Elsner: Unterschied zwischen den Versionen

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Willy Elsner (* 2. Dezember 1920) ist ein ehemaliger Radrennfahrer, der 1948 Berliner Mannschaftsmeister wurde und seine sportliche Karriere 1950 mit einem DDR-Mannschaftsmeister-Titel krönte. Nach seiner aktiven Radsportkarriere machte er sich in der DDR vor allem durch den Bau von Spezial-Rahmen für den Radsport einen Namen.  
Willy Elsner (* 2. Dezember 1920; † Herbst 2012) war ein Radrennfahrer, der 1948 Berliner Mannschaftsmeister wurde und seine sportliche Karriere 1950 mit einem DDR-Mannschaftsmeister-Titel krönte. Nach seiner aktiven Radsportkarriere machte er sich in der DDR vor allem durch den Bau von Spezial-[[Fahrradrahmen|Rahmen]] für den Radsport einen Namen.  


== Leben ==
==Leben==
 
Das Leben von Willy Elsner war durch die seit 1920 bestehende Fahrradwerkstatt des Vaters schon immer eng mit dem Fahrrad verbunden. So fuhr er ab 1935 Straßenrennen und startete damit seine bis 1955 währende Radsportkarriere. Neben anderen Erfolgen erreichte er 1948 den Berliner Mannschaftsmeister-Titel und krönte seine Karriere 1950 mit dem Titel eines DDR-Mannschaftsmeisters. Diesen Titel errang er zusammen mit den beiden Friedensfahrtteilnehmern Werner Gräbner und Rudi Kirchhoff sowie Günter Bräunlich, Werner Lepke und dem bei der DDR-Rundfahrt 1956 tödlich verunglückten Erich Schulz.<br/>
Das Leben von Willy Elsner war durch die seit 1920 bestehende Fahrradwerkstatt des Vaters schon immer eng Fahrrad verbunden. So fuhr er ab 1935 Straßenrennen und startete damit seine bis 1955 währende Radsportkarriere. Neben anderen Erfolgen erreichte er 1948 den Berliner Mannschaftsmeister-Titel und krönte seine Karriere 1950 mit dem Titel eines DDR-Mannschaftsmeisters. Diesen Titel errang er zusammen mit den beiden Friedensfahrtteilnehmern Werner Gräbner und Rudi Kirchhoff sowie Günter Bräunlich, Werner Lepke und dem bei der DDR-Rundfahrt 1956 tödlich verunglückten Erich Schulz.<br/>
Fünf Jahre nach dem Ausstieg aus dem Leistungssport übernahm der gelernte Schlosser Elsner im Jahre 1960 dann die Werkstatt seines Vaters in Zeuthen bei Berlin und beschäftigte sich mit dem Rahmenbau und der Optimierung der in der DDR verfügbaren [[Fahrradrahmen|Rahmen]]. Die von ihm gebauten [[Fahrradrahmen|Rahmen]] hatten schnell einen guten Ruf und wurden auch von späteren Weltmeistern wie Jens Glücklich und Bernd Drogan und Olympiasiegern wie Lutz Heßlich gefahren.<br/>
Fünf Jahre nach dem Ausstieg aus dem Leistungssport übernahm der gelernte Schlosser Elsner im Jahre 1960 dann die Werkstatt seines Vaters in Zeuthen bei Berlin und beschäftigte sich mit dem Rahmenbau und der Optimierung der in der DDR verfügbaren Rahmen. Die von ihm gebauten Rahmen hatten schnell einen guten Ruf und wurden auch von späteren Weltmeistern wie Jens Glücklich und Bernd Drogan und Olympiasiegern wie Lutz Heßlich gefahren.<br/>
Nach der Wiedervereinigung gab Willy Elsner den Rahmenbau nicht auf und nutzte sein Wissen weiter für Reparaturen und die Fertigung von Maßrahmen.
Nach der Wiedervereinigung gab Willy Elsner den Rahmenbau nicht auf und nutzte sein Wissen weiter für Reparaturen und die Fertigung von Maßrahmen.


== Fahrradbau Willy Elsner ==
==Fahrradbau Willy Elsner==
[[Datei:SKS Willy Elsner Miersdorf bei Berlin.jpg|miniatur|150px|Steuerkopfschild von Elsner. Material: Aluminiumblech, geprägt]]
[[Datei:Elsner-Emblem.JPG|miniatur|150px|Abziehbild von Elsner; wurde am Steuerkopf und/oder am Sitzrohr angebracht]]
*bis mind. 1955 ''Fahrradbau Willy Elsner, Miersdorf bei Berlin, Am Gutshof 6''
*ab spätestens 1958 ''Fahrradbau Willy Elsner, Zeuthen bei Berlin''


Da Diamant als einziger Rennradhersteller der DDR bis Ende der 1980er Jahre an der in den 1950ern entwickelten Rahmengeometrie des Modells 167 bzw. 177 festhielt, begannen viele Fahrradhändler ab den 1960er Jahren mit der Modifizierung der Diamant-Rahmen, um sie so den Bedürfnissen des Leistungssports anzupassen.<br/>
Da [[Diamant]] als einziger industrieller Rennradhersteller der DDR bis Ende der 80er Jahre an der in den 50er Jahren entwickelten Rahmengeometrie des [[Diamant Modell 167|Modells 167]] bzw. [[Diamant Modell 177|177]] festhielt, begannen viele Fahrradhändler und -werkstätten ab den 60er Jahren mit der Modifizierung der [[Diamant]]-[[Fahrradrahmen|Rahmen]], um sie so den Bedürfnissen des Leistungssports anzupassen.<br/>
Auch Willy Elsner nutzte die Erfahrungen aus seiner Radsportzeit um ab 1960 in der vom Vater übernommenen Werkstatt die Serienrahmen des VEB Elite-Diamant für die neuen Anforderungen zu optimieren und sie an Gewicht und Körpermaße der Fahrer anzupassen. Vor allem der lange Radstand der Straßen- und Bahn-Rennräder war nicht mehr zeitgemäß und so wurden die Rahmen in aufwendiger Filigranarbeit gekürzt und teilweise auch mit neuen Anlötteilen ausgerüstet. Dabei sind folgende Modifikationen an den Standardrahmen bekannt:
Auch Willy Elsner nutzte die Erfahrungen aus seiner Radsportzeit um ab 1960 in der vom Vater übernommenen Werkstatt die Serienrahmen des [[Diamant|VEB Elite-Diamant]] für die neuen Anforderungen zu optimieren und sie an Gewicht und Körpermaße der Fahrer anzupassen. Vor allem der lange Radstand der [[Modelle Diamant#Diamant Rennräder|Straßen-]] und [[Modelle Diamant#Diamant Rennräder|Bahn-Rennräder]] war nicht mehr zeitgemäß und so wurden die Rahmen in aufwendiger Filigranarbeit gekürzt und teilweise auch mit neuen Anlötteilen ausgerüstet. Dabei sind folgende Modifikationen an den Standardrahmen bekannt:
* Kürzen des Hinterbaus und der Gabel (teilweise mit Begradigung der Gabelscheiden)
* Kürzen des Hinterbaus und der Gabel (teilweise mit Begradigung der Gabelscheiden)
* Einlöten von Spezialausfallenden (z.B. mit Schaltauge)
* Einlöten von Spezial<nowiki></nowiki>[[Gabelenden#Ausfallenden|ausfallenden]] (z.B. mit Schaltauge, bis in die 60er Jahre teilweise aus eigener Fertigung)
* Versetzen von Schalt- und Bremszuganschlägen
* Versetzen von Schalt- und Bremszuganschlägen
* Anbringen von Spezialteilen für Import-Komponenten
* Anbringen von Spezialteilen für Import-Komponenten
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* Verchromung von Gabeln und kompletten Rahmensets
* Verchromung von Gabeln und kompletten Rahmensets
* Lackierung von Rahmensets
* Lackierung von Rahmensets
* Umbau von Rennrahmen in Damensportrad-Rahmen
* Umbau von Rennrahmen zu Damensportrad-Rahmen
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Besonders der letzte Punkt ist interessant, da es nur so möglich war, ein Damenfahrrad in einer anderen Rahmenhöhe als der Einheitsgröße zu bekommen. Bei den bekannten Damenrahmen wurden statt des einfachen Oberrohrs zwei dünnere Rohre verlötet, die von der oberen Steuerkopfmuffe bis zu den hinteren Ausfallenden verlaufen und seitlich am Sitzrohr angelötet sind.
Besonders der letzte Punkt ist interessant, da es nur so möglich war, ein Damenfahrrad in einer anderen [[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhe]] als der Einheitsgröße zu bekommen. Bei den bekannten Damenradrahmen wurden statt des einfachen Oberrohrs zwei dünnere Rohre verlötet, die von der oberen Steuerkopfmuffe bis zu den hinteren [[Gabelenden#Ausfallenden|Ausfallenden]] verlaufen und seitlich am Sitzrohr angelötet sind.


Neben der Modifizierung von bestehendem Material fertigte Elsner auch Spezialrahmen und -komponenten für verschiedene Radsportdisziplinen. So entstanden Rahmen für Steherräder mit 24"-Vorderrädern und Saalsportmaschinen (inkl. Winkelsattelstütze und Lenker), die es sonst nicht zu kaufen gab.<br/>
Neben der Modifizierung von bestehendem Material fertigte Elsner auch Spezialrahmen und -komponenten für verschiedene Radsportdisziplinen. So entstanden Rahmen für Steherräder mit 24"-Vorderrädern und Saalsportmaschinen (inkl. Winkelsattelstütze und Lenker), die es sonst nicht zu kaufen gab.<br/>
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Insgesamt verließen zu DDR-Zeiten etwa 6.000 Rahmen die kleine Werkstatt in Zeuthen und zeugen noch heute von der hohen Qualität, die sie einst so begehrt machten.
Insgesamt verließen zu DDR-Zeiten etwa 6.000 Rahmen die kleine Werkstatt in Zeuthen und zeugen noch heute von der hohen Qualität, die sie einst so begehrt machten.
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Datei:Anzeige Elsner Radsportwoche 1955.jpg|Anzeige der Firma Elsner in der Zeitschrift ''Radsportwoche'', 1955.
Datei:Anzeige Willy Elsner Radsportwoche 1956.jpg|Anzeige, 1956.
Datei:Anzeige Elsner Radsportwoche 1958.jpg|Anzeige der Firma Elsner in der Zeitschrift ''Radsportwoche'', 1958.
Datei:Anzeige Elsner Radsportwoche November 1959.jpg|Anzeige, 1959.
Datei:Anzeige Elsner Radsportwoche 1961.jpg|Anzeige, 1961.
Datei:Anzeige Elsner Weihnachtsgrüße Radsportwoche 1966.jpg|Anzeige, 1966.
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==Galerie==
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Datei:ElsnerGrün1.JPG|Von Elsner umgebautes Diamant- Rennrad (Baujahr 1979). Wesentliche Änderungen: Gekürzter Hinterbau, steilere Gabel, andere Ausfallenden, zusätzliche Zugführung am Tretlager, Bremsbowdenzugführung am Oberrohr
Datei:ElsnerGrün2.JPG|Detail des vorstehenden Rades. Montiert sind tschechische Centric-Bremsen.
Datei:ElsnerGold1.JPG|Von Elsner umgebautes Diamant-Sportrad (Baujahr nicht bekannt). Besonders ist hier das doppelte Oberrohr.
Datei:ElsnerGold2.JPG|Detail mit Rahmendekor des vorstehenden Rades.
Datei:Elsner1982.jpg|Dieses Rennrad wurde im November 1979 bei Elsner in Auftrag gegeben und kam 1982 zur Auslieferung an den Kunden. Es ist eine Einzelanfertigung in Rahmenhöhe 64 cm.</gallery>
==Produkte==
*Maßanfertigung von Rennrahmen
*Umbau von Fahrrädern jeder Art
*Rahmen für Radball-, Reigen-, Polo- und Kunstfahrräder
*Einräder und Stangenräder
*[[Vorbauten]] in verschíedenen Varianten und unterschiedlichen galvanischen Ausführungen
*[[Lenker]] aus Aluminkum und verchromten Stahl für Rennräder und Sporträder
*[[Sattelstützen]]


[[Kategorie:Hersteller]]
[[Kategorie:Hersteller]]

Aktuelle Version vom 26. März 2023, 21:17 Uhr

Willy Elsner (* 2. Dezember 1920; † Herbst 2012) war ein Radrennfahrer, der 1948 Berliner Mannschaftsmeister wurde und seine sportliche Karriere 1950 mit einem DDR-Mannschaftsmeister-Titel krönte. Nach seiner aktiven Radsportkarriere machte er sich in der DDR vor allem durch den Bau von Spezial-Rahmen für den Radsport einen Namen.

Leben

Das Leben von Willy Elsner war durch die seit 1920 bestehende Fahrradwerkstatt des Vaters schon immer eng mit dem Fahrrad verbunden. So fuhr er ab 1935 Straßenrennen und startete damit seine bis 1955 währende Radsportkarriere. Neben anderen Erfolgen erreichte er 1948 den Berliner Mannschaftsmeister-Titel und krönte seine Karriere 1950 mit dem Titel eines DDR-Mannschaftsmeisters. Diesen Titel errang er zusammen mit den beiden Friedensfahrtteilnehmern Werner Gräbner und Rudi Kirchhoff sowie Günter Bräunlich, Werner Lepke und dem bei der DDR-Rundfahrt 1956 tödlich verunglückten Erich Schulz.
Fünf Jahre nach dem Ausstieg aus dem Leistungssport übernahm der gelernte Schlosser Elsner im Jahre 1960 dann die Werkstatt seines Vaters in Zeuthen bei Berlin und beschäftigte sich mit dem Rahmenbau und der Optimierung der in der DDR verfügbaren Rahmen. Die von ihm gebauten Rahmen hatten schnell einen guten Ruf und wurden auch von späteren Weltmeistern wie Jens Glücklich und Bernd Drogan und Olympiasiegern wie Lutz Heßlich gefahren.
Nach der Wiedervereinigung gab Willy Elsner den Rahmenbau nicht auf und nutzte sein Wissen weiter für Reparaturen und die Fertigung von Maßrahmen.

Fahrradbau Willy Elsner

Steuerkopfschild von Elsner. Material: Aluminiumblech, geprägt
Abziehbild von Elsner; wurde am Steuerkopf und/oder am Sitzrohr angebracht
  • bis mind. 1955 Fahrradbau Willy Elsner, Miersdorf bei Berlin, Am Gutshof 6
  • ab spätestens 1958 Fahrradbau Willy Elsner, Zeuthen bei Berlin

Da Diamant als einziger industrieller Rennradhersteller der DDR bis Ende der 80er Jahre an der in den 50er Jahren entwickelten Rahmengeometrie des Modells 167 bzw. 177 festhielt, begannen viele Fahrradhändler und -werkstätten ab den 60er Jahren mit der Modifizierung der Diamant-Rahmen, um sie so den Bedürfnissen des Leistungssports anzupassen.
Auch Willy Elsner nutzte die Erfahrungen aus seiner Radsportzeit um ab 1960 in der vom Vater übernommenen Werkstatt die Serienrahmen des VEB Elite-Diamant für die neuen Anforderungen zu optimieren und sie an Gewicht und Körpermaße der Fahrer anzupassen. Vor allem der lange Radstand der Straßen- und Bahn-Rennräder war nicht mehr zeitgemäß und so wurden die Rahmen in aufwendiger Filigranarbeit gekürzt und teilweise auch mit neuen Anlötteilen ausgerüstet. Dabei sind folgende Modifikationen an den Standardrahmen bekannt:

  • Kürzen des Hinterbaus und der Gabel (teilweise mit Begradigung der Gabelscheiden)
  • Einlöten von Spezialausfallenden (z.B. mit Schaltauge, bis in die 60er Jahre teilweise aus eigener Fertigung)
  • Versetzen von Schalt- und Bremszuganschlägen
  • Anbringen von Spezialteilen für Import-Komponenten
  • Entfernen von überflüssigen Teilen (z.B. Rücklichthalterung)
  • Verchromung von Gabeln und kompletten Rahmensets
  • Lackierung von Rahmensets
  • Umbau von Rennrahmen zu Damensportrad-Rahmen

Besonders der letzte Punkt ist interessant, da es nur so möglich war, ein Damenfahrrad in einer anderen Rahmenhöhe als der Einheitsgröße zu bekommen. Bei den bekannten Damenradrahmen wurden statt des einfachen Oberrohrs zwei dünnere Rohre verlötet, die von der oberen Steuerkopfmuffe bis zu den hinteren Ausfallenden verlaufen und seitlich am Sitzrohr angelötet sind.

Neben der Modifizierung von bestehendem Material fertigte Elsner auch Spezialrahmen und -komponenten für verschiedene Radsportdisziplinen. So entstanden Rahmen für Steherräder mit 24"-Vorderrädern und Saalsportmaschinen (inkl. Winkelsattelstütze und Lenker), die es sonst nicht zu kaufen gab.
Daneben konnten auch bestimmte Komponenten nach Maß bestellt werden; besonders die gemufften Elsner-Vorbauten aus Stahl für Renn- und Bahnräder sind heute gesuchte Stücke.

Insgesamt verließen zu DDR-Zeiten etwa 6.000 Rahmen die kleine Werkstatt in Zeuthen und zeugen noch heute von der hohen Qualität, die sie einst so begehrt machten.


Galerie

Produkte

  • Maßanfertigung von Rennrahmen
  • Umbau von Fahrrädern jeder Art
  • Rahmen für Radball-, Reigen-, Polo- und Kunstfahrräder
  • Einräder und Stangenräder
  • Vorbauten in verschíedenen Varianten und unterschiedlichen galvanischen Ausführungen
  • Lenker aus Aluminkum und verchromten Stahl für Rennräder und Sporträder
  • Sattelstützen