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Version vom 19. Dezember 2013, 22:14 Uhr
Kombinat Fortschritt Landmaschinen
Das Kombinat Fortschritt Landmaschinen galt seit den 1960er Jahren als der größte Hersteller von Landtechnik in der DDR. Ab 1978 waren in diesem Kombinat alle Herstellungsbetriebe von Landmaschinen zusammengefasst. Einzelne Betriebe des Kombinates fertigten Fahrräder und auch Fahrrad(zubehör-)teile
Produkte
- Jugendfahrräder der Marken Fortschritt, Pionier und Junior
- Befestigungsstangen für Kindersättel an Fahrradrahmen
- Beleuchtungskabel
Jugendräder aus dem "Kombinat Fortschritt Landmaschinen"
Im Zuge der Konsumgüterproduktion übernahm das Kombinat die Produktion von Jugendrädern mit einer Laufradgröße von 24" und 26". Die Fertigung erfolgte seit 1974 im Betriebsteil Neukirch des VEB Fortschritt Erntemaschinen Bischofswerda (ab 1984: VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz). Die 24"-Fahrräder waren bisher bei Mifa produziert worden. Zunächst behielt man das Mifa-Rahmendekor bei, ab ca. 1980 wurden sie unter der Marke "Fortschritt" angeboten, später dann mit der Bezeichnung "Pionier". Der gleiche Betrieb stellte seit spätestens 1984 auch Jugendfahrräder mit einer Laufradgröße von 26" her (Marke "Junior").
Aufgrund der komplexen Verflechtung der einzelnen Betriebe des Kombinats Fortschritt Landmaschinen änderte sich die Zugehörigkeit und die Bezeichnung des Betriebsteils in Neukirch offenbar mehrfach. In einem Mifa-Katalog aus dem Zeitraum 1979/80 tauchen die Modelle 305 und 355 nach längerer Unterbrechung noch einmal auf. Dort wurde als Hersteller der Jugendfahrräder der "VEB Kombinat Fortschritt Neustadt/Sa." genannt, und sie sind noch mit "Mifa"-Rahmendekor abgebildet. Als Modelle 305 L bzw. 355 L werden dort auch erstmals Ausstattungsvarianten mit dem Hochlenker des Klapprads aufgeführt.
Jugendräder Marke "Fortschritt"
Offizielle Kataloge oder Prospekte scheint es danach nicht gegeben zu haben, was einen genaueren Überblick über die Entwicklung erschwert. In der ersten Hälfte der 1980er Jahre wurden die 24"-Jugendräder unter der Marke "Fortschritt" verkauft. Wie bisher gab es die Jugendräder wahlweise mit lackierten Stahlschutzblechen oder Leichtmetallschutzblechen. Der Gepäckträger und der Kettenschutz waren offenbar immer in Rahmenfarbe lackiert. Weitere Ausstattungsdetails waren z.B. ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung) und eine Stempelbremse mit Bowdenzug. Die Rahmen waren einfarbig lackiert und besaßen ein sehr einfaches Rahmendekor aus Chromfolienaufklebern. Am Unterrohr war nun der Schriftzug "Fortschritt" zu finden. Die Modellbezeichnungen blieben unverändert (Modelle 305, 355, 305 L und 355 L). Die Broschüre "Mein Fahrrad" von Eberhard Jennrich (Ausgabe 1985) nennt darüber hinaus noch das Modell 305 S. Dieses wird jedoch nur als "Rennsportausführung" beschrieben, ohne dass nähere Details genannt werden. Bislang ist nur ein einziges Belegexemplar unbekannten Baujahres bekannt geworden. Dieses Fahrrad besaß einen schmalen Rennlenker, vorn und hinten Felgenbremsen sowie Rennpedale. Unklar bleibt auch, ob das Modell 305 S mit dem Kinder-Rennrad von Diamant identisch ist (Rahmenhöhe ebenfalls 44 cm).
Der Markenname "Fortschritt" wurde mindestens bis 1984 beibehalten. Heute sind diese Fahrräder nur noch selten zu finden. Ein gut erhaltenes Jugendfahrrad von 1983 erlaubt einige Rückschlüsse über weitere Veränderungen am Rahmen und an der Ausstattung. So wurde die Dynamohalterung spätestens ab diesem Jahr am Hinterbau angebracht statt wie bisher an der Vorderradgabel. Zudem wurde das Beleuchtungskabel nun im Rahmen verlegt. Hinzugekommen war eine Ausstattungsvariante mit verbessertem Kettenschutz (scheinbar nur in Kombination mit Aluminiumschutzblechen). Diese Ausführung trug vermutlich die Modellbezeichnung 305/3 bzw. 355/3, zumindest ist sie für spätere Jahre belegt und bezieht sich auf die bessere Ausstattungsvariante.
Dieses Jugendrad wurde bereits im Kombinat Fortschritt hergestellt, besitzt jedoch noch ein "Mifa"-Dekor. Das genaue Baujahr ist unbekannt, doch die Ausstattung deutet auf den Zeitraum 1979/1980 hin. Zu dieser Zeit war das Modell 355 auf Wunsch auch mit dem abgebildeten Hochlenker lieferbar (dann als Modell 355 L bezeichnet).
Jugendräder Marke "Pionier"
Offenbar im Zusammenhang mit der Einführung der 26"-Jugendräder "Junior" im Jahr 1984 wählte man auch für die 24"-Modelle bald einen neuen Markennamen. Sie wurden nun als "Pionier" angeboten. Diese Annahme findet weitere Unterstützung dadurch, dass das Rahmendekor der "Junior"- und der "Pionier"-Fahrräder sehr große Ähnlichkeiten aufweist. Die Fahrräder selbst blieben zunächst unverändert, doch wurde die Ausstattung schon bald um ein Speichenschloss erweitert, das an einer am Hinterbau befindlichen Halterung angebracht wurde. Auch die "Junior"-Fahrräder verfügten über dieses Detail.
Folgende Typenbezeichnungen sind für die Jugendräder bekannt:
- Modell 305 bzw. 355: Flachlenker, einfacher Kettenschutz, lackierte Stahlschutzbleche oder Aluminiumschutzbleche
- Modell 305 S: Rennsportausführung
- Modell 305 L und 355 L: Hochlenker, einfacher Kettenschutz, lackierte Stahlschutzbleche oder Aluminiumschutzbleche
- Modell 305/3 und 355/3: Hochlenker, verbesserter Kettenschutz, Aluminiumschutzbleche
In der Broschüre "Mein Fahrrad" (4. Auflage, 1989), die hier insgesamt etwas widersprüchliche Angaben enthält, findet sich für die besser ausgestattete Variante die Bezeichnung 305/3 und 355/3, während die einfacheren Ausführungen dort als Modelle 305 bzw. 355 ("mit reduziertem Ausrüstungsgrad") beschrieben werden. Zumindest der besser ausgestatteten Variante scheint man in den letzten Jahren auch eine Felgenbremse spendiert zu haben. Unklar ist jedoch, ob alle Modelle bis 1990 angeboten wurden, da die 24"-Jugendräder heute nur noch selten zu finden sind.
Die Rahmen waren einfarbig lackiert und besaßen ein sehr einfaches Rahmendekor aus Chromfolienaufklebern. Am Unterrohr war dabei der Schriftzug "Pionier" zu finden. Der Aufkleber am Sattelrohr wies auf den Hersteller der Fahrräder hin (nunmehr VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz). Am Steuerkopf befand sich ein weiterer Aufkleber mit IFA-Raute und Angabe der Laufradgröße (24").
Gemeinsame Merkmale der 24"-Jugendfahrräder "Fortschritt" und "Junior"
- Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
---|---|
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr |
Halterung für Dynamo | an der Vorderradgabel, ab spät. 1983 am Hinterbau |
Befestigungspunkte für Kettenschutz | nicht bei Modellen 305/3 und 355/3 |
Halterung für Speichenschloss | an der linken Sitzstrebe; ab 198? |
- Technische Merkmale
- Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Oberrohr gebogen, Unterrohr gerade, Rahmenhöhe 44 cm - gerade Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, schräge Ausfallenden nach vorn - Keiltretlager Thompson-Ausführung, Kettenblatt mit 40 Zähnen - polierte Aluminiumfelgen 24", Flügelmuttern - Bereifung 24" x 1 3/4" - Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen - Jugendlenker bzw. Hochlenker ohne Vorbau - polierte Leichtmetallschutzbleche oder farbig lackierte und weiß linierte Stahlschutzbleche, - Zubehör: Kettenschutz, Luftpumpe, Werkzeugtasche, Kleidernetz (nur Mädchenausführungen)
Jugendräder Marke "Junior"
Noch seltener sind die 26"-Jugendräder mit dem Markennamen Junior. Bislang sind nur sehr wenige Exemplare bekannt geworden, auch in den Katalogen finden sich kaum Hinweise auf diese Fahrräder. Wie die 24"-Jugendräder wurden auch sie vom VEB Erntemaschinen Bischofswerda (ab 1984: VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz) hergestellt.
Angaben zur Ausstattung können nur auf der Basis eines Prospektblattes von 1985 gemacht werden. Die Rahmen der 26"-Ausführungen sind mit denen der 24"-Jugendräder weitgehend identisch, die Rahmenhöhe beträgt jedoch 47 cm. Die "Junior"-Fahrräder gab es in zwei verschiedenen Grundmodellen sowie jeweils für Mädchen (Modelle 358 und 359) und Jungen (Modelle 308 und 309). Grundsätzlich besaßen alle Versionen ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), Aluminiumfelgen für Bereifung der Größe 26" x 1 3/4", Aluminiumschutzbleche, einen Hochlenker, Kettenschutz, Seitenständer sowie vorn eine Felgenbremse. Während die Modelle 309 und 359 eine Freilaufnabe mit Rücktritt besaßen, verfügten die Modelle 308 und 358 über eine Dreigang-Kettenschaltung sowie eine Felgenbremse hinten. Allen Modellen gemeinsam ist das an der linken Sitzstrebe befestigte Speichenschloss.
Markante Details der Ausstattung sind die Kettenschaltung sowie der Kettenschutz. Der Rahmen dieses Fahrrads besitzt die für die Gangschaltung sowie die hintere Felgenbremse notwendigen Anlötteile.
- Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
---|---|
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr |
Halterung für Dynamo | am Hinterbau |
Zugführung für hintere Felgenbremse | |
Zugführung für Kettenschaltung | |
Halterung für Speichenschloss | an der linken Sitzstrebe |
- Technische Merkmale Modell 309
- Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Rahmenhöhe 47 cm - gerade Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, schräge Ausfallenden nach vorn - Keiltretlager Thompson-Ausführung, Kettenblatt mit 40 Zähnen - polierte Aluminiumfelgen 26", Flügelmuttern - Bereifung 26" x 1 3/4" - Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 18 Zähnen - Hochlenker mit Vorbau - polierte Leichtmetallschutzbleche - Zubehör: Kettenschutz, Luftpumpe, Werkzeugtasche, Kleidernetz (nur Mädchenausführungen)
- Modell 359: wie Modell 309, jedoch mit gebogenem Oberrohr und Kleidernetz
- Modell 308/358: wie Modelle 309/359, jedoch mit Dreifach-Leerlaufzahnkranz (20/18/16 Zähne) und Kettenschaltung; Felgenbremse hinten
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Fortschritt_Landmaschinen
http://heimatmuseum.neukirch-lausitz.de/geschichte-sachsenzweirad.htm