Diamant Modell 35 705

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Einordnung in die Modellpalette

Im Zuge der Neuordnung der DDR-Fahrradindustrie wurde RENAK mit der Entwicklung eines Fünffach-Schaltwerks beauftragt, um von Importen unabhängig zu werden und den Radsportlern der DDR die zu diesem Zeitpunkt international übliche 10-Gangschaltung aus volkseigener Produktion bieten zu können. Nachdem RENAK diese Entwicklung abgeschlossen hatte und Ende 1960 mit der Serienproduktion der neuen Kettenschaltung begann, folgte zur Saison 1961 eine erneute Umbenennung der Diamant-Rennräder. Die Modellnummern ab 1961 lauteten wie folgt:

Danach fanden kaum noch Weiterentwicklungen statt und diese Modellnummern wurden bis 1990 beibehalten.

Rahmen und Ausstattung

Der Rahmen des Modells 35 705 bestand aus leichten Chrommolybdän-Stahlrohren und war in vier verschiedenen Rahmenhöhen lieferbar (52, 55, 58 oder 61 cm). Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem Tretlager ein Kennbuchstabe eingeschlagen. Die Rahmen besaßen viele zusätzliche Anlötteile, etwa Zugführungen für die hintere Felgenbremse und für eine Kettenschaltung sowie Sockel für die Schalthebel. An der linken Sitzstrebe war zudem ein Winkel angelötet, der zur Befestigung des Rücklichts bzw. des Reflektors diente. Das Modell 35 705 besaß grundsätzlich schräge Ausfallenden.
Die Ausstattung ähnelte weitgehend der des bisherigen Modells 35 701. Viele Anbauteile bestanden aus Aluminium (z.B. Lenker, Vorbau, Pedale und Naben. Das Modell 35 705 besaß grundsätzlich Leichtmetallfelgen (27") für Schlauchreifen sowie ein Keiltretlager mit hohlgebohrter Welle. Ab Werk waren die Rennräder straßentauglich, d.h. mit Schutzblechen, einer Klingel sowie einer Beleuchtungsanlage (vorn in Form eines Dynamoscheinwerfers) ausgerüstet. Überwiegend wurde die "Straßenausstattung" jedoch abgebaut.
Das Modell 35 705 wurde ab Werk ohne Gangschaltung ausgeliefert, doch war deren nachträglicher Anbau problemlos möglich. Bei den Bremsen (Alda) handelte es sich anfangs um Seitenzugfelgenbremsen, die denen der Sporträder sehr ähnlich waren, jedoch zusätzlich über Seilzugentlaster verfügten. Diese ermöglichten einen schnelleren Radwechsel. Die Pedale (mit Haken und Lederriemen) stammten von Infesto, die Vorbauten und Felgen von Grünert. Die Rennlenker gab es in den Breiten 38 cm, 40 cm und 42 cm. Noch bis etwa 1963 waren diese mit "Diamant Modell 167" geprägt, obwohl sich die Modellbezeichnung mittlerweile geändert hatte. Ein Leder-Rennsattel vom VEB Möve-Werk Mühlhausen sowie eine lange Aluminium-Luftpumpe rundeten die Ausstattung ab.

Veränderungen während der Produktionszeit

Änderungen am Rahmen betrafen den Wegfall der Steuerkopfschilder ab 1964. Die bisherigen Aluminiumschilder wurden durch Wasserschiebebilder ersetzt. Ab etwa 1967 entfielen auch die Schalthebelsockel am Unterrohr. Fortan mussten die Schalthebel an einer Schelle befestigt werden. Dies geschah vermutlich im Zusammenhang mit dem Wechsel auf die tschechische Favorit-Schaltung, nachdem die Produktion von Schaltwerken bei RENAK eingestellt wurde.
Weitere Veränderungen betrafen vor allem Details der Ausstattung. So wurden etwa die Seitenzugfelgenbremsen durch Mittelzugfelgenbremsen ersetzt. Anders als bei den Rennrädern mit Gangschaltung behielt man die Flügelmuttern zur Radbesfestigung bis 1990 bei. Anfang bis Mitte der 1960er Jahre wurden einige Rennräder mit einem neuentwickelten Steuersatz versehen, den Diamant selbst fertigte. In der folgenden Zeit änderten sich bei den Rennrädern lediglich Details der Ausstattung (u.a. Pedale und Brenmshebel), technisch blieb alles beim Alten. Insbesondere die Rahmengeometrie mit ihrem langen Hinterbau war inzwischen nicht mehr zeitgemäß, ebenso Tretlager und Antriebseinheit. Andere Hersteller verwendeten um 1980 bereits fast ausschließlich keillose Tretlager und Tretkurbeln bzw. Kettenblätter aus Aluminium. Bei Diamant wurden die herkömmlichen Keiltretlager und Antriebe aus Stahl noch bis 1990 beibehalten. Generell ließ die Qualität der Anbauteile während der 80er Jahre nach. Ende der 80er Jahre wurden für die Rennräder auch Felgen vom französischen Hersteller Mavic sowie Vorderrad- und Hinterradnaben vom französischen Hersteller Maillard importiert. Aufgrund der veränderten Marktsituation bedingt durch die politische Wende wurden die Rennräder von Diamant vermutlich Mitte 1990 aus dem Sortiment genommen, das bislang jüngste bekannte Exemplar stammt aus dem II. Quartal 1990. Als Nachfolgemodell kann das Rennrad "Rubin" (Typ 35 715) gesehen werden.

Lackierung und Rahmendekor

Anfangs besaßen die Rahmen noch eine Metallic-Lackierung und ein Steuerkopfschild aus Aluminium. Das Rahmendekor mit den "Weltmeisterringen" am Sattelrohr und an der Vorderradgabel glich dem des Modells 35 701. 1964 wurden die Rennräder optisch überarbeitet und nunmehr zweifarbig lackiert. Dabei war der Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen hingegen farbig lackiert (wiederum Metallic-Lackierung). Neu war auch das Rahmendekor, das schon kurze Zeit später (Ende 1965/Anfang 1966) erneut geändert wurde. In diesem Erscheinungsbild wurden die Rennräder bis Ende der 70er Jahre ausgeliefert. Seit 1979 waren die Rahmen wieder einfarbig lackiert, das Dekor änderte sich erneut. Markant war hierbei der Aufkleber am Sattelrohr mit dem Aufdruck "RS", was oft fälschlicherweise als Typenbezeichnung angesehen wird. Ab 1986 verwendete man wiederum neue Rahmenaufkleber (chromfarben bzw. transparent). Am Oberrohr befand sich nun ein Aufkleber mit dem Schriftzug "Rennsport". Es blieb überwiegend bei der Metallic-Lackierung, doch Ende der 1980er Jahre gab es auch vermehrt Rennräder mit Uni-Lack. Für die Baujahre 1989 und 1990 sind auch wieder zweifarbig lackierte Ausführungen belegt. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung/Umwerfer
Halterung für Reflektor am Hinterbau
Sockel für Schalthebel am Unterrohr (nur bis ca. 1967)

Technische Merkmale