Awtowelo: Unterschied zwischen den Versionen

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''AWTOWELO'' war eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG), wobei der Name auf den russischen Begriff ''Awto-Weloziped (selbstfahrendes Veloziped) = Motorrad'' zurückgeht.
''AWTOWELO'' war eine sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft (SAG), wobei der Name auf den russischen Begriff ''Awto-Weloziped (selbstfahrendes Veloziped = Motorrad)'' zurückgeht.


Zur SAG AWTOWELO gehörten u.a.: [[Simson]] (Suhl), das BMW-Werk in Eisenach, die [[Diamant|Elite-Diamantwerke (Siegmar-Schönau, später Chemnitz)]], die Feinmeßzeugfabrik Keilpart (Suhl), das Rheinmetallwerk (Sömmerda), die Kugellagerfabrik Böhlitz-Ehrenberg (Leipzig), die Thüringer Kugellagerfabrik, vorm. Karl Reich (Zella-Mehlis), die Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla, die [[Mifa|Mitteldeutschen Fahrradwerke]] (Sangerhausen) sowie das [[Renak|Fichtel & Sachs-Werk]] (Reichenbach/Vogtland).
Die Umwandlung deutscher Unternehmen in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands (SBZ) in SAG-Betriebe begann 1945 und lief bis Mitte 1947. Die Rückgabe erster SAG-Betriebe erfolgte bereits ab 1947, am 17. Juni 1953 wurden die letzten SAG-Betriebe an die DDR zurückgegeben. Tatsächlich waren diese Rück''gaben'' jedoch Rück''käufe'', die die DDR insgesamt rund 1,75 Milliarden Mark kosteten. Zum 1. Mai 1952 wurden die letzten Betriebe der Fahrradindustrie aus der SAG entlassen und in Volkseigentum der DDR überführt.


Gegründet wurden SAG-Betriebe in der SBZ ab dem Jahr 1945, die Übernahme deutscher Unternehmen lief bis Mitte 1947. Die Rückgabe erster SAG-Betriebe erfolgte bereits ab 1947, am 17. Juni 1953 wurden die letzten SAG-Betriebe an die DDR zurückgegeben. Tatsächlich waren diese Rück''gaben'' jedoch Rück''käufe'', die die DDR insgesamt rund 1,75 Milliarden Mark kosteten. Zum 1. Mai 1952 wurden auch Betriebe der Fahrradindustrie aus der SAG AWTOWELO entlassen und in Volkseigentum der DDR überführt.
SAG-Betriebe waren durch die UdSSR vor allem geschaffen worden, um im Zuge der Reparationen einen größtmöglichen Nutzen aus den vereinnahmten deutschen Betrieben zu ziehen. Denn die herkömmliche Demontagepraxis hatte für die Sowjets auch Nachteile: Demontiert wurden oft (hoch)moderne Maschinen (was sich in der DDR teilweise noch viele Jahre in Form veralteter Maschinenparks auswirkte) - diese Maschinen konnten an ihrem Bestimmungsort von den Sowjets nicht immer korrekt bedient und damit genutzt werden. Zudem kamen viele Maschinen, bedingt durch die langen Transportwege, nur unvollständig oder auch gar nicht in der UdSSR an. Schließlich wollte sich die sowjetische Führung in ihrer Deutschlandpolitik gewisse Optionen offenhalten. Auch wenn sie ihre Besatzungszone hätten aufgeben müssen, hätte über die als sowjetisches Eigentum bestehenden SAG der sowjetische Einfluss in Mitteldeutschland, zumindest zeitweise, aufrecht erhalten werden können. Aus diesem Grund beließ man zahlreiche Betriebe an ihrem ursprünglichen Ort in Deutschland, schöpfte aber Werte und Waren als Reparationsleistung ab. Für die Betriebe selbst war diese Praxis dennoch vorteilhaft, da sie nicht demontiert wurden und so, neben den Reparationsaufträgen, auch weiterhin für den deutschen Binnenmarkt produzierten.


SAG-Betriebe wurden durch die UdSSR vor allem geschaffen, um im Zuge der Reparationen einen größtmöglichen Nutzen aus den vereinnahmten deutschen Betrieben zu ziehen. Denn die herkömmliche Demontagepraxis hatte für die Sowjets auch Nachteile: Demontiert wurden zumeist moderne Maschinen (was sich in der DDR teilweise noch viele Jahre in Form veralteter Maschinenparks auswirkte) - diese Maschinen konnten an ihrem Bestimmungsort von den Sowjets nicht immer korrekt bedient und damit genutzt werden. Zudem kamen viele Maschinen, bedingt durch sehr lange Transportwege, nur unvollständig oder auch gar nicht in der UdSSR an. Schließlich wollte sich die sowjetische Führung in ihrer Deutschlandpolitik gewisse Optionen offenhalten. Auch wenn sie ihre Besatzungszone hätten aufgeben müssen, hätte über die als sowjetisches Eigentum bestehenden SAG der sowjetische Einfluss in Mitteldeutschland, zumindest zeitweise, aufrecht erhalten werden können.
Aus diesem Grund beließ man zahlreiche Betriebe an ihrem ursprünglichen Ort in Deutschland, schöpfte aber Werte und Waren als Reparationsleistung ab. Für die Betriebe selbst war diese Praxis dennoch vorteilhaft, da sie nicht demontiert wurden und so, neben den Reparationsaufträgen, auch weiterhin für den deutschen Binnenmarkt produzierten.


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Datei:Übersicht Betriebe Awtowelo Oktober 1951.jpg|Die Betriebe der SAG AWTOWELO (Anzeige in einem Journal zur Leipziger Messe, Oktober 1951).
Datei:Übergabe SAG-Betriebe ND 29-4-1952.jpg|"Übergabe von SAG-Betrieben", Bericht im Neuen Deutschland vom 29. April 1952 (eigene farbliche Hervorhebung).
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'''Betriebe der SAG AWTOWELO aus der Fahrradindustrie:'''
==Betriebe der SAG AWTOWELO in der Fahrradindustrie==
*[[Diamant|Elite-Diamant]], von 1946 bis 30. April 1952
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*[[Simson]], vom 1. April 1946 bis 30. April 1952
! Betrieb !! Teil der SAG AWTOWELO von... bis... !! Produkte
*[[Renak|Fichtel & Sachs]], von ?? bis ??
|-
*[[Mifa]], vom 1. August 1946 bis ??
*[[Thüringer Kugellagerfabrik der Staatlichen Aktiengesellschaft „Awtowelo“ vorm. Karl Reich]], von ?? bis ??


|[[Diamant|Elite-Diamant]]
|30. November 1946 bis 31. März 1952
|[[Modelle Diamant|Fahrräder]], Fahrradkomponenten
|-
|[[Simson]]
|1. April 1946 bis 30. April 1952
|[[Modelle Simson|Fahrräder]], Fahrradkomponenten
|-
|[[Mifa]]
|1. August 1946 bis 31. Mai 1950
|[[Modelle Mifa|Fahrräder]], Fahrradkomponenten
|-
|[[RENAK|Fichtel & Sachs]]
|spätestens 1949 bis 30. April 1952
|[[Naben]], [[Getriebe]]
|-
|Thüringer Kugellagerfabrik der SAG „Awtowelo“<br> vormals Karl Reich, Zella-Mehlis
|spätestens 1949 bis 30. April 1952
|Kugellager, [[Pedale]], [[Naben|Vorderradnaben]], [[Steuersätze]]
|-
|}


==Literatur==
==Literatur==
*Karlsch, Rainer: Allein bezahlt? Die Reparationsleistungen der SBZ/DDR 1945 bis 53, Berlin 1993.
*Karlsch, Rainer: Allein bezahlt? Die Reparationsleistungen der SBZ/DDR 1945 bis 53, Berlin 1993.
[[Kategorie: Wissenswertes]]
[[Kategorie: Wissenswertes]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2022, 20:14 Uhr

AWTOWELO war eine sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft (SAG), wobei der Name auf den russischen Begriff Awto-Weloziped (selbstfahrendes Veloziped = Motorrad) zurückgeht.

Die Umwandlung deutscher Unternehmen in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands (SBZ) in SAG-Betriebe begann 1945 und lief bis Mitte 1947. Die Rückgabe erster SAG-Betriebe erfolgte bereits ab 1947, am 17. Juni 1953 wurden die letzten SAG-Betriebe an die DDR zurückgegeben. Tatsächlich waren diese Rückgaben jedoch Rückkäufe, die die DDR insgesamt rund 1,75 Milliarden Mark kosteten. Zum 1. Mai 1952 wurden die letzten Betriebe der Fahrradindustrie aus der SAG entlassen und in Volkseigentum der DDR überführt.

SAG-Betriebe waren durch die UdSSR vor allem geschaffen worden, um im Zuge der Reparationen einen größtmöglichen Nutzen aus den vereinnahmten deutschen Betrieben zu ziehen. Denn die herkömmliche Demontagepraxis hatte für die Sowjets auch Nachteile: Demontiert wurden oft (hoch)moderne Maschinen (was sich in der DDR teilweise noch viele Jahre in Form veralteter Maschinenparks auswirkte) - diese Maschinen konnten an ihrem Bestimmungsort von den Sowjets nicht immer korrekt bedient und damit genutzt werden. Zudem kamen viele Maschinen, bedingt durch die langen Transportwege, nur unvollständig oder auch gar nicht in der UdSSR an. Schließlich wollte sich die sowjetische Führung in ihrer Deutschlandpolitik gewisse Optionen offenhalten. Auch wenn sie ihre Besatzungszone hätten aufgeben müssen, hätte über die als sowjetisches Eigentum bestehenden SAG der sowjetische Einfluss in Mitteldeutschland, zumindest zeitweise, aufrecht erhalten werden können. Aus diesem Grund beließ man zahlreiche Betriebe an ihrem ursprünglichen Ort in Deutschland, schöpfte aber Werte und Waren als Reparationsleistung ab. Für die Betriebe selbst war diese Praxis dennoch vorteilhaft, da sie nicht demontiert wurden und so, neben den Reparationsaufträgen, auch weiterhin für den deutschen Binnenmarkt produzierten.


Betriebe der SAG AWTOWELO in der Fahrradindustrie

Betrieb Teil der SAG AWTOWELO von... bis... Produkte
Elite-Diamant 30. November 1946 bis 31. März 1952 Fahrräder, Fahrradkomponenten
Simson 1. April 1946 bis 30. April 1952 Fahrräder, Fahrradkomponenten
Mifa 1. August 1946 bis 31. Mai 1950 Fahrräder, Fahrradkomponenten
Fichtel & Sachs spätestens 1949 bis 30. April 1952 Naben, Getriebe
Thüringer Kugellagerfabrik der SAG „Awtowelo“
vormals Karl Reich, Zella-Mehlis
spätestens 1949 bis 30. April 1952 Kugellager, Pedale, Vorderradnaben, Steuersätze

Literatur

  • Karlsch, Rainer: Allein bezahlt? Die Reparationsleistungen der SBZ/DDR 1945 bis 53, Berlin 1993.