Modelle Brandenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. September 2012, 22:04 Uhr

Brandenburg ist die Marke des ehemals in Crinitz/Niederlausitz ansässigen VEB Fahrradwerk Crinitz N/L, der eher schlichte Räder in vergleichsweise geringer Stückzahl fertigte. Diese Fahrräder sind nicht zu verwechseln mit Produkten verschiedener westdeutscher Hersteller bzw. Konfektionäre, die ebenfalls Fahrräder mit dem Namen Brandenburg produzierten.


Geschichte

Firma gegründet durch Otto Herkner, Bruder eines Dachziegelfabrikanten - das Gründungsjahr vrmtl. 1910/11. Bis vermtl. 1940/41 Bestand der Marke "Herkona" - im Telefonbuch des Ortes von 1942 wird der Fahrradhersteller nicht mehr aufgeführt. 1946 Demontage der meisten Maschinen. In den folgenden Jahren Herstellung kleinerer Metallwaren für Landwirtschaft und Haushalt.

Um 1950 Enteigung, Umwandlung in den VEB Fahrradwerk Crinitz N/L. Um 1950 Beginn der Produktion von Fahrrädern der Marke Brandenburg. Vermutlich 1961/1962 Einstellung der Fahrradproduktion. Nachfolgebetrieb war der VEB Landmaschinenbau Torgau, der um 1970 im Kombinat impulsa (Landmaschinenbau) aufging. Dieses Kombinat ging wiederum 1978 im Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau auf. Am ehemaligen Produktionsstandort in Crinitz befindet sich heute ein Betrieb für Maschinenbau.

Gebaut wurden in Crinitz hauptsächlich Rahmen und Gabeln, andere Teile waren DDR-Standard-Fahrradteile und wurden zugekauft. Ein Teil der Produktion gelangte als Rahmensets (Rahmen, Gabel, Glockengetriebe, Sattelstütze) in den Handel; diese Rahmen wurden dann von Fahrradhändlern (möglicherweise nach Kundenwunsch) komplettiert. Ebenfalls in Crinitz hergestellt wurden Fahrradlenker, für die es eine eigene Galvanik in der Fabrik gab. Im DHZ-Katalog "Fahrräder, Ersatz- und Zubehörteile" von 1956 wurden "Vorbaulenker "Crinitz", verchromt, mit Innenklemme" angeboten (Preis: 14,74 DM).

In den 50er Jahren soll auch die unten abgebildete, in den 30er Jahren entwickelte Federgabel gebaut bzw. verbaut worden sein (möglicherweise aus Vorkriegsbeständen).



Fahrräder - Ausstattung, Varianten und Modelle

Aufgrund fehlender Katalogabbildungen bzw. Kataloge, Prospekte oder Werksphotos des VEB Fahrradwerk Crinitz können derzeit nur beschreibende Aussagen zu bislang bekannten Fahrrädern gemacht werden. Ob es offiziell verschiedene Modelle und/oder Ausstattungsvarianten und -bezeichnungen gegeben hat, ist nicht bekannt. Zudem ist generell fraglich, ob es seitens des Herstellers veröffentlichtes Bildmaterial existiert hat. Nach Umstrukturierung bzw. Auflösung der Nachfolgebetriebe sind vermutlich viele, auch firmeninterne, Unterlagen zu "Brandenburg"-Fahrrädern verloren gegangen.

Offizielle Hinweise finden sich bislang nur im DHZ-Katalog (1956), wo "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 26" kpl., bunt emailliert 60,20 DM" und "Touren-Rahmen - Herren "Crinitz 28" kpl., bunt emailliert 67,20 DM", jedoch keine Damenrad-Rahmen angeboten wurden.

"Brandenburg"-Fahrräder gab es als Herren- und Damenradmodelle, Kinderräder gab es nicht. Die Damenräder hatten anfangs die einfache Form mit geraden Rohren. Vrmtl. in der 3. Modellpalette ab etwa 1954 besaßen Damenräder dann Rahmen mit einem gekrümmten Oberrohr, die Rahmenform glich der von späteren Diamant-, Mifa- und IFA-Touring-Fahrrädern der 70er und 80er Jahre. Produziert wurden Fahrradrahmen für 26"- und 28"-Laufräder. Auch Sporträder wurden (vrmtl. nur in geringem Umfang) in Crinitz hergestellt.

Da viele Räder, vermutlich v. a. die der 2. und 3. Modellpalette, vermutlich nur als Rahmenset an Händler ausgeliefert wurden, lässt sich schwer ermitteln, welche Ausstattung(en) (etwa Anbauteile aus Stahl oder Alu, Lenker und Bremse, Beleuchtung, Sattel etc.) als "original" angesehen werden können. Grundsätzlich möglich ist daher die Ausstattung mit Anbauteilen, die im Produktionsjahr des jeweiligen Rahmens verfügbar waren.

Tretlager, Beleuchtung, Sattel, Werkzeugtasche, Griffe etc. waren Standardteile, wie sie zum Baujahr der Rahmen hergestellt und verfügbar waren. Bei einer Montage von Brandenburg-Rädern durch Händler ist anzunehmen, dass auch ältere Anbauteile genutzt wurden.

Es sind Räder bekannt, die mit Sportradkomponenten ausgestattet wurden (z.B. Keiltretlager, Vorbaulenker).

Brandenburg-Fahrräder haben eine Aufnahme für Sattelstützen mit 25 mm Durchmesser.

Durch die Rahmengeometrie (kürzerer Radstand als bei anderen DDR-Tourenrädern der 1950er Jahre, höhere Lage des Tretlagers und des Oberrohres sowie eine schmalere Hinterradgabel) können nur Schutzbleche bis zu einer Breite von 57 mm verbaut werden, deren oben gelegenes Befestigungsloch im Gegensatz zu Schutzblechen für Diamant oder Mifa zudem weiter in Richtung Rahmen liegt. Die spezielle Rahmengeometrie macht sich bei den Tourenrädern auch im Fahrverhalten bemerkbar, das in Richtung Sportrad tendiert.


1. Modellpalette 1950 bis etwa 1952/1953

Produziert wurden Damen- und Herrentourenträder mit 28"-Laufrädern. Damenräder mit geraden Rohren.


Dekor

Blau-weiß lackierter Steuerkopf und Gabelkopf, weiß auslaufend. Steuerkopfmuffen weiß umrandet. Blau-weiße, mittig unterbrochene Bandverzierungen mit innenliegender roter Linierung. Felgen und Schutzbleche blau-weiß liniert.

Anbauteile

Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger in Rahmenfarbe lackiert.

Lackierung

  • Schwarz


Fahrräder


2. Modellpalette etwa 1952/1953 bis etwa 1954

Produziert wurden Damen- und Herrentourenträder mit 28"-Laufrädern.



Dekor

Steuerkopfmuffen weiß umrandet. Silberne, mittig unterbrochene Bandverzierungen mit innenliegender blauer Linierung.

Anbauteile

Felgen- und Schutzbleche sowie Gepäckträger bereits neutrale Zubehörteile.

Lackierung

  • Weinrot


Fahrräder


3. Modellpalette etwa 1954 bis etwa 1962

Produziert wurden Damen- und Herrentourenträder mit 26"- und 28"-Laufrädern. Damenräder mit gekrümmtem Oberrohr.



Dekor

Außer Steuerkopfschild und Abziehbildern keine Rahmenverzierung.

Anbauteile

Felgen- und Schutzbleche sowie Gepäckträgeroffenbar bereits neutrale Zubehörteile. Bekannt sind: Alufelgen und Aluschutzbleche mit silbernem Stahlgepäckträger,
graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit Gepäckträger in Rahmenfarbe,
graue Stahlfelgen und -schutzbleche mit grauem Gepäckträger

Mögliche Ausstattung: Silberne Stahlfelgen, -schutzbleche und -gepäckträger

Bei rot und schwarz lackierten Rahmen sind auch in Rahmenfarbe lackierte und weiß linierte Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger belegt.

Lackierung

  • Schwarz
  • Rot
  • Hellblau
  • Dunkelblau
  • "Diaphan-Blau" (blauer Lasurlack auf silbernem Grund)
  • Blass-Grün
  • Türkis-metallic
  • Pink-metallic

Im DHZ-Katalog von 1956 wird die Lackierung von angebotenen Touren-Rahmen als "vollständig bunte Emaillierung" beschrieben.


Fahrräder


Sporträder

Bislang nur in einem Exemplar bekannt ist ein "Brandenburg"-Sportrad. In welchem Umfang in Crinitz Sporträder gebaut wurden und ob das hier gezeigte Rad evtl. nur aus einer Klein(st)serie stammt, ist nicht bekannt. Das Rad ist kein aufgearbeitetes Modell eines anderen Herstellers (erkennbar erster Lack, 25 mm Sattelstützendurchmesser, originales Gabelrohr mit DDR-typischem Gewindemaß). Laufradgröße 28".



Dekor

Außer Steuerkopfschild und Abziehbildern keine Rahmenverzierung. Gabelkopf silbern lackiert. Dekor analog zur 3. Modellpalette ab 1964.

Anbauteile

Felgen- und Schutzbleche sowie Gepäckträger neutrale Zubehörteile. Bekannt sind: -SportradAlufelgen und Sportrad-Aluschutzbleche mit silbernem Stahlgepäckträger in Schwedenform. Lenker, Bremsen und Tretlager sind Sportrad- bzw. Rennrad-Komponenten.

Bekannte Rahmen-Farben

  • "Diaphan-Blau" (blauer Lasurlack auf silbernem Grund)


Fahrräder