorgaben nicht kurzfristig auf Marktwünsche nach bestimmten Modellen reagiert werden konnte. Hinzu kam, dass ein Teil der Produktion als Reparationsleistung exportiert wurden musste und die Preise nicht an das neue Lohnniveau angepasst waren.
Diesen Mangel spürten natürlich auch die Fahrradhändler, die ihrer Kundschaft mitunter keine (bezahlbaren) Fahrräder bieten konnten, obwohl das Fahrrad vor allem in den 50er Jahren noch eines der wichtigsten Verkehrsmittel war. Um dem zu begegnen, begannen sehr viele Händler und Werkstätten mit der Aufarbeitung älterer, gebrauchter Fahrradmodelle. Üblicherweise wurde deren Rahmen sowie die noch brauchbaren Anbauteile (Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger) neu lackiert und dann mit meist neuen Fahrradteilen aufgebaut. Allerdings handhabte das beinahe jeder Betrieb anders, sodass auch Fahrräder ganz unterschiedlicher Qualität entstanden. Um den Fahrräder ein ansehnliches Erscheinungsbild zu geben, wurden sie zum Teil sehr aufwendig und in Handarbeit verziert, woraus sich häufig spezifische Stile aus Linierungen, Farbverläufen und Schriftzügen entwickelten. Nicht selten wurden auch markenspezifische Merkmale (Diamant-Strahlenkopf) nachgeahmt. Einige Werkstätten beschränken sich aber nicht nur auf die Neulackierung alter Rahmen, sondern bauten diese auch um. So sind zahlreiche Damenfahrräder bekannt, die mit einem umgelöteten Herrenrahmen aufgebaut wurden oder die durch neue Anlötteile auf den neuesten technischen Stand gebracht wurden.
Neben der Fertigung von Fahrrädern für den Verkauf ließen einige Kunden aber auch ihre eigenen gebrauchten Fahrräder bzw. Rahmen aufarbeiten, was vor allem bei den teuren Renn- und Sporträdern beliebt war.
Aufgrund der Vielzahl von Betrieben, die Fahrräder auf ganz unterschiedliche aufarbeiteten, ist es schwierig allgemeine Merkmale für diese Arbeiten zu beschreiben, doch lässt sich zusammenfassen, dass sie im Allgemeinen an den fehlenden Markenschriftzügen erkennbar sind. Ein weiterhin häufig sichtbares Merkmal sind überlackierte Anbauteile, die vor der Lackierung nicht entfernt wurden. Beispiele hierfür sind Lagerschalen an Steuersatz und Innenlager, Steuerkopfschilder, Lenkerfeststeller und Sattelklemmbolzen.
Firmen, die Fahrräder professionell aufarbeiteten
Unter anderem:
- Spritzlackierei Bressler (Chemnitz)
- Edelgard
- Elsner
- Fahrrad Linke
- Lackiererei Lindenkreuz (Dresden Friedrichstadt)
- Lukas
- Niemann
- Phänomen
- Preisser
- Urania
- Willi Bode
"Dresdner Stil"
"Diamant-Stil"
Beispiele aufgearbeiteter Fahrräder
- Mifa1949NeuLackiert.jpg