Steuersätze: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. Dezember 2011, 17:06 Uhr
Als Steuersatz (auch Lenklager, Steuerlager) bezeichnet man jenes Lager, das die Gabel mit dem Rahmen verbindet. In der DDR-Fahrradindustrie wurde dieses Lager ausschließlich als Gewindesteuersatz ausgeführt und besteht zumeist aus folgenden Teilen (von oben):
- Abschlussmutter / Kontermutter
- Nasenscheibe
- Schraubkonus
- Kugelring
- obere Lagerschale
- untere Lagerschale
- Kugelring
- Gabelkonus
Maße
Im Zuge der Wiederaufnahme der Fahrradproduktion wurde in der DDR einer neuer Standard für das Lenklager eingeführt. Dabei wurden die zölligen Maße des weitverbreiteten 1"-Steuersatzes durch metrische Abmessungen ersetzt, die fast nur in der DDR Verwendung fanden:
1" x 24 (EN/ISO) | M26 x 1 (DDR) | |
---|---|---|
Gewinde (Nennmaß) | 1" = 25,4 mm | 26 mm |
Steigung (turns per inch) |
24 tpi | 1 mm = 25,4 tpi |
Gabelkonus | 26,4 mm | 26,8 mm |
Lagerschale | 30,2 mm | 30,6 mm |
Gabel (innen) | 7/8" = 22,2 mm | 22 mm |
Hersteller
- VEB Renak
Der Renak-Steuersatz war der Standardsteuersatz in der DDR-Fahrradindustrie, der an nahezu allen Fahrradmodellen verbaut wurde. Sein Aufbau ist einfach und funktional; die obere und untere Lagerschale sind identisch und auf besondere Abdichtungsmaßnahmen gegen Staub und Wasser wurde weitgehend verzichtet.
- Renak-SS.jpg
Renak Steuersatz in der letzten Ausführung
- VerpackungSteuerkopflager.JPG
Verpackung eines Renak-Steuersatzes, 80er Jahre
Markant ist die einteilige Abschlussmutter aus verchromtem Stahl, deren Form im Laufe der Jahre mehrfach verändert wurde:
- AbschlussSteuersatz250er.JPG
Abschlussmutter in der ersten Ausführung, 50er Jahre
- AbschlussSteuersatz50er.JPG
Abschlussmutter in der zweiten Ausführung, 50er/60er Jahre
- AbschlussSteuersatz60er70er.JPG
Abschlussmutter in der dritten Ausführung, 60er/70er Jahre
- AbschlussStuersatz80er.JPG
Abschlussmutter in der letzten Ausführung, 80er Jahre
- VEB Bremsenwerk Limbach-Oberfrohna
Der VEB Bremsenwerk Limbach-Oberfrohna war einst als WERK III Teil des VEB Renak und ab den frühen 80er wurde hier ein Steuersatz hergestellt, der weitgehend baugleich mit dem Renak-Steuersatz ist; nur die Abschlussmutter ist einfacher bzw. materialsparender gestaltet. Sie besteht schmalen Gewindering und einem aufgepressten Aufsatz aus Blech.
- LO-SS.jpg
- VEB Fahrradwerke Elite Diamant
Anfang bis Mitte der 60er Jahre stattete Diamant seine Straßen- und Bahnrennräder mit einem selbst entwickelten Steuersatz aus, der sich von den sonst üblichen Steuersätzen grundlegend unterschied. So waren die obere und untere Lagerschale unterschiedlich gestaltet und statt mit Kugelringen wurde dieser Steuersatz ausschließlich mit losen Kugeln bestückt. Auch wurde die Bauform geändert; statt den zwei Konuslagern (Schrägkugellager) besaß der Diamant Steuersatz zwei Axiallager, bei denen die Wälzkörper auf relativ schmalen Bahnen liefen.
Technisch gesehen waren diese Steuersätze ein Fehlschlag, da die Axiallager nicht geeignet waren, um die im Fahrbetrieb entstehenden Querkräfte (Radialkräfte) aufzunehmen. Das führte besonders bei kleinen Rahmenhöhen und damit kurzen Steuerkopfrohren zu erhöhtem Verschleiß und schneller Rasterung der Lenkung. Deswegen ist dieser Steuersatz heute nur noch selten zu finden. Auch als Ersatzteil dürfte dieser Steuersatz kein großer Erfolg gewesen sein, denn mit 17,20 MDN kostete er viermal so viel wie der langlebigere Renak-Steuersatz.
Bemerkenswert ist noch, dass die einzelnen Lagerteile gedreht wurden und sehr massiv ausgeführt waren. Vermutlich um das erhöhte Gewicht auszugleichen wurde die Abschlussmutter aus Aluminium gefertigt.