Schutzbleche: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. September 2018, 13:15 Uhr

Die bedeutensten Fahrradproduzenten der DDR - Diamant, Mifa, Möve und Simson - fertigten die für ihre Fahrräder erforderlichen Schutzbleche weitestgehend selbst. So lassen sich für diese Hersteller und ihre Fahrradmodelle typische Schutzblech-Formen und -Profile nachweisen und entsprechend zuordnen. Auch die großen Produzenten von Kinder- und Jugendfahrrädern Bächtiger/VEB Metallwaren "Blitz", VEB Kinderfahrzeuge Mühlhausen und der VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen produzierten selbst Schutzbleche. Das ist ebenso für die Fahrradproduzenten Hainsberger Metallwerke, IFA Werk Schönebeck und den VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen anzunehmen.

Kleinere Fahrradhersteller wie der VEB Fahrradwerk Crinitz N/L (sofern sie nicht ausschließlich Rahmensets produzierten) bezogen Schutzbleche neben anderen erforderlichen Fahrradkomponenten in der Regel von Zulieferbetrieben. Seit den 1940er Jahren stellten zahlreiche Betriebe Schutzbleche - v.a. aus Aluminium - zur Erstausrüstung und als Zubehörteile her. Nicht immer lassen sich diese Bleche heute einem bestimmten Hersteller zuordnen.

Fahrradschutzbleche wurden als wesentlicher Bestandteil von Fahrrädern offensichtlich stets auch als Ersatzteil in großer Zahl benötigt. Darauf weisen v. a. die aus den 1970er und 1980er Jahren zahlreich bekannten Zubehör-Schutzbleche hin. Grund dafür dürften die Belastungen gewesen sein, denen Fahrräder und Schutzbleche auf den oft nicht in gutem Zustand befindlichen Straßen der DDR ausgesetzt waren: Erschütterungen (bei nur zwei oder drei Rahmen-Befestigungspunkten) sowie Schmutz und Nässe. Letztere sorgten dafür, dass die vom Werk aus nicht grundierten, sondern nur auf das blanke Metall lackierten Stahlschutzbleche (im Gegensatz zu meist gut rostgeschützen Rahmen und Gabeln) deutlich schnelle zu rosten begannen als etwa der Fahrradrahmen. Es sind heute zahlreiche Fälle bekannt, bei denen sich sogar an unbenutzen, augenscheinlich rostfreien Schutzblechen (aus Lagerbestand) der Lack großflächig ablöst, da eine Passivierung und/oder Grundierung fehlt und nur geringster Fugrost den Lack leicht unterwandert und löst. Das Problem eines mangelhaften oder vollständig fehlenden Rostschutzes unter der Lackierung besteht im übrigen auch bei vielen DDR-Fahrradfelgen aus Stahl.

Stahlschutzbleche wurden in den 1950er bis 1970er Jahren standardmäßig an beinahe allen Touren- und Tourensporträdern verbaut. Auch die Mifa-Sporträder der 1950er Jahre besaßen, im Gegensatz zu Diamant-Sportädern, größtenteils Stahlschutzbleche. Ab Ende der 1970er Jahre wurden Schutzbleche aus Stahl zunehmend von solchen aus Aluminium verdrängt. Noch bis 1990 wurden jedoch Fahrräder aus dem VEB-IFA Motorenwerke Nordhausen beinahe Ausschließlich mit Stahlschutzblechen ausgestattet.

Leichtmetallschutzbleche aus Aluminium wurden zunächst serienmäßig ausschließlich an Sporträdern verbaut, seit Mitte der 1960er Jahre dann auch an Tourensporträdern und seit 1967 auch an Klappfahrrädern. Breite Leichtmetallschutzbleche für Touren- und Tourensporträder gab es stets als Ersatzteil zu kaufen und waren ab Anfang der 1970er Jahre serienmäßig an einigen Rädern der Modelle Mifa Modell 107 und Mifa Modell 159 verbaut. Sie fanden seit den 1970er Jahren schließlich an beinahe allen Touren-, Sport- und sonstigen Fahrrädern Verwendung. Zum Schutz vor Verletzungen wurden die oft scharfkantigen Abschlüsse der Bleche seit Anfang der 1980er Jahre umbördelt.

Schutzbleche aus Aluminium sparten Stahlblech, reduzierten das Gesamtgewicht eines Fahrrades, waren leicht in die gewünschte Form und das Profil zu bringen, mussten nicht weiter behandelt, d.h. lackiert werden (obgleich sie oftmals hochglänzend poliert waren) und waren vergleichsweise haltbar, da nichtrostend. Blanke, farbneutrale Aluschutzbleche passten zudem an jeglichen Fahrradtyp und -modell; als Ersatzteil auch an alte gebrauchte oder aufgearbeitete Fahrräder. Sie konnten mit vergleichsweise geringem Aufwand in großen Mengen von metallverarbeitenden Betrieben produziert werden, oftmals im Rahmen der verordneten Konsumgüterproduktion. Aufgrund der günstigen Rohstofflage, war Aluminium in der DDR vergleichsweise preiswert beschaffbar.

Hersteller

Unter anderem:

Ausführungen

Schutzbleche Diamant

Schutzbleche Mifa

Schutzbleche Möve

Schutzbleche Simson

Schutzbleche Hainsberger Metallwerke

Schutzbleche IFA Motorenwerke Nordhausen

Schutzbleche Bächtiger/Metallwaren "Blitz"

Schutzbleche Kinderfahrzeuge Mühlhausen

Schutzbleche Kombinat Fortschritt

Sonstige Schutzbleche (Zubehör)

Befestigung

Schutzbleche wurden stets direkt an Rahmen und Gabel verschraubt sowie durch Streben gehalten, die entweder in speziellen Ösen am Ausfallende direkt oder an der Achse der Fahrradnabe befestigt wurden. Produziert wurden Streben aus Aluminium (für Sport-, Tourensport- und Rennradschutzbleche aus Aluminium) und Stahl (für alle Stahlschutzbleche, vereinzelt auch für Ersatz-Aluschutzbleche). Schutzblechstreben aus Stahl gab es für alle bekannten Radgrößen, solche aus Aluminium für 26"- und 28"-Fahrräder. Bei Sporträdern unterschieden sich die Streben wiederum geringfügig in der Länge, je nachdem ob sie für das vordere oder hintere Schutzblech und dort wiederum als obere oder untere Strebe verwendet wurden.

Am Schutzblech wurden Streben üblicherweise durch Klemmplättchen mit zwei Schrauben befestigt. Abweichend davon wurden bei Diamant-Touren- und Tourensporträdern vom Ende der 1950er bis Anfang/Mitte der 1960er Jahre wurden die Streben mit nur einer Schraube am Schutzblech befestigt. Seit etwa Mitte der 1970er Jahre besaßen Diamant-Fahrräder, später auch Mifa-Fahrräder Aluminium-Schutzbleche, deren Schutzbleche mit einer sog. Überlaufstrebe gehalten wurden. Diese Strebe lief über das Schutzblech und wurde dort mit einer Führung aus Kunststoff fixiert. Anfang/Mitte der 1970er Jahre wurden Aluminiumstreben auch an Rahmen und Gabeln in Kunststoffführungen gesteckt, die ihrerseits in die dafür vorgesehenen Ösen geschraubt wurden.

Schutzblechstreben

Befestigungsmaterial

Sonstiges