Awtowelo: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. Juni 2013, 23:42 Uhr

AWTOWELO war eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG), der Name enspringt dem russischen Begriff Awto-Weloziped (selbstfahrendes Veloziped) = Motorrad. Zur SAG AWTOWELO gehörten: Simson (Suhl), das BMW-Werk in Eisenach, die Elite-Diamantwerke (Siegmar-Schönau, später Chemnitz), die Feinmeßzeugfabrik Keilpart (Suhl), das Rheinmetallwerk (Sömmerda), die Kugellagerfabrik Böhlitz-Ehrenberg (Leipzig), die Thüringer Kugellagerfabrik, vorm. Karl Reich (Zella-Mehlis), die Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla, die Mitteldeutschen Fahrradwerke (Sangerhausen) sowie das Fichtel & Sachs-Werk (Reichenbach/Vogtland).

Gegründet wurden SAG-Betriebe in der SBZ ab dem Jahr 1945, die Übernahme deutscher Unternehmen lief bis Mitte 1947. Die Rückgabe erster SAG-Betriebe erfolgte bereits ab 1947, am 17. Juni 1953 wurden die letzten SAG-Betriebe an die DDR zurückgegeben. Tatsächlich waren diese Rückgaben jedoch Rückkäufe, die die DDR insgesamt rund 1,75 Milliarden Mark kostete. Zum 1. Mai 1952 wurden auch Betriebe der Fahradindustrie aus der SAG AWTOWELO entlassen und in Volkseigentum der DDR überführt.

SAG-Betriebe wurden durch die UdSSR vor allem geschaffen, um im Zuge der Reparationen einen größtmöglichen Nutzen aus den vereinnahmten deutschen Betrieben zu ziehen. Denn die herkömmliche Demontagepraxis hatte für die Sowjets auch Nachteile: Demontiert wurden zumeist moderne Maschinen (was sich in der DDR teilweise noch viele Jahre in Form veralteter Maschinenparks auswirkte) - diese Maschinen konnten an ihrem Bestimmungsort von den Sowjets nicht immer korrekt bedient und damit genutzt werden. Zudem kamen viele Maschinen, bedingt durch sehr lange Transportwege, nur unvollständig oder auch gar nicht in der UdSSR an. Schließlich wollte sich die sowjetische Führung in ihrer Deutschlandpolitik gewisse Optionen offenhalten. Auch wenn sie ihre Besatzungszone hätten aufgeben müssen, hätte über die als sowjetisches Eigentum bestehenden SAG der sowjetische Einfluss in Mitteldeutschland, zumindest zeitweise, aufrecht erhalten werden können. Aus diesem Grund beließ man zahlreiche Betriebe an ihrem ursprünglichen Ort in Deutschland, schöpfte aber Werte und Waren als Reparationsleistung ab. Für die Betriebe selbst war diese Praxis dennoch vorteilhaft, da sie nicht demontiert wurden und so, neben den Reparationsaufträgen, auch weiterhin für den deutschen Binnenmarkt produzierten.


Betriebe der SAG AWTOWELO aus der Fahrradindustrie:


Literatur

  • Karlsch, Rainer: Allein bezahlt? Die Reparationsleistungen der SBZ/DDR 1945 bis 53, Berlin 1993.