Tretlager: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Februar 2011, 19:28 Uhr
In der DDR wurden Fahrräder mit Glockentretlagern oder Keiltretlagern ausgestattet. Handelte es sich bei den Keiltretlagern in den fünfziger und sechziger Jahren fast ausschließlich um solche in BSA-Ausführung, so wurden in den siebziger und achtziger Jahren zunehmend Keiltretlager in Thompson-Ausführung verwendet. Diese Konstruktionen behielt man bei den handelsüblichen Fahrrädern bis 1990 bei, während v.a. westliche Hersteller längst modernere keillose Tretlager bevorzugten. Material war stets Stahl, nur 1955 bis 1956 wurden an Diamant-Sporträdern auch Tretkurbeln aus Aluminium verbaut. Keil- und Glockentretlager wurden über die Jahre mit verschiedenen Formen von Kettenblättern ausgestattet.
Keiltretlager
Keiltretlager haben ihre Bezeichnung durch die Kurbelkeile erhalten, mit denen die Tretkurbeln auf der Tretlagerwelle befestigt werden. Es gibt Keiltretlager mit geschraubten (BSA-Ausführung) oder gesteckten Lagerschalen (Thompson-Ausführung).
- Keiltretlager in BSA-Ausführung
Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Tretlagerwelle mit angedrehten Konen sowie Lagerschalen, die ins Tretlagergehäuse eingeschraubt werden. Das Tretlagergehäuse besitzt daher innen ein Gewinde. Charakteristisch ist zudem der Konterring, der auf die linke Lagerschale geschraubt wird. Mit der linken Lagerschale und dem Konterring kann dieses Tretlager leicht eingestellt werden. Die rechte Lagerschale hingegen wird bis zum Anschlag in das Tretlagergehäuse eingeschraubt.
Keiltretlager in BSA-Ausführung wurden lange Zeit hauptsächlich bei Rennrädern, Sporträdern, Tourensporträdern sowie Tourenrädern in "englischer Ausführung" verwendet. In den Siebziger Jahren wurden sie schrittweise durch die Thompson-Tretlager ersetzt. Dies geschah zunächst ab etwa 1972/73 bei den Tourensporträdern von Mifa, ab etwa 1976 dann auch bei den Mifa-Sporträdern. Bei den Tourensporträdern von Diamant wurden sie noch bis 1978 verwendet. In den achtziger Jahren besaßen dann nur noch die Rennsport- und Rennräder von Diamant dieses Tretlager. Bis Anfang der sechziger Jahre wurden Keillager hauptsächlich von Simson hergestellt.
- Keiltretlager in Thompson-Ausführung
Tretlager dieser Bauweise besitzen eine Tretlagerwelle mit aufschraubbaren Konen sowie einen Staubdeckel aus Metall oder Kunststoff, der die linke Lagerschale vor Staub nud Nässe schützt. Die Lagerschalen sind gesteckt, d.h. sie müssen in das Tretlagergehäuse eingeschlagen werden. Die Einstellung des Tretlagers erfolgt über den linken Konus sowie den Konterring.
Keiltretlager in Thompson-Ausführung wurden lange Zeit nur für Jugendfahrräder von Mifa und Möve verwendet. Das Klapprad von Mifa besaß ebenfalls ein solches Tretlager. In den Siebziger und Achtziger Jahren wurden auch Tourensport- und Sporträder damit ausgestattet.
Glockentretlager
Glockentretlager sind äußerlich an den Metallhalbschalen der Tretkurbeln zu erkennen, die das Tretlagergehäuse abdecken. Die Tretkurbeln werden auf den Vierkant gepresst und mit Hilfe von speziellen Muttern gesichert. Auch hier sind die Lagerschalen ins Tretlagergehäuse eingeschlagen. Charakteristisch sind ferner der feststehende rechte Konus, die um die Welle liegende Ölerhülse und ein Öl- bzw Abschmiernippel. Die Glockentretlager wurden ab 1954 von Renak hergestellt, vorher auch von Fichtel und Sachs (FuS). Glockentretlager lassen sich für Reparatur und Wartung nur mit Aufwand demontieren.
Die klassischen Tourenräder von Diamant, Mifa, Möve und Simson wurden fast immer mit Glockentretlagern ausgestattet. Daneben wurden auch Kinderräder sowie einige Klappräder und Tourensporträder von Mifa mit diesem Tretlager ausgerüstet. Zudem wurden in den siebziger und achtziger Jahren auch einige Räder, die regulär ein Thompson-Tretlager besaßen, mit Glockentretlagern versehen. Dies war möglich, da für beide Systeme die gleichen Einschlag-Lagerschalen genutzt wurden.