Tretlager: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
>Nukular
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (Textersetzung - „Kettenblatt“ durch „Kettenblatt“)
 
(63 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
''Die Bezeichnung Tretlager wird teilweise für die Einheit aus Kettenblatt, Kurbeln und dem eigentlichen Tretlager verwendet. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Tretlager als Einzelbauteil. Der Artikel über Kurbeln und Kettenblätter findet sich [[Kettenblätter|hier]].''
{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #eeeeee; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
|Die Bezeichnung ''Tretlager'' wird teilweise auch als Synonym für das [[Getriebe]], also die Einheit aus [[Kettenblätter|Kettenblatt]], [[Tretkurbeln|Kurbeln]] und dem eigentlichen Tretlager (Innenlager) verwendet.<br>Dieser Artikel beschäftigt sich jedoch mit dem Tretlager bzw. Innenlager als Einzelteil.
|}
<br>
In der DDR wurden Fahrräder mit Glockentretlagern oder Keiltretlagern ausgestattet. Handelte es sich bei den Keiltretlagern in den 1950er und 1960er Jahren fast ausschließlich um solche in BSA-Ausführung, so wurden in den 1970 und 1980er Jahren zunehmend Keiltretlager in Thompson-Ausführung verwendet. Diese Konstruktionen behielt man bei den handelsüblichen Fahrrädern bis 1990 bei, während die Hersteller anderer Länder längst moderne Vierkant-Tretlager nach ISO- oder JIS-Norm bevorzugten, die leichter zu montieren und haltbarer waren. Keil- und Glockentretlager wurden in der DDR im Laufe der Jahre mit verschiedenen Formen von [[Kettenblätter|Kettenblättern]] ausgestattet.
 
__TOC__


In der DDR wurden Fahrräder mit Glockentretlagern oder Keiltretlagern ausgestattet. Handelte es sich bei den Keiltretlagern in den fünfziger und sechziger Jahren fast ausschließlich um solche in BSA-Ausführung, so wurden in den siebziger und achtziger Jahren zunehmend Keiltretlager in Thompson-Ausführung verwendet. Diese Konstruktionen behielt man bei den handelsüblichen Fahrrädern bis 1990 bei, während v.a. westliche Hersteller längst modernere keillose Tretlager bevorzugten. Material war stets Stahl, nur 1955 bis 1956 wurden an [[Diamant Sportrad-Modelle|Diamant-Sporträdern]] auch Tretkurbeln aus Aluminium verbaut.
Keil- und Glockentretlager wurden über die Jahre mit verschiedenen Formen von [[Kettenblätter|Kettenblättern]] ausgestattet.
==Keiltretlager==
==Keiltretlager==
Keiltretlager haben ihre Bezeichnung durch die Kurbelkeile erhalten, mit denen die Tretkurbeln auf der Tretlagerwelle befestigt werden. Es gibt Keiltretlager mit geschraubten (BSA-Ausführung) oder gesteckten Lagerschalen (Thompson-Ausführung).
Keiltretlager haben ihre Bezeichnung durch die Kurbelkeile erhalten, mit denen die Tretkurbeln auf der Tretlagerwelle befestigt werden. Es gibt Keiltretlager mit geschraubten (BSA-Ausführung) oder gesteckten Lagerschalen (Thompson-Ausführung).


*'''Keiltretlager in BSA-Ausführung'''
===Keiltretlager in BSA-Ausführung===
[[Datei:Keiltretlager FZTW.jpg|miniatur|right|300px|'''BSA-Keiltretlager'''<br>Von oben nach unten: Welle, linke Lagerschale, rechte Lagerschale, Kugelring, Konterring, Kurbelkeil]]
Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Welle mit angedrehten Konen sowie Lagerschalen, die ins Tretlagergehäuse eingeschraubt werden. Das Gehäuse besitzt daher innen ein nach der Lackierung des Rahmens eingeschnittenes Gewinde. Charakteristisch ist zudem der Konterring, der auf die linke Lagerschale geschraubt wird. Mit der linken Lagerschale und dem Konterring kann dieses Tretlager leicht eingestellt werden. Die rechte Lagerschale hingegen wird bis zum Anschlag in das Tretlagergehäuse eingeschraubt.


Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Tretlagerwelle mit angedrehten Konen sowie Lagerschalen, die ins Tretlagergehäuse eingeschraubt werden. Das Tretlagergehäuse besitzt daher innen ein Gewinde. Charakteristisch ist zudem der Konterring, der auf die linke Lagerschale geschraubt wird. Mit der linken Lagerschale und dem Konterring kann dieses Tretlager leicht eingestellt werden. Die rechte Lagerschale hingegen wird bis zum Anschlag in das Tretlagergehäuse eingeschraubt.  
Keiltretlager in BSA-Ausführung sind eine relativ aufwändige, hochwertige Konstruktion. Sie wurden lange Zeit hauptsächlich bei Rennrädern, Sporträdern, Tourensporträdern sowie Tourenrädern in "englischer Ausführung" verwendet. In den 1970er Jahren wurden sie schrittweise durch die einfacheren Thompson-Tretlager ersetzt. Dies geschah zunächst ab etwa 1972/73 bei den Tourensporträdern von [[Mifa]], ab 1976 dann auch bei den Mifa-Sporträdern und den Tourensporträdern von [[Diamant]]. Seitdem wurden nur noch Rennräder (und später auch Rennsporträder) von [[Diamant]] mit Tretlagern in BSA-Ausführung ausgestattet. Zu dieser Zeit wurden auch Keiltretlager vom westdeutschen Hersteller Thun importiert.
Hersteller der Keiltretlager war in der DDR zunächst [[FZTW]], ab 1958 der [[Simson|VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl]].


Keiltretlager in BSA-Ausführung wurden lange Zeit hauptsächlich bei Rennrädern, Sporträdern, Tourensporträdern sowie Tourenrädern in "englischer Ausführung" verwendet. In den Siebziger Jahren wurden sie schrittweise durch die Thompson-Tretlager ersetzt. Dies geschah zunächst ab etwa 1972/73 bei den Tourensporträdern von [[Mifa]], ab etwa 1976 dann auch bei den Mifa-Sporträdern. Bei den Tourensporträdern von [[Diamant]] wurden sie noch bis 1978 verwendet. In den achtziger Jahren besaßen dann nur noch die Rennsport- und Rennräder von Diamant dieses Tretlager.
Insgesamt verringerte sich die Qualität der Keiltretlager im Verlauf der Jahre. Hochwertige Keile der 1950er Jahre besitzen Muttern der SW 12, in den 1960er Jahren SW 11, später nur noch SW 10. Während Keilgetriebe von Fahrrädern der 1950er Jahre bis heute kaum verformte Keile und kaum eingelaufene Achsnuten haben, weisen Getriebe der 1980er Jahre selbst bei wenig genutzten Fahrrädern oftmals erhebliche Verschleißerscheinungen auf, und wackelige Pedalarme, die sich nicht mehr fixieren lassen oder unsymmetrisch zueinander stehen, sind keine Seltenheit.
Bis Anfang der sechziger Jahre wurden Keillager hauptsächlich von [[Simson]] hergestellt.


<gallery widths="250" heights="200" perrow="4">
<gallery widths="220" heights="220" perrow="4">
Datei:Lagerschalen geschraubt.JPG|BSA-Lagerschalen mit Kugellagern und Konterring.
Datei:LagerschaleAlt.JPG|Rechte Lagerschale mit planer Oberfläche, verbaut bis etwa Ende der 1960er Jahre.
Datei:LagerschaleAlt.JPG|Rechte Lagerschale mit planer Oberfläche, verbaut bis etwa Ende der 60er Jahre.
Datei:LagerschaleNeu.JPG|Rechte Lagerschale mit vertiefter Oberfläche, verbaut ab etwa Ende der 1960er Jahre bis 1990.
Datei:LagerschaleNeu.JPG|Rechte Lagerschale mit vertiefter Oberfläche, verbaut ab etwa Ende der 60er Jahre bis 1990.
</gallery>
</gallery>


===Keiltretlager in Thompson-Ausführung===
[[Datei:ThompsonLagerKomplett.jpg|miniatur|right|300px|'''Vollständiges Thompson-Keiltretlager'''<br>Von links nach rechts auf der Welle: Kontermutter, Sicherungsscheibe, Staubdeckel, Einstellkonus, Kugelring, linke Einschlagschale, rechte Einschlagschale, Kugelring, feststehender Konus]]
Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Tretlagerwelle mit aufschraubbaren Konen sowie einen Staubdeckel aus Metall oder Kunststoff, der die linke Lagerschale vor Staub und Nässe schützt. Bei einigen Fahrradmodellen wie dem [[Mifa Modell S 5]] hat der Staubdeckel, wie beim Glockentretlager, die Form einer Glocke und ist fest mit der Tretkurbel verbunden.


*'''Keiltretlager in Thompson-Ausführung'''
Die Lagerschalen sind gesteckt, d.h. sie müssen in das Tretlagergehäuse eingeschlagen werden. Die Einstellung des Tretlagers erfolgt über den linken Konus sowie den Konterring. Ein Vorteil der Thompson-Ausführung ist, dass die Achse bereits nach Lösen eines Pedalarms entnommen werden kann. Ein erheblicher Nachteil ist hingegen, dass die Lager schlecht vor Feuchtigkeit und Staub geschützt sind. Da diese Lager ab den 1980er Jahren teilweise nur mangelhaft ab Werk gefettet wurden, ergab sich insgesamt eine stark verringerte Haltbarkeit im Vergleich zu den Tretlagern in BSA-Ausführung. Dazu kam eine nachlassende Material- und Verarbeitungsqualität der Achsen, Konen, Keile, und Kugelkäfige. Aus den 1980er Jahren kann man noch heute augenscheinlich wenig genutzte Fahrräder finden, die bereits erheblich verschlissene Tretlager aufweisen.


Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Tretlagerwelle mit aufschraubbaren Konen sowie einen Staubdeckel aus Metall oder Kunststoff, der die linke Lagerschale vor Staub und Nässe schützt. Die Lagerschalen sind gesteckt, d.h. sie müssen in das Tretlagergehäuse eingeschlagen werden. Die Einstellung des Tretlagers erfolgt über den linken Konus sowie den Konterring.
Keiltretlager in Thompson-Ausführung wurden lange Zeit hauptsächlich für Jugendfahrräder von Mifa und [[Möve]] verwendet. Die Klappräder von Mifa besaßen ebenfalls ein solches Tretlager. In den 1970er und 1980er Jahren wurden auch Tourensport- und Sporträder damit ausgestattet.


Keiltretlager in Thompson-Ausführung wurden lange Zeit nur für Jugendfahrräder von Mifa und [[Möve]] verwendet. Das Klapprad von Mifa besaß ebenfalls ein solches Tretlager. In den Siebziger und Achtziger Jahren wurden auch Tourensport- und Sporträder damit ausgestattet.
==Glockentretlager==
[[Datei:Glockentretlager.jpg|miniatur|right|300px|'''Vollständiges Glockentretlager'''<br>Von links nach rechts: Kurbelmutter, Kugelring, rechte Einschlagschale, Ölerhülse, linke Einschlagschale, Kugelring, Einstellkonus, Sicherungsscheibe, Sicherungsmutter, Kurbelmutter.Darunter ist die Tretlagerwelle mit dem feststehenden Konus abgebildet.]]


==Glockentretlager==
Glockentretlager sind äußerlich an den Metallhalbschalen der Tretkurbeln zu erkennen, die das Tretlagergehäuse abdecken. Die Tretkurbeln werden auf den Vierkant gepresst und mit Hilfe von speziellen Muttern gesichert. Auch hier sind die Lagerschalen ins Tretlagergehäuse eingeschlagen. Charakteristisch sind ferner der feststehende rechte Konus, die um die Welle liegende Ölerhülse und ein Öl- bzw Abschmiernippel.
Glockentretlager wurden bis 1955 von [[RENAK|Fichtel & Sachs]] und bis 1958 von FZTW, ab 1955 ausschließlich von [[RENAK]] produziert. Glockentretlager lassen sich für Reparatur und Wartung nur mit hohem Aufwand demontieren. Eine nachträgliche Schmierung erfolgte in der Regel über einen [[Öler]] im Tretlagergehäuse.


[[Datei:Glockentretlager.jpg|miniatur|200px|Vollständiges Glockentretlager<br>Von links nach rechts: Kurbelmutter, Kugelring, rechte Einschlagschale, Ölerhülse, linke Einschlagschale, Kugelring, Einstellkonus, Sicherungs-<br>scheibe, Sicherungsmutter, Kurbelmutter<br>Darunter ist die Tretlagerwelle mit dem feststehenden Konus abgebildet.]]
Die Tourenräder von Diamant, Mifa, Möve und Simson wurden beinahe ausschließlich mit Glockentretlagern ausgestattet. Daneben wurden auch Kinderräder sowie einige Klappräder und Tourensporträder von Mifa mit diesem Tretlager ausgerüstet. Zudem wurden in den 1970er und 1980er Jahren auch einige Räder, die regulär ein Thompson-Tretlager besaßen, mit Glockentretlagern versehen. Dies war möglich, da für beide Systeme die gleichen Einschlag-Lagerschalen genutzt wurden.


Glockentretlager sind äußerlich an den Metallhalbschalen der Tretkurbeln zu erkennen, die das Tretlagergehäuse abdecken. Die Tretkurbeln werden auf den Vierkant gepresst und mit Hilfe von speziellen Muttern gesichert. Auch hier sind die Lagerschalen ins Tretlagergehäuse eingeschlagen. Charakteristisch sind ferner der feststehende rechte Konus, die um die Welle liegende Ölerhülse und ein Öl- bzw Abschmiernippel.
Die Glockentretlager wurden ab 1954 von [[Renak]] hergestellt, vorher auch von Fichtel und Sachs (FuS). Glockentretlager lassen sich für Reparatur und Wartung nur mit Aufwand demontieren.


Die klassischen Tourenräder von Diamant, Mifa, Möve und Simson wurden fast immer mit Glockentretlagern ausgestattet. Daneben wurden auch Kinderräder sowie einige Klappräder und Tourensporträder von Mifa mit diesem Tretlager ausgerüstet. Zudem wurden in den siebziger und achtziger Jahren auch einige Räder, die regulär ein Thompson-Tretlager besaßen, mit Glockentretlagern versehen. Dies war möglich, da für beide Systeme die gleichen Einschlag-Lagerschalen genutzt wurden.
<gallery widths="220" heights="220" perrow="4">
Datei:Fawelo-Tretlager-Glockengetriebe-OVP.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">''' Tretlager von [[Fawelo]] in einfacher Ausführung'''</p></center>'''Zeitraum:''' vrmtl. Mitte 1950er Jahre<br>'''Verwendung:''' Zubehör-/Ersatzteil<br>'''Material:''' Stahl (brüniert)<br>'''Bemerkungen:''' ohne Kugelringe, ohne Ölerhülse
Datei:Fawelo-Tretlager-Glockengetriebe-Prägung.jpg|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Prägung auf der Tretlagerwelle'''</p></center>[[Fawelo]] Logo, [[Gütezeichen]] "2" und [[Betriebsnummer]] als kleine Prägung in der Mitte der Tretlagerwelle
</gallery>


[[Kategorie:Fahrradteile]]
[[Kategorie:Antrieb]]

Aktuelle Version vom 13. Oktober 2022, 17:01 Uhr

Die Bezeichnung Tretlager wird teilweise auch als Synonym für das Getriebe, also die Einheit aus Kettenblatt, Kurbeln und dem eigentlichen Tretlager (Innenlager) verwendet.
Dieser Artikel beschäftigt sich jedoch mit dem Tretlager bzw. Innenlager als Einzelteil.


In der DDR wurden Fahrräder mit Glockentretlagern oder Keiltretlagern ausgestattet. Handelte es sich bei den Keiltretlagern in den 1950er und 1960er Jahren fast ausschließlich um solche in BSA-Ausführung, so wurden in den 1970 und 1980er Jahren zunehmend Keiltretlager in Thompson-Ausführung verwendet. Diese Konstruktionen behielt man bei den handelsüblichen Fahrrädern bis 1990 bei, während die Hersteller anderer Länder längst moderne Vierkant-Tretlager nach ISO- oder JIS-Norm bevorzugten, die leichter zu montieren und haltbarer waren. Keil- und Glockentretlager wurden in der DDR im Laufe der Jahre mit verschiedenen Formen von Kettenblättern ausgestattet.

Keiltretlager

Keiltretlager haben ihre Bezeichnung durch die Kurbelkeile erhalten, mit denen die Tretkurbeln auf der Tretlagerwelle befestigt werden. Es gibt Keiltretlager mit geschraubten (BSA-Ausführung) oder gesteckten Lagerschalen (Thompson-Ausführung).

Keiltretlager in BSA-Ausführung

BSA-Keiltretlager
Von oben nach unten: Welle, linke Lagerschale, rechte Lagerschale, Kugelring, Konterring, Kurbelkeil

Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Welle mit angedrehten Konen sowie Lagerschalen, die ins Tretlagergehäuse eingeschraubt werden. Das Gehäuse besitzt daher innen ein nach der Lackierung des Rahmens eingeschnittenes Gewinde. Charakteristisch ist zudem der Konterring, der auf die linke Lagerschale geschraubt wird. Mit der linken Lagerschale und dem Konterring kann dieses Tretlager leicht eingestellt werden. Die rechte Lagerschale hingegen wird bis zum Anschlag in das Tretlagergehäuse eingeschraubt.

Keiltretlager in BSA-Ausführung sind eine relativ aufwändige, hochwertige Konstruktion. Sie wurden lange Zeit hauptsächlich bei Rennrädern, Sporträdern, Tourensporträdern sowie Tourenrädern in "englischer Ausführung" verwendet. In den 1970er Jahren wurden sie schrittweise durch die einfacheren Thompson-Tretlager ersetzt. Dies geschah zunächst ab etwa 1972/73 bei den Tourensporträdern von Mifa, ab 1976 dann auch bei den Mifa-Sporträdern und den Tourensporträdern von Diamant. Seitdem wurden nur noch Rennräder (und später auch Rennsporträder) von Diamant mit Tretlagern in BSA-Ausführung ausgestattet. Zu dieser Zeit wurden auch Keiltretlager vom westdeutschen Hersteller Thun importiert. Hersteller der Keiltretlager war in der DDR zunächst FZTW, ab 1958 der VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl.

Insgesamt verringerte sich die Qualität der Keiltretlager im Verlauf der Jahre. Hochwertige Keile der 1950er Jahre besitzen Muttern der SW 12, in den 1960er Jahren SW 11, später nur noch SW 10. Während Keilgetriebe von Fahrrädern der 1950er Jahre bis heute kaum verformte Keile und kaum eingelaufene Achsnuten haben, weisen Getriebe der 1980er Jahre selbst bei wenig genutzten Fahrrädern oftmals erhebliche Verschleißerscheinungen auf, und wackelige Pedalarme, die sich nicht mehr fixieren lassen oder unsymmetrisch zueinander stehen, sind keine Seltenheit.

Keiltretlager in Thompson-Ausführung

Vollständiges Thompson-Keiltretlager
Von links nach rechts auf der Welle: Kontermutter, Sicherungsscheibe, Staubdeckel, Einstellkonus, Kugelring, linke Einschlagschale, rechte Einschlagschale, Kugelring, feststehender Konus

Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Tretlagerwelle mit aufschraubbaren Konen sowie einen Staubdeckel aus Metall oder Kunststoff, der die linke Lagerschale vor Staub und Nässe schützt. Bei einigen Fahrradmodellen wie dem Mifa Modell S 5 hat der Staubdeckel, wie beim Glockentretlager, die Form einer Glocke und ist fest mit der Tretkurbel verbunden.

Die Lagerschalen sind gesteckt, d.h. sie müssen in das Tretlagergehäuse eingeschlagen werden. Die Einstellung des Tretlagers erfolgt über den linken Konus sowie den Konterring. Ein Vorteil der Thompson-Ausführung ist, dass die Achse bereits nach Lösen eines Pedalarms entnommen werden kann. Ein erheblicher Nachteil ist hingegen, dass die Lager schlecht vor Feuchtigkeit und Staub geschützt sind. Da diese Lager ab den 1980er Jahren teilweise nur mangelhaft ab Werk gefettet wurden, ergab sich insgesamt eine stark verringerte Haltbarkeit im Vergleich zu den Tretlagern in BSA-Ausführung. Dazu kam eine nachlassende Material- und Verarbeitungsqualität der Achsen, Konen, Keile, und Kugelkäfige. Aus den 1980er Jahren kann man noch heute augenscheinlich wenig genutzte Fahrräder finden, die bereits erheblich verschlissene Tretlager aufweisen.

Keiltretlager in Thompson-Ausführung wurden lange Zeit hauptsächlich für Jugendfahrräder von Mifa und Möve verwendet. Die Klappräder von Mifa besaßen ebenfalls ein solches Tretlager. In den 1970er und 1980er Jahren wurden auch Tourensport- und Sporträder damit ausgestattet.

Glockentretlager

Vollständiges Glockentretlager
Von links nach rechts: Kurbelmutter, Kugelring, rechte Einschlagschale, Ölerhülse, linke Einschlagschale, Kugelring, Einstellkonus, Sicherungsscheibe, Sicherungsmutter, Kurbelmutter.Darunter ist die Tretlagerwelle mit dem feststehenden Konus abgebildet.

Glockentretlager sind äußerlich an den Metallhalbschalen der Tretkurbeln zu erkennen, die das Tretlagergehäuse abdecken. Die Tretkurbeln werden auf den Vierkant gepresst und mit Hilfe von speziellen Muttern gesichert. Auch hier sind die Lagerschalen ins Tretlagergehäuse eingeschlagen. Charakteristisch sind ferner der feststehende rechte Konus, die um die Welle liegende Ölerhülse und ein Öl- bzw Abschmiernippel. Glockentretlager wurden bis 1955 von Fichtel & Sachs und bis 1958 von FZTW, ab 1955 ausschließlich von RENAK produziert. Glockentretlager lassen sich für Reparatur und Wartung nur mit hohem Aufwand demontieren. Eine nachträgliche Schmierung erfolgte in der Regel über einen Öler im Tretlagergehäuse.

Die Tourenräder von Diamant, Mifa, Möve und Simson wurden beinahe ausschließlich mit Glockentretlagern ausgestattet. Daneben wurden auch Kinderräder sowie einige Klappräder und Tourensporträder von Mifa mit diesem Tretlager ausgerüstet. Zudem wurden in den 1970er und 1980er Jahren auch einige Räder, die regulär ein Thompson-Tretlager besaßen, mit Glockentretlagern versehen. Dies war möglich, da für beide Systeme die gleichen Einschlag-Lagerschalen genutzt wurden.