Mifa Modell 208

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Als letzte noch in der DDR umgesetzte Erweiterung des Segments der sportlichen Fahrradtypen wurde 1989 das 28"-Herrensportrad Modell 208, das die Zusatzbezeichnung "Exkurs" trug, entwickelt. Dieses Fahrrad besaß eine Zehngang-Kettenschaltung, eine überarbeitete Rahmengeometrie und eine verbesserte Ausstattung. Konstruktiv basierte es auf den bisherigen Sporträdern von Mifa. Eine entsprechende Damen-Variante wurde nicht mehr realisiert.

Modellspezifische Merkmale

Der Rahmen des Mifa "Exkurs" erscheint jenem bisheriger Sporträder ähnlich, wurde jedoch komplett überarbeitet. Der Nachlauf wurde erheblich verringert. Rahmendreieck und Hinterbau wurden leicht gestrafft. Insgesamt verringerte sich dadurch der Radstand um ca. 2 cm im Vergleich zu den bisherigen Sporträdern. Äußerlich erkennbar war die Überarbeitung vor allem an den neu geformten Steuerkopfmuffen und der Sitzmuffe. Bei den Anlötteilen kam eine Zugführungsöse für den Bowdenzug des Umwerfers hinzu. Eine weitere Neuerung stellte die Pletscherplatte am Hinterbau dar. Damit orientierte man sich an einem vor allem bei westdeutschen Fahrrädern der unteren und mittleren Preiskategorie typischen Konstruktionsmerkmal. Im Verlauf des Jahres 1990 ersetzte die Pletscherplatte bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa den bisherigen Quersteg zwischen den Sitzstreben.

Hinsichtlich der Ausstattung gab es gegenüber den bisherigen Sporträdern von Mifa zahlreiche Veränderungen:

  • Zehngang-Kettenschaltung mit vergrößertem Übersetzungsbereich Ritzel mit 14 bis 26 Zähnen)
  • Schaltwerk von Tectoron (konstruktiv jedoch nicht mehr dem damaligen internationalen Entwicklungsstand entsprechend)
  • Verbesserte Felgenbremsen (geschlossene Bremsschuhe, profilierte Bremsgummis Seilzugentlaster)
  • Neue Sportpedale, die im Unterschied zu den zuvorigen Modellen einen soliden Metallrahmen besaßen
  • Neuer Gepäckträger
  • Neue Aluminium-Schutzbleche mit mittiger Sicke

Optisch gewöhnungsbedüftig erscheint das Glockentretlager mit Doppelkettenblatt. Offenbar sollte damit auf die Keilbefestigung der Tretkurbel auf möglichst einfache Weise verzichtet werden. Denn Keiltretlager galten schon damals als nicht mehr zeitgemäß und waren aufgrund nachlassender Materialqualität zunehmend störanfällig geworden. Bei dem Gepäckträger handelte es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde. Dieser findet sich auch bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91.

Ab Ende 1989 wurde außerdem ein neuer Lenker verwendet, der bisher nur für das Modell 208 belegt ist. Die ersten Exemplare hatten noch den Lenker in "NSU"-Form. Der Abbildung im Genex-Katalog 1990 nach zu urteilen waren ferner ein Sattel aus Kunststoff sowie neuartige Lenkergriffe Bestandteil der Ausstattung, offenbar wurden diese jedoch nicht in Serie verwendet, sie fehlen an den bisher bekannten Belegexemplaren. Der in den Gepäckträger integrierte Rückstrahler wurde offenbar erst 1990 serienwirksam. Auffällig ist das überarbeitete Rahmendekor, das 1990 (noch vor der Auflösung des VEB Mifa-Werk Sangerhausen) auch für alle übrigen Fahrradtypen übernommen wurde. Nur das hier beschriebene Modell besaß den Schriftzug "Exkurs" am Unterrohr.

Bedeutung innerhalb der Modellpalette

Bislang liegen zu diesem Fahrradtyp nur wenige Hintergrundinformationen vor. Einen Hinweis gibt eine Notiz in der Berliner Zeitung vom 8. September 1989, in der über ein neues Sportrad von Mifa berichtet wird: "Das erstmals vorgestellte Sportrad "Exkurs" besitzt eine 10-Gang-Kettenschaltung. Gegenüber früheren Erzeugnissen weist es in nahezu allen Details verbesserte Merkmale auf." Eine Notiz in "Der deutsche Straßenverkehr" beschreibt das neue Modell mit "[g]eänderte[r] Rahmengeometrie, ein[em] unkonventionelle[n] Lenker mit ergonomischen Griffen und [einem] Rennsattel [...]. Geschlossener Bremsschuh und profilierter Bremsgummi fallen bei den Felgenbremsen auf, Seitenständer, Stahlstab-Gepäckträger mit erhöhter Tragfähigkeit, Sicherheitsrahmenpedale und Speichenrückstrahler sind Serienaussatttung. Übersetzungsbereich: 1,80 bis 3,57." Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der GENEX-Katalog für das Jahr 1990. Dort wurde das Sportrad unter der Modellnummer 208 angeboten.

Aufgrund der sich schnell ändernden Marktbedingungen ab 1990 entstanden nur vergleichsweise wenig "Exkurs"-Sporträder. Die bei diesem Fahrradtyp realisierten Überarbeitungen wurden Anfang 1990 auch auf die übrigen Sportrad-Modelle von Mifa übertragen. Insofern brachte das neue Sportrad "Exkurs" durchaus einige relevante Weiterentwicklungen für die Sporträder von Mifa. Es ist aber auch erkennbar, dass die Zubehörteile aus DDR- bzw. RGW-Fertigung den Anschluss an den internationalen Stand verloren hatten: Anstelle der Rahmenschalthebel wären Schalthebel am Lenker zeigemäß gewesen, auch die gesamte Einheit Tretkurbel - Tretlager wirkte anachronistisch. Tretkurbeln aus Aluminium, BSA-Tretlager mit Vierkant-Befestigung der Tretkurbeln und ein deutlich größerer Übersetzungsbereich des Doppelkettenblatts hätten aus dem Mifa "Exkurs" durchaus ein zeitgemäßes Fahrrad machen können. Im Sommer 1990 verwirklichte man beim Mifa Leichtlauffahrrad unter Rückgriff auf den Rahmen des "Exkurs" gänzlich neue Ausstattungslinien.

Galerie

Technische Merkmale

Modell 208
Rahmen: Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau starr,
Ketten- und Sitzstreben gerade
Rahmenform: Diamant-Form
Rahmenhöhe: 560 mm
Steuerrohrlänge: 130 mm
Anlötteil für Dynamo: An Vorderradgabel
Haltespitzen für
Luftpumpe:
Am Unterrohr
Führung für Schaltseil: An Unterrohr und Kettenstrebe
Tretlager: Glockentretlager
Übersetzungs-
verhältnis:
50/47 : 26/22/18/16/14
Vorderradnabe: Einteilige Vorderradnabe (Aluminium)
z. T. Maillard (Import Frankreich)
Hinterradnabe: Starre Hinterradnabe (Aluminium)
z. T. Maillard (Import Frankreich)
Bremsen: Vorn und hinten Felgenbremse
Lenker: NSU-Lenker bzw. Flachlenker mit Vorbau
Sattel: Leder-Sportsattel (Möve Nr. 421 VL)
Felgen: Aluminiumfelgen
Bereifung: Drahtreifen 28" × 1 3/8” (37-622)
Schutzbleche: Aluminiumschutzbleche
Preis: