Mifa Modell 208: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
>Nukular
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (Textersetzung - „[[Muffen|“ durch „[[Rahmenmuffen|“)
 
(81 dazwischenliegende Versionen von 7 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
<!--<poem style="border: 1px solid #d6d2c5; background-color: #f9f9f9; padding: 0;">
{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #f8f8f8; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
Diese Seite ist Teil der [[Modelle Mifa|Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen]]
|<div style="float:left">Diese Seite ist Teil der&nbsp;<br>Übersichtsartikel</div><div style="float:left">[[Modelle Mifa|Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen]]<br>[[Mifa Sporträder ab 1969]]</div>
in der Unterkategorie    [[Modelle Mifa#Mifa Sporträder|Mifa Sporträder]]
|}
</poem>
<br>
Als letzte noch in der DDR umgesetzte Erweiterung des Segments der sportlichen Fahrradtypen wurde 1989 das 28"-Herrensportrad '''Modell 208''', das die Zusatzbezeichnung "Exkurs" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Zehngang-Kettenschaltung, eine überarbeitete Rahmengeometrie und eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Eine entsprechende Damen-Variante wurde nicht mehr realisiert.


[[Kategorie:Modelle Mifa]]
===Modellspezifische Merkmale===
 
Der [[Fahrradrahmen|Rahmen]] des Mifa "Exkurs" erscheint jenem bisheriger Sporträder ähnlich, wurde jedoch komplett überarbeitet. Der Nachlauf wurde erheblich verringert. Rahmendreieck und Hinterbau wurden leicht gestrafft. Insgesamt verringerte sich dadurch der Radstand um ca. 2 cm im Vergleich zu den bisherigen Sporträdern. Äußerlich erkennbar war die Überarbeitung vor allem an den neu geformten Steuerkopfmuffen und der [[Rahmenmuffen|Sitzmuffe]]. Bei den [[Anlötteile|Anlötteilen]] kam eine Zugführungsöse für den [[Bowdenzüge|Bowdenzug]] des [[Gangschaltung|Umwerfers]] hinzu. Eine weitere Neuerung stellte die [http://de.wikipedia.org/wiki/Pletscher_AG Pletscherplatte] am Hinterbau dar. Damit orientierte man sich an einem vor allem bei westdeutschen Fahrrädern der unteren und mittleren Preiskategorie typischen Konstruktionsmerkmal. Im Verlauf des Jahres 1990 ersetzte die Pletscherplatte bei vielen Fahrrädern von [[Diamant]] und Mifa den bisherigen Quersteg zwischen den Sitzstreben.
 
Hinsichtlich der Ausstattung gab es gegenüber den bisherigen Sporträdern von Mifa zahlreiche Veränderungen:
 
* Zehngang-Kettenschaltung mit vergrößertem Übersetzungsbereich Ritzel mit 14 bis 26 Zähnen)
 
* Schaltwerk von [[Gangschaltung#Tectoron-Komponenten|Tectoron]] (konstruktiv jedoch nicht mehr dem damaligen internationalen Entwicklungsstand entsprechend)
 
* [[Tretlager|Glockentretlager]] in Kombination mit einem [[Kettenblätter|Doppelkettenblatt]]
 
* Verbesserte [[Bremsen|Felgenbremsen]] (geschlossene Bremsschuhe, profilierte Bremsgummis Seilzugentlaster)
 
* Neue [[Pedale#Modelle_Sportpedale|Sportpedale]], die im Unterschied zu den zuvorigen Modellen einen soliden Metallrahmen besaßen
 
* Neuer Gepäckträger
 
* Neue Aluminium-Schutzbleche mit mittiger Sicke
 
Optisch gewöhnungsbedüftig erscheint das Glockentretlager mit Doppelkettenblatt. Offenbar sollte damit auf die Keilbefestigung der Tretkurbel auf möglichst einfache Weise verzichtet werden. Denn Keiltretlager galten schon damals als nicht mehr zeitgemäß und waren aufgrund nachlassender Materialqualität zunehmend störanfällig geworden. Bei dem [[Gepäckträger]] handelte es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Dieser findet sich auch bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91.
 
Ab Ende 1989 wurde außerdem ein neuer [[Lenker]] verwendet, der bisher nur für das Modell 208 belegt ist. Die ersten Exemplare hatten noch den Lenker in "NSU"-Form. Der Abbildung im Genex-Katalog 1990 nach zu urteilen waren ferner ein Sattel aus Kunststoff sowie neuartige Lenkergriffe Bestandteil der Ausstattung, offenbar wurden diese jedoch nicht in Serie verwendet, sie fehlen an den bisher bekannten Belegexemplaren. Der in den Gepäckträger integrierte Rückstrahler wurde offenbar erst 1990 serienwirksam. Auffällig ist das überarbeitete Rahmendekor, das 1990 (noch vor der Auflösung des VEB Mifa-Werk Sangerhausen) auch für alle übrigen Fahrradtypen übernommen wurde. Nur das hier beschriebene Modell besaß den Schriftzug "Exkurs" am Unterrohr.
 
===Bedeutung innerhalb der Modellpalette===
 
Bislang liegen zu diesem Fahrradtyp nur wenige Hintergrundinformationen vor. Einen Hinweis gibt eine Notiz in der Berliner Zeitung vom 8. September 1989, in der über ein neues Sportrad von Mifa berichtet wird: "Das erstmals vorgestellte Sportrad "Exkurs" besitzt eine 10-Gang-Kettenschaltung. Gegenüber früheren Erzeugnissen weist es in nahezu allen Details verbesserte Merkmale auf." Eine Notiz in "Der deutsche Straßenverkehr" beschreibt das neue Modell mit "[g]eänderte[r] Rahmengeometrie, ein[em] unkonventionelle[n] Lenker mit ergonomischen Griffen und [einem] Rennsattel [...]. Geschlossener Bremsschuh und profilierter Bremsgummi fallen bei den Felgenbremsen auf, Seitenständer, Stahlstab-Gepäckträger mit erhöhter Tragfähigkeit, Sicherheitsrahmenpedale und Speichenrückstrahler sind Serienaussatttung. Übersetzungsbereich: 1,80 bis 3,57." Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der GENEX-Katalog für das Jahr 1990. Dort wurde das Sportrad unter der Modellnummer 208 angeboten.
 
Aufgrund der sich schnell ändernden Marktbedingungen ab 1990 entstanden nur vergleichsweise wenig "Exkurs"-Sporträder. Die bei diesem Fahrradtyp realisierten Überarbeitungen wurden Anfang 1990 auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. Insofern brachte das neue Sportrad "Exkurs" durchaus einige relevante Weiterentwicklungen für die Sporträder von Mifa. Es ist aber auch erkennbar, dass die Zubehörteile aus DDR- bzw. RGW-Fertigung den Anschluss an den internationalen Stand verloren hatten: Anstelle der Rahmenschalthebel wären Schalthebel am Lenker zeigemäß gewesen, auch die gesamte Einheit Tretkurbel - Tretlager wirkte anachronistisch. Tretkurbeln aus Aluminium, BSA-Tretlager mit Vierkant-Befestigung der Tretkurbeln und ein deutlich größerer Übersetzungsbereich des Doppelkettenblatts hätten aus dem Mifa "Exkurs" durchaus ein zeitgemäßes Fahrrad machen können. Im Sommer 1990 verwirklichte man beim [[Mifa Leichtlauffahrrad 28" Herren|Mifa Leichtlauffahrrad]] unter Rückgriff auf den Rahmen des "Exkurs" gänzlich neue Ausstattungslinien.
 
===Galerie===
 
<gallery widths="220" heights="220" perrow="4">
Datei:MIFA Exkurs Dt Straßenverkehr 10-1989.jpg|Notiz über das auf der Leipziger Herbstmesse 1989 vorgestellte Mifa "Exkurs".
 
Mifa Modell 208 von 1989 Bild1.JPG|'''Mifa Modell 208 (1989)'''<br>Ein frühes Exemplar, laut Vorbesitzer wurde es 1989 über [[Genex]] erworben. Die geänderte Rahmengeometrie ist äußerlich kaum erkennbar, macht sich beim Fahren jedoch deutlich bemerkbar. 
 
Mifa Modell 208 von 1989 Bild2.JPG|[[Sättel|Sattel]] und [[Fahrradgriffe|Lenkergriffe]] sind vermutlich original, der offiziell präsentierte neue Sattel und Griff sind bisher nicht belegt. [[Lenker]] noch entsprechend des Messemodells.
 
Mifa Modell 208 von 1989 Bild3.JPG|Auffällig ist der [[Gepäckträger]], dessen Haltestrebe ungewöhnlich weit hinten angebracht ist.
 
Mifa Modell 208 von 1989 Bild4.JPG|Detail des Rahmendekors.
 
Mifa Modell 208 von 1989 Bild5.JPG|Das Fünffach-Ritzelpaket weicht von dem der Sprint-Modelle ab, es hat 14/16/18/22/26 Zähne.
 
Datei:Mifa Modell 208 von 1989 I.JPG|'''Mifa Modell 208 (1989)'''<br>Hier ein etwas später gebautes Exemplar. Laut Datierung der Anbauteile noch von 1989, die Rahmennummer deutet jedoch eher auf 1990 hin. [[Sättel|Sattel]], [[Fahrradgriffe|Griffe]] und [[Pedale]] vermutlich nicht original.
 
Datei:Mifa Modell 208 von 1989 II.JPG|Fehlteile: Reflektor und Spannband des neuartigen Gepäckträgers, ''Mifa''- Schriftzug am Sattelrohr, [[Luftpumpen|Luftpumpe]] und [[Werkzeugtaschen|Werkzeugtasche]].
 
Datei:Mifa Modell 208 von 1989 III.jpeg|Die [[Schutzbleche]] entsprechen einem neuen Typ, der ab 1990 auch an anderen Sporträdern verwendet wurde. Der neue [[Lenker]] ist hingegen nur bei diesem Modell belegt. Gut erkennbar sind hier die neugestalteten Steuerkopfmuffen.
 
Datei:Mifa Modell 208 von 1989 IV.jpeg|Anstatt des üblichen ''Mifa''-Schriftzuges ist die Modellbezeichnung ''Exkurs'' am Unterrohr zu finden.
 
Datei:Mifa Modell 208 von 1989 VI.jpeg|Zu sehen ist die ungewöhnliche Verwendung eines [[Tretlager#Bauformen|Glockentretlagers]] an einem sportlichen Fahrrad mit [[Gangschaltung|Kettenschaltung]].


Als letzte Neuentwicklung von [[Mifa]] unter den Bedingungen der DDR kann das Sportrad ''Modell 208'', das die Zusatzbezeichnung "Exkurs" trug, gelten. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Sportrads Modell 207 [[Mifa Modell 207|"Sprint"]]. Ob es auch eine entsprechende Damenausführung gab, lässt sich derzeit nicht belegen.  
Datei:Mifa Exkurs 1990.jpg|Modell "Exkurs", Abbildung im Genex-Katalog von 1990. Hier (wie auch bei den vorher gezeigten Fahrrädern) mit zwei Streben je Schutzblech, noch im Laufe des Jahres 1990 erfolgte die Umstellung auf eine Strebe je Schutzblech.  
</gallery>


Bislang liegen zu diesem Fahrradtyp nur wenige Hintergrundinformationen vor, da sich kaum Belege finden lassen. Einen Hinweis gibt eine Notiz in der Berliner Zeitung vom 8. September 1989, in der über ein neues Sportrad von Mifa berichtet wird: "Das erstmals vorgstellte Sportrad "Exkurs" besitzt eine 10-Gang-Kettenschaltung. Gegenüber früheren Erzeugnissen weist es in nahezu allen Details verbesserte Merkmale auf." Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der GENEX-Katalog für das Jahr 1990. Dort wird das Sportrad unter der Modellnummer 208 angeboten.
===Technische Merkmale===


Der [[Rahmen]] des Mifa "Exkus" geht weitgehend auf den des Sportrads Modell 207 zurück, bei den [[Anlötteilen]] kam jedoch eine Zugführungsöse für den [[Bodenzug]] des [[Gangschaltung|Umwerfers]] hinzu. Eine Neuerung stellt die Pletscherplatte am Hinterbau dar. Damit orientierte man sich an einem vor allem bei westdeutschen Fahrrädern der unteren und mittleren Preiskategorie typischen Konstruktionsmerkmal. Im Verlauf des Jahres 1990 ersetzte die Pletscherplatte bei vielen Fahrrädern von [[Diamant]] und Mifa den bisherigen Quersteg zwischen den Sitzstreben.  
{| class="wikitable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe5"
|- style="background:#F5F5F5"
! !! colspan="2" | Modell 208
|-
! style="text-align:left"| Rahmen:
| colspan="2" | Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau starr,<br>Ketten- und Sitzstreben gerade
|-
! style="text-align:left"| Rahmenform:
| colspan="2" | Diamant-Form
|-
! style="text-align:left"| Rahmenhöhe:
| colspan="2" | 560 mm
|-
! style="text-align:left"| Steuerrohrlänge:
| colspan="2" | 130 mm
|-
! style="text-align:left"| Anlötteil für Dynamo:
| colspan="2" | An Vorderradgabel
|-
! style="text-align:left"| Haltespitzen für<br>Luftpumpe:
| colspan="2" | Am Unterrohr
|-
! style="text-align:left"| Führung für Schaltseil:
| colspan="2" | An Unterrohr und Kettenstrebe
|-
! style="text-align:left"| Tretlager:
| colspan="2" | Glockentretlager
|-
! style="text-align:left"| Übersetzungs-<br>verhältnis:
| colspan="2" | 50/47 : 26/22/18/16/14
|-
! style="text-align:left"| Vorderradnabe:
| colspan="2" | Einteilige Vorderradnabe (Aluminium)<br>z. T. Maillard (Import Frankreich)
|-
! style="text-align:left"| Hinterradnabe:
| colspan="2" | Starre Hinterradnabe (Aluminium)<br>z. T. Maillard (Import Frankreich)
|-
! style="text-align:left"| Bremsen:
| colspan="2" | Vorn und hinten Felgenbremse
|-
! style="text-align:left"| Lenker:
| colspan="2" | NSU-Lenker bzw. Flachlenker mit Vorbau
|-
! style="text-align:left"| Sattel:
| colspan="2" | Leder-Sportsattel (Möve Nr. 421 VL) 
|-
! style="text-align:left"| Felgen:
| colspan="2" | Aluminiumfelgen
|-
! style="text-align:left"| Bereifung:
| colspan="2" | Drahtreifen 28" × 1 <sup>3</sup>/<sub>8</sub>” (37-622)
|-
! style="text-align:left"| Schutzbleche:
| colspan="2" | Aluminiumschutzbleche
|-
! style="text-align:left"| Preis:
| colspan="2" |
|}


Hinsichtlich der Ausstattung gab es gegenüber den bisherigen Sporträdern von Mifa einige Veränderungen. Eher unüblich und optisch gewöhnungsbedüftig erscheint dabei das [[Tretlager|Glockentretlager]] in Kombination mit einem [[Kettenblatt|Doppelkettenblatt]]. Neu waren darüber hinaus der [[Lenker]], die [[Schutzbleche]] sowie der [[Gepäckträger]]. Während der Lenker und die Schutzbleche bislang nur vom hier beschriebenen Fahrrad bekannt sind, findet sich der Gepäckträger auch bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91. Unklar ist bislang jedoch, ob es sich dabei um ein ostdeutsches Erzeugnis handelt, was jedoch anhand konstruktiver Details vermutet werden kann.-->
[[Kategorie:Modelle Mifa]]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2022, 21:37 Uhr

Diese Seite ist Teil der 
Übersichtsartikel


Als letzte noch in der DDR umgesetzte Erweiterung des Segments der sportlichen Fahrradtypen wurde 1989 das 28"-Herrensportrad Modell 208, das die Zusatzbezeichnung "Exkurs" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Zehngang-Kettenschaltung, eine überarbeitete Rahmengeometrie und eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Eine entsprechende Damen-Variante wurde nicht mehr realisiert.

Modellspezifische Merkmale

Der Rahmen des Mifa "Exkurs" erscheint jenem bisheriger Sporträder ähnlich, wurde jedoch komplett überarbeitet. Der Nachlauf wurde erheblich verringert. Rahmendreieck und Hinterbau wurden leicht gestrafft. Insgesamt verringerte sich dadurch der Radstand um ca. 2 cm im Vergleich zu den bisherigen Sporträdern. Äußerlich erkennbar war die Überarbeitung vor allem an den neu geformten Steuerkopfmuffen und der Sitzmuffe. Bei den Anlötteilen kam eine Zugführungsöse für den Bowdenzug des Umwerfers hinzu. Eine weitere Neuerung stellte die Pletscherplatte am Hinterbau dar. Damit orientierte man sich an einem vor allem bei westdeutschen Fahrrädern der unteren und mittleren Preiskategorie typischen Konstruktionsmerkmal. Im Verlauf des Jahres 1990 ersetzte die Pletscherplatte bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa den bisherigen Quersteg zwischen den Sitzstreben.

Hinsichtlich der Ausstattung gab es gegenüber den bisherigen Sporträdern von Mifa zahlreiche Veränderungen:

  • Zehngang-Kettenschaltung mit vergrößertem Übersetzungsbereich Ritzel mit 14 bis 26 Zähnen)
  • Schaltwerk von Tectoron (konstruktiv jedoch nicht mehr dem damaligen internationalen Entwicklungsstand entsprechend)
  • Verbesserte Felgenbremsen (geschlossene Bremsschuhe, profilierte Bremsgummis Seilzugentlaster)
  • Neue Sportpedale, die im Unterschied zu den zuvorigen Modellen einen soliden Metallrahmen besaßen
  • Neuer Gepäckträger
  • Neue Aluminium-Schutzbleche mit mittiger Sicke

Optisch gewöhnungsbedüftig erscheint das Glockentretlager mit Doppelkettenblatt. Offenbar sollte damit auf die Keilbefestigung der Tretkurbel auf möglichst einfache Weise verzichtet werden. Denn Keiltretlager galten schon damals als nicht mehr zeitgemäß und waren aufgrund nachlassender Materialqualität zunehmend störanfällig geworden. Bei dem Gepäckträger handelte es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Dieser findet sich auch bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91.

Ab Ende 1989 wurde außerdem ein neuer Lenker verwendet, der bisher nur für das Modell 208 belegt ist. Die ersten Exemplare hatten noch den Lenker in "NSU"-Form. Der Abbildung im Genex-Katalog 1990 nach zu urteilen waren ferner ein Sattel aus Kunststoff sowie neuartige Lenkergriffe Bestandteil der Ausstattung, offenbar wurden diese jedoch nicht in Serie verwendet, sie fehlen an den bisher bekannten Belegexemplaren. Der in den Gepäckträger integrierte Rückstrahler wurde offenbar erst 1990 serienwirksam. Auffällig ist das überarbeitete Rahmendekor, das 1990 (noch vor der Auflösung des VEB Mifa-Werk Sangerhausen) auch für alle übrigen Fahrradtypen übernommen wurde. Nur das hier beschriebene Modell besaß den Schriftzug "Exkurs" am Unterrohr.

Bedeutung innerhalb der Modellpalette

Bislang liegen zu diesem Fahrradtyp nur wenige Hintergrundinformationen vor. Einen Hinweis gibt eine Notiz in der Berliner Zeitung vom 8. September 1989, in der über ein neues Sportrad von Mifa berichtet wird: "Das erstmals vorgestellte Sportrad "Exkurs" besitzt eine 10-Gang-Kettenschaltung. Gegenüber früheren Erzeugnissen weist es in nahezu allen Details verbesserte Merkmale auf." Eine Notiz in "Der deutsche Straßenverkehr" beschreibt das neue Modell mit "[g]eänderte[r] Rahmengeometrie, ein[em] unkonventionelle[n] Lenker mit ergonomischen Griffen und [einem] Rennsattel [...]. Geschlossener Bremsschuh und profilierter Bremsgummi fallen bei den Felgenbremsen auf, Seitenständer, Stahlstab-Gepäckträger mit erhöhter Tragfähigkeit, Sicherheitsrahmenpedale und Speichenrückstrahler sind Serienaussatttung. Übersetzungsbereich: 1,80 bis 3,57." Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der GENEX-Katalog für das Jahr 1990. Dort wurde das Sportrad unter der Modellnummer 208 angeboten.

Aufgrund der sich schnell ändernden Marktbedingungen ab 1990 entstanden nur vergleichsweise wenig "Exkurs"-Sporträder. Die bei diesem Fahrradtyp realisierten Überarbeitungen wurden Anfang 1990 auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. Insofern brachte das neue Sportrad "Exkurs" durchaus einige relevante Weiterentwicklungen für die Sporträder von Mifa. Es ist aber auch erkennbar, dass die Zubehörteile aus DDR- bzw. RGW-Fertigung den Anschluss an den internationalen Stand verloren hatten: Anstelle der Rahmenschalthebel wären Schalthebel am Lenker zeigemäß gewesen, auch die gesamte Einheit Tretkurbel - Tretlager wirkte anachronistisch. Tretkurbeln aus Aluminium, BSA-Tretlager mit Vierkant-Befestigung der Tretkurbeln und ein deutlich größerer Übersetzungsbereich des Doppelkettenblatts hätten aus dem Mifa "Exkurs" durchaus ein zeitgemäßes Fahrrad machen können. Im Sommer 1990 verwirklichte man beim Mifa Leichtlauffahrrad unter Rückgriff auf den Rahmen des "Exkurs" gänzlich neue Ausstattungslinien.

Galerie

Technische Merkmale

Modell 208
Rahmen: Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau starr,
Ketten- und Sitzstreben gerade
Rahmenform: Diamant-Form
Rahmenhöhe: 560 mm
Steuerrohrlänge: 130 mm
Anlötteil für Dynamo: An Vorderradgabel
Haltespitzen für
Luftpumpe:
Am Unterrohr
Führung für Schaltseil: An Unterrohr und Kettenstrebe
Tretlager: Glockentretlager
Übersetzungs-
verhältnis:
50/47 : 26/22/18/16/14
Vorderradnabe: Einteilige Vorderradnabe (Aluminium)
z. T. Maillard (Import Frankreich)
Hinterradnabe: Starre Hinterradnabe (Aluminium)
z. T. Maillard (Import Frankreich)
Bremsen: Vorn und hinten Felgenbremse
Lenker: NSU-Lenker bzw. Flachlenker mit Vorbau
Sattel: Leder-Sportsattel (Möve Nr. 421 VL)
Felgen: Aluminiumfelgen
Bereifung: Drahtreifen 28" × 1 3/8” (37-622)
Schutzbleche: Aluminiumschutzbleche
Preis: