Diamant "Friedensfahrt-Modell": Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Juni 2014, 17:00 Uhr

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Neben den Standard-Straßenrennrädern entstanden bei Diamant auch technisch weiterentwickelte Rennradmodelle. Da diese in den 50er Jahren gezielt auf die Bedürfnisse der Friedensfahrt-Mannschaften der DDR hin entwickelt wurden, bezeichnete man sie fortan als "Friedensfahrt-Modelle". In den Diamant-Produktionslisten sind sie entsprechend mit FF gekennzeichnet. Bis in die 60er Jahre ermöglichten diese Modelle die Erfolge der DDR-Rennfahrer bei dem international bedeutendsten Amateurradrennen der damaligen Ostblockstaaten. Möglich wurde das unter anderem durch technische Lösungen, die so nie oder erst Jahre später den Weg in die Serie fanden und auf die in den folgenden Abschnitten näher eingegangen werden soll.
Spätestens in den 70er Jahren wurden die Diamant-Rennmaschinen bei der Friedensfahrt von modernen Rennrädern (unter anderen von ALAN und Colnago) abgelöst, die aus kapitalistischem Ausland importiert wurden.
Unabhängig davon produzierte Diamant weiterhin Spezialmodelle, die auch gleichsam mit dem verheißungsvollen Namen "Friedensfahrt-Modell" bezeichnet wurden. Zwar waren diese Modelle im internationalen Vergleich technisch überholt, aber den DDR-Standardmodellen immer noch ein Stück weit voraus. Da sie nur in kleinen Stückzahlen produziert wurden, gab es sie nicht offiziell zu kaufen. Stattdessen wurden die Rahmen zumeist direkt an bestimmte Radsport-Vereine abgegeben und dort individuell ausgestattet.


"Friedensfahrt-Modell" der 50er/60er Jahre

Nach der offiziellen Vorstellung des neuen Rennradmodells Diamant Modell 167 im Jahr 1954 und dessen erfolgreich bestandener Bewährungsprobe bei der Internationalen Friedensfahrt 1955 begann im gleichen Jahr in enger Zusammenarbeit mit den Rennfahrern (v.a. Täve Schur) und deren Mechanikern die Verbesserung des Modell 167.
Das Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit unter Führung des Diamant-Chefkonstrukteurs Hans Friese war dann das sogenannte Friedensfahrt-Modell, das gelegentlich auch als Modell 167 FF bezeichnet wird. Es unterscheidet sich vor allem durch eine spezielle Kettenwerfereinrichtung vom normalen Modell 167 und besitzt zusätzlich eine Reihe spezieller Anlötteile, die nie am Serienmodell zu finden waren:
Zunächst fällt dabei eine kleine Platte am Unterrohr auf, an der ein Flaschenhalter unmittelbar befestigt werden konnte. Die sonst am Unterrohr montierte Luftpumpe fand ihren Platz hinter dem Sitzrohr. Zusätzlich zur normalen Luftpumpe war vorne am Sitzrohr eine Pressluftkartusche angebracht, mit der die Reifen noch schneller gefüllt werden konnten. Außerdem gab es noch Kleinigkeiten wie einen speziellen Kettenfänger am linken Ausfallende, der nur in vereinfachter Form den Weg in die Serie fand. Später folgten kleine Ösen am Steuerkopf, die als Gegenhalter für die von den Lenkerschalthebeln kommenden Schaltzüge dienten. In dieser Beziehung wurde besonders intensiv experimentiert, da mit am Lenker befestigten Schalthebeln für die Konkurrenz unauffälliger die Gänge gewechselt werden konnten und so kleiner Zeitvorteil bei Angriffen entstand.
Mit den Entwicklungen gingen auch aufwendige Maßnahmen zur Qualitätssicherung einher, durch die Fertigungsfehler vermieden werden sollten, die zu einem vorzeitigen Ausfall der Maschine hätten führen können. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden zum Beispiel die Lötstellen durch Röntgen auf Lunker (Lufteinschlüsse) untersucht.

Bis Anfang der 60er Jahre entstanden nur wenige Exemplare dieses Spezialmodells und zusammen mit der meist aus Frankreich, Italien und der BRD importierten Ausstattung waren die Friedensfahrt-Modelle den für die Bevölkerung erhältlichen Serien-Modellen technisch und qualitativ weit überlegen. In der offiziellen Berichterstattung wurde dieser Umstand natürlich nicht erwähnt, sondern stattdessen die erfolgreichen Erzeugnisse aus volkseigener Produktion in den Vordergrund gestellt. Besonders intensiv wurden dabei die Kowalit-Schlauchreifen und die Grünert-Felgen beworben.





"Friedensfahrt-Modell" der 80er Jahre

Die Diamant-Friedensfahrt-Modelle der 80er Jahre spielten bei internationalen Wettkämpfen keine Rolle mehr, dienten aber den Fahrern verschiedener Vereine als Trainingsmaschine. Technisch hatten sich die Rahmen ohnehin nur noch wenig weiterentwickelt und unterschieden sich in folgenden Punkten von den Serienrahmen:

  • Schaltzugführungen auf der Tretlagermuffe (vgl. 50er Jahre)
  • kleinerer Radstand durch kürzeren Hinterbau und gekürzte Gabel
  • feingegossene Friese-Ausfallenden (benannt nach dem Diamant-Chefkonstrukteur Hans Friese und zum Teil mit Beschriftung "Original Diamant")
  • Wegfall der Befestigungslasche für das Rücklicht bzw. den Reflektor an der linken Sitzstrebe

Die speziellen hinteren Ausfallenden stellten durch den einstellbaren Anschlag und das integrierte Schaltauge die nützlichste Verbesserung gegenüber dem Standardmodell dar, wobei ähnliche Ausfallenden auch schon länger von den bekannten Rahmenwerkstätten (Niemann, RBL, Elsner) nachgerüstet wurden. Die Lackierung und das Dekor des Friedensfahrt-Modells entsprach im Allgemeinen dem zeittypischen Standard. Gelegentlich wurden jedoch die Gabel und Teile des Hinterbaus verchromt.
Auf Basis des Friedensfahrt-Modells entstand Ende der 80er Jahre das Diamant Modell 35 711, bei dem weitere längst überfällige Verbesserungen der Rahmenausstattung umgesetzt wurden.